Umgang mit den Reichen

Weshalb tut sich eigentlich der Staat so schwer in Zeiten höchster Verschuldung das Geld nicht hauptsächlich bei den Vermögenden zu suchen???
Warum spart er nicht an denen, die dieses Sparen am wenigsten in ihrem Lebensstandard bemerken???

Warum riskiert man z. B. in Griechenland lieber Volksaufstände als den 5 % der Vermögenden in die Taschen zu greifen???

Das verstehe ich absolut nicht!!!

GLG Andre

Dagobert Duck …
… ist eine Comic-Figur.

Die »Reichen« haben keineswegs rumliegendes Barvermögen, dass sie einfach mal so per Überweisung irgendwo hin zu schicken.

Wenn man z.B. dem N.N. Kohle wegnimmt, nimmt er sie aus seinen Investitionen weg. Und in der Folge bin ich dann arbeitslos. Oder du, oder ein Anderer. Oder viele, viele Andere.

Klar, es gibt ein paar Ausnahmen, aber die sind selten.

Gruß

Stefna

Die »Reichen« haben keineswegs rumliegendes Barvermögen, dass
sie einfach mal so per Überweisung irgendwo hin zu schicken.

Hmm, „die Reichen“ Griechenlands haben angeblich mehr als 200 Mrd. Euro auf Auslandskonten geparkt. Das war wohl so ähnlich nach dem Zerfall der SU: Da ist mehr Geld auf Auslandskonten geflossen, als an Unterstützung und sonstigen Geldern ins Land kam.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Aussage von Talleyrand (korrigiert mich, falls es jemand anderes war) vor ca. 200 Jahren: „Ab und zu muss ein Staat mal Konkurs machen, damit auch die Reichen beteiligt werden.“ Er wusste halt noch nichts über Globalisierung.

Gruss
Laika

Hi,

mehrere Gründe. Zum einen, wo fängt reich an? Zum anderen kann man nicht einfach hingehen und die Hälfte des Vermögens wegnehmen, nach dem Motto, sie hätten ja genug. Ich kann auch niemandem ohne einen konkreten Verdacht hinterherspionieren: hat er wirklich sein Geld in D angelegt oder woanders? - Ich muss es schaffen, dass er es in D anlegt oder auf der Bank liegen hat usw. Da müssten nämlich sehr wohl Steuern bezahlt werden. Auf einem ausländischen Konto versteckt jemand ja sein Geld, weil ihm die Stuern in D zu hoch sind. Lustigerweise ist ja die Senkung entsprechender Steuern ein Mittel, solches Geld in D zu halten (und zu versteuern).
Abgesehen davon materialisiert sich das Geld der Reichen ja nicht aus der dünnen Luft, da hat auch niemand einen Goldesel zu hause. Die arbeiten tatsächlich dafür - aber wenn zu wenig überbleibt, dann treiben die den Aufwand nicht mehr. Und wir reden ja hier zB von Firmenbesitzern, die Arbeitsplätze anbieten. Ich weiß jetzt kommt gleich wieder die Meckerei von wegen „Aber das stimmt nicht, da hätten wir ja nicht so viele Arbeitslose!“ - aber stell dir mal vor, wie viele wir erst hätten, wenn die Gebrüder Albrecht und der Chef von dm sichplötzlich sagen, nö, passt mir nicht zu teuer - machen die Läden dicht und leben von den Zinsen dessen, was sie dann haben.

Und Griechenland hat ein ganz anderes Problem: die haben zwar eine Steuergesetzgebung, aber keiner (auch Mikis Normalverbraucher) hält sich daran. Ganz gelegentlich hört man mal einen Experten, der sagt, wenn Griechenland seine Steuergesetzgebung durchsetzen würde, dann hätten sie kein Schuldenproblem. So aber zahlen Taxifahrer etc. keine Einkommens- bzw. Lohnsteuer, und weil niemand weiß, wem welches Land gehört, kann keine Grundsteuer erhoben ewrden etc.

die Franzi

Hallo

Warum riskiert man z. B. in Griechenland lieber Volksaufstände
als den 5 % der Vermögenden in die Taschen zu greifen???

