Suizid des Terrorverdächtigen D. Al-Bakr in JVA Leipzig

Hallo,

zur Aufwärmung sollte ggf. hierzu Syrer mit Verdienstorden auszeichnen? gelesen werden, falls nicht bereits geschehen, da man sich dort in einem grösseren Teilthread mit der Thematik auseinandersetzte.

Warum eigentlich soll die „sächs. Politik“ - in persona btw ausschliesslich CDUler - verantwortlich sein, wenn der Anstaltsleiter ohne entsprechendes O.K. der behandelnden/betreuenden Psychologin keine zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen anordnen konnte?

Er hätte das vorläufig tun können, wenn Al-Bakr plötzlich (nach der letzten Einschätzung der P.) akute Anzeichen von Suizidgefährdung gezeigt hätte. Bspw. durch einen Versuch, der Drohung damit, völligem Ausrasten usw. usf.

Ich habe den Eindruck, dank lückenhafter und weitgehend kenntnisloser Berichterstattung, aufgeheizt von der pol. Opposition, schlicht jemand für den Scheiterhaufen gesucht wird. Möglichst ein Ministeropfer, weil der Bauer schon Teil des nach „Blut gierenden“ Volkes ist.

„Bringt uns den Hexer, damit wir ihn richten können“ hätte wohl früher der gewöhnliche Pöbel aka Mob gerufen. Oder eben „Volks-fah-rräder“ :stuck_out_tongue_winking_eye:.

Ist der erzürnte Bürger sauer, weil ihm ein (mutmaßlich) Schuldiger die „gerechte Bestrafung“ verwehrte, weil „sowas einfach nicht passieren darf“ oder weil die Hoffnung auf weiterverwertbare Aussagen begraben werden muss? Geht es um Sachsen-Bashing, um Verantwortlichensuche oder um die naive Vorstellung, dass schliesslich immer einer Schuld gehabt haben muss?

Die Vernunft scheint ja schon Opfer geworden zu sein. Folgt nun der Ruf nach speziellen Regelungen, die die Grundrechte für Terrorverdächtige mehr beschneiden als für „normale, mutmaßliche“ Mordgesellen? Nur für Muslime oder für alle? Oder ist die Rechtslage zum Vollzug doch ausreichend?

Hier btw ein Interview mit einer echten Experten, deren Spezialgebiet auch betroffen ist:

Gruß
vdmaster

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Ratzfatz und schon ist der Ruf da bzw. erhört:

„andere Maßstäbe“ … „geprüft werden, ob Gesetze und Vorschriften angepasst werden müssten“ …

Nach den Selbstmorden in Stammheim trat der zuständige Minister umgehend zurück:


Wie berichtet wird, wies die Haftrichterin auf Selbstmordgefahr hin, und der Häftling befaßte sich mit steckdosen und Glühbirnen. Ganz aus heiterem Himmel kam das also auch nicht…

Noch eine Ergänzung: https://www.youtube.com/watch?v=2oTGdBKwzfU ab 1:15

Öfftl.-rechtl. "Qual"itätsjournalismus vom Feinsten. :unamused:

Erneut die Vita der Psychologin Meischner-Al-Mousawi: https://www.justiz.sachsen.de/kd/content/601.htm

Die „so junge“ und „so unerfahrene“ Psychologin ist ca. Mitte 40 und immerhin 15 Jahre lang für die JVA Leipzig zuständig. So ein „Ärger aber auch“, dass sie es in ihrer Laufbahn noch nicht mit viel mehr „islamistischen Terroristen“ zu tun hatte. :angry:

Sachsen-Bashing ist zu viel gesagt, aber die Staatsapparate in Sachsen geben ja nun (wohl auch objektiv gesehen) seit langer Zeit immer wieder keine gute Figur ab, auch um den Fall Al-Bakr herum.
Das wird nun alles in einen Topf geworfen.

