Tod und Leben

Da muss ich wohl noch ein paar Zweit- und Drittmeinungen einholen, da ich selbst kein großes Latrinum habe.
Der ist echt nett :smile:

SCNR

Gruß
nasziv

Ja, in jungen Jahren ist man oft leichtsinnig und denkt nicht an das, was im Lauf des Lebens einmal wirklich wichtig wird. Dann lässt man gern alles weg, was einem überflüssig erscheint. Erst im hohen Alter habe ich begriffen, dass fast überall (je größer die „feine“ Gesellschaft, desto ausgeprägter) Sch****** geredet wird.
In deutscher Sprache klingt dass dann meist gar nicht fein. Jemand mit Knigge-Schulung würde sofort merken, dass man sich soeben so gar nicht an die Regeln des Konventionellen hält.
Wenn man’s aber ins Lateinische übersetzt, kann man dem Gegenüber lächelnd die übelsten Komplimente machen und dafür sogar noch begeisterte Zustimmung ernten. Es sei denn, der Gute hatte selbst in der Grundausbildung (beim Bund o. ä.) das Latrinum und den nötigen Klappspaten erworben. Dann könnte es passieren, dass man plötzlich alt aussieht und von Gesichtsschmerzen geplagt wird, weil die Faust des anderen plötzlich und unerwartet die eigene Nase als Landezone auswählte.

In stercore invenitur! (Das wussten schon die alten Alchemisten… :wink:)

LG, Fatz

kennst Du eigentlich „My big toe“ vom Thomas Campbell?
[…] evtl. könnte es Dir weiteren Input geben.

Hi Spiff,

danke für den Tipp! Ich kannte Thomas Campbell noch nicht, habe mich aber jetzt auf Youtube ein wenig informiert.
Ja, seine Thesen sind sehr interessant, und ich denke, wir verfolgen die gleiche Grundidee.
Aber TC (zumindest was ich gesehen habe) wirkt theorielastig auf mich. Ich befürchte, dass ihn nicht allzu viele verstehen. Gerade habe ich die deutsche Übersetzung seines Buches bestellt: „Meine große Theorie von Allem: My big toe“.
Bin schon gespannt, wie er die Theorie von Allem darstellt: Eher wissenschaftlich oder auch für den „kleinen Mann auf der Straße“ verständlich?

Im Video wirkte er eher so auf mich, dass mindestens Abi, besser aber ein einschlägiges Studium angesagt ist, um ihn zu verstehen. Ob er auch viel mit Illustrationen verdeutlicht hat? (Obwohl - ich habe auch schon reich illustrierte Bücher überflogen, in denen mich die fast technisch anmutenden Skizzen mehr verwirrt als aufgeklärt haben. Ken Wilber ist da so ein Spezie mit seinem „Integralen Was-auch-immer“. Ken Wilbers Bücher kann ich von vorn bis hinten lesen und seine Bilder betrachten, trotzdem habe ich hinterher den Eindruck, nichts verstanden zu haben. (Ich kann nicht mit Sicherheit ausschließen, dass ich vielleicht bloß zu blöd dazu bin …)

Aber egal, auf welche Art und Weise die verschiedenen Autoren versuchen, das Anliegen einer „Theorie von Allem“ herüberzubringen: Ich bin ja schon froh, dass es zur Zeit so einige davon gibt. Vielleicht spricht der eine eher Akademiker/Wissenschaftler an, der andere Menschen, die Theorien lieben usw.

Ich selbst bin ein „Bildermensch“. Ich lasse mich in erster Linie von meinen eigenen Träumen, aber auch denen anderer Menschen inspirieren und in zweiter Linie (fast gleich stark) von (Kino-)Filmen, die eigentlich zur Unterhaltung gedreht wurden, in denen ich aber sehr viel unbewusste Symbolik wiedererkenne, die sich mit der Symbolik in meinen Träumen deckt. Um nur wenige Beispiele zu nennen: „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ oder (gestern im ZDF gesehen: „Der Plan“. Die Männer mit den Hüten, die über die Einhaltung des Plans wachen, stehen für mich für „archetypische“ Inhalte des Unbewussten.)

