Streber, Engagierte und Außenseiter

Hallo,

leider weiß ich nicht recht, wo die Frage am besten aufgehoben ist…

Warum nehmen „Streber“ und Leute mit besonderem Engagement oft eine negativ besetze Außenseiterrolle ein?
Ist es im Studium wirklich so ungewöhnlich, dieses möglichst schnell abzuschließen? Warum werden gut informierte (wenn auch nur fachbezogen) Leute für verrückt erklärt? Warum regt man sich über Leute auf, die konstruktive Vorschläge machen? Warum nimmt man eine Sonderrolle ein, wenn man auf die Frage eines Dozenten antwortet und nicht wie die Mehrheit schweigt?

Wieso kommt es überhaupt zu dieser Außenseiterposition? Normalerweise provitiert man doch von diesen Menschen…

Wie geht man als engagierter Mensch mit den scheinbar desinteressierten Mitmenschen um? Sie „zwingen“ einen ja förmlich dazu, sich ihnen anzupassen… Es wird über die „Streber“ getratscht, gelacht, sich aufgeregt, den Kopf geschüttelt, geneckt usw. Zudem scheint man immer irgendwie im Mittelpunkt zu stehen.

Ich habe gehofft, an der Uni trifft man mehr engagierte Leute oder zumindest mehr Verständnis - dem ist aber anscheinend nicht so.

Gruß
Tato

Hi Tato

Warum nehmen „Streber“ und Leute mit besonderem Engagement oft
eine negativ besetze Außenseiterrolle ein?

Ich denke, das ist ein recht komplexes Phänomen, welches nicht nur durch EINE Erklärung befriedigt werden kann.
Meiner Ansicht nach spielt schon oft NEID eine Rolle dabei. Man neidet dem Streber sein Wissen, seine Spitzestellung usw.
Oftmals ist sie ja auch teuer erkauft, der Streber muss gleichsam dafür „bezahlen“, dass er vorne ist.
Nehmen wir als Beispiel nur mal den Friedrich Merz.
Sicherlich einer der intelligenteren Politiker, blickt zimelich durch in Wirtschaft usw., kann auch recht schnell denken und das Gedachte auf den Punkt formulieren.
Trotzdem sitzt er nicht in Merkels neuem Schatten-Kabinett. Warum wohl?
Die KOMPETENZ macht allein eben noch nicht den Streber aus, sondern er hat oft irgendetwas „Beflissenes“ oder „Klugscheißerisches“ oder sonstwie Provozierendes.
Gruß,
Branden

Hallo Branden,

Die KOMPETENZ macht allein eben noch nicht den Streber aus,
sondern er hat oft irgendetwas „Beflissenes“ oder
„Klugscheißerisches“ oder sonstwie Provozierendes.

Ich denke, die Kompetenz haben mehrere, doch sie behalten sie oft für sich. Menschen, die ihre Ideen, ihr Wissen aber auch ihre Fragen nach außen tragen werden kritisch beäugt - aber sollte das nicht als „normal“ angesehen werden?

Gruß,
Branden

Ich denke, die Kompetenz haben mehrere, doch sie behalten sie
oft für sich. Menschen, die ihre Ideen, ihr Wissen aber auch
ihre Fragen nach außen tragen werden kritisch beäugt - aber
sollte das nicht als „normal“ angesehen werden?

Durchaus, Tato. Und viele dieser sich-exponieneden Menschen sind mir sogar sympathisch oder zumindest interessant. Trotzdem scheint dem „Streber“ ja nicht gerade so viel Sympathie oder Wohlwollen entgegen zu kommen. Es muss wohl an der Art und Weise, wie er sich gibt, liegen.
Gruß,
Branden

Trotzdem scheint dem „Streber“ ja nicht gerade so viel
Sympathie oder Wohlwollen entgegen zu kommen.

Hmm… ja, der Begriff „Streber“ alleine ist ja schon negativ besetzt und wertet den engagierten Menschen irgendwie ab. Lassen wir daher das Wort Streber weg und ersetzen es durch „engagierte Menschen“.

Es muss wohl an der Art und Weise, wie er sich gibt, liegen.

Ich habe leider wenig (oder keine?) beliebte Engagierte kennengelernt - außer sie nehmen ohnehin eine Sonderstellung in der Gruppe ein z.B. Tutor - Student. Täuscht mein Eindruck?

Gruß
Tato

Es muss wohl an der Art und Weise, wie er sich gibt, liegen.

Ich habe leider wenig (oder keine?) beliebte Engagierte
kennengelernt - außer sie nehmen ohnehin eine Sonderstellung
in der Gruppe ein z.B. Tutor - Student. Täuscht mein Eindruck?