Da auch mein Berufsgebiet dabei betroffen ist (Suizidalitäts-Einschätzungen muss ich ja auch hin und wieder treffen, wenn auch nicht als Gutachter, der nach bestimmten Formalien vorgehen muss), erlaube ich mir die Aussage, dass die Psychologin da ein wenig das Spiel ‚ein Krähe hackt der anderen kein Auge aus‘ spielt.

  • "Das kann immer passieren" ist banal. Die Fehleinschätzung ist passiert, nun muss überlegt werden, warum sie passieren konnte.

  • "Man kann einem Menschen nicht in den Kopf hineinschauen" ist in dem Zusammenhang fast eine Frechheit, weil es hier gar nicht darum ging, denn es lagen genug objektive Hinweise auf Suizidalität vor: die Hochrisikosituation ersten Hafttage, der Hungerstreik, das Wissen, dass ein Selbstmordattentäter (das war doch geplant, oder?) seinen Suizid zumindest gedanklich schon durchgespielt hat (das ist der Suizid-Risikofaktor schlechthin), usw.
    Ob das alles reicht, damit rechtsstaatlich die entsprechenden Maßnahmen umgesetzt werden können, ist eine andere Frage, die ich aus der Ferne auch nicht beantworten kann. Aber um ein lapidares „nicht in den Kopf hineinschauen können“ ging es hier sicher nicht. Das ist einfach nur eine billige Ausflucht.

  • "aus einer anderen Kultur kam". Eben, aus einer „Kultur“, in der der politische Suizid gerade stark in Mode ist. Damit meine ich jetzt gar nicht den islamischen Kulturkreis insgesamt, sondern konkret die islamistische Selbstmordattentäter-Szene. Potentielle Selbstmordattentäter werden bei ihrem „Training“ ja bekannterweise auch darauf trainiert, diesen letzten (sonst so schwierigen) Schritt zum Suizid gehen zu können. Wenn das kein objektiv feststellbarer Hochrisikofaktor ist, dann weiß ich auch nicht mehr. Da muss ich keinem ‚in den Kopf schauen können‘.

  • "Dolmetscher". Auch eine billige Ausflucht, gerade vor dem Hintergrund, dass der Anstaltsleiter eingeräumt hat, dass sie gar keinen auftreiben konnten.

  • "Sehr schwierig wird es auch mit der Einschätzung, wenn man einen Menschen nicht länger kennt, also keinen Vorlauf hat." Eine Binsensweisheit, die aber speziell mit Al-Bakr gar nichts zu tun hat, sondern eben eine generelle Schwierigkeit bei der Begutachtung von neuen U-Häftlingen darstellt.

Dazu kommen ebenso seltsame Aussagen des Anstaltsleiters:

  • Auch Jacob sagte, es sei im Vorfeld keine akute Suizidgefährdung bei Jaber A. festgestellt worden. „Er war ruhig, er war sachlich.““. Wie dumm ist das denn? Ruhe und Sachlichkeit ist nicht nur sicher kein Indiz für die Abwesenheit von Suizidalität, sondern eine „Ruhe vor dem Sturm“ ist sogar ein typisches Merkmal bei vielen Suiziden.

  • Jakob räumte aber auch ein, dass sich A. im Hungerstreik befand und in seinem Haftraum eine Lampe aus der Decke gerissen und eine Steckdose manipuliert hatte. Dies habe man aber als Vandalismus eingestuft.“
    Er war also „ruhig und sachlich“? Aha.
    Ja, was denn nun?

  • Die Zusammenlegung mit anderen Inhaftierten sei ausgeschieden, da eine Fremdgefährdung durch A. nicht auszuschließen gewesen sei.
    Aber eine Selbstgefährdung war schon auszuschließen, oder wie? Wurde diese Fremdgefährdung denn überhaupt genauso psychologisch begutachtet wie die Selbstgefährdung oder wurde sie von der Anstaltsleitung mal eben so angenommen?

Gruß
F.

