als Schlußpunkt: Kerubim im Kohlefeuer
Dein Kommunikationsverhalten ist einfach phantastisch:
Übrigens hatte ich einige Stunden VOR deiner kritischen
Einwendung schon im Fremdsprachenbrett gepostet, dass ich
Sprachkundige um Hinweise in der Sache ersuche, d.h. um Infos
über die Bedeutung der Originaltextstellen.
Du hast hier die ganze Zeit mit drei Leuten diskutiert, die - einem „Expertenforum“ entsprechend - nicht nur im angesprochenen Thema „nicht-menschliche Wesen in den Religionen“ Experten sind, sondern außerdem insgesamt in den Sprachen Chinesisch, Sanskrit, Hebräisch und Griechisch sachkundig sind.
Deren ausführlichste Erklärungen geruhst du, dir am A*** vorbeigehen zu lassen, weil du ja mit Hilfe polulärwissenschaftlicher Bücher und Wiki ja alles besser weißt - und dann gehst du auch noch arrogant ins Fremdsprachenbrett, weil du glaubst, dort Argumente gegen die Experten hier zu finden.
Ich will mich ein letztes Mal bemühen. Den Rest deines „Lichtwesen“-Problems magst du weiter im Esobrett diskutieren, wo man „sachkundig“ dein Engelproblem mit Hilfe der Relativitätstheorie, der Quantenmechanik und der Stringtheorie examiniert. Ich warte noch darauf, daß du damit ins Physikbrett gehst, wo du sicher eine Lösung finden wirst *lach*
Also:
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Daß du den Ezechiel nun unter „Christlich“ einsortierst, zeigt, wie grundlegend deine Konfusität ausgeprägt ist.
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Daß einige wenige Passagen des Tanach (nämlich genau einige Passagen aus Ezechiel, sonst nirgendwo), die einen Kerub in einem Kohlenfeuer darstellt, als einen Hinweis zu nehmen, daß „Engel“ als " Licht wesen" dargestellt worden seien (ein Ausdruck, der, wie von uns dreien lang und breit erklärt, NIRGENDWO weder in antiken hebräischen, noch in griechischen, noch in Sanskrit, noch in chinesischen Literaturen auftaucht - abgesehen davon, daß es in beiden Letzteren NICHTS vergleichbares gibt), ist für mich (und Ralf und Marion auch nicht) in keiner Weise etwas anderes als religionswissenschaftlicher Blödsinn.
3.Das, was du romantisch als „Lichtmetaphysik“ phantasierst, hat mit der europäischen „Lichtmetaphysik“ nicht die Bohne zu tun. Falls du dich mal mit tatsächlicher Fachliteratur auseinandersetzen magst - bitte sehr (sehr empfehlenswert):
Hans Blumenberg (1957):
Licht als Metapher der Wahrheit. Im Vorfeld der philosophischen Begriffsbildung. 1957
In: Studium Generale 10 (1957), S. 432-447
- Es ehrt mich,daß du meine Übersetzung von Ez. 1.13 (sic! Immer noch nicht 1.12), als "Standardübersetzung deklarierst *g*
Es ist die direkte und wortwörtliche Übersetzung der Stelle aus der LXX (d.h Septuaginta, die Variante, die im 3. Jhdt. v. Chr. von hebräischen Gelehrten ins Griechische übertragen wurde).
Er lautet (für dich im Original, damit du es nachlesen kannst):
και εν μεσω των ζωων ορασις ως ανθρακων πυρος καιομενων
deutsch:
„und in (der) Mitte der Lebewesen Erscheinung wie Feuer brennender Kohlen“ und weiter dann „wie Erscheinung hinundher wechselnder Fackeln in der Mitte der Lebewesen“
Die älteste faßbare Version diese Textes stammt aus dem 3./4. Jhdt. n.Chr.
Der Text, mit dem die von dir herangezogenen Übersetzungen eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen, auf dem sie jedenfalls basieren, ist (im optimalen Fall) der der Biblia hebraica stuttgartensis. Das ist die textkritische Ausgabe der ältesten faßbaren hebräischen Version (Masora), die allerdings aus dem 10. Jhdt. n.Chr. stammt.
Nun wissen wir, wie Rolf dir bereits erklärte, daß die LXX mit der MASORA keineswegs immer textkonform ist.
Und so gibt es auch hier eine Differenz. Der Text an dieser Stelle lautet (du wolltest ja das Original *g*)
וּדְמ֨וּת הַחַיֹּ֜ות מַרְאֵיהֶ֣ם כְּגַחֲלֵי־אֵ֗שׁ בֹּֽעֲרֹות …
Wie du siehst, steht hier „und die Gestalt der Lebewesen …“, statt „und in der Mitte der Lebewesen …“
Dieser Text, überhaupt diese ganzen Passagen, sind in Aramäisch geschrieben und bieten zahlreiche grammatische Probleme. An dieser Stelle ist es besonders problematisch, denn der Text wäre so, wie er da steht, unlogisch, denn er paßt nicht zum weiteren Satzverlauf. Überhaupt ist die Beschriebung „Gestalt … wie … Glut, (nämlich) wie Fackeln, die ZWISCHEN den Wesen hinunherwechseln“ inkonsistent.
Und da an anderen Stellen die Wesen genauer beschrieben werden, nämlich in Form von Rädern, mit Augen auf den Felgen usw. und ZWISCHEN ihnen ist Kohlefeuer, vermutet man in der diesbezüglichen Forschung, daß der später überlieferte aramäische Text hier ein Wort vergessen hat, das den Autoren der LXX noch als Text vorlag - und zwar wegen Ez. 1.5, wo genau dieselbe Szene beschrieben ist. Dort wird der Satz eingeleitet mit
וּמִ֨תֹּוכָ֔הּ דְּמ֖וּת …
w’mittokah demoth …
„Und von der Mitte her (erscheint) eine Gestalt …“
Siehe Ez 10.6: … „Nimm Feuer aus dem Raum zwischen den Rädern, aus dem Raum zwischen den Kerubim“
Ez 10.7: Und der Kerub streckte seine Hand nach dem Feuer aus, welches zwischen den Kerubim war.
Naja, und so weiter. Du kannst gewiß sein, die Kerube sind keine erst von DIR zum ersten Mal studierte Wesen, die semitische Dämonologie ist ein gut erforschtes Fachgebiet der Religionswissenschaft, und weder die Hebräer, die den Ezechiel in Babylon(!) hörten, noch die Babylonier selbst, noch die Assyrer (von der Mythologie dieser Völker sind diese Visionen nämlich angegeregt) haben Kerube an LICHT assoziiert. Denn LICHT - im metaphorischen Sinne, den du „metaphysisch“ zu bezeichnen beliebst - ist sowohl im Tanach als auch im NT ein Attribut Gottes, und nicht seiner Boten.
„Feuer“ und „Rauch“ aber sind sehr wohl die Atmosphären(!), in denen die mal’akim jhwh (die Botschafter des Herrn) den Visionären erscheinen.
So - und nun ist finito mit den Ausführungen hier. Diese Ausführungen hab ich auch nicht für dich gemacht, weil du das ja alles viel besser weißt, wie du überall deklamierst, sondern für irgend jemand, der sich mal dafür interessieren sollte.
Metapher