Überlebt der Kapitalismus?

Ja? Nein? Warum?

Diese Frage ist eine philosophische Frage, nicht, wie vielfach irrtümlich geglaubt, eine rein ökonomische, die mit bloßen Abstraktionsmodellen mathematisch „exakt“ beantwortet werden könnte.

Im Gegensatz zur Betriebswirtschaftslehre ist die Volkswirtschaftslehre nicht von der Philosophie zu trennen (obwohl das viele Ökonomen fälschlicherweise glauben). So war denn auch der „Vater der Nationalökonomie“, auf dem als eigentlicher Urheber der Idee einer freien Marktwirtschaft auch noch heute die Volkswirtschaftslehre aufbaut, ein weltberühmter Moralphilosoph (Professor an der Universität von Glasgow). Der Name des englischen Moralphilosophen wird auch im Werk des deutschen Philosophen Karl Marx häufig erwähnt und bietet ihm viele philosophische und ökonomische Assoziationen zu seiner Gegenlehre.

[Beitrag editiert - www Team]

Zu deiner Frage muss erst klar werden, wie lange soll er deiner Meinung nach überleben, bzw bis wann lohnt es sich? Der Kapitalismus wird morgen oder in einem Jahr nicht abgeschafft sein, jedoch vielleicht in 100 oder gar 1000 Jahren. Gesehen auf das Momentane verhalten des Menschen, denke ich, dass alles was bequem ist und augenscheinlich zu unserem Interesse klappt, auch überleben wird. Solange die Menschen die dies heutzutage ausführen auch Überleben.

Was kommt nach dem Kapitalismus? Dazu sagst du nichts. Kommt irgendwann nach dem Kapitalismus, der von vielen Theoretikern erhoffte und ideologisch vertretene „wissenschaftliche Sozialismus“ als das „beste“ Gesellschaftssystem?

Das Problem ist, daß Du eine Hypothese als unumstößlichen Ausgangspunkt Deiner Frage heranziehst. Das ist sowohl diskussionstaktisch ungeschickt als auch methodisch ausgesprochen fragwürdig.

Ich stelle - weil ich so nett bin - dennoch eine Gegenhypothese auf: Volkswirtschaftslehre hat mit Philosophie nichts zu tun. Es gibt innerhalb der Volkswirtschaftslehre u.a. die Wirtschaftstheorie, die zu verstehen und zu beschreiben versucht und die Theorie der Wirtschaftspolitik, die auf Basis der Wirtschaftstheorie(n) versucht, Handlungsempfehlungen für die Wirtschaftspolitik zu geben.

Keiner dieser und der anderen Zweige hat mit Philosophie im engeren Sinne etwas zu tun. Es gibt innerhalb der verschiedenen Bereiche verschiedene Strömungen, denen verschiedene Forschungserkenntnisse bzw. deren Interpretation zugrunde liegen, aber das hat nichts mit Philosophie oder Glaubensfragen zu tun, wobei man natürlich angesichts mancher Diskussion hier auf den Gedanken kommen könnte, dem wäre so.

Zu Deiner eigentlichen Frage: der Kapitalismus ist nichts, was man einführt oder abschafft. Kapitalismus ist eine Wirtschaftsform, die sich der Mensch ganz von selbst verpaßt hat und das aus dem einfachen Grunde, weil der am ehesten der menschlichen Natur entspricht - nämlich dem Streben nach Wohlstand und Zufriedenheit und vor allem dem Streben nach mehr Wohlstand und mehr Zufriedenheit.

Kurz gesagt: so lange der Mensch sich nicht ändert, wird es auch den Kapitalismus geben. Auf der Basis kannst Du Dir dann auch ausrechnen, wie lange der Kapitalismus überleben wird.

Stichworte: Hari Seldon, VEB Kombinat Robotron, Kompatibilismus

Hallo!

Man bietet eine Dienstleistung/ein Produkt an, für das andere Leute zu zahlen bereit sind. Diesen Tun ist ein Merkmal des Kapitalismus.

Es geht regelmäßig schief, wenn irgendwelche Bürokraten bestimmen wollen, was die Menschen haben wollen und was produziert werden soll. Die Erfahrung (ohne Gegenbeispiel) zeigt, dass die erfolgversprechendere Methode darin besteht, Leute, die Bedürfnisse zu erkennen glauben, ins Risiko gehen zu lassen und ihr Angebot dem Markt zu offerieren. Damit kein Blödsinn produziert wird, ist das Risiko wichtiger Bestandteil. Werden die Produktionsmittel von der Allgemeinheit bezahlt, gibt es kein Risiko. Deshalb ist Privateigentum an Produktionsmitteln so wichtig.

