Hallo (ebenfalls beide)
ich finde es durchaus nicht eine zurückgenommene Kritik, wenn
ich zuvor einschränke, dass ich mich in einem Thema nicht
komplett auskenne. Im Gegenteil. Ich gebe dem Gegenüber die
Chance, frei zu sagen, warum etwas nötig ist.
Doch, zugeben, dass Du Dich nicht (komplett) auskennst, ist eine zurückgenommene Kritik und sie hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, von einer Frau zu kommen. Sie kann einen höheren Erfolg haben, wenn Du auf jemanden triffst, der ähnlich gestrickt ist. Aber sobald Du mit jemandem zu tun hast, der nur seine Ruhe haben will, oder Kritik (berufsmässig) erst einmal abprallen lässt, ist ihm das der willkommene Anlass, sich nicht weiter damit zu befassen, weil „es ja noch nicht so recht ausgegoren ist“ oder „Du selbst nicht so genau Bescheid weisst“.
Komme ich gleich
dahergepoltert erscheine ich als Mrs. Allwissend und habe
schon eine Abwehrmauer aufgebaut, bevor man überhaupt ein
Thema bespricht.
Viele wollen aber leider ein Thema nicht besprechen, sondern geben dann nach, wenn sie mehr Ärger erwarten, falls sie nicht nachgeben. In all diesen Fällen, hat derjenige die grösseren Chancen, der polternd und Wissen vortäuschend daherkommt. Und ich behaupte, solche leute sind mit höherer Wahrscheinlichkeit Männer.
Die Art der Kritik hängt also direkt mit der individuellen
Konfliktfähigkeit zusammen. Diese aber läßt sich m.E. nicht
eindeutig geschlechtsspezifisch festmachen.
Ihr habt es beide nicht so sehr mit Wahrscheinlichkeitsaussagen, oder? Individuell gebe ich Euch (natürlich) recht, man wird immer auch sehr zurückgenommene Männer sowie durchsetzungsfähige Frauen treffen. Aber die Häufigkeiten sind geringer. [Momentan vergleiche ich gerne auf Auftreten von Kurt Beck und Ypsilanti in der SPD. Ich tippe schon jetzt, das Beck höhere Chancen hat, nächste® SPD-Kanzlerkandidat(in) zu weden.]
Und nicht außeracht zu lassen. Wen kritisiere ich? warum, ist
es nötig, ist es wichtig?
Auch das sind Fragen, die sich Frauen häufiger stellen dürften als Mänenr.
Um beim neuen Webauftritt von www zu bleiben…
Nötig wäre eine Kritik (weil das neue Design nachteilig war)
wichtig war es nicht (weil schon so viel Kritik auflief und
daran gearbeitet wurde. Außerdem habe ich schon vor www
gelebt, und ich könnte garantiert auch ohne www leben, da bin
ich mir ganz sicher )
Auch hier würde ich sagen, dass eher Frauen die Angewohnheit haben, sich 3x zu fragen, ob es wirklich nötig ist, bevor sie ihre Bedürnisse äußern. Iregndein Grund findet sich am Ende meistens, warum etwas anderes gerade wichtiger ist, oder jemand anders Vorang hat …
Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich etwas konkretes
richtig kritisiere, dann stoße ich eher auf Abwehr und taube
Ohren, als wenn ich einfach, statt zu kritisieren sage, ich
würde das soundso machen.
Das stimmt. Daher tippe ich, dass Männer zusätzlich auch eher gelernt haben, mit Abwehr umzugehen und diese auch wieder abzubügeln. Auch eine wichtige Fähigkeit in vielen Situationen.
Ich persönlich komme mit der verpackten Kritik häufiger an
mein Ziel, als wenn ich konkret Kritik äußere.
Was nun endlich mal ein Beispiel für Karins Eingangsvermutung ist, die hier ja komischerweise recht stark bekämpft wird.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, und ich
spreche jetzt nur für mich, meine Kritik besser anbringen
kann, wenn ich es schaffe, dass es der andere für seine Idee
hält.
Auch das würde ich als eher weibliches Verhalten klassifizieren. Man eckt weniger an, macht aber auch weniger auf sich aufmerksam. Man bekommt noch die Ideen durch, die dem anderen nicht ganz gegen den Strich gehen (um den Preis, dass er sie dann vielleicht als seine eigenen Ideen angibt und ausserdem noch an seine Bedürfnisse anpasst), aber bei echten Interessenskonflikten gibt man dann besser auf.
Ob also Kritik durchdringt oder nicht, ist von der
Persönlichkeitsstruktur der „Kontrahenten“ weitaus stärker
abhängig, als von ihrem Geschlecht.
Ich glaube, dieser Satz stammte von Eckard, aber Sarah hat jetzt andererseits sehr viele Beispiele gebracht, wie sie selbst Kritik anbringt, die ich als eher „weiblich“ klassifizieren würde.
Worum geht eigentlich die Diskussion. Glaubt Ihr wirklich nicht, dass es hier (statistische) Unterschiede gibt? Beispielsweise, weil am Ende auch die Persönlichkeitsstruktur mit dem Geschlecht korreliert ist?
Mit vielen Grüssen, Walkuerax