Tochter ist lesbisch

Hallo,

am WE hat sich meine fast sechszehnjährige Tochter zu Ihrer Homosexualität bekannt. Grundsätzlich kann ich damit völlig normal umgehen.
Wir sind aber eine zusammengesetzte Familie mit noch zwei Stiefschwestern (15, 18) und einem Stiefbruder (16).
Nun suchen wir, meine Frau und ich, einen Weg, dies familienpublik zu machen, ohne daß Sie sich ausgegrenzt fühlt bzw. tatsächlich ausgegrenzt wird.

Wer kann weiterhelfen oder gibt es dazu empfehlenswerte Literatur?

Gruß m

Hallo mimose,

Nun suchen wir, meine Frau und ich, einen Weg, dies
familienpublik zu machen, ohne daß Sie sich ausgegrenzt fühlt
bzw. tatsächlich ausgegrenzt wird.

dabei frage ich mich zunächst:
Warum muss es „familienpublik“ gemacht werden?
Nicht falsch verstehen: Ich bin bei weitem nicht der Meinung, man dürfe darüber nicht sprechen.
Nur: Warum muss es _unbedingt_ allen erzählt werden? Ist es nicht vielmehr ihre Sache, zu entscheiden, wer davon erfährt? Vielleicht hat sie auch Bedenken, dass ihre Stiefgeschwister damit nicht so locker umgehen.

Meiner Meinung nach ist sie hier die „Hauptperson“:
Nicht ihr (die Eltern) sollt es den anderen schonend beibringen.
Vielmehr liegt es meiner Meinung nach an ihr, zu entscheiden, wer davon wie viel erfährt. Dabei darf sie sich natürlich eure Unterstützung holen, keine Frage.

Mir klang das oben so, als wäre eure Tochter da „außen vor“ („wir, meine Frau und ich“, „familienpublik“).

Viele Grüße,
Nina

Hallo,

Nun suchen wir, meine Frau und ich, einen Weg, dies familienpublik zu machen, ohne daß Sie sich ausgegrenzt fühlt bzw. tatsächlich ausgegrenzt wird.

Meine erste Idee wäre, mit der Tochter zusammen eine Strategie zu entwickeln. Sie kann entscheiden, ob sie z.B. lieber dabei sein oder die Eröffnung euch überlassen möchte. Rein gefühlsmäßig würde ich dazu neigen, es den Stiefgeschwistern gemeinsam zu sagen, denn dann könnt ihr als Eltern spontane Reaktionen abfedern, und sie selbst kann konkrete Nachfragen beantworten, so dass keine Phantasien entstehen.

In jedem Fall finde ich es wichtig, dass ihr es in eurer Familie ansprecht, denn sonst wird früher oder später der Tag kommen, an dem die Geschwister es auf anderem Weg erfahren. Das wird möglicherweise dazu führen, dass sie - neben der Überraschung - enttäuscht darüber sind, nicht von ihrer Familie informiert worden zu sein.

Sowas fühlt sich schnell nach mangelndem Vertrauen oder fehlender Sympathie an und führt - gerade bei Heranwachsenden - möglicherweise zu unfreundlichen Reaktionen, die aus dieser Verletztheit resultieren.

Mit ein paar blöden Sprüchen wird das Mädchen vielleicht rechnen müssen - aber die werden ihr im Laufe ihres weiteren Lebens ohnehin nicht erspart bleiben. Erfahrungsgemäß übt sich’s an Familienmitgliedern leichter.

Wenn ihr als Eltern selbst mutig und offen an dieses Thema rangeht, macht ihr auch euren Kindern eine Tür auf - nicht nur der Tochter selbst.

Schöne Grüße,
Jule

Nun suchen wir, meine Frau und ich, einen Weg, dies

Gruß m

gehe ich recht in der annahme, dass es in diesem fall „DER mimose“ heißt?

ansonsten könnte man ja einfach sagen, dass die tochter nun auch im club ist.

tilli

Hi,

würdest du hier auch schreiben wenn es eine Heterobeziehung wäre oder nach Literatur fragen? Genau so entstehen doch erst die Probleme.

Behandelt es doch ganz normal, dann werden andere das auch tun.

