Hallo ihr zwei beide,
ich finde es durchaus nicht eine zurückgenommene Kritik, wenn ich zuvor einschränke, dass ich mich in einem Thema nicht komplett auskenne. Im Gegenteil. Ich gebe dem Gegenüber die Chance, frei zu sagen, warum etwas nötig ist. Komme ich gleich dahergepoltert erscheine ich als Mrs. Allwissend und habe schon eine Abwehrmauer aufgebaut, bevor man überhaupt ein Thema bespricht.
Die Art der Kritik hängt also direkt mit der individuellen
Konfliktfähigkeit zusammen. Diese aber läßt sich m.E. nicht
eindeutig geschlechtsspezifisch festmachen.
Ich denke, dass das nicht geschlechtsspezifisch festzumachen ist, sondern natürlich einerseits vom Temperament und der Erziehung abhängt, aber ein Großteil einfach Erfahrung ist. Und nicht außeracht zu lassen. Wen kritisiere ich? warum, ist es nötig, ist es wichtig?
Um beim neuen Webauftritt von www zu bleiben…
Nötig wäre eine Kritik (weil das neue Design nachteilig war) wichtig war es nicht (weil schon so viel Kritik auflief und daran gearbeitet wurde. Außerdem habe ich schon vor www gelebt, und ich könnte garantiert auch ohne www leben, da bin ich mir ganz sicher )
Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich etwas konkretes richtig kritisiere, dann stoße ich eher auf Abwehr und taube Ohren, als wenn ich einfach, statt zu kritisieren sage, ich würde das soundso machen.
Ich persönlich komme mit der verpackten Kritik häufiger an mein Ziel, als wenn ich konkret Kritik äußere.
Bsp.: Kind räumt Zimmer nicht auf. Mahnen und warnen hilft nicht. Drohungen, Geschrei… keine Ressonanz. Der Satz „also ich würde mich in diesem Zimmer nicht wohl fühlen, so durcheinander, wie es hier ist“ wirkte Wunder.
Bsp.: Eine Tätigkeit muss 3mal im Monat sehr spät am Abend erledigt werden. Man äußert, dass gerade in so einem Falle ein Zugang von zu Hause ideal wäre. Schwups, die Kollegin hat sich das einrichten lassen und erledigt diese Tätigkeit nun auch. Die zweite Kollegin wird verschont, da die Home-offices begrenzt bleiben sollen.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, und ich spreche jetzt nur für mich, meine Kritik besser anbringen kann, wenn ich es schaffe, dass es der andere für seine Idee hält.
Weiteres Bsp.: Kollegen machen was am PC extrem umständlich. Haben auch nicht so die besten Kenntnisse. Ich kritisiere nicht deren Handhabung, sondern sage und zeige einfach… ich würde das so machen. Das wirkt besser. Ist aber nur meine Erfahrung.
Was die Entgegennahme von Kritik, d.h. die Kritikfähigkeit
angeht, so ist die auch sehr von der Persönlichkeit des
Kritisierten abhängig.
Nein, da widerspreche ich. Es kommt sehr drauf an, wie man kritisiert. Wenn ich platt gemacht werde, dann bin ich ja auf Konfrontationskurs und suche, mich zu verteidigen. Die Entgegennahme von Kritik hängt m.E. mehr vom Kritisierer ab.
Bsp.: Chef kritisiert, dass etwas sehr umständlich gemacht wird. Fragt, ob es dafür einen Grund gibt. Angestellter hat die Möglichkeit zu sagen, ob es einen Grund gibt, und diesen benennen. Oder einfach zu sagen, dass man keine Ahnung hat, und das einfach so macht, weil es schon immer so gemacht wurde. Aber man muss sich nicht verteidigen. Ein offenes Gespräch ist möglich.
Starke Persönlichkeiten können Kritik einerseits gelassen
hinnehmen und sind auch fähig, die eigene Haltung zu
reflektieren und zu korrigieren, andererseits sind sie auch
oft von ihrer Sache so überzeugt, dass sie jegliche Kritik
blocken. Gleiche Ambiguität kann man auch bei selbstunsicheren
Personen beobachten: Da kann die Unsicherheit sowohl zu einer
vehementen Abwehr gegen andere Meinungen führen, als auch zu
einer eilfertigen Übernahme konträrer Ansichten.
Meine Erfahrung ist eigentlich, dass gerade starke Persönlichkeiten keinerlei Kritik vertragen.
Aber auch da halte ich es nicht für gerechtfertigt dies am
Geschlecht festzumachen.
Dem kann ich nur zustimmen.
Ob also Kritik durchdringt oder nicht, ist von der
Persönlichkeitsstruktur der „Kontrahenten“ weitaus stärker
abhängig, als von ihrem Geschlecht.
Das stimmt auch.
Grüße
Sarah