Nein, der täuscht nicht. Ich könnte mir dieses Phänomen auf mehrere Weisen erklären. Branden hat ja schon den Neid angesprochen, aber ich glaube, auch dieser Neid hat einen vorhergehenden Auslöser: das Gefühl der anderen, unzulänglich zu sein. Ein „Streber“ oder „engagierter Mensch“ löst das Gefühl aus, selbst den Ansprüchen nicht genügen zu können. Er legt innerhalb einer - nennen wir es mal- peer group die Meßlatte für bestimmte Leistungen höher, die ohne ihn schlicht und ergreifend niedriger wäre.
Dass das in einer sonst mediokren Gruppe nicht auf Gegenliebe stoßen kann, liegt auf der Hand, denn dann ist deine Einschätzung, dass alle von ihm profitieren, nicht richtig, eher im Gegenteil. Naja, das Ganze ist jetzt nicht als absolute Wahrheit anzusehen, das sind lediglich meine vorsichtigen Einschätzungen dazu.
Aber - was das eigentlich Schlimme ist - es gibt da auch diesen Typus Streber…diesen ganz bestimmten Typus…bei dem man ganz schnell merkt, dass er nichts kann, sondern nur „schwallt“. Der einen totlabert und am Ende kam doch nur heiße Luft raus. Ich glaube, bei diesem Typus brauchen wir uns über die Gründe seiner Unbeliebtheit nicht zu unterhalten…

Gruß, Dine

1 Like

hi tato,

menschen, die anders sind - rufen bei denen, die sich in dem moment minderwertig fühlen und es sich nicht eingestehen wollen - frust hervor.
im einen falle weil der andere mehr weiss oder sein wissen besser vermitteln kann, im nächsten falle weil ein mensch mehr geld hat, schöner oder begehrter ist, interessanter erscheint, komeptenter und was es sonst noch an millionen möglichkeiten gibt… im falles der von dir genannten fallen ihm dinge leichter und das kann das gegenüber nicht aushalten. oder wie auch oft genug ersichtlich - wenn jemand etwas bekommt, von dem der andere meint, ihm selbst würde es zustehen oder zumindest ebenfalls zustehen.

du erwähnst speziell menschen die mehr wissen oder dinge gut oder gar besser können.
im prinzip erinnert es mich an die menschen die sozial mies gestellt sind und sich sehr gerne auf die stürzen, die noch mieser dran sind - um sich selbst besser zu fühlen.

das abwerten eines menschen hat meiner ansicht nach in erster linie immer einen hauptgrund - sich selbst aufzuwerten.

wenn also jemand von anderen „geächtet“ wird, weil er über mehr wissen verfügt, muss der neider sein gefühl von minderwertigkeit irgendwie kompensieren - und fündig kann man immer werden - und wenns die optik ist oder weiss der himmel was.

ich bin ausserdem unsicher ob ein sog. streber (eigentlich müsste das ja von strebsam kommen vermute ich, was ja nicht negatives ist - aber der begriff streber soll wiederum abwerten - was mich vermuten lässt, das das wort streber wohl einst von neidern stammte. -
ein blender ist aus meiner sicht kein streber - hier wurde erwähnt, diese streber könnten in wahrheit nichts oder so ähnlich. finde ich nicht. jeder mensch hat makel und diese werden bei sog. strebern vom dritten nur überzeichnet, mehr nicht so ich meine.

nicht tolerieren zu können, das man selbst nicht so gut ist wie der andere - in einer oder mehereren dingen, aber dennoch in sich das wissen zu tragen, dass man dafür andere dinge besser kann - diese sichtweise haben glaube ich nur wenige menschen und beneiden nicht nur den anderen um das was er kann oder hat - sie brauchen im schlimmsten falle ein „gegengewicht“ mit dem sie die person von dem sockel herunterzerren, auf den sie ihn im geiste selbst stellen.

sich des eigenen wertes bewusst zu sein wäre sicher hilfreich, um diese üble art den zwischenmenschlichen umgangs unnötig zu halten.

ich frage mich an der stelle ob diese es eine typische deutsche art ist, anderen das zu neiden was sie sind, haben, können, wollen…
zumindest kommen mir deutsche an sich missgünstiger vor als andere nationalitäten/mentalitäten.

wenn das stimmt, wieso hat sich eine gesellschaft so entwickelt?
und kann man das wandeln und wenn wie? - denn es ist eine eklige
eigenheit so ich finde.

