Feinstoffliches Licht und Vielzahl von Realitäten
Hi.
(Eingangs der Hinweis auf das Buch „Engel – Die kosmische Intelligenz“, an dem Rupert Sheldrake mitgewirkt hat, der Theoretiker der morphogenetischen Felder, der darin über Zusammenhänge von Engelsvisionen und modernen naturwissenschaftlichen Theorien räsonniert. Ich entdeckte das Buch bei meinen Recherchen NACH unten folgendem Beitrag, fand aber einige interessante Übereinstimmungen)
- Insbesondere hat der Ausdruck „Lichtwesen“ da nichts zu suchen, denn mit Licht haben sie fast ausnahmslos weder inhaltlich, noch in der „Konsistenz“ etwas zu tun.
- Es ging mir um den unsinnigen, aus moderner Eintopf-Esoterik stammenden Ausdruck „Lichtwesen“. Du müßtest denn mal ein einziges Wesen aus irgendeiner Literatur heranschaffen, das diesem Ausdruck adäquat ist.
Diese Heranschaffung wäre eine echte Fleißarbeit. Allein das Tibetanische Totenbuch führt Dutzende davon auf, wenngleich die natürlich metaphorisch zu verstehen sind.
Es geht nämlich nicht um einen physikalischen Begriff von Licht, sondern um einen – Verzeihung – metaphysischen (oder transzendenten oder mystischen, such´s dir aus). Das Zauberwort lautet „Feinstofflichkeit“. Ein Begriff, der in der Astrallehre der Esoterik Standard ist, aber definitiv auf Lehren des Hinduismus und des Buddhismus zurückgeht.
Das Thema ist und bleibt also eines der Religionswissenschaft.
Ich zitiere hier aus Wiki: Feinstofflichkeit, da mir „Hardware“-Quellen, die diesen Begriff tiefer behandeln, gerade nicht verfügbar sind:
„In der Paramarthasara, einer alten Schrift der Advaita-Vedanta, die etwa drei Jahrhunderte vor den Schriften Shankaras erschien, gilt die Avidya nicht nur als ein Klesha, eine Ursache des Leidens, sondern vielmehr als eine Ursache der Welt selbst. Im Samkhya wird sie auch Urmaterie Prakriti genannt und besteht aus drei Urkräften den Gunas. Aus diesem Urstoff wird in einem Prozess fortschreitender Vergröberung sowohl der grobstoffliche materielle Körper als auch auch der feinstoffliche Körper Sūkhsma.
Die meisten Hindus und Jainas nehmen an, dass dem materiellen Körper ein feinstofflicher Körper zugesellt ist. Dieser enthalte im Inneren seit Ewigkeit existierende Seelen, die von einem feinstofflichem Körper umkleidet sind. Wenn der zugehörige grobstoffliche Körper verfällt, gehen diese feinstofflichen Körper in einen neuen Mutterschoß ein (Reinkarnation).“
Zitat ENDE.
Es ist genau dieser feinstoffliche Körper, der die Qualität des Lichts innehat. (Nur am Rande der Hinweis, dass in der Esoterik dieser Körper, grob gesagt, dem „Astralleib“ entspricht). Das physikalische Licht in dem Sinne, wie es als Schwingungsfrequenz messbar ist, hat damit gar nichts zu tun, es ist ein rein materielles Phänomen. Die geistige Wahrnehmung dieser Frequenzen aber, das, was wir als Licht empfinden (und als dessen Brechungen, die Farben), ist feinstofflicher Natur.
Das mag etwas esoterisch klingen, deckt sich aber logisch mit den entsprechenden Lehren besagter Religionen und „lichtmetaphysischen“ Philosophien. Ich zitiere den unverdächtigen (hoffe ich doch…) Plotin aus seinem Originalwerk (Die beiden Materien, 12): „Die Tiefe aber jeden Dinges ist seine Materie, weshalb sie denn auch gänzlich dunkel ist, weil das Licht Form und Geist ist.“
Es geht also um ein „geistiges“ Licht, und von dem sprechen die verschiedensten Lehre: die Kabbala, der Buddhismus, die Scholastik (lumen supranaturale) usw. Ich nenne es hier einfach „feinstofflich“, was den asiatischen Lehren entspricht.
