Heaven!
Hi,
Insbesondere hat der Ausdruck „Lichtwesen“ da nichts zu
suchen, denn mit Licht haben sie fast ausnahmslos weder
inhaltlich, noch in der „Konsistenz“ etwas zu tun.
Dagegen spricht einiges, ich wiederhole hier die Zitate
Ich markiere oben nochmal FETT, was ich schon schrieb. Es ging mir um den unsinnigen, aus moderner Eintopf-Esoterik stammenden Ausdruck „Lichtwesen“. Du müßtest denn mal ein einziges Wesen aus irgendeiner Literatur heranschaffen, das diesem Ausdruck adäquat ist. Und das heißt: Entweder müßte seine Funktion darin bestehen, Licht zu bringen (und da dürfte es schwer sein, außer dem italisch/etruskischen luciferus einen zu benennen), oder es besteht aus Licht (und ein solches Wesen finde ich meinerseits aus einem Überblick über ca 200 religiöse Systeme nicht).
Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus wie ein
Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und Füße
wie helles glattes Kupfer und seine Rede war wie ein großes Brausen…“ Daniel 10,5 -12
Ja, ok, eine ekstatisch-visionöre Beschreibung, wie sie sich in der apokalyptischen Literatur zwischen 150. v.u.Z. und 150 n.u.Z. findet. Wo ist da ein Lichtwesen beschrieben?
„Als der Heilige (Franz von Assisi) eines Morgens … betet,
sieht er einen Seraph mit sechs feurigen leuchtenden Flügeln
vom Himmel herabschweben.“ (Krauss, Kleines Lexikon der Engel,153)
Das stammt aus der Biografie des Bonaventura über Franziskus. Diese ekstatische „Vision“ (wenn Franz sie denn tatsächlich hatte) greigt ebenfalls auf die apokalyptische Literatur zurück - hier speziell auf die des NT. Was haben feurige Flügel mit „Lichtwesen“ zu tun?
Und zwischendurch mal bemerkt: Wo hast du etwas auch nur annähernd Vergleichbares über die dakini gefunden? Diese stammen unrsprünglich aus dem vorindogermanischen Yoga, der sehr eng verwandt ist mit Formen des nordostasiatischen Schamanismus. In beiden Strömungen tauchen diese Wesen als Inhalte schamanischer Initiationsträume auf. Auch in der späteren Adaption des Yoga im Buddhismus (speziell im tibetischen, wo sie eine ganz andere Rolle spielen, wie pendragon schon erklärte), haben sie keinerlei Eigenschaften, die sie als „Lichtwesen“ charakterisieren.
Daß die Dakini-Vorstellungen auf eine frühere Rolle als Schamaninnen zurückgehen, mußich btw. aus meiner Kenntnis des Schamanismus energisch bestreiten: Es sind Bestandteile der schamanischen Initiation und genausowenig real, wie, daß der Initiand als Knochenhaufen vom Himmel fällt.
„Und diese Lebewesen sahen aus wie Feuerkohlen, die wie die
Fackeln flammten…“ (Ezechiel 1, 12)
Das ist nun leider schlichtweg falsch übersetzt. Richtig:
„Inmitten(sic!) der Lebewesen schien es wie feurige Glut von Kohlen, wie wenn Fackeln zwischen den Wesen hin und her wechseln, und Helligkeit (ging hervor) aus dem Feuer, und von dem Feuer gingen Blitze aus.“
Leider ein schlechtes Beispiel. Zumal die kerubim (um einen solchen handelt es sich hier),keinerlei assoziation mit Licht haben. Auch die Seraphim,von denen es nur eine einzige Beschreibung im Tanach gibt, nämlich in Jesaja 6,1-4, haben nichts mitLicht zu tun.
Hier Buddhas Beschreibung der Devas:
Die deva hat der Buddhismus ebenfalls aus den brahmanistischen resp. vedischen Konzeptionen übernommen. Ralf schrieb schon darüber. Sie haben definitiv nichts mit Licht zu tun, auch wenn ihre Bezeichnung - etymologisch verwandt mit deus (Gott), Zeus, dies (Tag) usw. - ins Wortfeld „taghell“ und „himmlisch“ fällt.
