Süsse Hauptspeise

In meiner Kindheit gab es früher bei uns immer wieder auch süsse Hauptspeisen als Mittagessen (und damit als Hauptmahlzeit), also z.B. Apfelstrudel mit Vanillesoße, Äpfel im Schlafrock mit Zimt und Zucker, Milchreis mit Apfelmus, Kaiserschmarrn mit Pflaumenkompott, Griesbrei mit Sauerkirschen. Galt als Mehl-/ Fastenspeise und war deswegen immer für Freitag prädestiniert.

Ist das eine familiäre Eigenart bei uns gewesen oder war das früher üblich?

Hi Rotalge!

Ich kann auch nur für mich sprechen:
Ich erinnere mich an folgende süße Hauptgerichte:

  • Milchreis mit Zucker und Zimt
  • Kirschenmichel
  • Pfannkuchen mit Pfirsichen aus der Dose
  • Kaltschale aus Heidelbeerquark und Zwiebäcken, mit Milch, an heißen Tagen
    Der Wochentag war bei uns aber egal.

Gruß, Diva

Bei uns war es katholisch. Vor allem, wenn die Oma zu Besuch war :smile:

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Bei uns Evangelen gab es zumindest freitags Fisch. Jeden Freitag!

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ob der „Arme Ritter“ noch unterwegs ist.

Gibts hier leider nicht wo ich bin.

Der Punkt ist tatsächlich „katholisch“, denn diese süßen Hauptspeisen sind ja alle fleischlos, und somit vorgeblich als „Fastenspeisen“ als Alternative zum Fisch (gerade wenn Kinder diesen in der traditionell typisch deutsch totgekochten Variante ablehnen) geeignet. Tatsächlich ist es aber natürlich genau so eine Umgehung des Fastengebots wie das eingewickelte Fleisch in den Maultaschen oder der unter der Sahnehaube versteckte „Schuss“ im Pharisäer, …

Aber wir haben das zu Kinderzeiten auch gerne so hingenommen. Pfannkuchen mit beliebigem Belag (durchaus aber auch herzhaft), Milchreis, Ile Flottante, Salzburger Nockerl, Arme Ritter, im Sommer auch mal Dickmilch mit Zucker und Zimt oder Früchten, …

Berufsschule 61 – 64
Unterricht 61 am Freitag = Polenta mit Thunfischsauce

Unterricht 62 am Dienstag = Polenta mit Thunfischsauce

Danach habe ich mein Abo gekündigt, hörte aber, Polenta mit Thunfischsauce gab es immer.

Zurzeit esse ich Thunfisch, frisch vom Boot, vom Grill oder im Boden mit Palmblättern gegart, mir egal, Hauptsache es gibt auch Camarons dazu.

Werde ich ab 01.09 vermissen :sob:

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Deswegen ja auch regional als „Herrgottsbscheißerle“ bekannt :smile:

Ich weiß nicht, wie lange deine Kindheit zurückliegt, aber Milchreis, Kaiserschmarrn und Grießbrei gab’s noch bei meiner Tochter in der Krippe und im Kindergarten freitags, und zwar vor gerade mal 5-8 Jahren. :wink:

Kenne ich auch!

Kaiserschmarrn, Pfannkuchen, Reibeplätzchen mit Apfelmus.
Kirschmichel und so weiter.

Den Wochentag kann ich aber nicht benennen. Vermute aber aufgrund der agnostischen Einstellung meiner Eltern, dass es nicht nur Freitags war.

Gruss,
Little.

Hallo,

es ist nicht familiär, das gab’s und gibt es. Bei uns (nicht katholisch!) gab’s das oft Samstags.
Allerdings in der hiesigen Kombination mit etwa Deftigem: z.B. Dampfnudeln (nicht mit Vanillesauce!) mit dicker Gemüsesuppe oder im Sommer Quetschekuche mit Kartoffelsupp. Außerdem gab es Ausgschtochene = gebackene Kartoffelplätzchen mit Obstkompott oder Apfelpfannkuchen (die mein Mann immer noch gelegentlich für sich bestellt).

