Tausende Sprachen sterben aus

Hi

Du willst deine Muttersprache behalten?
…das wollen alle!
Damit bleibt das Sprachgewirr!
…und das finde ich gut!

Eben nicht - weil man die aussterbenden Sprachen in Ruhe
aussterben lässt.

Hä? Lies noch mal, worauf du gerade geantwortet hast. :wink:

Wenn du deine Muttersprache behalten dürfen willst, dann musst du dieses Recht auch den Muttersprachlern von Sprachen lassen, die vom Aussterben bedroht sind.

Meinst du, aussterbende Sprachen haben keine Muttersprachler mehr? Ich verstehe deine Antwort nicht so ganz.

Gruß,

  • André

Hi

Wenn du deine Muttersprache behalten dürfen willst, dann musst
du dieses Recht auch den Muttersprachlern von Sprachen lassen,
die vom Aussterben bedroht sind.

Lasse ich ja. Solange die leben, sind die Sprachen ja nicht ausgestorben.

Meinst du, aussterbende Sprachen haben keine Muttersprachler
mehr? Ich verstehe deine Antwort nicht so ganz.

Aussterbende haben noch Muttersprachler - ausgestorbene eben nicht. Deswegen schrieb ich ja: In R u h e aussterben lassen, nicht etwa töten. :wink:
Gruß,
B.

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Hi André

Ein komischer Vergleich, aber stell dir
vor, die italienische, chinesische und indische Küche stirbt
aus, alle „Küchen“ sterben aus, bis auf die deutsche.

Hierin sehe ich nur Vorteile - keine Nachteile. Die extrem große Sprachvielfalt bietet aber nicht nur die von dir so geschätzten Vorteile, sondern eben auch Nachteile, wie ich es symbolisch mit der Babylonischen Sprachverwirrung im Alten Testament beschrieben habe.

Versetz dich mal in die Lage derer, die
eher mit aussterbenden, kleinen Sprachen zu tun haben, überleg
mal, wie das für diejenigen ist.

Wenn der letzte dieser kleinen Sprache stirbt, kann keiner seines Volkes mehr traurig darüber sein, denn die Sprache starb ja mit ihm aus. Mich nervt halt nur dieses künstliche Wiederbeleben solcher Sprachen. Wenn an der Kultzur sonst etwas dran war, wird sie sicherlich von den (kulturgierigen) Anderen übernommen. Jede kleine Zeichnung, die Picasso malte, wird doch gesammelt - so ungefähr isses auch mit den anderen Kulturgütern.

Stell dir vor, man will dein Heimatdorf
wegbaggern. Vielleicht fändest du da traurig.

Mein Heimatdorf Berlin ist so hässlich, dass man es zum gro´ßen Teil wirklich wegbaggern könnte. :wink:

Wir erforschen nicht nur, wie
bestimmte Sprachen funktionieren, sondern auch, wie Sprache
als ganzes funktioniert. Und gerade in den vielen winzigen
Sprachen der Welt gibt es krasse Phänomene, die man aus den
hiesigen Sprachen Europas oder aus dem Chinesischen und
Japanischen (über die man vllt. mal gelesen hat) nicht kennt

Okay, das sollt ihr Linguisten ja auch ruhig tun können, genau wie die Archäologen nach alten Teilen graben, das ist okay. Aber die Archäologen zerfließen ja auch nicht vor Wehmut darüber, dass es immer weniger alte Vasen in der Erde gibt, oder?

Nur musst du verstehen, dass es jede Menge Leute gibt, die vom
Sprachensterben direkt aus erster Hand betroffen sind: nämlich
die Sprecher dieser Sprachen oder deren Nachfahren, die nur
noch Englisch oder Portugiesisch oder Russisch können, und
nicht mehr Lakota oder Pirahã oder Tsesisch.

Daran sind die Mütter schuld, wenn sie ihre Muttersprache dem Baby nicht übermittelt haben.
Es grüßt dich
Branden

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Hi André

Ein komischer Vergleich, aber stell dir
vor, die italienische, chinesische und indische Küche stirbt
aus, alle „Küchen“ sterben aus, bis auf die deutsche.