Und das heißt: Entweder müßte seine Funktion darin bestehen, Licht zu bringen (und da dürfte es schwer sein, außer dem italisch/etruskischen luciferus einen zu benennen)…
Ein feinstofflicher Körper (bzw. ein hypothetisches Wesen, das NUR aus einem solchen besteht) ist sozusagen Licht pur und „bringt“ es daher auch denen, die es wahrnehmen (hypothetisch, wie gesagt - meine Beiträge zu diesem Thema sind rein hypothetischer Natur…)
… oder es besteht aus Licht (und ein solches Wesen finde ich meinerseits aus einem Überblick über ca 200 religiöse Systeme nicht).
Ich nenne als Beispiel nur EIN solches „Wesen“ aus dem Tibetanischen Totenbuch:
„Aus dem Mittelpunkt des Kreises scheint, umglänzt von der Strahlung des Regenbogenlichts, die oberste Wissenshaltende Gottheit, der Lotus-Gott des Tanzes…, der die karmischen Früchte reift, strahlend in allen fünf Farben, umarmt von der Göttlichen Mutter, der Roten Dakini…“
(die Dakini füge ich der Vollständigkeit halber an, hier ist sie offensichtlich ebenfalls eine „Lichtfigur“, weil immateriell, aber sei´s drum…)
Alle in den Bardo-Schilderungen des Totenbuchs genannten Gestalten sind immateriell, d.h. feinstofflich. In diesem Sinne „sind“ sie Licht, denn das Feinstoffliche ist die Basis des Lichts. Die im vorgestern genannten Buddha-Zitat aufgeführten „Götter“ sind natürlich ebenfalls feinstofflicher Natur, weil immateriell. Aus der Grobformel: feinstofflich = Licht ergibt sich, dass sie „Lichtwesen“ sind.
Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße wie helles glattes Kupfer und seine Rede war wie ein großes Brausen…“ Daniel 10,5 -12
… eine ekstatisch-visionäre Beschreibung, wie sie sich in der apokalyptischen Literatur zwischen 150. v.u.Z. und 150 n.u.Z. findet. Wo ist da ein Lichtwesen beschrieben?
Im Sinne einer glühenden Osram-Birne natürlich nicht, außer vielleicht Gesicht und Augen. Die sind ja nun definitiv strahlend – strahlender geht’s nicht. Die anderen Körperpartien „sind“ Farbe („wie ein Türkis“, also keine Nennung von Materialität) und Glanz (eine Eigenschaft des metallischen Kupfers). Die Arme und Füße werden ja mit der Erscheinung von Kupfer verglichen, ohne dass ihnen Materialität zugesprochen wird. Es spricht nichts dagegen, diese Erscheinung als feinstofflich zu deuten.
„…,sieht er einen Seraph mit sechs feurigen leuchtenden Flügeln vom Himmel herabschweben.“
Diese ekstatische „Vision“ (wenn Franz sie denn tatsächlich hatte) greift ebenfalls auf die apokalyptische Literatur zurück - hier speziell auf die des NT. Was haben feurige Flügel mit „Lichtwesen“ zu tun?
Nun, in feinstofflichen Sinne alles, und im wörtlichen auch nicht gerade wenig. „Seraph“ soll sich von „schirufh“ herleiten, was (aktives) Brennen oder Brand bedeutet. Das Leuchten umfasst also die ganze Gestalt, nicht nur seine Flügel. Seraphim werden in der Malerei in der Regel von Licht umstrahlt oder Licht ausstrahlend dargestellt.
Bei der Gelegenheit sei darauf hingewiesen (eine allgemein anerkannte Deutung), dass Engelsflügel rein sinnbildlichen Charakter haben – sie verweisen auf die Fähigkeit des Wesen, sich sehr schnell und ohne Rücksicht auf Schwerkraft zu bewegen.
„Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie die Fackeln flammten…“ (Ezechiel 1, 12)
Das ist nun leider schlichtweg falsch übersetzt. Richtig:
„Inmitten (sic!) der Lebewesen schien es wie feurige Glut von Kohlen, wie wenn Fackeln zwischen den Wesen hin und her wechseln, und Helligkeit (ging hervor) aus dem Feuer, und von dem Feuer gingen Blitze aus.“
Sorry, ich hatte da aus der Sekundärliteratur eine entstellende Variante notiert. Die Schilderung im AT beginnt wie folgt: „Ein Sturmwind kam von Norden, eine große Wolke mit flackerndem Feuer, umgeben von einem hellen Schein. Aus dem Feuer strahlte es wie glänzendes Gold. Mitten darin erschien etwas wie vier Lebewesen.“ (1, 4-5)
Diese biblische Vision ist jedermann ein Rätsel, man kann nur spekulieren. Analog zu meinen vorangegangenen Argumenten kann ich dazu nur sagen, dass das Phänomen so oder so ein feinstoffliches ist (gleich ob Vision oder halluzinative Projektion) und dass somit ALLE Elemente des Geschilderten immaterieller Natur sind.