Der erstgenannte Sachverhalt, nämlich Steuerung des Angebots durch den Markt, ist ein Merkmal des Kapitalismus und das Privateigentum an Produktionsmitteln ein weiteres.

Es gab genügend Versuche, ohne Privateigentum an Produktionsmitteln und ohne vom Markt und seinen Bedürfnissen gesteuerte Produktion auszukommen. Der Verlauf war stets ähnlich desaströs: Wirtschaften aus der Substanz, verrottete Infrastruktur, von Mangel, Korruption und Schattenwirtschaft bestimmter Alltag. Irgendwelche zentralen Institutionen, Versammlungen und Apparatschiks können nicht wissen und vorausplanen, wie sich die Menschen kleiden wollen, was sie essen wollen und mit welchen Sachen sie sich das Leben erleichtern oder verschönern möchten. Zudem waren es ohne Gegenbeispiel immer die Köpfe Einzelner, die Erkenntnisse und neue Produkte hervor brachten. Aber kaum jemand sieht Veranlassung, sich solcher Mühe zu unterziehen, wenn kein Nutzen dabei heraus springt. Ehrennadeln und Bonzen-Händedruck reichen nicht.

Von daher ist es müßig, zu sinnieren, ob es sich um eine philosophische, ökonomische oder wie auch immer geartete Frage handelt. Unsere Art des Wirtschaftens beruht auf Erfahrungswissen. Es ist jedermann freigestellt, eine Wirtschaftsform zu entwickeln und zu erproben, die ohne Kapitalismusmerkmale auskommt. Auf Staatsebene sind solche Versuche schwer zu starten, aber in kleinerem Maßstab, etwa auf Dorfebene, gibt es zahlreiche Versuche im In- und Ausland. Sie starten unter Medienbegleitung mit viel Euphorie, um über kurz oder lang ziemlich kapitalistisch zu werden oder in der Versenkung zu verschwinden.

Anders ausgedrückt: Das individuelle Gewinnstreben hat sich als Triebfeder erwiesen, ohne die ein Gemeinwesen nicht auskommt.

Gruß
Wolfgang

Naja als ich noch studiert habe kann ich mich noch gut erinnern, dass ein Münchner Hochschulprofessor gesagt hat , das sich Ökonomen sich schon mit der Sinnfrage beschäftigen. Was durchaus philosophisch ist. Auch gibt es Philosophen wie Adam Schmith die ebenfalls Ökonomen waren. Sonst wär ja die Philosophie auch komplett für die Katz, wenn beide Bereich komplett getrennt wären.
Ich bin zwar kein Experte , glaube jedoch das es schon zum Umdenken kommt und man in Zukunft versuchen wird den ganzen Mensch in das Arbeitsleben zu integrieren und nicht ein Denken verfolgt wird, das nachwievor ausschließlich auf Profit und Ausbeutung basiert. Wenn nicht wäre das schon sehr Traurig. Der Kapitalismus als solches wird wohl nicht aussterben, weil wohl der Mensch in einem Sozialistischem System seiner eigenen Langeweile zu lasst fallen wird. Aber ich glaube ein gemäßigter Kapitalismus mit einer besseren Verteilungsgerechtigkeit wäre in Zukunft wünschenswert und durchaus vernünftig

nämlich dem Streben nach Wohlstand und Zufriedenheit

was ist denn die menschliche Natur auch das ist eine Philosophische Sprache, ob dieses Ziel am ehesten dem Menschen enspricht wage ich zu bezweifeln, die Zufriedenheit zumindest mit uns Selbst kommt von inne wie auch die Fähigkeit zu Genießen nur einem wirklich Gesunden Menschen zugute kommt. So zumindest Freud.

Hallo!

Schicke einen der Theoretiker mit Tapeziertisch und allem möglichen Geraffel aus seinem Kleiderschrank auf einen Flohmarkt. Augenblicklich wird der Vertreter des „wissenschaftlichen Sozialismus“ zum Kapitalisten mutieren.
Theorien zum Wirtschaften ohne die schon erwähnten Kapitalismusmerkmale haben mit dem Attribut „wissenschaftlich“ wenig, aber viel mit Ignoranz und Weltfremdheit zu tun.

