Struktur der Langzeitarbeitslosen

Hallo Allerseits,

in einer Diskussion im Brett Allgemeine Nachrichten geht es um den Einsatz von Langzeitarbeitslosen in der Pflege. Hier treffen unterschiedliche Vorstellungen über Langzeitarbeitslosen aufeinander. Der Eine sieht ältere, kranke und behinderte Arbeitslose. Der Andere sieht den saufenden und rauchenden, faulen, vor der Glotze hängenden Arbeitslosen in dritter Generation.

Wie sieht es in Realität aus. Wie sieht die Struktur der Langzeitarbeitslosen aus? Wie hoch ist der Anteil derer, die nie richtige gearbeitet haben? Oder wie hoch ist der Anteil derer, die längere Arbeitsperioden vorweisen können, und die durch Riskofaktoren daran gehindert werden, neue Arbeit zu finden?

Gruß
Carlos

/t/alg2-empfaenger-in-der-pflege-von-demenzkranken/4…

Hallo Allerseits,

Wie sieht es in Realität aus. Wie sieht die Struktur der
Langzeitarbeitslosen aus? Wie hoch ist der Anteil derer, die
nie richtige gearbeitet haben? Oder wie hoch ist der Anteil
derer, die längere Arbeitsperioden vorweisen können, und die
durch Riskofaktoren daran gehindert werden, neue Arbeit zu
finden?

Die, die nie „richtig“ gearbeitet haben, tauchen in der Langzeitarbeitslosigkeits-Statistik evtl. gar nicht auf,
weil Sie noch nie einen Anspruch auf Arbeitslosengeld
hatten bzw. dieses beziehen konnten, fallen daher evtl nicht unter
die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Das müßte aber noch mal
geprüft werden, ich bin mir da nicht mehr so sicher, da sich die
Erhebung über die Jahre auch geändert hat.
Evtl. muss man hier andere Quellen nehmen, evtl. frühere Sozialhilfe-Empfänger, jetzt Hartz4…

Und wenn Du es richtig kompliziert haben willst,
darfst Du noch diejenigen rechnen, die arbeiten wollen, aber nicht
können, weil sie von vorneherein für sich keine Chance sehen und
sich „zurückziehen“ (und evtl. vom Einkommen in der Familie zu leben), aber auch kein Hartz4 oder sonstige Unterstützungsleistungen beantragen. Stichwort: „Stille Reserve“

Konkrete Informationen kann man evtl. über das Statistische Bundesamt bekommen oder auch über das Institut für Arbeit und Berufsforschung (IAB - Forschungsinstitut der Bundesagentur).
Die Gewerkschaften, Parteien (v.a. deren Forschungsinstitute) haben u. U. darüber auch Daten.

Veröffentlichungen (u.a.) kann man z.B. kostenlos über die Bundeszentrale für politische Bildung beziehen. Meine Unterlagen sind leider zu alt, um hier noch konkrete Aussagen machen zu können.

Ich hab hier nur zwei Publikationen auf die Schnelle gefunden,
die aber auch schon 6 bzw. 7 Jahre alt sind:

http://ftp.iza.org/dp680.pdf
(Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, Bonn

http://doku.iab.de/beitrab/2002/beitr250_205.pdf
Institut für Arbeit und Berufsforschung (IAB)

gruss,
vordprefect

Hallo vordprefect,

Danke für deinen Beitrag ich hatte schon befürchtet, überhaupt keine Reaktion zu erhalten. Die Links sind interessant, führen aber leider nicht weiter. Mir geht es darum herauszufinden, warum Mensch langzeitarbeitslos sind. Überspitzt geht es darum, ob man der Behauptung „die Langzeitarbeitslosen sind alles Sozialschmarotzer“ Fakten entgegensetzen kann. Ich habe versucht etwas dazu zu ergoogeln, aber Nichts gefunden.

