Hi
Mir hat man vor ein paar Jahren noch erzählt, das Studium sei die schönste Zeit des Lebens. Davon habe ich leider nicht viel mitbekommen.
Auch die angeblichen Anforderungsschwankungen sind an mir vorbeigegangen. Der Anspruch war relativ gleich und der Arbeitsaufwand steigert sich eben jedes Jahr.
Das Studium ist nicht Hölle - kann es sein, aber nicht grundsätzlich. Man muss keine Angst vor dem Studium haben, wenn man etwas erreichen will und sich ransetzt ist es schaffbar. Es wird nur nicht immer leicht.
Die Gründe warum es nicht leicht ist können sehr unterschiedlich sein.
Bei meinem Fach Sinologie liegt es daran, dass der Arbeitsaufwand sehr hoch ist.
Man muss wirklich ununterbrochen lernen um zu BESTEHEN und zwar mit 4, nichts mit letzte Minute, jede Woche, mindestens jeden zweiten Tag, sonst Sense. Und das sind nur die Sprachkurse, dazu kommen ja noch Seminare und Vorlesungen, die vorbereitet und geprüft sein wollen. Übersetzungen für Hausarbeiten u.ä. koste mehr Zeit, als wenn man sich nur auf Literatur und Denken beschränken kann oder eine Sprache hat, die man nach 2-3 Jahren locker runterlesen kann - wie Englisch und Französisch z.B… Bei Chinesisch ist das nicht möglich.
Wir absolvieren auch mehr Stunden als Studenten anderer Fächer, das ist bei uns so in der Studienordnung verankert. Klingt nicht fair, ist es auch nicht, aber andererseits muss man das Zeug lernen, bis auf einen Kurs fällt mir keiner ein, der Überflüssig wäre.
Das Problem ist, dass wir nicht genug Zeit haben. 6 Semester um Chinesisch zu lernen ist einfach lächerlich. Das merkt man auch im internationalen Vergleich: Möchte ich an einer anderen Uni Sinologie studieren, im Ausland, dann wird mein BA nicht anerkannt und ich muss entweder 2 Semester nachstudieren oder eine schwere Prüfung machen.
Der Arbeitsaufwand ist bei uns so hoch, dass es auch keine Parties o.ä. gibt, und wenn, dann sind sie extrem schlecht besucht. Das wirkt sich auch negativ auf das Gemeinschaftsleben aus.
In anderen Fächern gibt es festen Zusammenhalt, Lerngruppen etc. Und die meisten kennen sich - bei uns kennt man sich nur flüchtig, wenige Leute und es ist alles sehr kurz befristet, kaum Lerngruppen.
Ein großes Manko sehe ich bei der Anwesenheitspflicht. Die macht zusätzlichen Druck schon wenn man nur mal ne Grippe hatte. Die Zeiteinteilung ist zerstört und man sitzt teilweise völlig nutzlos in langweiligen Vorlesungen herum, deren Stoff man kennt, weil es entweder alt, Wiederholung ist oder weil der Dozent aus dem Buch vorliest, das man zur Stunde lesen sollte.
Der Sinn eines Studiums ist eigentlich auch, zu lernen wie man selbstständig lernt und sich organisiert. Dadurch, dass man seine Zeit kaum noch einteilen kann (was sich tiefgreifend aufs Privatleben auswirkt) ist das nicht möglich. Man geht quasi weiter zur Schule.
Ein anderes Problem steht die Bürokratie und schlampige Verwaltung da.
Dozenten sind nie erreichbar, in den Prüfungszeiten sind sie grundsätzlich im Urlaub- und zwar alle gleichzeitig. Zeitenwerden am selben Lehrstuhl nicht abgestimmt und Kurse finden gleichzeitig statt, die beide im selben Semester verpflichtend sind…
Niemand leistet Unterschriften, Punkteverteilungen sind unklar und werden falsch eingetragen, Arbeiten gehen ständig verloren etc.
Wenn dann viel zu Enge Fristen kommen (z.B. bei der B.A. ANmeldung jetzt habe ich 2 Wochen Zeit um zu 5 Ämtern/Fakultäten/Behörden zu laufen um insgesamt 26 Unterschriften und Stempel zu sammeln, die natürlich nicht von den selben Personen vergeben werden) geht der Stress erst richtig los.
Tjaaaa, und wenn man bei dem ganzen nicht nur „Hauptsache durch“ kommen willen, sondern (z.B. wegen eines NC auf dem Master) GUTE Noten schreiben muss und möchte, dann arbeitet man sich wirklich tot.
Dieses Semester hat zwei meiner Kommilitoninnen das Burn Out Syndrom erwischt. Eine mit 24, die andere mit 27. Super.
und wenn ich mir die nächsten Abis angucke… glaube ich wir steuern einer Generatio Burn-Out entgehen.
Von daher: Alle Macht den Streikern!
lg
Kate