Hallo ~Melli~,
(musste es die Tilde „~“ in Deinem Nickname sein. Da mußte ich jetzt echt meine Tastatur absuchen ).
Erdogan als Diktator zu bezeichnen, finde ich etwas weitgehend, zumal er bislang die Gesetze der Türkei zu achten scheint, soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann. Ich würde ihn als Islamisten im Maßanzug sehen. Zudem ist er immerhin durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen und ein zweites Mal im Amt bestätigt worden. Dass es mit der verinnerlichten Demokratie in der Türkei (noch) nicht so weit her ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber immerhin hat sich seit den Zeiten der Militärjunta doch vieles getan.
Demokratie nicht nur institutionell, sondern auch gesellschaftlich zu verwirklichen, ist ja auch ein längerfristiger Prozess. In D hat das auch von 1949 bis heute gebraucht.
Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten sind mir weitgehend geläufig. Das übertriebene Vorgehen der Polizei ist zu verurteilen, Erdogans Reaktion alle pauschal als Extremisten zu bezeichnen, ist schlicht lächerlich.
Danke für den Link. Hieraus das Zitat: „Erdogan hatte erklärt, die Pläne für den Bau im Gezi-Park würden ungeachtet der Demonstrationen durchgesetzt. Unterdessen ordnete ein Gericht in Istanbul am Freitag Medienberichten zufolge an, die Pläne müssten zunächst auf Eis gelegt werden.“ Jetzt wird sich zeigen, ob er der Anordnung des Gerichts Folge leistet. Allerdings kann ich keinesfalls beurteilen, ob das Gericht überhaupt eine Weisungsbefugnis hat, da ich das türkische Rechtssystem nicht kenne und auch nicht weiß, welches Gericht die Anordnung erlassen hat.
Gruß
vdmaster
P.S.: Viel weiter möchte ich mich zu Erdogan nicht äußern, aber auch nicht verhehlen, dass ich ihm/seiner Partei nicht allzuviel echten Demokratiewillen zutraue. Zumindest sollte man ihn mit Skepsis beobachten.