Wer etwas beobachtet und aus dem reproduzierbar immer gleichen Ablauf eine Regel formuliert, kann eine wissenschaftlich gewonnene Erkenntnis in Anspruch nehmen, die so lange gilt, bis jemand die Erkenntnis widerlegt. Bisher hat aber niemand ein funktionierendes Gegenbeispiel präsentiert, das ohne die den Kapitalismus kennzeichnenden Elemente auskommt.

Gruß
Wolfgang

Ökonomen beschäftigen sich zwar verstärkt mit dem menschlichen Verhalten, aber eben nicht mit der Sinnfrage. Bzw. es mag Ökonomen geben, die sich mit der Sinnfrage befassen, das dann aber außerhalb der Disziplin der Volkswirtschaftslehre.

Es gibt auch Ornithologen, die sich mit Sprachen befassen oder mit Anthropologie. Das heißt aber nicht, daß die jeweiligen Fachbereiche unmittelbar zusammengehören.

Ohne Aussicht auf Profit, gäbe es überhaupt keine Beschäftigung. Mitarbeiter werden nur beschäftigt und bezahlt, weil sich ein Unternehmer davon einen (zusätzlichen) Gewinn verspricht. Und der Arbeitnehmer geht auch nur arbeiten, weil er sich davon ein besseres Leben im Sinne von mehr Wohlstand und Zufriedenheit verspricht. Insofern ist nicht nur der Arbeitgeber ein Kapitalist, sondern auch der Unternehmer.

Und auch dem Arbeitnehmer geht es um den Zuwachs an Wohlstand und Zufriedenheit. Andernfalls würden sich die jährlichen Gehaltsforderungen auf den reinen Ausgleich der Preissteigerung beschränken. Das ist aber mitnichten der Fall.

Es gibt übrigens nette Studien zum Thema Wohlstand und Zufriedenheit, die besagen, daß es den Menschen nicht primär darum geht, über mehr Wohlstand zu verfügen, sondern darum, um über mehr Wohlstand zu verfügen als sein Umfeld. Vor die Wahl gestellt, ein Einkommen zu wählen, das im Verhältnis zum Preisniveau höher liegt oder eines, das im Vergleich zum Durchschnittsgehalt höher liegt, entschied sich die Mehrheit für letzteres, obwohl dabei eben nach Berücksichtigung des Preisniveaus am Ende weniger für den Konsum zur Verfügung steht.

Der Mensch ist also nicht nur ein Kapitalist, sondern auch ein Neider.

Wenn du meinst das dass die einzige Motivation ist das sehr einseitig, ich weiß nicht wie alt du bist aber ich kenne sehr erfolgreiche Unternehmer die vielleicht mit dieser Motivation angefangen haben, allerdings heute sagen das es für sie wichtig ist das Sie den Menschen einen sicheren gut bezahlten Arbeitsplatz geben.
Gott sei dank gibst solche Menschen auch noch.

Für viele Arbeitnehmer bleibt das allerdings ein Traum und die müssen trotzdem arbeiten gehen.

Auch als Grundlegende Menschliche Motivation des Zufriedenheit und Wohlstand zu postulieren kann man machen ist aber so undifferenziert wie nur was.

Daß es für Unternehmer nicht nur darum geht, möglichst viel Geld aus dem Unternehmen zu ziehen, ist unbestritten. Es ist aber auch illusorisch davon auszugehen, daß die Unternehmer nur deshalb unternehmerisch tätig sind, weil es ihnen Spaß macht, möglichst vielen Menschen beim Arbeiten zuzusehen. Die möglichst langfristige Beschäftigung möglichst zufriedener Mitarbeiter ist darüber hinaus kein Selbstzweck, sondern auch ein Auswuchs der Profitorientierung: zufriedene Menschen sind in der Regel produktiver als unzufriedener und es ist billiger, auch in schlechten Zeiten Mitarbeiter weiter zu beschäftigen, die gerade eigentlich nicht benötigt werden, als ständig Mitarbeiter zu entlassen und später andere Mitarbeiter wieder für teuer Geld einzuarbeiten.