Viele Grüße
Me

Hallo,

Nun suchen wir, meine Frau und ich, einen Weg, dies
familienpublik zu machen,

Ich frage mich gerade, wann es das letzte mal in einer Familie „publik“ gemacht wurde, dass ein Kind heterosexuell ist…
(Solltet ihr vielleicht gleich mit erledigen für die entsprechenden Kinder…)

Grundsätzlich stimme ich meinen Vorpostern zu: Überlegt mit eurer Tochter zusammen, wen es überhaupt etwas angeht und wer informiert werden „muss“.
Die Geschwister wären wohl keine schlechte Idee. In dem Alter kann es zu „Abwehrreaktionen“ kommen (die schlimmste Beleidigung, die sich ein Schüler zwischen der 6./7. und 10./11. Klasse vorstellen kann, ist „Du schwule Sau“…). Das muss aber nicht so sein. (Da aber die Identitätsfindung in dem Alter noch nicht abgeschlossen ist, fühlt sich manch einer durch alles, was „anders“ ist, stark verunsichert / angegriffen.)

Manchmal, wenn gemischte Reaktionen kommen, reicht vielleicht der Gegensatz zwischen „lieben“ und „hassen“: Es gibt Menschen, die lieben (egal wen, auch bei heterosexuellen Paaren fragt sich so mancher, wie die zwei zueinander gefunden haben) und es gibt Menschen, die andere hassen, weil diese lieben. Wenn ich die Auswahl habe, sind mir Menschen, die lieben, sehr viel sympathischer.

Informationen findet ihr vielleicht unter http://www.befah.de/ (Bundesverband der Eltern…von Homosexuellen e.V.) oder unter http://www.lambda-online.de/ (Jugendnetzwerk).

Jawohl, mimose ist männlich (und auch immer schon gewesen).

Gruß m

Hi,

würdest du hier auch schreiben wenn es eine Heterobeziehung
wäre oder nach Literatur fragen? Genau so entstehen doch erst
die Probleme.

Alle Bücher hier aufzuzählen, die sich mit Heterobeziehungen beschäftigen, würde sicherlich den Rahmen dieses Forums sprengen.
Und, ja, meine Frau und ich können damit problemlos umgehen. Die Wirklichkeit zeigt jedoch, daß wir nicht auf einer einsamen Insel leben und Teile der Gesellschaft damit immer noch erhebliche Probleme hat.

Behandelt es doch ganz normal, dann werden andere das auch
tun.

Welch Wunschdenken…

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Jawohl, mimose ist männlich (und auch immer schon gewesen).

Gruß m

soweit ich weiß, weiblich. schon immer gewesen.

Die Mimose (Mimosa pudica), auch Schamhafte Sinnpflanze genannt, ist eine tropische Pflanzenart in der Unterfamilie der Mimosengewächse (Mimosoideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).

tilli

Hi!

Und, ja, meine Frau und ich können damit problemlos umgehen.
Die Wirklichkeit zeigt jedoch, daß wir nicht auf einer
einsamen Insel leben und Teile der Gesellschaft damit immer
noch erhebliche Probleme hat.

Ehrlich gesagt, würde ich mich einen Dreck um die Gesellschaft kümmern.Allerdings hab ich beim Outing meine Cousine vor ein paar Jahren gemwerkt, das sowas heutzutage ziemlich locker aufgenommen wird. Der einzige, der ein richtiges Problem damit hatte, war der Vater. Und ich komm vom Land, knapp 300 Seelen, in den meisten Karten ist der Ort gar nicht eingezeichnet.

Behandelt es doch ganz normal, dann werden andere das auch
tun.

Welch Wunschdenken…

Ich finde es ist einzig und allein Sache des Mädchens, zu entscheiden, ob sie sich vor der Familie oder sonstwem outet.
Überlass es ihr, sie ist 16, entdeckt ihre Sexualität erst, wer weiss was da noch kommt.

Aber nochmal: Sie muss es wollen und sie entscheidet wie und wann und überhaupt.

fg
MT

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Ich frage mich gerade, wann es das letzte mal in einer
Familie „publik“ gemacht wurde, dass ein Kind heterosexuell
ist…

Das ist halt zwangsläufig passiert, der Sohn hat irgendwann seine Freundin mitgebracht und die Tochter den 1. Freund.
Dennoch sollten wir unsere Augen nicht davor verschließen daß es eine tatsächliche Diskrepanz zwischen unserem Umgang mit Sexualität ( gerade gleichgeschlechtlicher) und dem Empfinden in der Öffentlichkeit gibt.
Es ist eben in unserer Gesellschaft (noch) nicht normal, gleichgeschlechtlich zu sein.