Hierin sehe ich nur Vorteile - keine Nachteile. Die extrem
große Sprachvielfalt bietet aber nicht nur die von dir so
geschätzten Vorteile, sondern eben auch Nachteile, wie ich es
symbolisch mit der Babylonischen Sprachverwirrung im Alten
Testament beschrieben habe.

Das stimmt, auf die Nachteile bin ich nicht eingegangen. Ja, dass man verschiedene Sprachen lernen muss, um mit Leuten aus unterschiedlichen Regionen zu kommunizieren, ist natürlich ein Fakt. Und ein großer Aufwand. Für diesen Punkt wäre es sicher wünschenswert, wenn die ganze Welt eine internationale Zweitsprache wie Englisch oder Esperanto beherrschen würde…

Versetz dich mal in die Lage derer, die
eher mit aussterbenden, kleinen Sprachen zu tun haben, überleg
mal, wie das für diejenigen ist.

Wenn der letzte dieser kleinen Sprache stirbt, kann keiner
seines Volkes mehr traurig darüber sein, denn die Sprache
starb ja mit ihm aus.

Aber nicht immer ist der letzte Sprecher auch der letzte „Stammesangehörige“. Eigentlich fast nie. Ich hatte einfach willkürlich Lakota als Beispiel genommen, das ist eine Indianersprache in den USA. Ich hab nachgeguckt, es gibt noch etwa 6000 Sprecher von Lakota, das Volk der Lakota zählt aber 20.000; in den meisten Fällen sind die Sprecher die älteren Leute, während die jüngeren nur noch Englisch können. Zum Volk zählen sich aber alle, und mit der Zugehörigkeit zu einem Volk, Stamm, einer Nation und einer Kultur ist oft auch ein gewisser Stolz und eine Identität geknüpft. Es gibt also noch mehr als genügend Lakota-Leute, die kein Lakota sprechen lernen konnten, und deswegen traurig sind, dass die Sprache ausstirbt, weil damit eben ein Teil einer Kultur ausstirbt.

Aber du hast ja oben schon angedeutet, dass dir eine globale Monokultur ohne Unterschiede im Ess- oder Sprechverhalten lieber ist. Daher kannst du es vielleicht nicht nachvollziehen, dass manchen Leuten eben ihre eigene Kultur und ihre Herkunft wichtig und schützenswert erscheint.

Mich nervt halt nur dieses künstliche
Wiederbeleben solcher Sprachen. Wenn an der Kultzur sonst
etwas dran war, wird sie sicherlich von den (kulturgierigen)
Anderen übernommen. Jede kleine Zeichnung, die Picasso malte,
wird doch gesammelt - so ungefähr isses auch mit den anderen
Kulturgütern.

Warum nervt dich das? Du kriegst doch davon gar nichts mit. Niemand wird dich je zwingen, Lakota zu lernen, oder – um im Lande zu bleiben – Sorbisch oder Saterfriesisch. Diejenigen, bei denen versucht wird, die Sprache wiederzubeleben, sind einzig und allein die Angehörigen der Kultur selbst, also die Lakota-Leute in unserem Beispiel, die die Sprache nie gelernt haben, sie aber zur Bewahrung ihrer Kultur gerne können würden. Du wirst damit nicht in Kontakt kommen.
Und Kultur kann man nicht „sammeln“, wie Picassos Werke. Kultur sind keine materiellen Gegenstände, jedenfalls nicht nur. Zeichnungen und Bastelarbeiten kann man sammeln, aber zu einer Kultur gehören eben auch Rituale, z.T. ein bestimmter Glaube, Traditionen, eine Unmenge von Wissen, eine Geschichte, gemeinsame Musik und Sachen wie Tänze oder andere Praktiken… und nicht zuletzt die Sprache. Das wird alles erforscht und festgehalten, ja, aber das ist nicht dasselbe. Damit kann man ja nur einen winzigen Teil davon erfassen.

