Hallo,
ich würde meiner Bank in dem von Ihnen geschilderten Fall damit drohen, die Bankverbindung zu wechseln, wenn das nicht schneller geht. Mal sehen, wie die Bank dann reagiert.
Ansonsten habe ich dazu folgendes im Internet gefunden:
Überweisungsverrechnung, Girokreise, Rolle der Bundesbank
Überweisungen zwischen Banken können grundsätzlich auf viele Arten ausgetauscht werden, jede Bank kann sich nach organisatorischen und finanziellen Punkten entscheiden, wie sie ihren Überweisungsverkehr abwickeln will.
Im folgenden möchte ich einige grundsätzliche Begriffe erläutern und im Anschluß einige Beispiele konstruieren, welchen Weg Überweisungen nehmen können.
Drei Grundformen einer Überweisungsverrechnung gibt es:
Kontoübertrag
Wenn das Konto des Auftraggebers und des Empfängers beim gleichen Institut liegen wird im Haus von einem Konto auf das andere umgebucht.
Diese Variante ist vergleichsweise trivial und üblicherweise die schnellste.
Direktüberweisung
Wenn Auftraggeber- und Empfängerkonto bei verschiedenen Banken geführt werden, die aber entweder eine gegenseitige Kontoverbindung haben oder, zum Beispiel im Sparkassen- oder Genossenschaftssektor, bei der gleichen Rechenzentrale angesiedelt sind, kann auch direkt ein Übertrag von Bank A nach Bank B veranlaßt werden.
Auch dieses Verfahren ist relativ einfach und schnell. (Bei real-time Buchung gleichtägig, wenn im Stapellauf gebucht wird ggf. eine Nacht Verzögerung)
Indirekte Überweisung
Hier haben die Banken des Auftraggebers und des Empfängers keine gegenseitige Kontoverbindung, so daß über zwischengeschaltete Stellen verrechnet wird.
Dieses Variante ist recht häufig, da die meisten Banken die Zahl ihrer direkten Verrechnungskonten reduziert haben. Je nach Anzahl der zwischengeschalteten Stellen treten hier die größten Zeitunterschiede zwischen Belastung und Gutschrift auf.
Aus Kostengründen ist eine Stapelverarbeitung über einige wenige Zentralstellen für die meisten Banken effektiver als jede Menge gegenseitiger Verrechnungskonten. Daß sich für die meisten Banken der kostentreibende Aufwand von Dutzenden Direktverbindungen kaum lohnt sollte bei der weit verbreiteten Klagerei über lange Überweisungslaufzeiten berücksichtigt werden.
Bei gegenseitiger Verrechnung zwischen zwei Banken wird aus Vereinfachungsgründen meist eine Nettoabrechnung durchgeführt. Dies bedeutet, daß Bank A und Bank B zwar die Daten der Überweisungen an ihre gegenseitigen Kunden austauschen, aber nicht jede Überweisung auch wirklich als Betrag umbuchen (das wäre dann Bruttoabrechnung). Vielmehr wird zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Saldo aus den ausgetauschten Überweisungen und ggf. Lastschriften ermittelt und so festgestellt, welche Bank mehr in das Verfahren eingezahlt hat als die andere. Dieser Saldo wird dann mit einer Überweisung (z.B. auf das LZB-Konto) ausgeglichen. Diese Art der Übertragung ist sehr kostengünstig, da die Konditionen zwischen den Banken bilateral frei verhandelt werden können (die Bundesbank nimmt im Massenzahlungsverkehr grundsätzlich 1 Pfennig -bzw. ab 1.7.2001 dann 0,15 EUR-Cent- pro Datensatz) und im Idealfall nur eine wirkliche (kostenpflichtige) Buchung auf dem LZB-Konto stattfindet.
Die Datensätze können entweder per Leitungsverbindung ausgetauscht werden oder per Magnetband über das sogenante „Garagenclearing“. Dieses Verfahren hat seinen Namen ursprünglich daher, daß sich die Botenfahrer der Banken zum Austausch der Magnetbänder meist an einer zentral gelegenen Stelle (z.B. der Garage der LZB, wo man eh immer etwas abzugeben oder abzuholen hat) treffen und dort die Bänder austauschen.
Als Girokreise bezeichnet man die eigenen Abrechnungs- und Buchungssysteme jedes einzelnen Banksektors. Diese wurden ursprünglich für die Verrechnung innerhalb einer Bankengruppe (z.B. Sparkassen- oder Genossenschaftssektors) geschaffen und sind hierarchisch geordnet. Mehrere Institute einer Region haben eine gemeinsame Hauptstelle, diese Hauptstellen haben wiederum überregionale Kopfstellen. Verrechnungen mit anderen Bankensektoren finden üblicherweise an übergeordneten Stellen (Ringstellen, Ringhauptstellen, Girostellen, Girozentralen) des Girokreises zentral statt. Die Verrechnung in einem eigenen Girokreis hat den Vorteil, die Liquidität innerhalb des eigenen Sektors effizienter austauschen zu können und die technisch und abstimmmäßig aufwendige Verrechnung mit anderen Stellen konzentriert an wenigen Stellen abwickeln zu können. Nachteilig kann sich ggf. die längere Laufzeit der Überweisungen auswirken.