Die (wirklich) Kreativen (Drehbuchautoren und Regisseure) stehen meiner Meinung nach in viel direkterer Verbindung mit dem universalen (oder kollektiven) Unbewussten, als die Denktheoretiker. Vielleicht wissen/merken sie selbst gar nicht, dass sie im Auftrag des Unbewussten schreiben und inszenieren. Aber das spielt auch keine Rolle.
Früher habe ich mich immer darüber geärgert, wenn ich mir klar machte, dass die Mehrzahl der Kinobesucher die Filme nur aus der Sicht der „Unterhaltung“ betrachteten. Aber mittlerweile denke ich, es reicht, wenn - global verteilt - aber doch der eine und andere einzelne Betrachter dabei ist, der den tieferen symbolischen Gehalt hinter der vordergründigen Unterhaltung sieht.

Letztere haben dann m. E. die Aufgabe, das „missing link“ zu bilden und - wie auch immer - zu versuchen, den einfachen Menschen zu vermitteln, dass diese aufwändig gemachten und extrem teuren Unterhaltungsschinken aus Sicht des Unbewussten die Aufgabe haben, uns unsere „Vernetzung via Unbewusstes“ vor Augen zu führen. Keine leichte Aufgabe! Man wird allzu leicht in irgendeine Schublade gesteckt, die dann schnell wieder zugeschlossen wird.

In meinen Träumen wird eher wenig gesprochen (und schon gar nicht theoretisiert), sonder ganz handfest angepackt und irgendwelche praktischen Aufgaben erledigt: teils von mir teils von Anderen. Es geht nicht um Gedanken und Gefühle, sondern um Bilder, Gestaltungen, Konstruktionen und Handlungen. Und weil Träume der „Königsweg ins Unbewusste“ sind, versuche ich es ihnen nachzumachen und möglichst in Bildern, statt in schwer verständlichen Theorien zu sprechen.

LG, Fatz

Moin FatzManiac,

freut mich, dass TC Dich anspricht. Ja, es ist doch recht komplex, was er da aufbaut. Deswegen habe ich das damals auch nicht zu Ende geschaut. Ich habe meine Praxis.

Die (wirklich) Kreativen (Drehbuchautoren und Regisseure)
stehen meiner Meinung nach in viel direkterer Verbindung mit
dem universalen (oder kollektiven) Unbewussten, als die
Denktheoretiker.

Ich liebe Stanley Kubrick zum Beispiel. Künstlerisch wie auch symbolisch anspruchsvoll.

In meinen Träumen wird eher wenig gesprochen (und schon gar
nicht theoretisiert), sonder ganz handfest angepackt und
irgendwelche praktischen Aufgaben erledigt: teils von mir
teils von Anderen. Es geht nicht um Gedanken und Gefühle,
sondern um Bilder, Gestaltungen, Konstruktionen und
Handlungen.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass ein buddhistisches Buch Dich sehr interessieren könnte. Allerdings wird da eine Menge buddhistische Terminologie vorausgesetzt: „Das Große Siegel“ von Lama Ole Nydahl. Er kommentiert ein Gedicht des 3. Karmapa, das die Natur des Geistes beschreibt. Dabei verwendet Karmapa Bilder, die Vorstellungen vermitteln, löst diese Konzepte aber auch sofort wieder auf. Denn der Geist oder das, was Du „universales Unbewusstes“ nennst, hat keine Form, keine Farbe, keinen Geruch, ist kein Ding und konzeptuell nicht verstehbar.