Wir erforschen nicht nur, wie
bestimmte Sprachen funktionieren, sondern auch, wie Sprache
als ganzes funktioniert. Und gerade in den vielen winzigen
Sprachen der Welt gibt es krasse Phänomene, die man aus den
hiesigen Sprachen Europas oder aus dem Chinesischen und
Japanischen (über die man vllt. mal gelesen hat) nicht kennt

Okay, das sollt ihr Linguisten ja auch ruhig tun können, genau
wie die Archäologen nach alten Teilen graben, das ist okay.
Aber die Archäologen zerfließen ja auch nicht vor Wehmut
darüber, dass es immer weniger alte Vasen in der Erde gibt,
oder?

Doch, soweit ich weiß, schon. Vielleicht nicht grad über Vasen, aber schon über die Zerstörung alter Bauten oder unterirdischer Kammern, wo man vielleicht noch wichtige Dinge finden könnte, über das Ausplündern von ägyptischen Grabkammern oder die verlorenen Maya-Bücher, die damals von den Spaniern einfach verbrannt wurden. Das ist alles verlorenes Wissen. Hätten wir das noch, wüssten wir ein ganzes Stück mehr über die Vergangenheit.
Ein Biologe wäre sicher auch traurig oder fände es schade, wenn wieder eine Tier- oder Pflanzenart ausstirbt.

Nur musst du verstehen, dass es jede Menge Leute gibt, die vom
Sprachensterben direkt aus erster Hand betroffen sind: nämlich
die Sprecher dieser Sprachen oder deren Nachfahren, die nur
noch Englisch oder Portugiesisch oder Russisch können, und
nicht mehr Lakota oder Pirahã oder Tsesisch.

Daran sind die Mütter schuld, wenn sie ihre Muttersprache dem
Baby nicht übermittelt haben.

Zum Teil ja. Zum Teil aber auch die Gesellschaft, die vermittelt, dass die kleinen Sprachen nix wert sind. Wenn also Leute wie du an der Regierung sitzen und sagen: Sorbisch? Das ist doch eh schon so gut wie tot, wieso sollte das gefördert werden? Lasst uns die sorbischen Schulen schließen und lieber gute rein-deutsche Schulen hinstellen. Dann stirbt diese nervige Sprache bald aus. Und Zeitungen auf Sorbisch, oder Fernsehsender, alles unnötig, weg damit, lieber Papier sparen und im Fernsehen eben Telekoleg Englisch bringen.
Früher war es noch schlimmer, da wurde es z.T. in den USA, in Frankreich, in Russland und Australien verboten, Minderheitensprachen zu sprechen. Kinder wurden in Internate geschickt, damit sie ihre Kultursprachen vergessen und Englisch lernen.
Du siehst also (hoffentlich), dass es nicht immer nur an den Müttern und Vätern liegt, sondern auch daran, wie viel Anwendung und Möglichkeiten es für eine Sprache gibt. Und das ist nicht nur eine Familienangelegenheit, sondern z.T. auch Sache des Staates.

Aber ich seh schon, du bist nicht so für Kultur und Vielfalt. Wenn du es sogar für praktischer hältst, dass alle Welt deutsches Essen isst und nur eine einzige Sprache (z.B. Englisch, naheliegenderweise) spricht, und es eben nur eine einzige unterschiedslose Kultur geben soll, tja… dann kümmern einen die anderen sicher wenig. Sollnse sich ma alle anpassen, ne?

Ich finde sowas arrogant und habe dafür wenig Verständnis. Eine Gleichschaltungsideologie eben. :confused:

Grüße,

  • André
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Aussterbende haben noch Muttersprachler - ausgestorbene eben
nicht. Deswegen schrieb ich ja: In R u h e aussterben
lassen, nicht etwa töten. :wink:

Na wenn das dein Hausarzt mal irgendwann genauso sieht. Schwerer Fall von Grippe, mit Antibiotika kriegt man das aber wieder hin. Naja… nicht den Aufwand wert, einfach sterben lassen. Warum sollte man sich die Mühe machen. Wir machen schnell ein Foto von dem Mann und lassen ihn dann in Ruhe aussterben. :wink:

Aber du hast ja wirklich davon geschrieben, dass es dir noch zu langsam geht mit dem Aussterben. Das klingt, als wolltest du nachhelfen, ein paar Sorben einreden, dass ihre Sprache unnütz oder altmodisch sei, Lakota-Sprecher stigmatisieren, eine Unterschriftensammlung machen um zu fordern, dass fortan nur noch Englisch in den Schulen unterrichtet werden soll, sonst nix. So kommst du schnell zu deiner angestrebten Einsprachigkeit (dystopisch gesehen).

