Auch hier wieder das gleiche Problem. Sollen diese Waffen nun
verboten werden, weil sie „unmenschlich“ sind? Oder zählt
allein die Frage militärischen Nutzens?
Es ist eher eine Abwägung zwischen militärischem Nutzen und den Auswirkungen. Und da muss man ganz klar sagen, dass die Geschichte gezeigt hat, dass diejenigen Waffen eingesetzt werden, deren militärischer Nutzen die Nachteile der Auswirkungen überwiegt. Ansonsten wäre es nicht zu einem Atomwaffeneinsatz gegen Hiroshima oder Nagasaki gekommen. Und auch der Chemiewaffeneinsatz im 1. Weltkrieg und im 1. Golfkrieg wäre andernfalls nicht denkbar gewesen.
Militärisches Handeln ist pragmatisch und an den realen Erfordernissen orientiert.
Und wenn wir dann mal bessere B-Waffen haben scheißen wir was auf :irgendwelche Konventionen und das ist dann auch in Ordnung, weil wir :die Wirkung dann ja zu unserem militärischen Zweck begrenzen
können.
Wenn die Auswirkungen tatsächlich berechen- und begrenzbar sind und man davon ausgehen kann, dass die Gegenseite nicht entsprechend reagieren kann würde ich auf Grund der Lehren der Geschichte ganz klar davon ausgehen, dass sich die entsprechend „überlegene“ Seite zu so einem Einsatz entschließt, wenn sie daraus entsprechende Vorteile ziehen kann. Von etwas anderem auszugehen wäre wohl naiv.
Und wo ist da der grundsätzliche Unterschied zu Streubomben?
Streubomben sind ein effektives konventionelles Mittel Ansammlungen weicher Ziele des Gegners zu zerschlagen. Und etwaige Blindgänger haben darüber hinaus eine militärisch nutzbare sperrende oder hemmende Wirkung auf die Bewegungen des Gegners (aber natürlich auch auf die eigenen).
Wo machen die Unterschiede, vor allem nach dem Krieg, wo ihre
Hinterlassenschaften sich gar nicht mehr gegen militärische
Ziele richten können. Siehst du die Parallele immer noch
nicht?
„Nach dem Krieg“ ist während eines Krieges aber nunmal grundsätzlich egal. Wenn es um dein Überleben geht machst du keine Pläne darüber, in welcher Farbe du nach dem Krieg deine Hausfassade streichst.
Wie bereits gesagt: Die Bedürfnispyramide gibt vor was einen interessiert.
Sind die Folgen für die geschützten Personen tolerabel oder sind die
Auswirkungen so gravierend, dass sie als militärisches Mittel
verboten werden sollten - zum Schutz von Zivilisten, wie viele
ABC-Waffen wie Angriffe auf unverteitdigte Städte usw.?
Ich versuche es dir nochmal zu sagen: In einem Krieg zählen militärische Ziele - nichts anderes! Und das schreibe ich nicht, weil ich das toll finde, sondern weil uns das die Geschichte der letzten 100 Jahre gezeigt hat. Zivilisten sind ganz pragmatisch gesehen in Bereichen in denen gekämpft wird nur eine Belastung. Und kein militärischer Führer kann es sich erlauben zugunsten von Zivilisten eines seiner Mittel nicht einzusetzen, wenn er dadurch einen schwerer wiegenden militärischen Auftrag in Gefahr bringt.
Wenn du tatsächlich der Meinung bist, im HVR kann ohnehin zum
Schutz der Bevölkerung nur das verboten werden, was
militärisch sowieso ineffektiv ist, dann wäre das HVR eine
bloße Lachnummer.
Nein, eine Lachnummer ist es sicherlich nicht, aber es ist nunmal nicht absolut effektiv und kann es auch nie sein. Das HVR (früher wurde es eigentlich sinniger Weise mal Kriegsvölkerrecht genannt) ist ein (bindender) Appell an den gesunden Menschenverstand des Einzelnen und eine Verpflichtung für alle Staaten, aber die Unmenschlichkeit des Krieges lässt sich halt nicht durch ein paar Abkommen abschaffen.
Und das das HVR eben regelmäßig in bewaffneten Konflikten nicht befolgt wird zeigen eben „My Lai“ oder „Srebrenica“. Trotzdem ist es gut und wichtig es zu haben, solange sich auch nur ein einziger Kombattant daran hält.
Das HVR hat sich nicht entwickelt, weil irgendwelche schlauen Politiker oder Rechtswissenschaftler gemeinsam einen Joint geraucht haben und geniale Zukunftsvisionen des „humanen Krieges“ zusammengesponnen haben, sondern es ist direkt aus Erfahrungen von Kriegen hervorgegangen und hat sich bewährt. Man kann sagen es kommt von Soldaten und ist für Soldaten.
Mir ist allerdings kein Landkonflikt bekannt in dem keine Anti-Personenminen oder sonstige entsprechende Sprengsätze eingesetzt wurden. Und auch das die Bundeswehr keine Anti-Personenminen oder Atomwaffen hat heißt ja nicht, dass man den Zünder einer Panzerabwehrmine verändern könnte oder innerhalb von einer Minute aus einer Handgranate und einem Stolperdraht eine ähnlich effektive Sprengfalle bauen kann. Und bekannterweise gibt es da auch immernoch die „nukleare Teilhabe“ und deutsche Tornados, die amerikanische Atomwaffen ins Ziel bringen können.
Krieg ist nicht human und im Krieg verlässt man sich definitiv nicht darauf, dass der Gegner schon fair spielen wird, wenn man nur fest daran glaubt.
Gruß Andreas