Soviel ich gehört habe, sind seit Jahren bestimmte Clans in der Regierung. Was da genau ist, weiß ich nicht. Sowas in der Richtung hat ein Grieche gesagt, der in Deutschland wohnt. Er hat auch mal versucht, in Athen einen Laden aufzumachen, aber dann standen direkt ein paar Leute bei ihm im Laden und meinten, sie würden ihn jetzt beschützen. Da hat er seinen Laden sofort zugemacht und ist wieder nach Deutschland. Es scheinen da also mafiöse Gruppen zu herrschen.

Ich schätze, die Politiker gehören der gleichen Gesellschaftsschicht an wie die 5 % der Vermögenden. Die sind halt befreundet miteinander.

Vor einigen Jahren ist doch da ein wertvoller Wald abgebrannt, da gab es doch eine Katastrophe. Man weiß, dass diese Feuer immer von Leuten gelegt wurden, die ein Waldgrundstück in Bauland verwandeln wollten. - Ist da jemals ein Schuldiger gefunden worden? Sind da die Gesetze geändert worden, dass ein Waldgrundstück auch dann nicht in Bauland verwandelt werden kann, wenn es abbrennt? Nicht dass ich wüsste.

Es muss da extrem korrupt zugegangen sein, viele Jahre lang.

Viele Grüße

Mit welchem Recht sollte er das tun?

Die entscheidende Frage lautet eigentlich ‚was ist fair?‘ (der Begriff ‚gerecht‘ zieht hier nicht, denn er bedeutet ‚dem Recht nach‘ und was das ist, ist in Deutschland ziemlich klar definiert). Für die einen heisst fair, dass sich alle nach ihren Möglichkeiten am Staat beteiligen, für andere wiederum heisst es, dass sich alle gleich am Staat beteiligen.

Was davon nun der bessere Weg ist, darüber läßt sich wohl trefflich streiten. Auf welcher Basis willst du diejenigen bestrafen, die relativ wohlhabend sind?

Ich bin kein großer Freund der Millionärsabgabe, wie sie von den Linken hin und wieder gefordert wird. Stattdessen bin ich dafür, dass man Vergünstigungen abschafft, die bestimmte Lebensentwürfe fördern.

Sowas wie die Pendlerpauschale, doppelte Haushaltsführung, Ehegattensplitting, Betreuungsgeld etc. etc. etc.

Vermutlich ließe sich da schon einiges mehr einnehmen.

…ich sehe aber mittlerweile die Verhältnismässigkeit zum Teil sehr kritisch: Irgendwann unterhalten Schwer-Reiche Privatarmeen, Kaufen Privilegien (Parteien) oder in grossen Mengen Rohstoffe auf und schaffen sich ihre eigenen Gesetze so wie einst im Feudalismus.
Engament muss sich lohnen, ganz klar…aber nicht ins Grenzenlose.

Danke für die Antworten!

Stattdessen bin ich

dafür, dass man Vergünstigungen abschafft, die bestimmte
Lebensentwürfe fördern.

Also weg mit Politikerpensionen und Übergangsgelder. Diese Leute haben so ein hohes Einkommen, da ist private Vorsorge möglich. Von allen anderen wird es auch verlangt.

Hallo,

Soviel ich gehört habe, sind seit Jahren bestimmte Clans in
der Regierung. Was da genau ist, weiß ich nicht.

Da kann man helfen:
Die einen sind die Papandreous (der eine war vor kurzem Ministerpräsident in der dritten Generation).
Das andere die Venizelos’ (einer von denen ist jetzt grad MP - praktisch, was?).
Zum Schluss gibt’s noch die Karamanlis (da ist einer gerade Führer der größten Oppositionspartei, ebenfalls in dritter Generation).

IIRC sind die dann untereinander auch noch zum Teil verbandelt.

