TV-typische Verbrauchsangaben

Salu Kenner,

gibt es für Formulierungen wie die folgenden irgendeine sinnvolle Verwendung:

  • Das Kraftwerk erzeugt soviel Strom wie eine 30.000 Einwohnerstadt in einem Jahr verbraucht.

  • Der Laser verbraucht soviel Strom wie eine Stadt mit 20.000 Einwohnern in einem Monat.

  • Der Kran verbraucht am Tag 10 kW.

Oder ist es vielleicht bei solchen Angaben inzwischen allgemein üblich, das Wort „durchschnittlich“ wegzulassen (z. B. Der Kran verbraucht am Tag durchschnittlich 10 kW)?

Viele Grüße
-R o b.

Hallo Rob,
bei den ersten Punkten fehlt die Angabe, wie lange Kraftwerk und Laser laufen. Beim dritten Punkt ist eine falsche Maßeinheit.
Das „durchschnittlich“ ist bei den Fehlern irrelevant bzw. geht man bei den runden Zahlen davon aus, dass es gerundete Zahlen sind.
Grüße
Ulf

Hallo,

Der Kran verbraucht am Tag durchschnittlich 10 kW?

Das ist absoluter Schwachsinn. Entweder verbraucht der Kran 10kWh am Tag oder (von mir aus durchschnittlich) 10kW. Der tatsächliche Verbrauch am Tag hängt dann von der Betriebsdauer ab.
Die anderen Angaben dienen ja lediglich dazu, das sich ein Normalbürger, der nicht dauernd etwas damit zu tun hat, etwas darunter vorstellen kann.
Vermutlich weicht der Verbrauch an elektrischer Energie der Privathaushalte mehrerer gleich großer Städte nicht wesentlich vom Mittelwert ab. Daher kann man die Aussage auch ohne das durchschnittlich recht gut stehen lassen.

Cu Rene

So hatte ich das nicht gemeint…
Salu Ulf,

bei den ersten Punkten fehlt die Angabe, wie lange Kraftwerk
und Laser laufen. Beim dritten Punkt ist eine falsche
Maßeinheit.

Das weiß ich doch… Die Frage war ja auch kein Quiz („Was ist da falsch?“), ich wollte stattdessen wissen, ob diese Aussagen irgendeinem Zweck dienen, ob sie in einer speziellen Satzkonstellation oder unter Annahme unausgesprochener Prämissen gelten, oder ob sie schlicht und einfach sind, wofür ich sie derzeit halte: Bullshit.

Das „durchschnittlich“ ist bei den Fehlern irrelevant bzw.
geht man bei den runden Zahlen davon aus, dass es gerundete

Naja, wenn man z. B. formuliert: Das Kraftwerk produziert soviel Strom wie eine 20.000 Einwohnerstadt im Jahr verbraucht könnte damit gemeint sein, daß das Kraftwerk eine Dauerleistung hat, die dem Verbrauch einer 20.000 Ew.-Stadt im Jahresdurchschnitt entspricht, also unter Berücksichtigung des im Winter vermutlich höheren Verbrauchs.

Grüße
-R o b.

gibt es für Formulierungen wie die folgenden irgendeine
sinnvolle Verwendung: […]

Nein. Das ist einfach nur der übliche Unsinn, den Medien den lieben langen Tag verbreiten. Aktuelles Beispiel vorhin auf Pro7: „Die Rechner [der ISS] reagieren auf Krach. Wird es zu laut, schalten sie sich einfach ab.“ Bei solchem Schwachsinn erübrigt sich die Frage nach einer sinnvollen Verwendung.

Hallo, Rob,
nein, Bullshit ist das nicht. solche Vergleichsangaben dienen schliecht dazu, dass „Otto Normalbürger“ die Größenordnung wenigstens einigermaßen einordnen kann. Niemand, der normalerweise mit solchen Dingen nichts zu tun hat, kann sich vorstellen wieviel 30 000 KW sind. Aber die Angabe; „die Leistung von 500 Mittelklasse-PKW“ kann der Unbedarfte zumindest größenordnungsmäßig einordnen.

Oder wenn ich (telling old stories) davon erzähle, dass der Bulkcarrier, auf dem ich fuhr, 150000t Eisenerz geladen hatte, ernte ich bestenfalls ein „jaja“. Aber wenn ich das umrechne in einen ca 90km langen Güterzug (20t pro Waggon von 12m Länge), erziele ich den gewünschten Effekt, dass die Augen aufgerissen werden.

Diese Angaben werden also nur zur Veranschulichung mitgeliefert.
Dass Zeitungs- und Rundfunkfournalisten allerdings oft baren Unsinn erzählen, ist leider auch nur zu oft wahr.