Viele Grüße,
Spiff

Ich bin ja nicht so der geistige Typ, eher der
körperlich-handwerklich-praktische - mit einem Faible für
„Spinnertes“. Der Buddhismus als Religion hatte mich nicht so
sehr interessiert, wie das praktizierte Tantra. Also hab’ ich
mich etwa ein Jahr in tantrischen Kreisen getummelt und an
Kursen/Seminaren teilgenommen (Margo Anand Naslednikow & Co:
Sky Dancing Tantra. Das war keine Sekte, sondern ein
Wirtschaftsunternehmen mit Profitinteressen, aber Margo hatte
sich schon sehr von Baghwan Shree Rajneesh (Osho) inspirieren
lassen, was mich auch permament gestört hat
). Nach dem
„praktischen Jahr“ war ich dann „geheilt“, sprich:
desillusioniert. (Hatte sich der Schleier der Maya gelüftet ?)

Tantra gibt’s nicht ohne Sutra. Vieles, was sich heute Tantra nennt, greift sich nur die genehmen Teile aus einem größeren Konstrukt heraus, wodurch die Wirksamkeit erheblich beeinträchtigt und die Lehre sogar geschädigt wird.
Ein buddhistischer Lehrer (der aktuelle Sharmapa) sagte mal, dass wir „jedes Mal, wenn wir Sex haben oder Alkohol trinken, absolut nicht tantrisch sind.“ Die Belehrungen zu sexueller Vereinigung als buddhistische Methode sind im Alltag nicht durchführbar.

…ist die Grundlage z.B. mit :dem Prinzip des Karma doch recht einfach zu verstehen.
Ob man die Sachen dann verinnerlicht, hängt davon ab, wie man praktiziert.

Auch auf die Gefahr hin, jetzt gleich unten durch zu sein:
„Autoritäten“, die mir sagen, wie ich etwas zu praktizieren
habe, konnte ich noch nie akzeptieren.

Wieso solltest Du damit unten durch sein. Freigeister sind doch sehr sympatisch und viel glaubwürdiger.

Ich hoffe, Du erschrickst
nicht, wenn ich sage, dass ich mittlerweile ein eher „alter
Vater“ bzw. auch schon Großvater bin.

Alter ist doch keine Grenze.

C.G.Jung hatte sich recht intensiv mit (östlichen) Religionen,
also auch mit dem Buddhismus beschäftigt. Unter anderem
deshalb ist er von der wissenschaftlichen Psychologie nie
richtig ernst genommen worden - und vom Behaviourismus schon
gar nicht.

Ich glaube ich muss mich mit C.G.Jung mal beschäftigen.

Ich frage mich, warum jedes Glaubenssystem, das doch auf den
inneren Erlebnissen Einzelner (Esoterik) beruht, auch immer
ganz konkrete (objektiv wirkende) Zahlenangaben macht? Warum
sollte es genau 8 Bewusstseinsarten geben? Warum nicht mehr
und nicht weniger?

Es ist ja nur eine Beschreibung für die Art und Weise, wie Eindrücke in den Geist gelangen und im Speicherbewusstsein (8. Bewusstsein) gespeichert werden. Nur eins von vielen Konzepten, die später wieder aufgelöst werden sollen. Die ersten 5 Bewusstseine sind zum Beispiel die 5 Sinne.

Einer dieser Sinne wäre der „Feedback-Sinn“. Stark
vereinfacht: Alles, was ich einem Anderen (an-)tue, wird mir
unmittelbar und verzögerungsfrei in - sagen wir 4- bis
8-facher Verstärkung zurückgekoppelt. Beispiel:
Schlage ich meinem Gegenüber auf’s Kinn, erlebe ich den Schlag
im selben Moment 4 bis 8 mal stärker an meinem eigenen Kinn.
Allein so ein „Feedback-Sinn“ wäre m. E. ein sehr effektiver
„Peacemaker“.

Ich muss darüber nachdenken, warum es diesen Feedback-Sinn nicht gibt. Auf den ersten Blick klingt es gut.

Und was ist der zweite Sinn, den Du Miss Evi vorschlagen möchtest?