Ausgestorbene Sprachen, die wirklich bereits tot sind, werden nur allerseltenst versucht, wiederzubeleben. Bei Hebräisch hat das prima geklappt, Kornisch ist ein zweites Beispiel. Vielleicht gibt es noch ein, zwei mehr in Nordamerika…
Aber sonst versucht eigentlich kaum jemand, bereits ausgestorbene Sprachen wiederzubeleben. Das ist auch schwer möglich. Bei bedrohten Sprachen ist das z.T. noch möglich.

Gruß,

  • André
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Hi André

Aber du hast ja oben schon angedeutet, dass dir eine globale
Monokultur ohne Unterschiede im Ess- oder Sprechverhalten
lieber ist.

Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich meinte, dass ich die verschiedenen Küchen, also Esskulturen sehr wohl zu schätzen weiß. Ich liebe asiatisches Essen, z.B. indisch, vietnamesisch etc. oder die ganze Mittelmeer-Ernährung.

Und Kultur kann man nicht „sammeln“, wie Picassos Werke.

Ich habe den Eindruck, doch. Ich fürchte, es wird massiv Kultur gesammelt in unserer heutigen Zeit. Man ist fast schon darauf aus, sich multi-kulti-mäßig zu identifizieren, um selbst mehr Buntheit in sich zu entdecken. Mich stört das überhaupt nicht. Ich stelle es nur fest.

zu
einer Kultur gehören eben auch Rituale, z.T. ein bestimmter
Glaube, Traditionen, eine Unmenge von Wissen, eine Geschichte,
gemeinsame Musik und Sachen wie Tänze oder andere Praktiken…

Das wird alles wie verrückt adaptiert und gesammelt. Von Volkshochschule bis Trommelkurs, von Gebären unter Wasser bis Töpfern in der Toscana.

Ein Biologe wäre sicher auch traurig oder fände es schade,
wenn wieder eine Tier- oder Pflanzenart ausstirbt.

Ja, da kommt aber noch die gefährliche Störung des evolutionär gewachsenen Gleichgewichtes dazu.

Früher war es noch schlimmer, da wurde es z.T. in den USA, in
Frankreich, in Russland und Australien verboten,
Minderheitensprachen zu sprechen. Kinder wurden in Internate
geschickt, damit sie ihre Kultursprachen vergessen und
Englisch lernen.

Da stimme ich dir absolut zu: Das war eine Sauerei, mit Verlaub.

Aber ich seh schon, du bist nicht so für Kultur und Vielfalt.
Wenn du es sogar für praktischer hältst, dass alle Welt
deutsches Essen isst

Um Himmels Willen - ich hasse deutsches Essen! Da haben wir uns - siehe oben - gründlich missverstanden. Wenn du mich persönlich kennen würdest, würdest du dich wundern, was für ein durch und durch multikultureller Althippie vor dir steht, der sich für Ethnologie, Religionswissenschaften und Archäologie interessiert - und sogar Sprachen liebt. Sprachen lagen mir schon in der Schule und ich mochte sie viel lieber als die mathematischen und physikalischen Bereiche.
Weißt du, ich hatte mich im Grunde nur über das Gejammer dieses Sprachwissenschaftlers in der ZEIT geärgert.
Gruß,
Branden

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Hi

Na wenn das dein Hausarzt mal irgendwann genauso sieht.

Ich bin mein eigener Hausarzt, André. Bevor ich Analytiker wurde, war ich jahrelang als Hausarzt tätig.