Gruß
Eckard

Auch SO hatte ich das nicht gemeint :o)
Salu Eckard,

nein, Bullshit ist das nicht. solche Vergleichsangaben dienen
schliecht dazu, dass „Otto Normalbürger“ die Größenordnung
wenigstens einigermaßen einordnen kann. Niemand, der
normalerweise mit solchen Dingen nichts zu tun hat, kann sich
vorstellen wieviel 30 000 KW sind. Aber die Angabe; „die
Leistung von 500 Mittelklasse-PKW“ kann der Unbedarfte
zumindest größenordnungsmäßig einordnen.

Eulen nach Athen… ;o) Ich glaube, ich kann mich heute nicht mehr verständlich machen: Ich stelle mit meinem Posting doch nicht die Vergleichsobjekte infrage, sondern nur deren Präzision und sachliche Richtigkeit. Man kann m. E. nicht kW mit kW/h gleichsetzen, doch genau das wird bei diesen Vergleichen doch gemacht… Ich kann nicht so recht verstehen, weshalb Du mir wortreich die Kommensurabilität von Kraftwerken mit Kraftfahrzeugen darlegst — darum ging es doch überhaupt nicht. Also nochmal:

"Das AKW Biblis produziert so viel Strom [2,5 GW], wie eine 100.000 Ew.-Stadt in einem Jahr [644 GW/h] verbraucht."

Der Vergleich von einer Strommenge mit einer passenden Stadt als Verbraucher — das ist doch anschaulich und stand nie unter meiner Kritik. Was mich irritiert ist der Vergleich von Watt mit Wattstunden. Jetzt klar?

Anderes Beispiel:
„Das Kraftwerk Stade erzeugt in einem Jahr soviel Strom, wie eine 100.000 Ew.-Stadt verbraucht.“

Was soll da „…in einem Jahr…“??? Entweder, das Kraftwerk erzeugt den Strom, den eine 100.000 Ew.-Stadt verbraucht, oder mehr oder weniger. Was hat das mit dem Jahr zu tun? Noch deutlicher wird es, wenn ich den Satz abändere:

„Das Kraftwerk Stade erzeugt an einem Tag soviel Strom, wie eine 100.000 Ew.-Stadt verbraucht.“
„Das Kraftwerk Stade erzeugt in 17 Stunden soviel Strom, wie eine 100.000 Ew.-Stadt verbraucht.“
„Das Kraftwerk Stade erzeugt im Oktober soviel Strom, wie eine 100.000 Ew.-Stadt verbraucht.“

Stimmt ein Satz, stimmen alle. Und dann ist der zeitliche Bezug völlig irrelevant und auch für den von Dir herangezogenen Otto-Normalverbraucher nicht hilfreich, um den Vergleich besser zu verstehen.

Also jetzt sollte meine Frage aber durchgedrungen sein, hm? ;o)

Grüßken
-R o b.

1 Like

Stimmt ein Satz, stimmen alle. Und dann ist der zeitliche
Bezug völlig irrelevant und auch für den von Dir
herangezogenen Otto-Normalverbraucher nicht hilfreich, um den
Vergleich besser zu verstehen.

Hallo Rob.,
nun verwirrst du mich völlig. Meine erste Antwort hatte doch genau diese Problematik zum Inhalt. Die Antwort hat dir aber nicht gefallen.
„bei den ersten Punkten fehlt die Angabe, wie lange Kraftwerk und Laser laufen. Beim dritten Punkt ist eine falsche Maßeinheit.“

Also jetzt sollte meine Frage aber durchgedrungen sein, hm?
;o)

Nicht wirklich.
Grüße
Ulf

Hallo

Das kommt davon, wenn die Reakteure oder Nachrichtensprecher nicht wissen, wovon sie reden. Auch so ein Beispiel: Es regnete gestern im Durchschnitt 20 mm pro m².

Johannes

Ich hatte doch eine konkrete Frage gestellt…
Salute Ulf,

nun verwirrst du mich völlig. Meine erste Antwort hatte doch
genau diese Problematik zum Inhalt. Die Antwort hat dir aber
nicht gefallen.

Naja, in Deiner ersten Antwort zählst Du auf, was Dir an den fraglichen Aussagen falsch vorkam, aber danach hatte ich eben nicht gefragt (Zitat: „Die Frage war ja auch kein Quiz“). Mir erschien ja dasselbe unlogisch wie Dir.

Was ich frug war (Zitat): „Gibt es für Formulierungen wie die folgenden irgendeine sinnvolle Verwendung?“ Dies zu unterscheiden ist keine Spitzfindigkeit, sondern die ganz vordergründig gestellte Frage.