Leider ein schlechtes Beispiel. Zumal die kerubim (um einen solchen handelt es sich hier),keinerlei Assoziation mit Licht haben.
Na ja, sollte es sich wirklich um ein eigenständiges vitales Wesen handeln, müsste es dem „Feuer“ schon verwandt sein, andernfalls es darin vergehen würde. In der Kabbala gelten ALLE Engel als leuchtend, wenngleich stufenweise abgeschwächt (Seraphim, dann Cherubim, dann Throne usw.).
Auch die Seraphim,von denen es nur eine einzige Beschreibung im Tanach gibt, nämlich in Jesaja 6,1-4, haben nichts mit Licht zu tun.
Das wird schon durch die Etymologie widerlegt, siehe oben.
ie deva … haben definitiv nichts mit Licht zu tun, auch wenn ihre Bezeichnung - etymologisch verwandt mit deus (Gott), Zeus, dies (Tag) usw. - ins Wortfeld „taghell“ und „himmlisch“ fällt.
Deva kommt von „div“, das heißt „leuchten“ oder „strahlen“. Das hat sehr viel mit Licht zu tun… Aus dem Zitat geht das auch 110%ig hervor. Ich habe noch nie über derart leuchtende Wesen gelesen wie diese, das ist nicht mehr zu toppen. Insofern verstehe ich dein Argument nicht.
Hier bewegen wir uns in der Dämonologie und Mythologie, die ein Teil der Religionswissenschaften sind.
Ich will nicht um Worte streiten, aber das „Philosophische Wörterbuch“ von A. Halder belehrt mich dahingehend: „Theologie: allg. die Rede vom Göttlichen, von Gott, den Göttern“. Devas werden nun mal als „Götter“ gehandelt, wenngleich keine weltschöpferischen. Zudem ist das ganze Thema ein Aspekt des „Göttlichen“. Aber egal, ich gebe den Punkt an dich .
Unter Metaphysik (die Herkunft des Begriffs ist mir natürlich bekannt) würde ich eher ein „jenseits der (normalen, alltäglichen) Sinneswahrnehmung“ verstehen, also alle Lehren oder Modelle, die von Kant abgelehnt wurden oder würden, aus den bekannten Gründen.
Über deinen Irrtum bezüglich devas und
dakinis haben dich pendragon und Ralf bereits aufgeklärt.
Ich habe mich dagegen verwahrt, wie nachzulesen ist.
Es bleibt nur die Frage: Wenn du dich nicht aufklären läßt über die Irrtümer deinerseits, warum fragst du dann überhaupt?
Erstens wurde meine Dakini-Darstellung selektiv gelesen, zweitens wurde mir eine Engel-Vorstellung unterschoben, die ich nun wirklich nicht hatte. Die „aufklärende“ Argumentation ging insofern doppelt an der Sache vorbei. Nur dagegen verwahrte ich mich. Gute und sachliche Argumente akzeptiere ich gerne.
Bekanntlich sehen 5 Zeugen einen Verkehrsunfall immer in 5 Versionen. Das heißt aber nicht, dass der Verkehrsunfall selbst eine Halluzination ist.
Von Halluzinationen ist allerdings weder in der Dämonologie, noch in der Mythologie die Rede.
Natürlich nicht. Ich hatte aber den Eindruck, dass ihr drei das Thema auf ein solches Phänomen reduzieren wollt, eben weil immer nur die UNTERSCHIEDE betont werden.
Diesen kleinsten gemeinsamen Nenner will ich einkreisen, und die Licht-Natur der besagten Wesen scheint mir der beste Ansatzpunkt dafür.
Und worin der kleinste gemeinsame Nenner einzigundallein besteht, habe ich dir erklärt. Es handelt sich um nicht-menschliche Wesen. Es gibt keinerlei sonstige durchgehende Ähnlichkeit.
Das sehe ich anders. Die Gründe habe ich in der vorangegangen Re an Marion („Devas vs. Engel“) auszuführen versucht. Z.T. habe ich sie auch weiter oben angeführt.