Wie ich sehe, gehst Du auf meine gezielt gestellten Fragen nicht ein.

Schon mal überlegt, dass der Minister nicht zurücktrat, weil die RAFler sich umbrachten, sondern weil sie es tls. mit eingeschmuggelten Schusswaffen machen konnten? :smirk:

Das im angeblich sichersten Knast in Deutschland, während zeitgleich ihre Freilassung von anderen Terroristen erpresst wurde …

Ein Suizid ist im Islam verboten. Das hat kein geringerer als Mohammed so entschieden. Kommt also von „ganz oben“: http://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/suizid-im-islam--eine-suende-fuer-die-hoelle-7100502.html

Auch im Islam keine Regeln ohne Ausnahmen (die dann freilich als „etwas ganz anderes“ verkauft werden).

Gruß
F.

Hallo,

Die Entscheidungsverantwortung lag beim Anstaltsleiter. Nach was wird der eigentlich bezahlt? Mit wie viel lässt der sich die Verantwortung, die er angeblich trägt vergüten?

Gruß mki

Aus deinem Link: "ob und wie Selbstmordattentate mit dem islamischen Glauben vereinbar sind. "

Du kennst den Unterschied zwischen Selbstmordattentat und Suizid?

Ja!
Aber erkennst du auch das Gemeinsame dabei?
(psychologisch betrachtet sind viele Selbstmordattentate auch nur als „erweiterter Suizid“ einzustufen)

Gruß
F.

Nein! Denn bei einem Attentat tut der islamistisch Motivierte seiner Religion, angeblich, einen Gefallen indem er andere, meist „Ungläubige“, mit tötet.

Welchen „Zweck“ erfüllt er denn bei einem Suizid (wo er nur sich selbst tötet) für seine Religion?

Der sachliche „Zweck“ tut psychologisch doch gar nichts zur Sache.

  • Der Gesamtkontext seines Suizids war der Kampf (gegen die Ungläubigen oder wen auch immer) und daher auch für einen Gläubigen, der sonst das Suizidtabu einhalten würde, leicht für sich legitimierbar/rationalisierbar.

  • Zudem ist anzunehmen, dass er im „Training“ für sein Selbstmordattentat auch quasi „suizidale Kompetenz“ erworben hat (sprich: das eigene Ableben innerlich mehrfach durchgespielt und akzeptiert hat usw.).

  • Und drittens sind „für meine Religion“, „weil ich gescheitert bin“, „damit ich meiner Frau nicht mehr zur Last falle“ usw. je nach kulturellem Hintergrund schlichtweg austauschbare Rationalisierungen.

Gruß
F.

Sehen wir die Sache mal ganz positiv. Ein Selbstmord ohne Attentat. Es wurden keine Unschuldigen mit in den Tod gerissen ! Allerdings muß der arme Kerl auf die 76 Jungfrauen im Paradies verzichten.

Ich nehme mal an nach TV-L…

Ist der Preis für Selbstmordattentate inzwischen erhöht worden? Ich dachte es wären 72 Jungfrauen. Möglicherweise sind es auch nur 72 Rosinen, wie ich letztens in der Zeitung gelesen habe. Die „Jungfrauen“ sind vielleicht nur eine Falschübersetzung des arabischen aus dem aramäischen.

Gruß Ingo

Hallo,

den Eindruck habe ich ebenfalls.

Banal sicher, weil es ein Allgemeinplatz ist, der schlicht die Wahrheit beschreibt.

Da stimme ich explizit zu. An anderer Stelle las ich die sehr richtige Einlassung, dass man mit diesem neuen Tätertypus keine ausreichenden Erfahrungen in D habe (glücklicherweise), er auch extrem schwer zu erforschen wäre (will nicht psych. interviewt werden). Daher passen die bisherigen Konzepte nicht mehr.