Ich will einfach wissen: Muß man bei solchen Aussagen davon ausgehen, daß man sich auf durchschnittliche Angaben bezieht und z. B. saisonale Schwankungen mittelt, ist das also eine übliche, evtl. auch unter einschlägigen Fachleuten praktizierte Sprechweise, oder kann man pauschal sagen, daß diesen Aussagen schlicht falsch sind und ihnen ein völliges Unverständnis der Materie zugrunde liegt?

Genau das hatte ich in meinem Antwortposting aber auch noch einmal herausgestellt (Zitat): „ich wollte stattdessen wissen, ob diese Aussagen irgendeinem Zweck dienen, ob sie in einer speziellen Satzkonstellation oder unter Annahme unausgesprochener Prämissen gelten, oder ob sie schlicht und einfach sind, wofür ich sie derzeit halte: Bullshit.“

Ich kann nicht erkennen, wo meine Formulierung derart unklar gewesen sein soll, daß Du nun mehrfach am Inhalt meiner Frage vorbeigehst? (*wunder, stutz*)

Grüßken und einen schönen Sonntag :o)
-R o b.

1 Like

Hallo Rob.,
es lag an dir, die Beispiele zu wählen. Wenn du dort offensichtliche Fehler einbaust, musst du dich nicht wundern, dass diese in der Diskussion hervorstechen.
Weiterhin beachte bitte, dass du in Naturwissenschaften allg. und nicht im Psychologie-Brett geschrieben hast.
Grüße
Ulf

Warum so angefaßt?
Salu Ulf,

es lag an dir, die Beispiele zu wählen. Wenn du dort
offensichtliche Fehler einbaust, musst du dich nicht wundern,
dass diese in der Diskussion hervorstechen.

Sie sollten ja hervorstechen, denn diese Fehler sind Teil der Frage. Das allein begründet aber nicht, daß sich eine Antwort auf eine Frage in der Aufzählung der Fehler erschöpft.

Weiterhin beachte bitte, dass du in Naturwissenschaften allg.
und nicht im Psychologie-Brett geschrieben hast.

Habe ich Dich irgendwo beleidigt? Wenn ja, dann bitte ich um Entschuldigung und ich versichere Dir, daß das nicht meine Absicht war. Wenn nein, dann erkläre mir, womit ich diese Häme verdient habe? Ich habe eine eindeutige, konsistente und präzise Frage gestellt – es ist nicht mir anzulasten, wenn Du (offenbar als einziger) eine andere Lesart anwendest und diese am Thema vorbeizielt. Die Frage enthält auch keine verquaste psychologische Deutung, denn ich hatte bereits ergänzend nach etwaigen fachlichen Usancen gefragt, die die bewußten Aussagen rechtfertigen könnten – also nix seelisch subjektive Individualsemantik und deren Analyse.

Unabhängig davon würde ich mich freuen, wenn wir es schaffen, unter gegenseitigem Respekt zum Kern meiner Frage zurückzukehren bzw. überhaupt darauf zu stoßen.

Grüßken
-R o b.

Hallo Rob.,
du verwirrst mich wieder. Du hast mich nicht beleidigt. Dies habe ich auch nicht bei dir vor.
Ich habe mich extra kurz gefasst, um dir wenig Spielraum für Interpretationen zu geben.
Wenn es dir nicht um das naturwissenschaftliche Verständnis zum Inhalt deiner Frage geht, schreibe ich dir ganz ohne Emotionen, dass die Frage dann besser im Brett Psychologie aufgehoben wäre. Du fragtest später auch nach dem Zweck der Aussagen.
Grüße
Ulf

Moin, -R o b.,

gibt es für Formulierungen wie die folgenden irgendeine
sinnvolle Verwendung:

das bezweifle ich, was aber nicht ausschließt, dass sie irgend jemandem, in den wir uns nicht hineinversetzen können, dabei helfen, sich ein Bild von technischen Größenordnungen zu machen. Es geht aber noch besser (wenn auch nicht um Verbräuche): „Nur 12 % Fett pro 100 g.“

Gruß Ralf

Bei den bisher genannten Beispielen stimmen ja jeweils nur die Dimensionen der Angaben nicht. Viel schlimmer ist es, wenn die Angabe dann auch noch inhaltlich falsch wird. Beispiel:

„… stieg im letzten Jahr um 270%, also auf fast das Dreifache.“

(so gehört in der Tagesschau (!) vor wenigen Wochen.)