Ich fasse zusammen: Devas und Engel sind feinstofflich. Sie strahlen. Sie sind einigen Quellen zufolge sehr groß (aus dem Gedächtnis, jetzt keine Angabe möglich). Sie existieren in Sphären, die lichterfüllt und „selig“ sind. Sie sind gutartig. Sie sind unter Umständen der menschlichen Wahrnehmung zugänglich.
Beide Wesen haben auch einen negatives Pendant: im Falle der Devas sind das die Asuras, im Falle der Engel die Dämonen. Diese Entsprechung führe ich hier erstmals an, sie hat aber, denke ich, Gewicht.
Ich beharre aber darauf, dass die Lichtnatur besagter Gestalten eine erstaunliche Gemeinsamkeit bildet.
… auch wenn du es noch zigmal wiederholst.
Ich kann die Repeat-Taste auch auf Automatik schalten…
Bekanntlich gibt es ja die sog. Lichtmetaphysik.
Siehst du, das ist genau eins der Merkmale, die das auszeichnen, was sich heutzutage „Esoterik“ nennt: Alles in einen Topf, gut umrühren, und dann daraus Schlüsse ziehen.
Wenn´s gut schmeckt… Aber im Ernst: der Hinweis ist nicht ohne Gewicht. Er soll darauf hindeuten, dass die höheren Sphären (hier mal nur als Hypothetisches gedacht) aus dem gleichen „Stoff“ sind wie die Wesen, die darin existieren. In der Kabbala wird das ganz klar herausgestellt, auch bei Plotin: das Urlicht strahlt vom Einen aus und schwächt sich durch die Stufen der Manifestationsebenen ab bis hin zum dunklen Materiellen.
Zur Verdeutlichung (für manche Leser) ein bekannter Mythos: Luzifer - das Lichtwesen par excellence. Warum stürzte er in die Tiefe? Weil er sich auf seine Lichtnatur die Hölle was einbildete. Er hatte verkannt, dass das Licht keine Qualität ist, die er selbst hervorbrachte, sondern die er dem (christlichen) Gott verdankte. Denn dieser gilt als das Urlicht oder die Quelle allen Lichts.
Insofern ist ein Verweis auf Lichtmetaphysik angebracht. Der Kontext würde sonst fehlen. Die Feinheiten können im Rahmen einer Brettdiskussion ja wohl kaum erschöpfend ausgearbeitet werden… Warum also die Aufregung? Mir geht es nur darum, die Menschen anzuregen, ist doch der Job eines Künstlers…
Nein, hast du nicht richtig verstanden. Für das mythische Denken sind diese Gestalten real. Und erst recht für Epochen der Geistesgeschichte, in denen eine Unterschiedung zwischen mythisch-real und physikalisch-real noch gar nicht möglich war.
Jetzt fühle ich mich aber missverstanden. Was du da sagst, ist sooo selbstverständlich, dass ich das erst gar nicht thematisieren würde. Meine Frage: mythisch oder nicht? bezieht sich doch auf HEUTIGE Sichtweisen. Hatte ich das so unklar artikuliert?
Dennoch kommt der altaische Schamane aus dem Initiationtraum nicht „real“ als Knochenhaufen vom Himmel gefallen, und der nordindische Schamane klettert nicht „real“ an einem Seil in den Himmel - denn dann könnten wir die Satellitentechnologie ziemlich vereinfachen.
Wer hat das behauptet? Das ändert aber nichts an der hypothetischen (!!) Möglichkeit einer Realexistenz feinstofflicher Wesen in einer unserer Normalwahrnehmung unzugänglichen (hypothetisch realen) Sphäre. DAS meine ich.
Nun, ich habe eine Menge psychedelische Erfahrung, die nachempfinden lässt, was Schamanen alles so erfahren habe. Es gibt verschiedene Ebenen der Realität, die darf man nicht konfundieren. Da rennst du eine sperrangelweite Tür bei mir ein…
Wer mythische Realität und physikalische Realität nicht unterschieden kann, sollte sich also bei diesen Fragestellungen auf erhebliche Verwirrungen gefaßt machen.
Das ist der Punkt: es könnte durchaus MEHR Realitätsebenen geben als nur die beiden von dir genannten. Darauf hinzuweisen, war Sinn und Zweck meiner Fragestellung. Dass das gegen die in diesem Brett angesagte Konvention verstößt, ist mir klar – dafür gibt’s ja eigentlich das Esobrett. Ich habe aber durchweg Argumente verwendet, die eindeutig in das religionswissenschaftliche Feld gehören.
Gruß
Horst