Gruß

…soweit ich weiß, weiblich. schon immer gewesen.

Einigen wir uns darauf, daß diese Deine Feststellung für die Pflanze durchaus zutrifft.

Hinter dem Forumsnamen „mimose“ steht jedoch ein männlicher User:smile:.

Gruß

1 Like

Hi m

Nun suchen wir, meine Frau und ich, einen Weg, dies
familienpublik zu machen

Zunächst würde ich ein großes, rosarot umrandetes Schild im Wohnzimmer aufhängen, auf dem in großen Lettern zu lesen ist:
„XY ist lesbisch!“
Nein, im Ernst: Überlass das mal schön eurer Tochter, wie, wann und wo sie sich weiter outen möchte.
Gruß,
Branden

vorschlach

…soweit ich weiß, weiblich. schon immer gewesen.

Einigen wir uns darauf, daß diese Deine Feststellung für die
Pflanze durchaus zutrifft.

Hinter dem Forumsnamen „mimose“ steht jedoch ein männlicher
User:smile:.

ok.
das war mir im zusammenhang mit der frage, dem usernamen und dem geschlechtslosen „m“ nicht klar, aber wichtig.

in diesem sinne würd ich sagen: angriff ist die beste verteidigung.
laßt es nicht auf rätselraten und gerüchteküchen ankommen. (wird eh passieren, aber nehmt denen, die tratschen, durch offenheit den wind aus den segeln.)
ich gebe einem sohn die mode-ruhigstell-lebenslänglich-tödlichen-imhaundumdrehnverschriebenen-ritalinähnlichen pillchen und habe mich entschieden, denjenigen denen das vorurteil ins gedicht gepappt ist, mit etwas information und offenherzigkeit entgegenzutreten.
dann ist so schnell schicht mit der repitierung moderner sagen, da kannste gar nicht gucken.

das erfordert ein bißchen übung und ein paar prägnante kernsätze, hilft aber enorm.

immer „ich“ und „wir“ sagen, da kann ein mensch mit vorurteilen nicht mit. denn der müßte „man“ sagen und geht die rudne an dich.

tilli

[MOD] PS entfernt

Hi,

ich glaube nicht das es ein großer Teil der Gesellschaft ist der damit ein Problem hat, eher die absolute Minderheit und somit sollte man diesen nicht dadurch noch Vorschub leisten indem man sich in die Thematik einliest um bessere, andere oder sonst welche Argumente zu haben. Wichtig ist das man hinter der Entscheidung seines Kindes steht und so lange ihr damit auch ohne Hilfe oder Bücher auskommt, ist die Welt doch in Ordnung.

Viele Grüße
Me

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Hallo,

Grundsätzlich kann ich damit völlig
normal umgehen.

Dann tu es auch! :smile:

Mir „scheint“ es, daß du evtl. ein größeres Problem damit hast 1) als du zugeben möchtest und 2) als sie.

Ansonsten kann ich mich den anderen Posts anschließen, laß deine Tochter entscheiden!

Gruß,
Christiane

na und?
Hallo mimose!

am WE hat sich meine fast sechszehnjährige Tochter zu Ihrer
Homosexualität bekannt. Grundsätzlich kann ich damit völlig
normal umgehen.

bist Du sicher?
Also würdest Du hier auch fragen, wenn sie Dir ihren Freund vorgestellt hätte?

Wir sind aber eine zusammengesetzte Familie mit noch zwei
Stiefschwestern (15, 18) und einem Stiefbruder (16).

Na ja - das wärt ihr auch, wenn sie ihren Freund vorgestellt hätte…

Nun suchen wir, meine Frau und ich, einen Weg, dies
familienpublik zu machen, ohne daß Sie sich ausgegrenzt fühlt
bzw. tatsächlich ausgegrenzt wird.

Warum habt ihr das Gefühl, dass IHR das publik machen müßt?
Überlasst es doch Eurer Tochter, ihren Freund oder ihre Freundin vorzustellen!
Klingt ein wenig so, als würdet ihr ein Problem schildern wollen - gibt es ein Problem?