Die, die nie „richtig“ gearbeitet haben, tauchen in der
Langzeitarbeitslosigkeits-Statistik evtl. gar nicht auf,
weil Sie noch nie einen Anspruch auf Arbeitslosengeld
hatten bzw. dieses beziehen konnten, fallen daher evtl nicht
unter
die Statistik der Bundesagentur für Arbeit…

Doch! Der Gag an der Hartz4-Reform war ja, das jeder prinzipiell arbeitsfähige nun ALG2 erhält und von der Arge betreut wird.
Deswegen machten die Arbeitslosenzahlen nach Einführung der Reform erst mal einen Sprung nach oben.
Gruß
Carlos

Hallo Carlos

Danke für deinen Beitrag ich hatte schon befürchtet, überhaupt
keine Reaktion zu erhalten. Die Links sind interessant, führen
aber leider nicht weiter.

Schade… :wink:

Mir geht es darum herauszufinden,
warum Mensch langzeitarbeitslos sind. Überspitzt geht es
darum, ob man der Behauptung „die Langzeitarbeitslosen sind
alles Sozialschmarotzer“ Fakten entgegensetzen kann.

Ich denke, damit tust Du der Mehrheit der Langzeitarbeitslosen
unrecht und dies ist das Bild, mit dem gern Stimmung gemacht wird („Sozialmissbrauch“). Neuerdings gibts in der Kategorie auch
eine Serie bei einem privaten Sender, der hier in die gleiche
Kerbe haut - in meinen Augen komplett daneben.

Die Arbeitslosenstatistik sammelt leider nur Zahlen und
wenig Hintergrundinformationen.

[…]

fallen daher evtl nicht unter die Statistik
der Bundesagentur für Arbeit…

Doch! Der Gag an der Hartz4-Reform war ja, das jeder
prinzipiell arbeitsfähige nun ALG2 erhält und von der Arge
betreut wird.

Ja stimmt. Da wurde ja die Sozialhilfe und die Arbeitslosenhilfe
in einen Topf geworfen. Aber ich merke schon, daß ich in meinem
früheren Studienschwerpunkt nicht mehr wirklich fit bin.

Deswegen machten die Arbeitslosenzahlen nach Einführung der
Reform erst mal einen Sprung nach oben.

Da gab es früher schon immer wieder bei der Neufassung von Gesetzen Änderungen und Verschiebungen etc.

Gruß
Carlos

gruss,
vordprefect

ob man der Behauptung „die Langzeitarbeitslosen sind
alles Sozialschmarotzer“ Fakten entgegensetzen kann

Ich stelle mir schon seit längerem die Frage wie man überhaupt ein ganzes Jahr arbeitslos sein kann? Es gibt hier Kreise mit 2% Arbeitslosenquote, das heißt massivem Mangel an Arbeitskräften.

Wie kann es sein dass bei uns in der Firma Leute arbeiten, die so gut wie kein Deutsch sprechen, die Ossis aber behaupten sie würden keinen Job finden.

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Hallo Tobi,

Ich stelle mir schon seit längerem die Frage wie man überhaupt
ein ganzes Jahr arbeitslos sein kann? Es gibt hier Kreise mit
2% Arbeitslosenquote, das heißt massivem Mangel an
Arbeitskräften.

Kreise mit 2% Arbeitslosenquote? Wo sind sind die und wie groß ist deren Kapazität? Wenn es irgendwo hinter dem Schwarzwald einen versteckten Kreis mit 30.000 Einwohner. Würden da auf gut Glück 1000 Ossis hinziehen, würde die Arbeitslosenqoute auf 8% hochgehen.