Wenn die Banken nicht gegenseitig verrechnen, können Sie auch die Dienste der Bundesbank in Anspruch nehmen, die zum Beispiel den Elektronischen Massenzahlungsverkehr als Dienstleistung anbietet. Hier wird aber jede einzelne Kundenzahlung, die eine Bank einreicht, einzeln bepreist.
Hier also ein Beispiel für einen worst-case möglichen (langsamen) Verrechnungsweg:
Überweisungsauftrag von Max Müller (Konto bei einer Bank in Bayern) an die Bringdienst GmbH (Konto bei einer Kasse in Schleswig-Holstein), Auftrag wird beleghaft nachmittags eingereicht.
Der Auftrag wird in der Filiale auf Ordnungsmäßigkeit (Unterschrift, Betrag) geprüft.
Nachts holt der Bankbote die Botentaschen aller Filialen der Bank ab und bringt sie zur zentralen Verdatung.
Die Überweisung wird verdatet und ein Buchungssatz zur Belastung des Kontos von Max Müller generiert. Kontobelastung von Max Müller.
Gleichzeitig wird die Überweisung von Max Müller mit allen anderen, die über die zuständige Zentralstelle verrechnet werden, in ein Band zusammengefaßt. Belastung des Verrechnungskontos der Bank von Max Müller.
Bei der Zentralstelle werden alle von sämtlichen betreuten Banken empfangenen Zahlungsdateien nach Leitwegen umsortiert. Max Müllers Überweisung wird in die Datei sortiert, die mit der Landesstelle in Norddeutschland verrechnet wird. Überweisung vom LZB-Konto der Zentralstelle auf das LZB-Konto der Landesstelle.
Die Landesstelle in Norddeutschland erhält von allen möglichen Banken Dateien mit Überweisungen zu Gunsten Ihrer Kunden und der Kunden von angeschlossenen Kassen.
Die Dateien werden umsortiert und für jede Empfängerbank eine Datei mit Zahlungssätzen erstellt. Überweisung vom Verrechnungskonto der Landesstelle auf das Verrechnungskonto der Kasse.
Jede Kasse bzw. deren Rechenzentrum erhält eine Datei mit Gutschriften für seine Kunden. Die Datei wird umsortiert und Buchungssätze für die Gutschrift auf dem Kundenkonto erstellt. Buchung vom Verrechnungskonto der Kasse auf das Girokonto der Bringdienst GmbH.
Nachts werden die Kontoauszüge generiert, am nächsten Morgen sieht die Bringdienst GmbH den Zahlungseingang vom Vortag.
Wenn man jetzt noch im Hinterkopf behält, daß aus Kostengründen im Massenzahlungsverkehr oft im Stapelbetrieb gebucht wird und nicht jede beteiligte Bank gleiche Annahmeschlußzeiten hat (was zu spät kommt wird erst am nächsten Tag gebucht) kann man sich vorstellen, daß eine solche Überweisung einige Zeit unterwegs ist.
Ein schneller Verrechnungsweg könnte so aussehen :
Überweisung von A-Bank Frankfurt an B-Bank Frankfurt. Der Auftrag wird morgens elektronisch eingereicht und kann automatisch von der EDV freigegeben werden (Elektronische Unterschrift in Ordnung, ausreichend Deckung auf dem Konto).
Die Überweisung wird dem Kundenkonto belastet und der Gegenwert auf den Leitweg „B-Bank“ geschickt. Mittags wird der Saldo der gegenseitigen Verrechnung gebildet und über das LZB-Konto ausgeglichen. Belastung des Auftraggeberkontos, Saldoausgleich über LZB (Ausgleich nachts) an die B-Bank.
Die B-Bank bucht nachts im Stapelbetrieb alle eingegangenen Überweisungen aller Banken auf die Kundenkonten und generiert die Auszüge. Buchung vom Interbanken-Verrechnungskonto auf das Empfängerkonto.
Der Empfänger holt am nächsten Morgen seine Auszüg elektronisch ab und sieht den Überweisungseingang vom Vortag.
Wer den Eindruck hat, daß eine Überweisung unverhältnismäßig lange unterwegs war (oder sie sogar verloren gegangen scheint) kann als Auftraggeber bei seiner Bank einen Nachforschungsauftrag stellen mit dem Grund, daß der Empfänger die verspätete Gutschrift reklamiert. Nur der Auftraggeber kann bei seiner Bank den Auftrag starten, weil es so gut wie unmöglich ist, den Auftrag nachzuvollziehen, wenn man die Verfolgung nicht „an der Quelle“ startet.
ACHTUNG: Bitte vorher die Kostenfrage klären! Liegt kein Fehler der Bank vor wird der Auftraggeber einer Nachfrage üblicherweise mit 8,- bis 15,- EUR belastet. Angesichts des großen Aufwands (schlägt die Direktnachfrage fehl mußeinzeln Schritt für Schritt der Weg der Überweisung manuell nachvollzogen werden, das Nachforschungsformular geht dann körperlich auf dem Postweg von beteiligter Bank zu beteiligter Bank) finde ich diese Entgeltsätze nachvollziehbar.
MfG
F.-W. Hollmann-Raabe