Ich schätze, die Politiker gehören der gleichen
Gesellschaftsschicht an wie die 5 % der Vermögenden. Die sind
halt befreundet miteinander.

Wobei man sagen muss, dass in Griechenland nicht nur die Reichen abgezockt haben - jeder hatte 120-jährige Verwandte in der Familie, die noch Rente bekommen haben. Und auf der einen Insel gab’s ein ganzes Dorf voller Blinder (alle Atteste vom selben Arzt ausgestellt).

Es muss da extrem korrupt zugegangen sein, viele Jahre lang.

Jahrzehnte eigentlich. Und wieso du jetzt die Vergangenheitsform benutzt ist mir auch nicht ersichtlich.

Gruß

Anwar

Also weg mit Politikerpensionen und Übergangsgelder. Diese
Leute haben so ein hohes Einkommen, da ist private Vorsorge
möglich. Von allen anderen wird es auch verlangt.

Jein. Das Problem ist ja, wenn du z.B. 3 Legislaturperioden MdB warst, konntest du objektiv 12 Jahre kaum mehr in deinem Beruf arbeiten, bist also im Grunde raus dem Job. Gleichzeitig hattest du aber nur lumpige 12 Jahre mit einem gar nicht so hohen Einkommen um dir ne private Vorsorge zuzulegen - das ist nicht so arg viel Zeit.

Eine veränderte Regelung, insbesondere für Ex-Bundespräsidenten wäre wünschenswert, komplett wegfallen lassen, sollte man sie aber nicht.

Also weg mit Politikerpensionen und Übergangsgelder. Diese
Leute haben so ein hohes Einkommen, da ist private Vorsorge
möglich.

Hmm, wenn Du die Einkommen der hohen Politiker wie z.B. BundeskanzlerIn mit denen in der Industrie vergleichst … da würden Manager nicht für arbeiten.

Schau mal auf der Seite des SWR2:
http://www.swr.de/swr2/wissen/-/id=661224/1muyzmy/in…
Da war gerade heute morgen eine Sendung genau zu dem Thema.
Ich versuche, das SWR2-Wissen fast jeden Morgen zu hören.

auf welchen der Beiträge beziehst du dich genau?

„Rechtsstaatlichkeit - Realität oder Illusion?“

Damit ich weiss, in was ich mal reinhören könnte :smiley:

Politiker haften auch für nichts. Wenn da Fehler gemacht werden, kommt der Steuerzahler dafür auf. In der Wirtschaft gehts anders.

Politiker haften auch für nichts. Wenn da Fehler gemacht
werden, kommt der Steuerzahler dafür auf. In der Wirtschaft
gehts anders.

Ja, das stimmt. Da gibt´s den „Goldenen Handschlag“.

„Rechtsstaatlichkeit - Realität oder Illusion?“

Ja, genau den.

Hallo

Jahrzehnte eigentlich. Und wieso du jetzt die Vergangenheitsform benutzt ist mir auch nicht ersichtlich.

Vorsichtshalber.
Könnte sich ja geändert haben, ohne dass mir das einer mitgeteilt hat.

Viele Grüße

Für die einen heisst fair, dass sich alle nach
ihren Möglichkeiten am Staat beteiligen, für andere wiederum
heisst es, dass sich alle gleich am Staat beteiligen.

Was davon nun der bessere Weg ist, darüber läßt sich wohl
trefflich streiten.

In der Tat. Damit das Ganze in beiden Fällen dann auch funktioniert hängt von dem jeweiligen System ab. Sollen sich alle gleich am Staat beteiligen, dann heißt das auf der anderen Seite alle zahlen nur so viel Steuern wie der, der am wenigsten Einkommen hat es sich noch leisten kann.