Schwerer Fall von Grippe, mit Antibiotika kriegt man das aber
wieder hin. Naja… nicht den Aufwand wert, einfach sterben
lassen. Warum sollte man sich die Mühe machen. Wir machen
schnell ein Foto von dem Mann und lassen ihn dann in Ruhe
aussterben.

Du weißt selbst, dass der Vergleich nicht nur hinkt, sondern schon beinamputiert ist.
Gruß,
Branden

Hi :smile:

Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich
meinte, dass ich die verschiedenen Küchen, also Esskulturen
sehr wohl zu schätzen weiß. Ich liebe asiatisches Essen, z.B.
indisch, vietnamesisch etc. oder die ganze
Mittelmeer-Ernährung.

Alles klar, ich hatte mich schon gewundert. Da hab ich dich wirklich missverstanden.

Und Kultur kann man nicht „sammeln“, wie Picassos Werke.

Ich habe den Eindruck, doch. Ich fürchte, es wird massiv
Kultur gesammelt in unserer heutigen Zeit. Man ist fast schon
darauf aus, sich multi-kulti-mäßig zu identifizieren, um
selbst mehr Buntheit in sich zu entdecken. Mich stört das
überhaupt nicht. Ich stelle es nur fest.

Ich glaube, wir reden hier von anderen Begriffen der Kultur. Ich meine damit keine Artefakte, also keine Objekte, die man sich aufs Regal stellen kann, sondern schon mehr Abstraktes, wie man lebt, wie man spricht, wie man denkt und glaubt, all sowas. Traditionen und Geschichten, Sprache und Lieder und Tänze, Weisheiten, Geschichte, Formen der Kunst (und nicht nur die fertigen Werke), Heilkunst, Religion, Mythen, Bräuche und auch ganz einfach nur wie man den Alltag so verbringt. Und dazu nicht nur das wie und wo und wer, sondern auch das warum und vor allem das warum genau gehören dazu.
Sowas kann man nicht sammeln. Man kann es dokumentieren, ja, aber dann bewahrt man es nicht. Und es gibt auch keine 100% exakten und vollständigen (oder gar objektiven) Dokumentationen. Möchte man später noch was untersuchen, was vorher unklar war, isses weg. Tja.

zu
einer Kultur gehören eben auch Rituale, z.T. ein bestimmter
Glaube, Traditionen, eine Unmenge von Wissen, eine Geschichte,
gemeinsame Musik und Sachen wie Tänze oder andere Praktiken…

Das wird alles wie verrückt adaptiert und gesammelt. Von
Volkshochschule bis Trommelkurs, von Gebären unter Wasser bis
Töpfern in der Toscana.

Ähm. Nein. Das sind winzige Bruchstücke, aus dem Kontext gerissen und für den Westen umgemodelt. Das ist nicht mal ein Kratzen an der Oberfläche.
Ich denke, für uns Deutsche/Europäer ist das schwer nachzuvollziehen, da wir uns erstens unser eigenen Kultur kaum bewusst sind, und zweitens diese ziemlich stark mit den Kulturen anderer Länder Europas und auch Amerikas übereinstimmt. Im Prinzip haben sich alle großen Kulturen mit ihren großen Sprachen stark vereinheitlicht (vllt. könnte man sogar sagen: verwestlicht). Bei kleinen Völkergruppen ist das z.T. anders.
Aber ich hab den Eindruck, das willst du alles nicht wissen und nicht sehen… Trommelkurse, jaja… ich hoffe, du glaubst nicht ernsthaft, dass das „kulturelle Güter“ von irgendwo sind. :wink:

Ein Biologe wäre sicher auch traurig oder fände es schade,
wenn wieder eine Tier- oder Pflanzenart ausstirbt.

Ja, da kommt aber noch die gefährliche Störung des evolutionär
gewachsenen Gleichgewichtes dazu.