LG
nina

Es ist nicht schlimm, vorwärtskommen zu wollen.
Es ist nicht schlimm, etwas leisten zu wollen.
Es ist nicht schlimm sich zu engagieren.
Es ist nicht schlimm, erfolgreich sein zu wollen.

Schlimm ist nur, dies alles zum Nachteil Anderer zu tun.

Da fehlt mir ein Komma. Ups.
Pedantisch zu sein ist auch schlimm. Korrekt zu sein nicht.

:wink:

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

Dass das in einer sonst mediokren Gruppe nicht auf Gegenliebe
stoßen kann, liegt auf der Hand, denn dann ist deine
Einschätzung, dass alle von ihm profitieren, nicht richtig,
eher im Gegenteil.

Gut, aber der Engagierte könnte auch Wissen, Tipps, Vorschläge und auch allgemeine Informationen weitergeben.
In diesem Fall ging es nicht um „Gesülze“. Noch nicht mal um hervorragendes Wissen. Die engagierte Person ist einfach nur aktiv dabei und hat Informationen eingebracht, die normalerweise für jeden zugänglich sind, sofern man sich bemüht. Sie hätte auch schweigen und diese Informationen für sich behalten können.

Das alleine dieses Verhalten schon das erträgliche Maß an Engagement überschreitet hätte ich nicht gedacht.

Gruß
Tato

Hallo,

Schlimm ist nur, dies alles zum Nachteil Anderer zu tun.

Hast du dies in diesem Fall so wahrgenommen? Auch wenn ich solche Situationen kenne, denke ich nicht, das dies hier der Fall ist.

Gruß
Tato

Hallo,

menschen, die anders sind - rufen bei denen, die sich in dem
moment minderwertig fühlen und es sich nicht eingestehen
wollen - frust hervor.

Ja, das kann zutreffend sein.

du erwähnst speziell menschen die mehr wissen oder dinge gut
oder gar besser können.

In diesem Fall war die engagierte Person ist einfach nur aktiv dabei und hat Informationen eingebracht, die normalerweise für jeden zugänglich sind, sofern man sich bemüht. Ich hätte auch schweigen und diese Informationen für mich behalten können.

Das alleine dieses Verhalten schon das erträgliche Maß an Engagement überschreitet hätte ich nicht gedacht.

Wenn die Person sogar wirklich mehr weiß und sich intensiv einbringt, fällt sie noch mehr aus dem Rahmen.

Das jeder Mensch anders ist, ist klar. Doch ich hatte an der Uni auf etwas mehr Vertständnis gegenüber den Engagierten gehofft…

Auf den Rest deines Beitrags antworte ich morgen. Mich überkommt grad die Müdigkeit…

Gruß
Tato

Hi Tato,
es gibt einen Unterschied zwischen einem „Genie“ und einem „Streber“. Nicht alle Genies sind Streber und schon gar nicht alle Streber sind Genies.

Da Streber jedoch dazu neigen in erstere Kategorier gezählt werden zu wollen, liegt die Außenseiterrolle nahe, oder nicht?

Gruß
jartUl

Hallo Tato
Wenn ich so drüber nachsinne, komme ich zu der Empfindung, dass doch ein großer Unterschied zwischen dem ENGAGIERTEN und dem STREBER besteht. Vielleicht liegt ein wichtiger Aspekt im Verhalten zu seinen Mitmenschen. Der Streber schaut irgendwie nicht nach links oder rechts, sondern zieht sein Ding durch, während der Engagierte sich ja meist für Menschen oder für eine Sache engagiert.
Gruß,
Branden

Hallo Branden,

Wenn ich so drüber nachsinne, komme ich zu der Empfindung,
dass doch ein großer Unterschied zwischen dem ENGAGIERTEN und
dem STREBER besteht.

Ja, sicher. Ich meinte jedoch eher den Engagierten oder eine Mischform davon… Es gibt ja nicht für alles eine „Begriffsschublade“. Andere mögen das wieder anders sehen. Ich meine einen Menschen, der auch nach links und rechts schaut, aber auch seine Sache durchziehen kann, um sich nicht abhängig zu machen.
Trotdem sind Engagierte anscheinend an der Uni nicht gern gesehen - von den Professoren sehr geschätzt, von den Kommilitonen kritisch beäugt (WARUM?). „Streber“ und „Schleimer“ kommen auch bei den Dozenten schlecht an…

Gruß
Tato

Hi, naja…

Kooperation ./. Ellbogengesellschaft

Wenn ich ein Ziel erreichen will, brauch ich dafür u.U. fremde Hilfe und darf mich dann vor Gegenhilfe nicht scheuen, bzw. auchmal zu riskieren, dass ich von jmd., dem ich half, nichts zurückbekomme. In der Wirtschaft heißt das Fehlinvestition. Aber das gehört dazu und ist mal eben so wegzustecken.