Kaiserschmarrn ist defintiv zu mächtig, um als Nachtisch serviert zu bekommen. Das sind typsiche süße Hauptspeisen.

In der internationalen Schule, an der ich mal gearbeitet habe (in Deutschland), gab es einmal in der Woche eine süße Hauptspeise (meist wurde vorher eine Suppe gereicht). Das gab einmal im Jahr einen Aufstand bei den nicht-deutschen Eltern, die nicht versehen konnten, dass ihre Kinder an einem Tag nur Nachtisch bekämen. Ich habe einige sehr hitzige Diskussionen, seltsamerweise immer mit Vätern, geführt, die mir nicht glauben wollten, dass das in Deutschland als ganze Mahlzeit gilt. Am Ende habe ich dann mehrere österreichische Speisekarten ausgedruckt und ihnen vor die Nase gehalten.

Grüße
Siboniwe

hi,

und es dauert an.
Selbst in der hiesigen Kantine gibt es ab und an Süß, so einmal die Woche.
Mir wäre aber nicht aufgefallen, dass es ein bestimmter Tag ist, das wechselt durch.

grüße
lipi

Da ich erzkatholisch sozialisiert wurde, gab es derlei in meiner Kindheit auch häufig und zwar meist am Freitag: Pfannkuchen, Kratete (die badiche Variante des Kaiserschmarrn), Apfelküchle, Holunderküchle, Grießschnitten, Weckpudding (mit Weinschaumsauce - also ganz eindeutig ein Fastenessen :smile_cat: ), Milchreis, Bratapfel mit Vanillepudding etc.pp.

In der Freiburger Mensa gab es (und gibt es wohl noch) freitags auch immer Milchreis als Eintopfgericht.

:paw_prints:

Hallo,
so besonders ist das ggf nicht. Im Ruhrgebiet kennen viele noch…

  • Nudeln mit Zucker
  • Eierpfannkuchen mit allen möglichen süßen Belegen wie Marmelade, Nutella u.ä.
  • Kartoffelpfannkuchen/Reibekuchen mit Rübenkraut oder dem vorgenannten
  • Armer Ritter
  • Milchsuppen mit Zwieback

Milchreis kam meiner Erinnerung erst später in 80er dazu, kann aber mit der Fa. Müller zusammenhängen, da schwerer selbst zu kochen.

Gruß vom
Schnabel

Hallo,

Dann hast du noch keinen guten Milchreis gehabt (der von der gewissen Firma ist … naja, er hat nicht sehr viel mit richtigem Milchreis zu tun). Und besonders schwer zu kochen ist er auch nicht, höchstens etwas langwieriger (aber man kann ihn allein lassen) als Grießbrei o.ä. So arbeitsintensiv (relativ) wie Pfannkuchen ist er nicht.

Grüße
Siboniwe

Hallo,

da fehlt ein z irgendwo, gell?

Kratzete.

Glaub ich als Kurpfälzerin jedenfalls.

Grüße
Siboniwe

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Ja, in der Tat.

:smiley_cat:

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Hallo,
ich glaube, Du missinterpretierst meinen Beitrag :wink:
Ich brachte zum Ausdruck, dass der „gemeine Milchreis“ in den 1970er bis frühen 1980er Jahren nicht zu den „Standardhauptmahlzeiten“ des gemeinen Ruhris gehörte :wink: Den gabs da lediglich „von Omma“ und auf Jugendfreizeitfahrten. Erst Mitte der 1980er Jahre trat er allmählich in das Bewusstsein der Menschen (ich habe die Gelegenheit für eine kleine Umfrage genutzt :wink: ) - und das auch nicht als Hauptmahlzeit im Sinne der Frage, sondern als „gemeines Dessert“. Viele der befragten und ich auch ich verbinden das mit dem „gemeinen Müller-PET-Milchreis“ :wink:

Gruß vom
Schnabel

Hallo,

bei uns gab es mindestens 3mal im Monat Süßspeise. Nur mein Vater war ausgenommen.