Ja, davon kann man bei Kulturen evtl. nur bedingt sprechen. Oder gar nicht. Deswegen hatte ich das nicht erwähnt. Oder möglicherweise doch, bei größeren Gruppen von verschiedenen ähnlichen aber doch unterschiedlichen Volksgruppen mit ihren verwandten und doch nicht identischen Sprachen und kulturellen Eigenheiten, z.B. in Nordamerika, Australien, den Pazifikinseln usw. — der Einmarsch des Westens (ich will das eigentlich gar nicht als so boshaft hinstellen wie es klingen mag) war da auf jeden Fall eine große äußere Kraft, aber ich weiß nicht, ob man von einem Gleichgewicht oder irgendwas sprechen kann, den die Völker vor ihrer „Entdeckung“ hatten.

Früher war es noch schlimmer, da wurde es z.T. in den USA, in
Frankreich, in Russland und Australien verboten,
Minderheitensprachen zu sprechen. Kinder wurden in Internate
geschickt, damit sie ihre Kultursprachen vergessen und
Englisch lernen.

Da stimme ich dir absolut zu: Das war eine Sauerei, mit
Verlaub.

Ja, da sind wir uns einig.
Aber ist es nicht ganz ähnlich, was du dir wünschst? Die kleinen Sprachen sollen ruhig aussterben, sollnse doch ruhig alle die größeren Sprachen lernen. Warum unnötig kleine Kleckersprachen für die Eingeborenen in den Schulen ihrer Gebiete anbieten? Deren Sprachen braucht ja keiner.
Also so klang das bis jetzt immer… der Unterschied ist nur: die Kolonialisierungsaktionen wären eher mit Mord an kleinen Sprachen zu vergleichen, deine Einstellung eher mit fahrlässiger Tötung, aktiver Sterbehilfe oder unterlassener Hilfeleistung.

Aber ich beschuldige dich natürlich nicht. Niemand erwartet ja, dass du dich für Minderheitensprachen einsetzt. Ich finde nur die Einstellung etwas seltsam und kann sie nicht so gut nachvollziehen.

Aber ich seh schon, du bist nicht so für Kultur und Vielfalt.
Wenn du es sogar für praktischer hältst, dass alle Welt
deutsches Essen isst

Um Himmels Willen - ich hasse deutsches Essen! Da haben wir
uns - siehe oben - gründlich missverstanden.

Okay, ich nehm’s zurück. Da haben wir uns wirklich missverstanden. ^^
Ich mag eigentlich deutsches Essen. Kassler, Klöße, Rotkraut, Kartoffeln, Bauernfrühstück, Maultaschen, Rouladen, Flammkuchen, Nudelsalat oder einfach 'n Brot mit Käse oder Wurst. Muss als Abwechslung von internationaler Küche auch mal sein. Aber gut. Geschmackssache. :smile:

Wenn du mich
persönlich kennen würdest, würdest du dich wundern, was für
ein durch und durch multikultureller Althippie vor dir steht,
der sich für Ethnologie, Religionswissenschaften und
Archäologie interessiert - und sogar Sprachen liebt. Sprachen
lagen mir schon in der Schule und ich mochte sie viel lieber
als die mathematischen und physikalischen Bereiche.
Weißt du, ich hatte mich im Grunde nur über das Gejammer
dieses Sprachwissenschaftlers in der ZEIT geärgert.

Ah, okay. Das überrascht mich jetzt doch ein bisschen, aber ich glaub’s dir. :smile:
Und ich habe den Artikel in der ZEIT nicht gelesen, aber ich kenne die Problematik… vielleicht sollte ich’s mal tun. Vielleicht übertreibt er ja wirklich. :smile:

Liebe Grüße aus Leipzig,

  • André

Hallo André

Ah, okay. Das überrascht mich jetzt doch ein bisschen, aber
ich glaub’s dir. :smile:
Und ich habe den Artikel in der ZEIT nicht gelesen, aber ich
kenne die Problematik… vielleicht sollte ich’s mal tun.
Vielleicht übertreibt er ja wirklich. :smile:

Ja, ein wenig. Aber ich habe auch aus einer Laune heraus zu sehr polemisiert, denke ich heute.
Es grüßt dich
Branden