Michael

Hallo,


Stimmt ein Satz, stimmen alle. Und dann ist der zeitliche
Bezug völlig irrelevant und auch für den von Dir
herangezogenen Otto-Normalverbraucher nicht hilfreich, um den
Vergleich besser zu verstehen.

Also jetzt sollte meine Frage aber durchgedrungen sein, hm?
;o)

nur um nochmal was fachliches dazu zu sagen und abgesehen von den falschen Einheiten.
Wenn man 1MW (Nennleistung) Photovoltaik und 1MW (auch Nennleistung - ich weiß, daß es keine so kleinen Anlagen gibt) KKW vergleichen will, macht das schon Sinn sich auf eine Zeit zu beziehen.
Ohne genaue Zahlen im Kopf zu haben, dürfte die PV-Anlage im Jahr bei gleicher Nennleistung etwa nur ein viertel des KKW produzieren.
In den bunten Prospekten findet man nämlich immer die höhere Nennleistung und nur selten die tatsächliche Betriebszeit, da jedes Kraftwerk (normalerweise) jährlich ein paar Wochen wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet wird.
Ob das der Hintergrund deiner Frage ist, weiß ich aber auch nicht.

Cu Rene

Noch mehr Nonsens
Hallo,

sehr oft findet man Sachen in der folgenden Art:

Dieses Jahr stieg Blabla um 3%;
letztes Jahr lag der Zuwachs lediglich bei 12500.

Thomas

Salu Kenner,

gibt es für Formulierungen wie die folgenden irgendeine
sinnvolle Verwendung:

  • Das Kraftwerk erzeugt soviel Strom wie eine 30.000

Einwohnerstadt in einem Jahr verbraucht.

„Sinnvoll“ ist relativ. Physikalisch unsinnig, wie der lange Thread unten zeigt. RTL-2 „sinnig“, da TV-Opfer zumindest ne Ahnung haben, dass man viele hundert von den Werke benötigt um Deutschland mit Strom zu versorgen.

  • Der Laser verbraucht soviel Strom wie eine Stadt mit
    20.000 Einwohnern in einem Monat.

Auch wieder: streng genommen völliger Quatsch. Anschaulich aber geeignet: Ein Laser verbraucht (pro Blitz, Puls, Stunde?) soviel Strom wie 20.000 Leute (in einem Monat) also keine Info, aber große Augen

  • Der Kran verbraucht am Tag 10 kW.

Das ist völliger Unsinn, auch für die TV-Birnen: Mein Auto leistet 166kW, und verbraucht 20Liter Benzin / 100km. Das wissen auch Bild-Leser. Wie kann ein Kran dann kW „verbrauchen“?

Ich merke aber grade, dass ich genauso wie die Vorposter die Frage nicht so ganz verstanden habe. Das Wort „durchschnittlich“ bringt nirgends etwas mehr physikalischen Sinn rein…

gruß
aleX

Nonsens — dacht ich’s mir
Salu aleX,

Beim Laserbeispiel hatte ich auch diesen Gedanken, insofern war es nicht ideal gewählt. Dennoch sollte auch in solchen Fällen korrekt formuliert werden.

Ich merke aber grade, dass ich genauso wie die Vorposter die
Frage nicht so ganz verstanden habe. Das Wort
„durchschnittlich“ bringt nirgends etwas mehr physikalischen
Sinn rein…

Klar bei dem Kran-Beispiel hilft das auch nicht weiter. Im Vergleich „Kraftwerk erzeugt soviel Strom, wie 100.000 Ew im Jahr verbrauchen“ könnte der an sich überreichliche zeitliche Bezug darauf hinweisen, daß derjenige Verbrauch gemeint ist, den 100.000 Ew im Jahresmittel verbrauchen, also nicht soviel, wie an einem hellen, warmen Juninachmittag. Sauberer wäre natürlich die Formulierung „…wie 100.000 Ew durchschnittlich verbrauchen“.

Grundsätzlich also siehst Du das so wie ich. Ich war halt nur neugierig, ob ich mich zurecht aufrege, wenn ich so etwas höre :o)

Vielen Dank & Grüßken
-R o b.

‚12 % Fett pro 100 g‘ — Toll!
Salu Ralf,

Es geht aber noch besser (wenn auch nicht um
Verbräuche): „Nur 12 % Fett pro 100 g.“

Dieses Beispiel ist natürlich das schönste und verdient einen Ehrenplatz in meiner Sammlung ;o)

Vielen Dank und Grüße vom
-R o b.

P. S.:
Beim Thema sprachliche Schnitzer: Die Wendung „Mindestens haltbar bis…“ ist falsch, gemeint ist „Haltbar bis mindestens…“.