Wie im Straßenverkehr
Hi!
in der StvO gibt es einen schönen Passus mit „gegenseitiger Rücksichtnahme“ und „rechne mit Fehlern der anderen Verkehrsteilnehmer“ - so sinngemäß.
Ich denke, damit kommt man doch schon recht weit.
Wo hört Eurer Meinung nach die freie Religionsausübung auf und
wo fängt das Missionieren und Diskriminieren an? Jede
Weltanschauung (ja: jede) ist von Haus aus zu einem gewissen
Teil intolerant, und zwar in dem Sinne, dass sie sich selbst
für richtig und andere Weltanschauungen für falsch hält.
Und viele enthalten ja auch den Auftrag zum Missionieren.
Zum Thema Missionieren, das sehe ich genauso wie Vertreterbesuche: Wenn ich etwas brauche, weiß ich, wo ich es finde und kann es mir dort holen. Also aus der hohlen Hand angequatscht oder an der Tür belästigt werden - das mag ich zu diesem Zwecke überhaupt nicht.
Andererseits habe ich z.B. innerhalb eines Gespräches (aus anderem Anlaß) kein Problem damit, dass jemand für seine Überzeugungen wirbt. Was mich nervt ist: wenn ein deutliches „Nein danke“ von mir überhört wird.
Woher nimmt man das Recht, die eigenen
Werte höher einzuschätzen als die fremden?
Hm, dazu muss ich sagen: Ich finde, dass es universelle Werte gibt, dazu gehört das Recht auf freie Meinungsäußerung, auf körperliche Unversehrtheit usw.
Was darf man noch tolerieren, weil man es für die Inhalte
einer fremden (prinzipiell schützenswerten) Religion hält und
was kann man nicht mehr tolerieren, weil es den eigenen Werten
zu sehr widerspricht?
Und genau da würde ich auch eine Grenze ziehen: solange Menschen etwas freiwillig tun (z.B. Frauen ein Kopftuch tragen), ist das meines Erachtens nach völlig in Ordnung. Werden sie dazu gezwungen (auch durch Gruppendruck) oder wird jemandem körperlich oder seelisch Schaden zugefügt, hört meine Toleranz schlagartig auf.
Vor allem, wenn es sich bei den Opfern solcher Zwangsmaßnahmen um wehrlose Personen handelt, z.B. und vor allem Kinder.
Dazu muss ich noch sagen: Mir ist klar, dass es u.U. heute noch z.B. Naturvölker gibt, die z.B. Alte und Schwache zum Sterben zurücklassen und in ähnlicher Weise das Überleben der Gruppe über das Leben eines einzelnen stellen. So richtig gut finde ich das nicht, sehe aber schon die althergebrachten Notwendigkeiten ein. Würde mir aber wünschen, dass man diese Notwendigkeiten immer mal wieder überprüft.
Ist der Atheismus diesbezüglich gleich zu bewerten wie die
Religionen oder nimmt er einen andere Stellung ein?
Nö, hier gilt das selbe - finde ich. Die Sache ist ja nur meist so, dass die Ausübung einiger Religionen mit so allerhand Regelungen verknüpft ist, die bei der Nicht-Ausübung von Religion einfach mal wegfallen.
Es wird immer wieder Konflikte geben: Glockenläuten, das Rufen des Muhezin (wie schreibt man das?), Rasenmähen am Sonntag. Ich finde das sind meist so Kleinigkeiten, da ist einfach mal Rücksichtnahme auf beiden Seiten gefragt und Toleranz.
Ich weiß ja, dass wir in einem christlichen Kulturkreis leben und dass das der Grund dafür ist, dass unsere Feiertage und damit einhergehend Dinge wie die Sonntagsruhe und dergleichen gesetzlich geregelt sind. Aber ganz grundsätzlich finde ich, hat ein Moslem oder ein Jude auch in unserem Land das selbe Recht, seine Religion auszuleben wie ein Christ, mit dem selben Maß an „Begleiterscheinungen“.
Grüße
kernig