Hallo!
Was Du an Waffenarsenal aufgeführt hast, ist geeignet, militärische Strukturen zu (zer-)stören. Gegen Einzelpersonen und kleine Gruppen ist das ganze Zeug wirkungslos. Oder würdest Du vor dem noch so tollen U-Boot vor Angst schlottern, wenn Du selbst gar keine militärischen Strukturen auf See benutzt? Auch alle Kampfflieger dieser Welt, egal wie sie ausgestattet sind, gehen jedem, der einen Terrorakt plant, am Allerwertesten vorbei. Es sei denn, er überlegt sich, wie er sich diese Sachen für die eigenen Ziele nutzbar machen kann. Nachrichtendienste sind völlig nutzlos gegen terroristische Aktivitäten. Wenn ich ein beliebiges Foto übermittle, von einer Landschaft oder von was auch immer, bringt jeder bessere Amateur dort Nachrichten unter, deren Entschlüsselung man lieber gar nicht erst versucht. Es ist nämlich aussichtslos. Es ist schon chancenlos, überhaupt zu bemerken, daß neben dem harmlosen Bild noch etwas anderes übermittelt wird. Andere nachrichtendienstliche Mittel wie Unterwanderung funktionieren bei großen Gruppen, aber nicht bei Einzelpersonen und sehr kleinen Gruppen, von deren Existenz man nicht einmal eine Ahnung hat.
In Europa gibt es keine militärische Bedrohung mehr, die das Waffenarsenal rechtfertigt. Dennoch wird ein milliardenschwerer Eiertanz aufgeführt und dümmliches Zeug von Terrorbekämpfung erzählt, obwohl es nun wirklich keine neue Erkenntnis ist, daß Militär gegen Terror per se machtlos ist. Militär agiert deshalb auch gar nicht im Vorfeld von Terror und gegen den Terror, sondern übt selbst Terror aus. Es ist gängige militärische Praxis, nach Terrorakten möglichst pervers und grausam gegen Zivilisten vorzugehen, in der Hoffnung, dem Terror die Unterstützung zu entziehen. So werden zur Abschreckung ganze Ortschaften platt gemacht oder Unbeteiligte gequält oder getötet. Die Rechnung ging aber noch nie auf.
Als Herr Bush vor ein paar Jahren tönte, er würde Bin Laden in Afghanistan jagen und fangen und die Bild-„Zeitung“ die tolle High-Tech-Ausrüstung der Soldaten ganzseitig darstellte, empfahl ich in diesem Forum allen Gläubigen solcher Sprüche eine Bergwanderung in den bestens erschlossenen Alpen. Wer sich dabei nicht nur auf dem Marktplatz eines mondänen Skiortes bewegt, sondern auf allen Vieren in Gegenden kraxelt, wo sonst nur Steinböcke und Murmeltiere hinkommen, wo der ganze militärische Scheiß eben nur noch lästig ist, merkt schnell, wie aussichtslos solche Ansinnen sind.
Wenn z. B. in Flughäfen Präsenz gezeigt wird, dient diese Maßnahme dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Schließlich wollen und sollen die Leute auch sehen, wo das viele Geld abbleibt. Wenn Einzelpersonen geschützt werden, kann das sehr sinnvoll sein. Schließlich ist dann bekannt, wen oder was man schützt. Das weiß man aber in einem kompletten Gemeinwesen nicht. Man kann schlecht jede Brücke, jeden Kanaldeckel, jeden Betrieb, jedes Labor, jeden Hochspannungsmast, jedes Trinkwasserreservoir, jeden Meter Schiene und Straße, jeden Rechner, jede Datenleitung, jedes Gebäude, jeden Schacht, jede Fabrik, jede… hunderttausende Einrichtungen aller Art rund um die Uhr bewachen. Dazu 82 Millionen Menschen… völlig undenkbar.
Wenn also die bisherigen Ansätze der Terrorbekämpfung nicht greifen können, kann man’s in der bisherigen Art und Weise auch bleiben lassen. Wenn dem Militär keine militärische Bedrohung gegenüber steht und Militär grundsätzlich zur Terrorbekämpfung nicht taugt, kann man es in der bisherigen Form auch abschaffen.
Aber: Anschläge mit verheerenden Folgen sind keine Fiktion, sie haben tatsächlich stattgefunden. Nun bringt es gar nichts, Militär und Nachrichtendienste als ungeeignete Mittel zur Terrorbekämpfung weiter auszubauen. Das ist gerade so, als wenn ich in die falsche Richtung ziele, deshalb natürlich das Ziel nicht treffe und dann zur Verbesserung nicht etwa die Zielrichtung ändere, sondern ein größeres Kaliber verwende. Aber genau so verhalten wir uns seit sehr langer Zeit. Deshalb gehe ich sicher davon aus, daß es nicht um Terrorbekämpfung geht, vielmehr die Terrorbedrohung nur die dankbar angenommene Rechtfertigung zur Aufrechterhaltung des ansonsten nutzlosen Militärs und der nutzlosen Nachrichtendienste liefert. Immerhin nähren sich auf diese Weise einige hunderttausend Menschen ohne den unbequemen Zwang, zur Wertschöpfung beitragen zu müssen.
Gruß
Wolfgang