Ich will einem Philosophieprofi gegenüber nicht vorlaut
erscheinen, möchte aber darauf hinweisen, dass Theologie ein
Bereich der Metaphysik ist
*smile*, ja, nur hat die „Theologie“, die nach der aristotelischen Grundbestimmung ein Teil der Metaphysik ist, mit ganz anderen Grundfragen zu tun, als die. die du hier meinst. Hier bewegen wir uns in der Dämonologie und Mythologie, die ein Teil der Religionswissenschaften sind. Sie haben mit Metaphysik nichts zu tun. Der Laie gebraucht diesen Ausdruck jedoch gerne im Sinne von „jenseits des Verstandes“, was dann auch wohl stimmt, wie man meist sieht - nur ist die Metaphysik grob gesagt, genau das Gegenteil davon.
Ich bin so frei, auch andere religiöse Systeme in dieses Feld einzuordnen.
Und von „religiösen Systemen“ ist dort ebenfalls nicht die Rede. Aber das ist eh ganz und gar offtopic hier.
Über deinen Irrtum bezüglich devas und
dakinis haben dich pendragon und Ralf bereits aufgeklärt.
Ich habe mich dagegen verwahrt, wie nachzulesen ist.
Es bleibt nur die Frage: Wenn du dich nicht aufklären läßtüber die Irrtümer deinerseits, warum fragst du dann überhaupt?
Bekanntlich sehen 5 Zeugen einen
Verkehrsunfall immer in 5 Versionen. Das heißt aber nicht,
dass der Verkehrsunfall selbst eine Halluzination ist. Diesen
kleinsten gemeinsamen Nenner will ich einkreisen, und die
Licht-Natur der besagten Wesen scheint mir der beste Ansatzpunkt dafür.
Von Halluzinationen ist allerdings weder in der Dämonologie, noch in der Mythologie die Rede. Und worin der kleinste gemeinsame Nenner einzigundallein besteht, habe ich dir erklärt. Es handelt sich um nicht-menschliche Wesen. Es gibt keinerlei sonstige durchgehende Ähnlichkeit.
Allein die nicht-menschlichen Gestalten innerhalb eines
einzelnen kulturell kohärenten Gebietes finden sich unmöglich
vergleichbare Konzeptionen. … Aber alle die sind
„übermenschliche Wesen“ - von „Lichtgestalten“ keine Spur.
Klaro. Ich thematisiere aber genau diese - und habe
ausreichend Belege angeführt.
Nicht einen einzigen Beleg hast du angeführt …
Sehr wohl. Ich beharre aber darauf, dass die Lichtnatur
besagter Gestalten eine erstaunliche Gemeinsamkeit bildet.
… auch wenn du es noch zigmal wiederholst.
Bekanntlich gibt es ja die sog. Lichtmetaphysik.
Au weia. Heavens! Nun auch noch dies!
Siehst du, das ist genau eins der Merkmale, die das auszeichnen, was sich heutzutage „Esoterik“ nennt: Alles in einen Topf, gut umrühren, und dann darus Schlüsse ziehen.
…darf man nicht vergessen, daß viele der
nicht-materiellen Wesen parallel zur Ausbildung von
Seelenbegriffen „erfunden“ wurden.
Viele - du sagst nicht: alle.
Richtig. Die dakini zum Beispiel und die mal’akim jhwh des Tanach zum Beispiel nicht.
An dieser Frage erkennt man, daß du den „mythologischen
Status“ in antiken Religionen enorm unterschätzt.
Ich weiß nicht, ob ich diese Bemerkung richtig verstehe. Ich
habe jedenfalls diese Sichtweise - die Gestalten sind nur
mythisch - klar zur Diskussion gestellt. Wie kann ich also sie
unterschätzen, wenn sie eine weithin akzeptierte Konvention ist?
Nein, hast du nicht richtig verstanden. Für das mythische Denken sind diese Gestalten real. Und erst recht für Epochen der Geistesgeschichte, in denen eine Unterschiedung zwischen mythisch-real und physikalisch-real noch gar nicht möglich war. Dennoch kommt der altaische Schamane aus dem Initiationtraum nicht „real“ als Knochenhaufen vom Himmel gefallen, und der nordindische Schamane klettert nicht „real“ an einem Seil in den Himmel - denn dann könnten wir die Satellitentechnologie ziemlich vereinfachen.
Und der Schamane, der auf dem Regenbogen mit einem Dämon kämpft, um die von diesem gefangene, zwischen den Farben des Regenbogen eingeklemmte Seele des Kranken zu befreien, kommt nicht mit „realen“ Bißwunden ins Zelt zurück. Auch wenn es vorkommt, daß er einem Herzkasper erliegt bei dieser Prozedur.
Wer mythische Realität und physikalische Realität nicht unterschieden kann, sollte sich also bei diesen Fragestellungen auf erhebliche Verwirrungen gefaßt machen.
Gruß
Metapher