Was mir immer geholfen hat ist dieser Gedanke:
Wie würde ich mich meinem besten Freund oder einem Bekannten oder einem Nachbarn gegenüber verhalten? Motze ich die auch an, wenn sie zum drittenmal auf die Tischdecek kleckern? Zwinge ich die auch, ihren Geschmack oder ihr Empfinden oder auch nur ihre Launen meinen Vorstellungen zu unterwerfen? Zerre ich denen auch die Beine vom Hocker weg, wenn sie sich ausstrecken? Haue ich denen auf die Finger, wenn sie sich etwas nehmen? Ich finde, Respekt und Liebe konsequent vorleben ist eine gute Grundlinie für die Erziehung., der Kinder auch nachfolgen. (Bei meinen Kindern war und ist es jedenfalls so) .
Das Wort „Enkel“ ist glaube ich verwandt mit dem Wort „Ahn“! - der Gedanke dahinter ist, dass die Kinder wiedergeborene ehrwürdige Ahnen der Familie sind. Ob das so ist - wer weiss das? Aber schadet der Gedanke, dass es so sein könnte? Also ich will meine Ahnen nicht demütigen - und weil mir dieses Bild hilft, mich gut und liebevoll meinen Kindern gegenüber zu verhalten, habe ich dieses Bild, also diese Idee zugelassen.
Was tust Du also, wenn dein Freund oder dein Urgrossvater etwas nicht essen will, was Du gekocht hast? Und was kochst Du das nächstemal?
Stell Dir auch die Frage: soll sich das Kind langfristig zu deinem Feind, zu einem freundlichen Nachbarn, einem guten Bekannten oder zu einem guten Freund entwickeln?
Wenn ich mit meinen Kinden rede, knie ich mich oft auf Augenhöhe hinab. Wir machen so weit möglich alles gemeinsam und wir gehen gemeinsam schlafen. Fernsehsendungen, die nicht für meine Kinder geeignet sind, nützen auch mir nichts. Wenn ich eine Geschichte erzählen soll, dann müssen auch sie eine erzählen (und das machte mein Sohn auch - und wie wundervoll! ) Und beim Essen habe ich die Regel, dass alles probiert werden muss, aber darüber hinaus übe ich keinen Druck aus. Und einige Dinge, die sie wirklich ekelig finden, müssen sie auch nicht probieren (Champs im Dschungelcamp werden dann halt andere. Im Grunde sind doch Stierhoden nicht ekliger als eine Leber - oder? Ich habe auch ein altes Kochbuch mit einem Meerschweinchenrezept und eines zur Zubereitung eines Kuheuters -
wir Menschen tun da wirkliich, wirklich ganz allgemein etwas Ekliges.
Kindern sollte man die Freiheit lassen, Ernährungswege mitzugehen oder zu lassen oder zumindest mal eine Weile in Frage zu stellen.
(jeden Tag Gummibärchen ist natürlich keine Option - aber man könnte es sicher auch da darauf ankommen lassen. Die schmecken nämlich nach 3 Tagen nicht mehr.)
Eine zeitweise Abneigung meines Sohnes gegen jedes Gemüse habe ich überwunden, indem ich das Essen von Broccoli nicht mit einem süssen Nachtisch belohnt habe (das wertet Gemüse ab), sondern mit einer schönen, leckeren Möhre, die er nach dem warmen Essen essen „durfte“ (obwohl er auch gesagt hatte, dass er auch keine Möhren mag)… Schon kurze Zeit später asss er sehr gerne fast jede Gemüseart.
Bewährt hat sich auch die Frage: welches Gemüse essen wir heute und was essen wir dazu? (auch die gemeinsame Zubereitung von Essen finde ich wertvoll und wichtig).
Ich bin kein Vegetarier, aber ich finde, dein Kind hat ein gesundes Empfinden, wenn es kein Fleisch mag (ich hab schon mal eine Führung auf einem Schlachthof gemacht - Du auch?) und bei all dem, was da heute drin ist… wenn Dein Kindstattdessen Fisch isst, dann ist das doch super! Ansonsten musst Du halt etwas mehr Aufwand betreiben.
Bleib der Freund deines Kindes. Du klannst auch immer ein kleines Stück auf den Teller dazu legen, dass es essen kann aber nicht muss.
Wir sind die Seltsamen, nicht die Kinder. In den Apokryphen habe ich gelesen,. das Jesus gesagt haben soll: wenn ihr wissen wollt, wie ich bin, dann fragt ein Kind, wenn es 7 Jahre alt ist. Darin sehe ich sehr viel Weisheit.
Den vorhandenen gesunden Respekt gegenüber dem Leben kannst Du auch so angehen. indem Du deinem Kind klar machst, dass alles,was wir essen, lebemdige Wesen sind, die ihr Leben für uns geben und das in der Natur immer Leben aus anderem Leben entsteht (siehe Schmetterlingshaus, Kaulquappen usw) und sich immer Leben von Leben ernährt (Löwen müssen serben, wenn sie keine Tiere töten dürfen, Vögelkinder müssen sterben, wenn sie keine Würmer essen dürfen, Eichhörnchen müssen sterben, wenn sie keine Samen essen dürfen (aus denen ja auch neues Leben wachsen würde) usw…)
Alles Gute für Dich und Deine Kinder!