Was bleibt ein Traum? Mehr Wohlstand durch Arbeit als durch Nichtarbeit? Wohl kaum. Wohlstand im Bill Gates’schen Sinne ist in der Tat für die wenigsten erreichbar, aber auch kaum ein realistisches Ziel. Daß viele Menschen lieber früh arbeiten gehen als in ihre Bildung zu investieren, um dann später mehr Geld zu verdienen, ist übrigens auch ein interessantes Phänomen, das durch die verhaltensorientierte Volkswirtschaft analysiert wird. Blöderweise fällt den meisten Menschen strategisches Handeln tatsächlich vor allem dann schwer, wenn für einen später höheren Ertrag anfänglich höhere Kosten (im Sinne von mehr Arbeit, weniger Geld, weniger Freizeit usw.) in Kauf genommen werden müssen.

Das magst Du (ich darf zitieren „Ich bin zwar kein Experte“) gerne so sehen, aber dann wird es ein bißchen schwierig, sich mit Dir zu dem Thema auszutauschen. Das scheint schon daran zu scheitern, daß Du die Begriffe Wohlstand und Zufriedenheit (die ich schon bewußt zur Vereinfachung gewählt habe) nicht einordnen kannst.

Bei jedem Handeln - gleich ob wirtschaftlich oder nicht - geht es um die Frage „was habe ich davon“ - ob nun bewußt oder unbewußt (bis hin zu kaum beeinflußbaren biochemischen Veranstaltungen wie z.B. Liebe).

Auch vermeintlich selbstlose Handlungen laufen letztlich darauf hinaus, daß sie zu einer Bedürfnisbefriedigung führen - also doch wieder zu einem Nutzen für den Akteur. So führen bspw. Spenden dazu, daß wir uns besser fühlen, weil wir etwas gutes getan haben. Ziel ist also nicht per se das selbstlose Handeln, sondern das gute Gefühl, was dabei herauskommt.

Aber das führt schon wieder zu weit. Tatsache ist, daß (nicht nur) jegliches wirtschaftliches Handeln davon geprägt ist, zu einem persönlichen Vorteil zu gelangen und das betrifft eben nicht nur Unternehmer, sondern auch die Arbeitnehmer. Genauer gesagt, ohne den Wunsch der Arbeitnehmer, mehr Geld zu bekommen als fürs Nichtstun, gäbe es auch sehr viel weniger Unternehmertum, weil es schlichtweg keine Arbeitnehmer gäbe, wenn bspw. der Staat für eine völlige finanzielle Absicherung aller Bürger sorgte - also ohne, daß diese für ihren Lebensunterhalt arbeiten gehen müßten.

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Du schreibst, ich würde eine „Hypothese“ aufstellen. Ich habe aber keine aufgestellt, sondern nur eine Tatsache, die nachweisbar ist, versucht zu beschreiben. Dass Adam Smith als „Vater der Nationalökonomie“ primär Philosoph war und erst in zweiter Linie war er Sozialpsychologe und Volkswirtschaftslehrer, das ist keine bloße Hypothese (also lediglich eine Behauptung unbeweisbarer Annahmen), sondern dass ist eine nachweisbare Tatsache.

Nun ist mir aber schon bekannt, dass sich die Wissenschaft (genauer die Einzelwissenschaften, die ja alle aus der ursprünglichen Grundlage des Begriffs „Wissenschaft“ von der antiken Philosophie her abstammen, genauer gesagt von Sokrates, der nach Platon diesen Begriff das erste Mal explizit verwendete, als Abgrenzung zum bloßen Glauben, wie er in der Antike vorherrschend vom Volk und dessen Machthaber als bloße Einbildung von „Wissen“ beansprucht wurde), dass sich die heutigen Wissenschaftler oft sehr distanzieren wollen von der Philosophie. Ich sehe das aus der Perspektive der Sozialpsychologie eher als politische Absicht. Ich sehe es als einen Willen zur Macht der Ökonomie, dass sie sich so vehement dagegen sträubt, mit Philosophie nichts am Hut zu haben.

Dass Ökonomen wissenschaftliche Modelle bieten für die Politik, ist doch kein Argument, dass Politik unabhängig wäre von philosophischen Grundlagen, die immer höher sind als nur wirtschaftswissenschaftliches Wissen, das sehr gerne von den politischen Parteien für ihre jeweiligen Ziele genutzt werden. Aber ob eine Regierung ihre weltanschaulichen Grundannahmen deshalb allein von der Ökonomie abhängig machen würde, so einen naiven Kinderglauben haben nur
Wissenschaftler, die weder verstehen, nach welchen Motiven Menschen handeln, noch nach welchen Motiven eine ganze Gesellschaft funktioniert.