Die Einnahmen aus der Einkommen-/Lohnsteuer lagen zuletzt bei 180.000.000.000 pro Jahr, die Zahl der Einkommensteuerpflichtigen bei 35.000.000, d. h. rund 5.100 € Einkommensteuer pro Nase. Das entspräche einem Mindest-Bruttojahreseinkommen von grob 34.000 und wäre dann also der neue Mindestlohn. (z. Zt. verdienen rund 70 % der Erwerbstätigen weniger pro Jahr, wobei allerdings die Teilzeitbeschäftigten mit eingeschlossen sind)

In einem Land wo u. a. so niedrige Löhne gezahlt werden, dass man nicht einmal seinen Lebensunterhalt davon bestreiten kann funktioniert also die Methode alle leisten das Gleiche schon mal gar nicht. Mir fiele im Moment auch kein Land der Erde ein wo das funktionieren würde. Wäre es erstrebenswert? Ich bin mit nicht sicher. Bleibt also nur die Methode jeder beteiligt sich entsprechend seiner Möglichkeiten. (Daraus folgt u. a. auch, wer keinen Mindestlohn will soll sich auch nicht wundern wenn er für die Einkommensschwachen nicht nur die Steuern mitbezahlen muss.)

Auf welcher Basis willst du diejenigen
bestrafen, die relativ wohlhabend sind?

Nun, ums Bestrafen geht es eigentlich nur dort wo sich Leute ihrer Steuerschuld widerrechtlich entziehen.

In Griechenland gab es da wohl nicht wenige, allerdings nicht nur bei den Reichen. Darüber hinaus war allerdings auch das ganze Steuersystem marode.

Ich bin kein großer Freund der Millionärsabgabe, wie sie von
den Linken hin und wieder gefordert wird. Stattdessen bin ich
dafür, dass man Vergünstigungen abschafft, die bestimmte
Lebensentwürfe fördern.

Sowas wie die Pendlerpauschale, doppelte Haushaltsführung,
Ehegattensplitting, Betreuungsgeld etc. etc. etc.

Sparen ist natürlich auch immer eine gute Idee. Das Problem ist allerdings immer sich darauf zu einigen wo gespart werden soll. Ein einfacheres Steuersystem wäre auch wünschenswert, das weniger Schlupflöcher lässt, aber auch hier kann man sich seit Jahrzehnten nicht einigen. Also wird notgedrungen der einfache Weg gegangen und die Abgabenlast erhöht.

Hier wäre es aber wesentlich effektiver und auch weniger schmerzhaft für die Betroffenen wenn die erhöhte Abgabenlast vornehmlich auf die 30% der Bevölkerung verteilt wird die überdurchschnittlich verdient und wenn man vielleicht auch die 10% der Bevölkerung stärker einbeziehen würde die über 60% des Nettovermögens in der Republik verfügen (http://www.appell-vermoegensabgabe.de/index.php5). Allerdings sinken die Nettoeinkommen bei den Geringverdienern und steigen bei den Spitzenverdienern. Man darf sich fragen inwieweit das Sinn macht.

Gruß
Grin

…Danke erstmal für die vielen Antworten!!!

Generell sehe ich die ganze Vermögensentwicklung ziemlich kritisch.
Das Ganze funktioniert nach dem Staubsaugerprinzip: Das Vermögen weniger wird von der „breiten Masse“ eingezogen! Dieses Prinzip ist unter demokratischen Verhältnissen nicht umkehrbar und endet entweder in einer massiven Transfergesellschaft oder es kommt dann irgendwann der grosse Knall inform eines Krieges oder einer Hyperinflation!!!
Fakt ist, das der sogenannte Mittelstand schrumpft und sich in arm oder reich aufspaltet!

Wobei ich als „reich“ definiere, wer von seiner Rendite bzw. Zinsen soviel bekommt, das er gut davon leben kann und noch Rücklagen bildet ohne zu arbeiten!

Hallo!

Griechenland dürfte hier ein schlechtes Beispiel sein. Dieser Staat wurde von Reich und Arm dermassen beschissen, dass jetzt eigentlich keiner von beiden die Klappe aufreissen dürfte.

Gruß

derschwede77