Das hatte schon den einfachen Grund, dass wir in der zweiten Ehe meiner Eltern 5 Kinder waren. Und so ein Grießbrei mit Apfelmus oder Kompott nach Saison war doch eindeutig preiswerter als jedes noch so kleine Stückchen Fleisch (das bei uns auch rationiert war, wenn es für alle auf den Tisch kam).

Fisch gab es bei uns im Evangelen/Atheisten-Haushalt auch immer freitags. Das lag daran, wie meine Mutter immer meinte, dass es im stockkatholischen Freising bis in die 70er frischen Fisch eben nur freitags zu kaufen gab.

Gruß, Karin

Nein, ich habe das schon verstanden. Ich finde nur, dass Milchreis wenig mit MMmilchreis zu tun hat.

Nun kenne ich „gemeine Ruhris“ nicht, aber hier war Milchreis schon lange vor der Plastikschüsselkaltspeise mit Brocken bekannt.

Ich hab mir jetzt mal kurz die Zeit genommen, in mein Kochbuchregal zu greifen. Als ich aus dem elterlichen Haushalt auszog, um die Welt zu erkunden um an die Uni zu gehen, schenkte mir meine Mutter das „Schulkochbuch von Paula Horn“ - das war die 35. Auflage (1978) des gleichen Buchs von 1925, dessen 11. Auflage (1936) meine Mutter in der Schule und im späteren Leben begleitet hat. Ich habe beide Bücher noch da, das neuere nehme ich öfter zur Hand, das ältere zerfällt langsam.

Unter „Mehlspeisen“ findet man gleich als erstes Rezept „Milchreis (Reisbrei)“. Im vorderen Teil, wo viel über Ernährung etc. steht (vieles höchst erbaulich und kurios zu lesen) gibt es Beispiels-„Tagesverköstigungen für 4 Erwachsene“ (denen übrigens Kaffee mit Milch zugestanden wird, obwohl einige Seiten vorne dran steht, dass „Koffein und Teein Gifte sind. Kaffee und Tee enthalten von diesen Stoffen allerdings nur 1/2 bis 2%. Es ist dies jedoch genug, um die Gesundheit Blutarmer, Nervöser, Herz- und Nierenleidender, sowie Magenkranker vollkommen zu zerstören.“ (die Hervorhebung ist im Buch). ).
Beispieltag 2 sieht folgendermaßen aus:
Frühstück und 4 Uhr: Kaffee mit Milch, Zucker und Schwarzbrot
10 Uhr: Schwarzbrot mit Rahmkäse
Mittagessen: Brotsuppe, Leberklöße, Sauerkraut und Schalenkartoffel
Abendessen: Milchreis mit Dürrobst (sic!)

Rein interessehalber: das ergaben 11592 Kalorien (2898 pro Person) und das sollte 4.10M kosten.

Und weil ich die Bücher halt jetzt hier liegen habe, bin ich noch kurz die „Küchenzettel für verschiedene Jahreszeiten“ in der 35. Ausgabe durchgegangen (jeweils für eine Woche). In jeder Jahreszeit gibt es einen Tag, an dem eine süße Mahlzeit (immer Abends) vorgeschlagen wird. Allerdings nicht auf Freitag beschränkt. Interessant, ganz nebenbei, dass Kuchen immer in Verbindung mit „Kaffee oder Kaba“ gereicht werden soll.

Da war jetzt bestimmt viel dabei, was du gar nicht wissen wolltest, :smiley: aber ich freue mich über den Anstoß, wieder mal in das alte Buch ganz vorsichtig hineinzuschauen.

Kurzusammenfassung: Milchreis war definitiv in der deutschen Küche seit mindestens 1936 ein bekanntes Gericht.

Grüße
Siboniwe