Bis jetzt hat noch nie eine politische Partei auf der ganzen Welt ihre philosophischen Grundlagen (spricht ihre Weltanschauung) aufgegeben, nur wegen wissenschaftlicher Theorien. Dies aber mit einer „exakten“ Wissenschaft anzustreben, entspräche nicht mehr als einer infantilen Naivität.

Isaac Newton war Theologe. Dennoch käme niemand bei Verstand darauf, zu behaupten, die Physik hätte theologische Aspekte zum Gegenstand. Insofern spare Dir die Argumentation über Smiths’ „Hauptberuf“, daß die Volkswirtschaftslehre auch philosophische Aspekte zum Gegenstand hat. Gleiches gilt für die Ableitung dieses Gedankenganges aus der Herkunft der Wissenschaft an sich.

Wolltest Du nicht eigentlich über die Überlebensfähigkeit des Kapitalismus’ sprechen? Falls ja, findest Du dazu im Artikelbaum schon einige wertvolle Anregungen.

Falls Du weiter auf den philosophischen Elementen der VWL herumreiten willst, schlage ich vor, daß Du Dir zunächst einmal ein Vorlesungsverzeichnis einer der größeren deutschen Universitäten (Fachbereich Wirtschaft o.ä.) vornimmst und das ein oder andere Standardwerk zur Volkswirtschaftslehre.

Warum willst du denn nicht akzeptieren? Willst du nicht akzeptieren, dass Adam Smith Philosophie mit Volkswirtschaftslehre verband? Ebenso Friedrich August von Hayek als Inhaber des Wirtschaftsnobelpreises, der als Ökonom und Philosoph verstanden wird?

Auch Karl Marx kann von keiner wirklich umfassenden Wirtschaftswissenschaft unerwähnt bleiben, denn das wäre eine Ignoranz, wo seine politische Ökonomie auf ihrem Höhepunkt der praktischen politischen Umsetzung mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung beeinflusste, „nur“ mit einer - in erster Linie - Philosophie.

Was deinen Hinweis auf Newton betrifft, dass er Theologe war, so war auch seine Kosmologie, die eine ganz bestimmte unbeweisbare Hypothese voraussetzte, dass die Welt eine berechenbare Maschine ist und von einem außerhalb schwebenden Christengott angetrieben würde. Und weil Einstein eine andere Gottesvorstellung hatte (die von Spinoza), konnte er Newton entthronen.

Dein Glaube an die Wissenschaft als schulisch exakte Beschreibung der Welt ist naiv. Dass Ökonomen nur Modelle der Wirklichkeit konstruieren, die aber nicht „wahr“ sein müssen im Sinne der Wirklichkeit des praktischen Lebens, das gibt der Amerikaner Paul Krugman als Volkswirtschaftslehrer und Inhaber des Wirtschaftsnobelpreises bereitwillig zu. Natürlich denkt so einer anders als seine gläubigen Studenten, von denen man mittels psychologischer Studien nachgeweisen kann, dass sie monetär gierig seien als z. B. Studenten der Philosophie.

Gier in diesem speziellen Sinne verstanden, verengt erheblich die Wahrnehmung.

Kein Experte wie sich der Markt tatsächlich Entwickeln wird ob die Verteilungsgerechtigkeit besser wird ob die Löhne auf dauer entsprechend der Wirtschaftlichen Entwicklung angehoben werden. Um Motivation zu verstehen muss man hoffentlich „nur“ Mensch sein und kein Experte.