Viele Grüße,
Spiff

Tantra gibt’s nicht ohne Sutra. Vieles, was sich heute Tantra
nennt, greift sich nur die genehmen Teile aus einem größeren
Konstrukt heraus, wodurch die Wirksamkeit erheblich
beeinträchtigt und die Lehre sogar geschädigt wird.
Ein buddhistischer Lehrer (der aktuelle Sharmapa) sagte mal,
dass wir „jedes Mal, wenn wir Sex haben oder Alkohol trinken,
absolut nicht tantrisch sind.“ Die Belehrungen zu sexueller
Vereinigung als buddhistische Methode sind im Alltag nicht
durchführbar.

Moin, Spiff,

zu meiner Schande :smile: bekenne ich, dass auch ich zur Mehrzahl der männlichen Singles bei diesen Veranstaltungen gehörte, denen es ausschließlich um das (An-) genehme bei der Sache ging. Immer wenn es spirituell/rituell wurde, fand ich es langweilig. In Wirklichkeit hatte ich auch dort die Hoffnung, der (gleichgesinnten) Frau meines Lebens zu begegnen. Was ich gelernt habe, war jedoch: Diese Hoffnung - oder die gegengleiche - hatten praktisch alle dort. Folge: Niemand lernte seine(n) Partner(in) für’s Leben dabei kennen … höchstens für eine gewisse Zeit.

Ich muss darüber nachdenken, warum es diesen Feedback-Sinn
nicht gibt. Auf den ersten Blick klingt es gut.

Ich nutze immer meine Radtouren (Sportersatz) zum Nachdenken. So könnte ich mir vorstellen, dass es diesen FB-Sinn deshalb noch nicht gibt, vielleicht es den Sinn hatte, dass wir Menschen uns trauen sollten, der Natur (auch der Lebenden) rücksichtslos weh zu tun - um Naturwissenschaft zu treiben. (Damit eben die unbewusste Natur sich selbst mit unserer Hilfe erforsche). Das geht ja nur, wenn man keine Hemmungen kennt, lebende, organische und anorganische Objekte aufzuschneiden, zu zerteilen, hineinzugucken und dann das Entdeckte zu analysieren.
Wenn alle Forscher mit so einem FB-Sinn ausgestattet gewesen wären, dann hätten sie sich ja bei ihrem naturwissenschaftlichen Tun gleich selbst ausgerottet (Tier tot => Forscher tot). Das wäre ja auch nicht so toll gewesen.

Aber wenn man - zum Beispiel heute - einen Schlussstrich ziehen und sagen würde: „Genug geforscht“, dann wäre das FB angebracht. Vielleicht musste Miss Evi nur eine Zeit lang warten…?

Und was ist der zweite Sinn, den Du Miss Evi vorschlagen
möchtest?

Ach, der zweite Sinn ist ziemlich unspektakulär. Ich gebe ihm mal den Arbeitstitel „Netzwerk-Sinn“ (NW). Falls Du „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ gesehen hast: Die Na’vi hatten diesen NW-Sinn. Sie wussten, fühlten und erlebten permanent das Verbundensein Aller mit Allen und Allem. Genau dieses NW fehlt uns. Ich glaube, wir müssen es über Umwege (Internet-Vernetzung) erst langsam begreifen lernen, dass wir mit dem Internet nur einmal mehr eine Erfindung in die Außenwelt gesetzt haben, die in unserer Innenwelt schon immer da ist.
Es reicht nicht, vom „Einssein Aller mit Allen und Allem“ zu sprechen und hin und wieder daran zu denken. Es muss zu einem dauerhaften und ununterdrückbaren Gefühl werden. Wir müssen unsere Vernetzung mit dem ganzen Universum körperlich spüren, statt Theorien darüber aufzustellen, Rituale zu zelebrieren, fromme Forderungen zu äußern … oder Bücher darüber zu schreiben.

