Lieber Taner.
Kasper ist mein Familienname, Andrea ist der Vorname.
Bist Du Moslem oder Christ und von welcher Richtung und welche Bibel(n) hat Du?
Es ist richtig, dass Jesus von sich gesagt hat, nur einer sei Gut uns das sei Gott. Er hat, wie so oft, provoziert und eingefahrene Traditionen durchbrochen, indem er einen Mann, der ihn mit „Guter Meister“ angesprochen hatte in Frage stellte mit der Aussage: „Was nennst Du mich gut?! Nur einer ist gut: Gott!“
Für alle Juden (und er sprach ja als Jude zu Juden), war es selbstverständlich, dass es nur einen wahren Gott gibt und dieser gut ist. Aber sie hatten traditionelle Anreden eingeführt, die Menschen auf ein Podest heben, wie „Guter Meister“, „ehrwürdiger Vater“, „Herr“ usw. Und die brauchten sie oft genauso gedankenlos oder mit zu viel Hochachtung, wie das heute bei uns auch üblich ist. Oder denkst Du, wenn Du „Herr sounso“ sagst, allzu viel dabei?
Das reizte Jesus offenbar und er nahm es als Anlass, diesem Mann klar zu machen, dass er, Jesus, Gott ist. Wie komme ich darauf? Jesus lehrte wie shon Moses vor ihm und Paulus nach ihm, dass das menschliche Herz von Jugend an böse ist, egoistisch, stolz, rebellisch gegenüber Gott und dass wir alle Sünder sind. Das Wort Sünder oder sündigen ist ein biblischer Fachausdruck für: danebenschiessen (Pfeil und Bogensprache), jemand sein, der von göttlichen Standpunkt aus mit seinem Denken, Leben und Streben am Ziel vorbeischiesst.
Deshalb sagte Jesus eigentlich: „Schau mal, Du nennst mich gut, aber weisst Du eigentlich, was Du da sagst? Nur Gott ist kein Sünder, er allein ist moralisch durch und durch gut. Deshalb solltest Du Menschen auch nicht gut nennen. Das ist oberflächlich. Du glaubst ja nicht, dass ich Gott bin, oder? Entweder, Du erkennst und anerkennst, dass ich Gott bin, von ihm gekommen, ihm gleich, mit ihm eins, Gott aus Gott, zu ihm wieder gehend, dann stimmt es mit dem gut. Oder Du siehst mich als Rabbi/Meister, als weisen Menschen, aber dann solltest Du mich nicht gut nennen.“
Eigentlich - wie bei so vielen Gelegenheiten, die im Neuen Testament - hat Jesus sein gegenüber auf verschlüsselte, aber für damalige Juden deutliche Art dazu bringen wollen, ihn als zweite Person der Gottheit zu entdecken. Das tat er auch mit Selbsttiteln, die er sich gab, mit denen er verschlüsselt ausdrückte, dass er Gott aus Gott ist, eins mit dem Vater ist, eine Gottheit, zwei Personen, Sohn und Vater, vom Heiligen Geist gezeugt, der dritten Person dieser Gottheit. Am Anfang war Gott einer. Dann entstand aus ihm heraus (vor der Zeit) der Sohn Gottes. Der Vorgang wird in der Heiligen Schrift als Zeugung bezeichnet, ging aber ohne Frau von statten. So wurde Gott auch „der Vater in den Himmeln“ und Gott war zu zweit. Aus dem Vater und aus dem Sohn heraus kam der Heilige Geist. Der Vorgang heisst „Hauchung“, was dazu passt, dass er Geist heisst, hebr. Ruach, griech. Pneuma (auch für Geister, den menschlichen Geist oder den Wind gebraucht). Deshalb gibt es den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn nicht der Vater und beide nicht der Geist, wie auch der Geist nicht der Sohn, noch der Vater ist, sondern selbst jemand. Alle drei haben einen eigenen Willen, eine eigene Persönlichkeit, sind voll Gott, können handeln, denken, haben Gefühle. Aber es sind nicht 3 Götter (Tritheismus). Und wenn einer handelt, handelt er nie ganz unanbhängig oder gar gegen den Willen der anderen. Aber sie sind eine einzige Gottheit. In den jahrhunderten nach der Bibel haben die Christen es so gesagt: Die drei sind ungetrennt/untrennbar, halten ganz fest zusammen, sind ein einziger Gott. Aber die 3 sind wirklich 3. Es sind nicht 3 Modi (Rollen mit Masken gespielt vom selben Schauspieler), Gott zeigt sich nicht einmal als Vater, einmal als Sohn, einmal als Geist, es gibt wirklich zu gleicher Zeit den Vater, den Sohn und den Geist. Sie sind nicht wie wenn man 3 Pulver zu einem zusammen mischt. Die 3 sind ungetrennt/untrennbar, jeder selbst jemand und zugleich unvermischt - 3 Personen aber EINE Gottheit.
Das ist eine tiefe, geheimnisvolle Sache, die den Christen der ersten Jahrhunderte einiges Kopfzerbrechen machte, wenn sie es Nichtchristen erklären sollten. Intuitiv hatten sie es verstanden, aber es möglichst einleuchtend darzustellen war nicht leicht. Ein irischer Missionar hat es einmal mit einem Kleeblatt getan. Ein Stammeskönig forderte von Patrick, ihm die Trinität Gottes zu erklären, so dass er es fassen könne, sonste würde er nicht Christ. Da hatte Patrick eine Eingebung, bückt sich und nahm ein Kleeblatt und sagte: Siehst Du es nicht Tag für Tag vor Dir: 3 eigene Blätter und zugleich 1 Kleeblatt.
Alle Autoren des Neuen Testaments (Matthäus bis Offenbarung) bekennen sich zum Glauben, dass es nur einen Gott gibt, aber auch dass der Vater und der Sohn und der Geist eigene Personen sind, jedoch eins miteinander und einander verherrlichend.
Deshalb kann Jesus auch sagen: Ich und der Vater werden kommen und (durch den Geist) in Euch wohnen. Oder: WEr mich sieht, sieht den Vater. Oder: der Heilige Geist wird in Euch sein und bleiben und Euch führen.
Hilft Dir das etwas weiter?
Sonst schreib ruhig wieder.
Andrea