Okay das Ego des Menschen ist bestimmt riesig, aber das du dann doch alle Hoffnung über Bord geworfen hast, dass es Tatsächlich sowas wie Mitleid/Mitgefühl was tatsächlich ganz unabhängig vom ego ist find ich sehr schade. Die biochemische Veranstaltung Liebe … die Liebespille wurde aber noch nicht erfunden.

was du beschreibst ist eine Rechnung die nach meinem Verständnis nicht aufgeht .
Is wohl mehr oder weniger so eine Art pseudo Selbstlosigkeit.
Aber du hast recht gibt bestimmt so Leute die so denken , am End vielleicht um sich von Ihrem schlechtes Gewissen freizukaufen um sich dann besser zu fühlen,

Das ist eine sehr extreme Vereinfachung klar wollen die meisten Menschen mehr oder weniger im Wohlstand leben wo immer man da die Linie ansetzt, oder zumindest finanziell abgesichert sein. Es soll ja dann allerdings doch Menschen geben die sich für Berufe entscheiden die nicht soviel abwerfen, weil sie vielleicht noch andere Motive haben als Wohlstand und Geld. Sonst würd ja jeder BWL studieren und es gäbe keine Krankschwestern, Psychologen, Kulturanthropologen etc…
falls dich das weiter Thema weiter interessiert kann ich dir mal einen Blick in die Maslowsche Bedürfnispyramide empfehlen…

Du scheinst zu glauben, daß jeder, der sich hier zu Wort meldet, - so wie Du es für Dich selber reklamierst - kein Experte ist. Das ist ein Trugschluß. Nur, weil Du meine Einschätzung nicht teilst, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht fundiert ist.

Der Vollständigkeit halber: die Maslow’sche Bedürfnishierarchie oder -pyramide kommt zwar auch im wirtschaftswissenschaftlichen Studium recht frühzeitig zur Sprache, ist aber ein sozialpsychologischer Ansatz und kein volkswirtschaftlicher oder verhaltenstheoretischer. Die ganze Idee ist zudem sehr auf westliche, individualistische und konsumorientierte Kulturen zugeschnitten und nicht zuletzt veranschaulicht sie zwar die Struktur der Bedürfnisse, erklärt aber die Motivation, die dahinter steht. Mal ganz davon abgesehen, daß sie nicht im geringsten dem widerspricht, was ich oben schrieb.

Kannst du das etwas fundierter erklären wie man den einen sozialpsychologischen Ansatz von einem Verhaltenstheoretischen und Volkwirtschaflichen Ansatz trennen kann…???

Ich habe mit all diesen Aussagen kein Problem, nur ist Deine Schlußfolgerung falsch. Nur weil jemand gelernter Maler und Lackierer und gleichzeitig promvierter Zahnarzt ist, heißt das nicht, daß das eine mit dem anderen zwangsläufig zu tun hat.

Karl Marx kommt in jedem wirtschaftswissenschaftlichen Studium zur Sprache und da wird dann jedem halbwegs intelligenten Menschen schnell klar, warum seine Thesen heute nahezu bedeutungslos sind, weil die Welt sich nämlich substantiell verändert hat.

Das ist bekannt und wird von keinem ansatzweise verständigen Studenten bestritten. Die Kunst liegt darin, zu wissen, welches Modell wann einsetzbar ist und welche Schwächen es hat.

Im Zusammenhang mit Gier ist der Name Paul Krugman auf jeden Fall gut plaziert. Der ist nämlich der Meister der Zweit- und Drittverwendung seiner Publikationen. Daß der Mann in seinen Ansichten in den letzten Jahren auch etwas schrullig geworden ist, kann man an der Stelle auch noch ganz passend erwähnen.

Wie auch immer: da Du nicht über den Kapitalismus reden willst, sondern Deine etwas eigenartig anmutende Theorie hinsichtlich der Nähe der VWL zur Philosophie ohne ernsthafte Argumente immer und immer wiederholst, klinke ich mich aus dem Gespräch mit Dir und Deinem sidekick Joeyy aus. Es war aber ein schönes Beispiel dafür, wie man sich von Erkenntnisgewinnen schützen kann, indem man für sich beansprucht, man allein habe die Wahrheit für sich gepachtet, ohne wenigstens über die Grundlagen dessen zu verfügen, über das man ausschweifend referiert.

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Hallo,
ob unser derzeitiger Kapitalismus ueberlebt, kann man durchaus in frage stellen. Wirtschaftlich argumentiert haben wir viele Schulden, viele Arbeitslose, chaotische Maerkte, Ungleichverteilung, man koennte meinen, das geht nicht mehr lange. Dirk Mueller spricht von Geldsystemzyklen. Philosophisch ist daran, wie wird es im naechsten Zyklus, nach 1929, nach 2020? Werden wir dann wieder einen Kapitalismus aufbauen oder einrichten, so wie heute, der dann wieder 70 Jahre laeuft? Ich vermute ja es wird wieder neu ein Kapitalismus wie unserer gestartet falls ein Neustart noetig wird. Die alternativen Ansaetze haben die Gehirne noch nicht durchdrungen.
Gruss Helmut