LG, Fatz

Moin, Spiff_in_Space,

freut mich, dass TC Dich anspricht. Ja, es ist doch recht
komplex, was er da aufbaut. Deswegen habe ich das damals auch
nicht zu Ende geschaut. Ich habe meine Praxis.

Heute erhielt ich TCs übersetztes Buch - und war erst mal enttäuscht, denn da ist ja nicht ein einziges Bild drin - nur Text! Als „Bilderdenker“ erschwert es mir das Verständnis doch sehr und raubt mir die Lust, mich damit zu beschäftigen. Ich werde es zurücklegen, bis ich mit meinem eigenen Pamphlet fertig bin.

Ich liebe Stanley Kubrick zum Beispiel. Künstlerisch wie auch
symbolisch anspruchsvoll.

Ja - aber manchmal auch schwer zu ertragen. Dabei denke ich an „Clockwork Orange“ Es ist unmittelbar verstörend durch die exzessive und unmotivierte Gewalt. Und manchmal ist er wiederum subtil verstörend und gleichzeitig erregend („Eyes wide shut“)*. Aber so ist das Unbewusste halt: Es unterscheidet nicht nach „Gut“ und „Böse“ und kennt wahrscheinlich auch weder „Moral“ noch „Unmoral“. Es ist die pure Natur. Und die darf einfach keinen Unterschied zwischen den Gegensätzen machen. Sonst gäbe es gar kein Leben, vielleicht nicht mal etwas Existierendes.
*) Dabei hätte er aber nicht diese „geleckten“ Tom Cruise und Nicole Kidman nehmen sollen, finde ich. Die Story (Traumnovelle von Artur Schnitzler) finde ich reizvoll, aber die Hauptdarsteller sind mir viel zu wenig bei der Sache - zu unemotional. Da fehlt die Lebendigkeit.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass ein buddhistisches Buch
Dich sehr interessieren könnte. Allerdings wird da eine Menge
buddhistische Terminologie vorausgesetzt: „Das Große Siegel“
von Lama Ole Nydahl. Er kommentiert ein Gedicht des 3.
Karmapa, das die Natur des Geistes beschreibt. Dabei verwendet
Karmapa Bilder, die Vorstellungen vermitteln, löst diese
Konzepte aber auch sofort wieder auf. Denn der Geist oder das,
was Du „universales Unbewusstes“ nennst, hat keine Form, keine
Farbe, keinen Geruch, ist kein Ding und konzeptuell nicht
verstehbar.

Ja, genau so sehe ich das Unbewusste: Man kann wunderbar mit ihm umgehen. Wenn man einen Fehler macht, bringt’s einen um (ohne böse Absicht). Aber verstehen? Besser erst gar nicht versuchen!

Mir ist heute morgen bei der Radtour klar geworden, dass ich meist nur 2 (oder gar weniger) Seiten meines Machwerks schaffe (Text und Bild - wobei ich für die Bilder meist mehr Zeit aufwende als für den Text, aber der text ist für mich Quälerei. Die Bilder machen dagegen richtig Spaß!) Nun habe ich aber nur noch knapp 2 Monate bis zum Abgabetermin (lektoriert, layoutet und „reingezeichnet“) und mir fehlt noch mindestens die Hälfte des Buchs. Das heißt, ich muss mich jetzt in den Hintern treten und mich zwingen, im täglichen Durchschnitt (auch an Wochendenden!) mindestens 3 bis 4 Seiten zu schaffen.

Die Folge: Bis zur Fertigstellung (und danach muss ich mich auch ums Marketing kümmern) kann ich nichts mehr in mich aufnehmen, das heißt: Nichts mehr lesen. Ich könnte neue Gedanken sowieso nicht mehr einarbeiten. Ich bitte um Verständnis, dass ich auch hier deutlich kürzer treten muss.