Ich bin ein Streber, wenn ich den Lehrern (kenne keine Dozenten mangels Studium :wink: ) in den Arsch krieche und meine Kameraden zu meinem eigenen Vorteil herabsetze oder mir anderweitig auf unlautere Weise Vorsprünge verschaffe.

Ich bin kein Streber, wenn ich bereit bin, mein Wissen auch mit anderen zu teilen, wenn es mir selbst nicht schadet und das tut es beim Lernen/Studium wohl nicht.

HM

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo

Auf SPIEGEL-Online gab es vor ein paar Monaten mal einen Artikel, der
aussagte, dass das Phaenomen „Streber“ etwas typisch deutsches sei
und dass es kein z.B. englisches Wort gebe, das genau dies bedeutet,
was wir unter ‚Streber‘ verstehen. In England oder Amerika soll das
Haenseln und Isolieren der Klassenbesten bei weitem nicht so
ausgepraegt sein wie in Deutschland, wo es dann auch seinen Teil zur
deutschen Bildungsmisere beitrage.

Gruss, Tychi

Hi Tato!

Trotdem sind Engagierte anscheinend an der Uni nicht gern
gesehen - von den Professoren sehr geschätzt, von den
Kommilitonen kritisch beäugt (WARUM?). „Streber“ und
„Schleimer“ kommen auch bei den Dozenten schlecht an…

Von den Professoren geschätzt, klar. Natürlich bringen Engagierte nen Kurs voran. Aber wenn sie dann von den Kommilitonen kritisch beäugt werden, dann aus dem Grund, den ich oben schonmal angeführt hab. Mal ehrlich: wie gut kennt man sich innerhalb eines Seminars? Kommt natürlich auf den Studiengang an, ich kann aber von mir zumindest sagen, dass ich in vielen Kursen (nicht Vorlesungen!) mit durchschnittlich ca. 70 (Spitzenzahl war 129) Leuten sitze. Einige kennt man flüchtig, einige etwas besser, aber die große Masse ist einem doch so unbekannt wie die Leute, die eine auf nem Weihnachtsmarkt über den Haufen rennen.

Und wenn dann da einer im Kurs sitzt, der sich ständig meldet, dann habe ich (aus Mangel an Kenntnis seiner Motive und seines Charakters) erstmal nicht das Gefühl, dass er das für den Kurs tut, sondern eher für sich selbst. Und wenn du dann noch davon ausgehst, dass der größte Teil so eines Kurses nicht wie wir mal darüber reflektiert, sondern denjenigen dann eher abstempeln, dann erklärt sich das kritische Beäugen von selbst.
Ich will damit nicht sagen, dass das richtig ist oder fair, ich sag nur, dass man von Menschen im Allgemeinen nicht zu viel erwarten darf, was ihre Sorge und ihr Reflexionsvermögen im Bezug auf andere angeht.

Gruß, Dine

soziale Kompetenz
Hallo,

Warum nehmen „Streber“ und Leute mit besonderem Engagement oft
eine negativ besetze Außenseiterrolle ein?

weil diese Menschen oft soviel Energie in die Sache investieren, daß sie keine Energie mehr für die rein menschliche Interaktion haben.
Weil sie dadurch oft verkrampft und unlocker wirken.

Diese Außenseiterrolle ist nicht nur auf das besondere Engagement zurückzuführen, daß wäre eine zu einseitige Betrachtung. Es gibt schliesslich genügend Gegenbeispiele.

Auf die Uni bezogen ändert sich das übrigens spätenstes im Hauptstudium, weil viele der allzu lockeren bis dahin ausgesiebt werden, sich die Verhältnisse sowohl von Qualität als auch Quantität also verschieben. Außerdem haben die allzu verkrampften meist bis dahin dann auch endlich gemerkt, daß man auch mal „Fünfe gerade sein lassen“ kann und muß.

Gruß,

Malte

Hi,

ich habe es bisher nicht so erlebt, dass per se alle, die sich engagieren, abgestempelt werden und als Außenseiter enden.

Eher war es meistens so, dass sich bestimmte Leute von selbst abgekapselt haben und ihr Ding durchgezogen haben - und dabei völlig den Anschluss an ihr Umfeld verloren haben.

Unter den „Beliebten“ gab es sowohl Engagierte wie nicht-Engagierte, unter den „Unbeliebten“ auch, darum kann ich deine Beobachtung nicht teilen.

Gruß
Cess