Kapitalismus besteht mindestens seit der erste Mensch dazu übergegangen ist, Lebensmittel nicht nur für sich selber zu suchen, jagen, produzieren, sondern einen Überschuß, der dann gegen Waren oder Dienstleistungen eingetauscht wurde - also seit etwa 25.000 Jahren. Wenn man den Begriff des Kapitalismus etwas enger faßt, landet man in etwa am Ende des 1. Jahrtausends n. Chr. So oder so: den Kapitalismus gibt es seit weit über 1000 Jahren und mir ist nicht einsichtig, warum sich an unserem Wirtschaftssystem (lustige Exotenstaaten ausgenommen) in den nächsten tausenden von Jahren etwas ändern sollte, zumal nicht zu erwarten ist, daß sich am Wesen der Menschen in absehbarer Zeit etwas ändert.

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Was hier geschieht, ist, dass du als fachsezifischer Reduktionisten auf deinem eng begrenzten Fachwissen beharren wills, Volkswirtschaftslehre und Philosophie passen nicht zusammen. Du reagierst beleidigt, dass die Philosophie „mehr“ ist als nur Volkswirtschaftslehre. Dass Philosophie und Wirtschaftswissen nicht zusammenpassen würde - in dieser extrem reduzierten Weltsicht liegst du völlig daneben. Ich habe hier schon sehr viele Beispiele gegen deinen Reduktionismus gebracht, was du aber nicht akzeptierst. Nur noch ein besonders krasses Beispiel aus der Praxis des internationalen Managements:

Der amerikanisch-österreichische Philosoph Prof. Dr. Peter F. Drucker hat fünfzig Jahre lang alle geistigen Trends im Management bestimmt, sowohl in den USA, in Europa und ganz speziell sogar in Japan.

Da du aber als (möglicher) Student der VWL wahrscheinlich nur eine sehr reduzierte Sichtweise auf deine eigenen fachlichen Wissens-Interessen verteidigst (in einem Bereich, wo es ja in erster Linie nicht um VWL, sondern in erster Linie um Philosophie geht - hier!), und du immer weiter in deinem verfehlten Urteil darauf bestehst, dass Philosophie nichts mit VWL zu tun hätte, bin ich zu einem Kompromiss bereit: Du hast recht, wenn du es so so sehen willst.

Ich bleibe natürlich deswegen schon bei meiner Argumentation (die keine bloße Hypothese ist, wie du das fälschlicherweise beurteilt hast), weil immer mehr staatliche und private Bildungsinstitutionen Lehrgänge anbieten (darunter auch große Universitäten), wo Philosophie und Ökonomie ideal zusammen passen. Soll heißen, idealerweise im Kapitalismus zusammen gehören, mit der Begründung, dass es immer um den Menschen geht in Gesellschaftssystemen. Und alles, was den Menschen betrifft, liegt seit ca. 2300 Jahren seit Sokrates im Interesse der politischen wie auch ökonomischen bzw. konkret der philosophischen Anthropologie.

Dass Marx den Menschen in seiner wahren Natur ziemlich falsch eingeschätzt hat - und damit selbstverständlich auch das innerste Wesen des Kapitalismus - darüber brauchst du mich nicht belehren, das ist mir bekannt. Die gesamte Argumentation von Marx geht an der eigentlichen Erkenntnis des Kapitalismus vorbei, nach dem der Mensch Bedürfnisse zum Überleben (auch im Luxus) hat, die niemals endgültig in einem geschlossenen politischen System befriedigt werden können. Die Argumente, wie sie fast alle Poster hier im Thread gebracht haben, teile ich. Diese Argumente sind mir eh klar und ich kann sie nur vollkommen bestätigen.

Die Dynamik, wodurch der Kapitalismus wirklich funktioniert, ist die ständige Erfindung von neuen Produkten und Diesntleistungen, aufgrund der endlosen Bedürftigkeit des Menschen, ist die Einsicht in das innerste Wesen des Menschen und seiner existenziellen Natur, was letztlich zur Selbsterkenntnis von uns selber führt, wovon Marx weit entfernt war, im Gegensatz zu anderen Philosophen und Wissenschaftlern, die hierin schon sehr viel weiter sind.

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