Ki Klaus,
Das mag sein, ich bemühe mich.
*hust*
doch, wirklich.
Darüber könnten wir wohl Tagelang diskutieren. Bastel mal ein
nachvollziehbares Beispiel, das sich verallgemeinern ließe.
Wieso ein Beispiel basteln?
Ein Beispiel, welche Alternativen es für die Leute bei einer liberaleren Politik gegeben hätte.
Du sagst: Die Ausschreitungen in
Paris sind ein Beispiel für die Ergebnisse von liberaler
Wirtschaftspolitik. „Die Reichen werden reicher, die Armen
immer ärmer“, blabla. Irgendwann stehen die Ärmsten auf und
zünden Autos an.
Leicht übertrieben, aber …
Ich sage: Wenn diese Ausschreitungen etwas mit
Wirtschaftspolitik zu tun haben, dann insofern, dass
offensichtlich eine falsche Wirtschaftspolitik betrieben
wurde, da Arbeitsplätze und Geld in den Geldbörsen fehlen.
Wir beide sagen: Die Jugendlichen brauchen Geld in den
Taschen, dann zünden sie keine Autos an, sondern kaufen sich
welche.
OK. Ich hatte eher gemeint, wenn die Jugendlichen am Tage arbeiten, schlafen sie in der Nacht, statt Autos anzuzünden, aber so wie Du das sagst, geht es auch.
Jetzt fragen wir beide, wo dieses Geld herkommt.
Du sagst: vom Staat, der Regierung, den Mächtigen, aus dem
Steueraufkommen, von der Bank, vom lieben Gott.
OK, das hast Du daneben gegriffen. Wie wäre es mit Lohn für Arbeit?
Reicht das
nicht, nehmt den Reichen noch was ab. Also Umverteilung.
Das unterstellst Du, habe ich noch nie gesagt oder gedacht.
So
lange verteilen, bis keiner mehr was tut und dann Schlange
stehen für ein paar Bananen? Meine Güte, das haben wir doch
bis zum Erbrechen durchgekaut!
Ja, das hast Du schon oft genug unterstellt und ich habe mich oft genug dagegen gewehrt, daß Du wissen könnstest, daß das nicht stimmt.
Ich sage: Wenn die Wirtschaft in und um Paris brummt, wenn es
dort einen Arbeitskräftemangel gibt, wenn sich die Unternehmer
etwas einfallen lassen müssen, damit die guten Arbeitskräfte
bei ihnen arbeiten und nicht beim Wettbewerb, dann wird es
doch auch keine Ausschreitungen mehr geben.
Da sind wir doch einer Meinung.
Was kann man also
tun, damit die Wirtschaft in und um Paris herum brummt? Na?
Eine Reichensteuer?
Nein.
Höhere Unternehmensbesteuerung?
Nein.
Höhere Lohnkosten?
Nein.
Kürze Arbeitszeiten?
Ja.
Kündigungsschutzfristen verlängern?
Nein, aber auch nicht verkürzen.
Mehr Abgaben zur Finanzierung staatlicher
Zuschüsse?
Nein.
Wir brauchen eine
nachfrageorientierte Politik.’
(oder so ähnlich, aus dem Kopf ‚zitiert‘, aber sehr nahe am
Original.)
Das würde ich gern von Frau Merkel hören und in
Gesetzentwürfen wieder finden.
Letztlich ist es ziemlich egal, wie man das nennt (neoliberal,
nachfrageorientiert, frullipär, schlagmichtot, etc.). Die
Bürger sollen in Summe mehr netto in der Tasche haben.
Wäre nett, im ersten Schritt wäre ich zufrieden, wenn bei gleichbleibender Summe nicht von unten nach oben umverteilt würde.
Das nennt man Wachstum. Umverteilung bedeutet, dass die Summe
gleich bleibt, während die Leistungsträger weniger und die
Leistungsschwachen mehr haben.
Umverteilung bedeutet, daß AN, die ihr Einkommen bereits jetzt zu 100% für den Lebensunterhalt benötigen weniger Einkommen haben. Die Differenz findest Du dann in Spareinlagen anderer wieder.
Über den sinkenden Umsatz beschwert sich der Handel bereits seit längerer Zeit.
Die Summe bleibt aber zunächst
nur unverändert und sinkt in Folge sogar, weil auch die
Anreize für Leistungsträger sinken. Das ist eben der
Grundgedanke, über den wir so oft gesprochen haben und den du
mit deinem Artikel, auf den ich geantwortet habe, mal wieder
mit Füßen getreten hast.
Du unterstellst schon wieder, daß ich Dir etwas wegnehmen will. Will ich doch gar nicht! Ich gebe nur zu bedenken, daß die Einkommen der Leistungsträger sinken werden, wenn Umsatz und Arbeit zrückgehen, weil am falschen Ende gespart wird.
Was meinst Du, wann der Vorstand von VW mehr Geld bekommt. Wenn die Leute mit 'nem Golf zur Arbeit fahren, oder wenn sie sich nur noch ein Fahrrad leisten können? Die Umverteilung von unten nach oben schadet Deinen ‚Leistungsträgern‘ genau so wie den Arbeitern, die in meinen Augen viel mehr leisten als Manager, aber das ist ein anderes Thema.
Gruß, Rainer