Wie man ein ganzes Jahr arbeitslos sein kann? Ganz einfach!
Stell dir vor, du bist über 50, schwerbehindert oder chronisch krank oder eine Kombination davon. Selbst wenn du eine an für sich gefragte Ausbildung hättest, wirst du es auf dem Arbeitsmarkt sehr schwer haben.
/t/muss-ein-schwerbehinderter-jede-arbeit-annehmen/4…

Gruß
Carlos

1 Like

Hallo vordprefect,

Überspitzt geht es
darum, ob man der Behauptung „die Langzeitarbeitslosen sind
alles Sozialschmarotzer“ Fakten entgegensetzen kann.

Ich denke, damit tust Du der Mehrheit der Langzeitarbeitslosen
unrecht und dies ist das Bild, mit dem gern Stimmung gemacht
wird („Sozialmissbrauch“).

ICH TUE DER MEHRHEIT DER LANGZEITARBEITSLOSEN UNRECHT?
Sieht es so aus, als würde ich eine solche Position vertreten.
Ich bin schockiert. :wink:

Gruß
Carlos

Hallo,

(…)

Ich stelle mir schon seit längerem die Frage wie man überhaupt
ein ganzes Jahr arbeitslos sein kann? Es gibt hier Kreise mit
2% Arbeitslosenquote, das heißt massivem Mangel an
Arbeitskräften.

Sagen wir mal 4%. Solche Gegenden gibt es in ganz Süddeutschland.
Massiver Mangel an Arbeitskräften und Arbeitslosigkeit schliessen sich nicht gegenseitig aus. Man kann ja nicht jeden für alles nehmen.
Das muss schon irgendwie zusammenpassen, und die Qualifikation ist nur eines der Kriterien.
Würdest du einen arbeitswilligen Kranführer als Schweisser einstellen?

Gruss,
TR

Sagen wir mal 4%. Solche Gegenden gibt es in ganz
Süddeutschland.

In meinem Heimatkreis sind es 2,3%.

Massiver Mangel an Arbeitskräften und Arbeitslosigkeit
schliessen sich nicht gegenseitig aus. Man kann ja nicht jeden
für alles nehmen.

Bei 2,3% hat man quasi nur noch Übergangsarbeitslosigkeit. Zudem sehe ich keinen Anspruch darauf unbedingt in seinem erlernten Job arbeiten zu dürfen. Wird beim Kunsthistoriker auch ziemlich schwierig.

Aber dümmliche Jobs als Produktionshelfer oder Regaleinräumer gibt es hier überall.

Das muss schon irgendwie zusammenpassen, und die Qualifikation
ist nur eines der Kriterien.

Wie macht das der Absolvent der Kunstgeschichte? Da passt ja gar nix zu seinen Vorstellungen?

Hi Tobi,

(…)

Aber dümmliche Jobs als Produktionshelfer oder Regaleinräumer
gibt es hier überall.

Arbeitslose aber willige Kunsthistoriker, Ärzte, Bereichsleiter, Kranführer, …, werden eher nicht dafür genommen, selbst wenn sie es noch so wollen.

In dem Punkt, dass man sich nicht auf seinen erlernten Beruf versteifen sollte, sind sich wohl die meisten Leute einig. Aber die ganz grobe Richtung (intellektuell, praktisch, anpackend, diplomatisch,…) und vor allem das Gehaltsgefüge sollte schon vergleichbar sein.

Gruss,
TR

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Hallo Carlos,

Kreise mit 2% Arbeitslosenquote? Wo sind sind die und wie groß
ist deren Kapazität? Wenn es irgendwo hinter dem Schwarzwald
einen versteckten Kreis mit 30.000 Einwohner. Würden da auf
gut Glück 1000 Ossis hinziehen, würde die Arbeitslosenqoute
auf 8% hochgehen.

So schnell wohl nicht… :smile:
Im Kreis meiner Heimatstadt (Biberach/Riss) betrug die Arbeitslosenquote 2,8 %. Die Kreisstadt hat ca. 30.000 EW,
der Kreis hat ca. 188.000 EW inkl. Kreisstadt)

Wenn Du eine detaillierte Statistik suchst:
http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/…

gruss,
vordprefect