Viele Grüße, Fatz

Es ist nicht sehr verwunderlich, dass naturwissenschaftlich Gebildete (oder vielleicht doch nur Halbgebildete?) oft den neuesten „Stand des Wissens“ für so maßgebend halten, dass für jede mögliche wissenschaftliche Revolution in der Zukunft eigentlich nur noch grenzenlose Missachtung und Geringschätzung übrig bleibt. Warum sollte es in der bisherigen philosophischen und religiösen Geistesgeschichte nicht bereits Ahnungen von einem künftigen Wissen geben? Der schöne Ausdruck „Ahnung haben“ ist ja immerhin mit „wissen“ so gut wie gleichbedeutend. Ich sehe jedenfalls den Sinn „vorwissenschaftlicher“ Ideen der Menschheit darin, einen bislang noch nicht erreichten Wissensstand vage vorwegnehmen zu können und halte die interdisziplinäre Diskussion hier für äußerst anregend und spannend.

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Das „so gut wie“ muss man da aber schon seehr großzügig auslegen, denn „Wissen“ ist das, was mit wissenschaftlichen Methoden bewiesen und zuverlässig reproduziert werden kann. Während „Wissen“ an die bewusste Denk-Funktion gebunden ist, entspringen „Ahnungen“ (gern auch „Intuition“ genannt) unbewussten Funktionen. Ahnungen/Intuitionen können nicht kontrolliert werden: Sie tauchen aus dem unbewussten Dunkel auf und sind praktisch immer äußerst „unscharf“. Es könnte so oder auch anders sein. Bei einer Ahnung steht die Möglichkeit im Vordergrund - beim Wissen dagegen die Wirklichkeit.

Mit Wissen lassen sich zuverlässig funktionierende Gegenstände herstellen. Mit Ahnungen wiederum können Kreative oft wunderbare Romane schreiben oder (Fantasie-)Filme produzieren.

Statt „vage vorwegnehmen“ würde ich den Sinn von Ahnungen/Intuitionen eher darin sehen, als Ideengeber zu fungieren. Wissenschaftler brauchen (ggf. mehrdeutige) Ideen, denen sie folgen können, um mit den Mitteln der Wissenschaft verifiziertes Wissen zu schaffen - oder aber um diese Ideen zu falsifizieren und zu verwerfen.

Dass Ahnungen falsifiziert werden (oder auch nur nicht verifiziert werden können [Beispiel: C. G. Jungs „Synchronizitäten“]*) geschieht sehr viel häufiger, als dass sie verifiziert werden. Zu letzterem bedarf es schon echter Genies, wie z. B. Einstein.

  • )Sehr viele Menschen erleben hin und wieder „Synchronizitäten“. Aber diese lassen sich nicht vorhersagen, nicht planen, nicht wollen … und letztlich weiß auch niemand, was eine erlebte Synchronizität beabsichtigt - sofern sie überhaupt etwas beabsichtigt und sofern es überhaupt eine war. Dennoch bin ich froh, über jede Synchronizität, die mir widerfährt, denn ich verstehe sie als einzige (?) Schnittstelle zwischen psychischer und physischer Welt. Sie dient mir als Beruhigung und gibt mir die Ahnung (kein Wissen!) dass der Tod vielleicht doch nicht das Ende von’s Ganze ist.

LG, Fatz

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Es ist mir nicht um den Begriff der Ahnung gegangen, sondern um umgangssprachliche Wendungen wie „Keine Ahnung“ (ich weiß es nicht), „Hast du eine Ahnung!“ (wenn du wüsstest) oder „Er hat davon viel Ahnung“ (er weiß gut darüber Bescheid). In diesen gebräuchlichen Redensarten gelangen die Begriffe Ahnung und Wissen in ein Zusammenspiel, auf das ich den Akzent legen wollte. Ähnlich ist es ja auch mit den von Dir angesprochenen Ideen, die man sehr streng-hegelianisch, aber genau so gut auch brainstormingmäßig unverbindlich handhaben kann. Mein Anliegen ist es jedenfalls, dass das vorwissenschaftliche Erkenntnisstreben nicht unterschätzt wird.