Ja, Du versteifst Dich aber auf einen Aspekt der Indoktrinierung und ignorierst den anderen. Suizid ist der sichere Weg in die Hölle. „Selbstaufopferung“ im hlg. Krieg hingegen Pflicht und sichere Eintrittskarte ins Paradies. Kollateralschäden (get. „gute“ Muslime) sind unbedeutend, weil Gott schon richtig aussortieren wird.

Ist keine Ausflucht :angry:, sondern die Antwort auf einen tumben Vorwurf aus der Ecke künstl. Skandalisierung. Bei der Einlieferung war keiner da. Bei dem Gespräch mit der Psychologin war einer anwesend. Die stehen auch nicht im Dutzend nachts im Schrank und warten nur darauf, herausgeholt zu werden.

Und Übererregung sowie Gewaltausbrüche dann sicher auch „bei anderen“.

Dafür müsstest Du Dir vielleicht einfach mal die PK vom Donnerstag anschauen. Der Journalist nutzt nur kleinste Zitatschnipsel.

Entscheidend ist doch, dass die Psychologin Kenntnis dieser Fälle haben musste und dennoch darin keine akute Gefahr sah. Falls sie aber keine Kenntnis erhielt, dann war das entweder ein Fehler entgegen den Verfahrensabläufen oder die Verfahrensabläufe selbst sind fehlerbehaftet.

Es hätte wohl erstmal auch die Gefahr bestanden, dass nicht A. einen Zellengenossen gefährdet, sondern ein Zellengenosse den A.

Leider gehst Du nun auch nicht näher auf meine eigentlich gestellten Fragen ein.

Gruß
vdmaster

Dein Link stützt jetzt nicht sonderlich die These, dass man sich mal eben in der JVA einen Strick basteln darf :wink:.

Aber vielleicht wird das ja jetzt ein neuer Trend bei den IS-lern: „Wenn Du niemanden töten kannst, dann opfere Dich selbst, um Zwist unter Deine Feinde zu säen. Solange Du im Herzen rein bist, wird Allah es erkennen.“

Ja, aber nur weil unsere Denke nicht die andere Kategorisierung zulassen will :stuck_out_tongue_winking_eye:.

Daher stufen wir ja auch jeden Selbstmordattentäter als balla-balla ein, während dem anderen Attentäter ohne Suizid nur ein balla zugebilligt wird.

Das fand ich btw so extrem perfide bei dem Interview, dass Slomka (heute-journal) führte.

„Hatten sie den Eindruck das ist wahrscheinlich eine gesunde, psychisch stabile Person?“ :flushed: … wer würde das allen Ernstes mit „JA“ antworten können ohne tags drauf von einer neuen Meute zerrissen zu werden?

Die einzig richtige Antwort wäre gewesen: „Ich weiss ja nicht einmal, ob Sie eine gesunde, psychisch stabile Person sind!“ :stuck_out_tongue_winking_eye:

Gruß
vdmaster

Du nennst damit ja selbst diesen großen Auslegungsspielraum zwischen Suizid=Hölle und Selbstaufopferung=Paradies, den man je nach Persönlichkeit und Situation so oder so ‚nutzen‘ kann.
Um mehr gehts mir ja gar nicht.

Das ist richtig, aber dann gäb es ja gar nichts öffentlich zu diskutieren.
Ich finde es schon statthaft, dass man sich zumindest wundert, wenn einer, der ein zeitnahes Selbstmordattentat geplant hat, der in U-Haft kommt, der in der Zelle gleich an Stromquellen rumhantiert, der einen Hungerstreik beginnt (das hat ja auch was Selbstdestruktives) usw. für „nicht akut selbstgefährdet“ gehalten wird. Das kann man schon sehr seltsam finden ohne die Person überhaupt zu kennen.
Da ist mir das Interview der Psychologin in der taz einfach zu lapidar gewesen.
Dass in diesem Land immer gleich alles zum Megaskandal gemacht wird, ist eine andere Geschichte.

Die sind mir zu schwierig :wink:

Gruß
F.