Wer kann weiterhelfen oder gibt es dazu empfehlenswerte
Literatur?

Ich gaube, ihr seht mehr Probleme, als es in Wirklichkeit gibt.
Da hat eine Tochter eine Freundin - wozu benötigt ihr da Literatur?

Freut Euch mit Ihr - und geht locker damit um - dann macht es die Umgebung auch!

Ulli

Hallo Mimose!

Wenn Ihr das so ganz öffentlich macht, dann versperrt Ihr womöglich der Tochter einen „anderen“ Weg, der durchaus noch möglich ist, denn die sexuelle Entwicklung eines Menschen ist mit 16 noch nicht abgeschlossen. Es muss die Sache Eurer Tochter sein, andere Personen einzuweihen oder nicht.

Ich finde es aber als ein ganz tolles Zeichen, dass Eure Tochter Euch informiert hat. So viel Vertrauen zu den Eltern kommt ja nicht von ungefähr. Da habt Ihr bei der Erziehung wohl vieles richtig gemacht. Freut Euch über das Vertrauen!

Liebe Grüße

Waldi

Hallo,

lasst die Jugend das mal unter sich ausmachen. Wenn es ein ernsthaftes „Anliegen“ eurer Tochter ist, dann wissen die anderen vermutlich alle schon Bescheid (und ist herzlich wenig von Interesse). Falls nicht, sie werden es noch unter sich austauschen.

Die „offizielle“ Bekanntgabe an euch ist erfolgt, erste Erleichterung ist eingetreten, die Befürchtungen aber noch nicht ganz ausgeräumt. Positiv (re)agieren, auch wenn es zu Beginn schwer fällt. Hinzu kommt jetzt das

Grundsätzlich kann ich damit völlig normal umgehen.

ins Spiel. Für euch selbst und im Umgang mit der Tochter. Theorie und Praxis sind nun mal zwei Welten.

Wegen des momentanen „theoretischen“ Zustands würde ich keine Literatur zu Rate ziehen. Eure praktische Wirklichkeit wird in keinem Buch geschildert sein. Nehmt euch für euch selbst Zeit, um die Überraschung aufzuarbeiten.

Grüße
Tommy

Hallo,

auch wenn hier viele richtigerweise sagen, dass in einer idealen Welt die sexuelle Orientierung eigentlich nicht weiter erwähnenswert sein müsste und doch alles so normal ist und man sich doch keine Gedanken machen braucht … es fehlt hier ein wenig der Blickpunkt einer 16-jährigen, die sich gerade geoutet hat. Und für so ein Mädchen - ich spreche hier aus eigener Erfahrung - ist das sehr wohl ein „big deal“, kann keinesfalls ignoriert werden und erfordert ggf. eine gewisse Strategie für das weitere Vorgehen.

Es kostet Überwindung, sich jemandem gegenüber zu outen, selbst wenn man sich fast sicher ist, nicht auf Ablehnung zu stoßen. Jeder homosexuelle Jugendliche hat schon einmal Ablehnung aufgrund der sexuellen Orientierung erfahren oder zumindest bei anderen mitbekommen, daher bleibt immer eine gewisse Unsicherheit und Spannung. Irgendjemand im Freundeskreis reagiert fast immer negativ, und bis man an dem Punkt ankommt, wo einem klar ist, dass dies das Problem dieser Person ist und nicht das eigene, vergehen selbst bei besten Voraussetzungen oft einige Jahre.

Wie nun vorgehen: anhand der gegebenen Infos kann ich keine Strategie raten. Ich würde mich nach den Wünschen des Mädchens richten. Möchte sie es dem Rest der Familie mitteilen? Wenn ja, wie? Wenn nein, wie wünscht sie, dass Ihr damit umgeht? Folgt ihrer Führung in dieser Sache, als würdet Ihr ihr nochmal Fahrradfahren beibringen: sie bestimmt die Richtung und das Tempo, Ihr seid die Stützen und die Rettungsanker.

Literatur und Beratung bekommt Ihr hier:
http://www.lsvd.de/
http://www.prisma-eltern.de/html/wer_wir_sind.html
http://www.befah.de/

Sollte ich mit meinem „Fachwissen“ weiterhelfen können, bin ich für Fragen gerne offen. Ich wünsche Euch alles Gute!

Myriam