Unabhäniger Kosovo. Wo ist das Problem?

Hi

Kosovo wird unabhängig. Ist das gut oder nicht? Warum wird deswegen gegendemonstriert und Botschaften angegriffen? China und ein paar andere wollen das nicht, warum?

Vielleicht geht´s mit ein paar einfachen kurzen Worten zur Erklärung.

Gruß Nino

Hallo Nino,

Serbien will das nicht, der Grund ist eigentlich klar. Spanien will das auch nicht weil es Angst davor hat, dass durch die Unabhängigkeit des Kosovo die spanischen Basken zu einer eigenen Unabhängigkeit ermuntert werden könnten. Ich denke mal für China gilt dasselbe bzgl. Taiwans. Sonst weiss ich gerade kein Land, das strikt dagegen ist.

Ralph

Hallo Nino,

Serbien will das nicht, der Grund ist eigentlich klar. Spanien
will das auch nicht weil es Angst davor hat, dass durch die
Unabhängigkeit des Kosovo die spanischen Basken zu einer
eigenen Unabhängigkeit ermuntert werden könnten. Ich denke mal
für China gilt dasselbe bzgl. Taiwans. Sonst weiss ich gerade
kein Land, das strikt dagegen ist.

Zypern (Grund: Nordzypern), Rumänien, Russland (Grund: Traditionelle enge Verbundenheit zu Serbien), Georgien dürfte auch nicht dafür sein (Grund: abtrünnige Regionen) fallen mir grad spontan noch ein.
Ich finde das aber auch nicht gut (falls das irgendeine Relevanz besitzt :wink: ).

habe zwar kaum hintergrund wissen was das laender dort betrifft, aber eines wundert mich: es gibt doch schon albanien, da wohnen albaner(?), wieso hat sich kosovo nicht an albanien angeschlossen? und wieso wird dieses szenario von den int. organisationen angestrebt, zumindest theoretisch ist es ja einfacher 1 land zu „betreuen“?

Insgeheim wird dieses „Großalbanische Reich“ von nicht wenigen Albanern auch angestrebt ( http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Falbanien ). Ob es jedoch dazu kommt ist eine andere Frage, da dazu auch die mazedonischen, montenegrinischen und griechischen Albaner gehören würden.
Das Problem an der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ist aber ein anderes: Eine Minderheit (nichts anderes sind die Kosovo-Albaner in Serbien) schafft es durch gute PR die „Wichtigen“ der Weltgemeinschaft auf ihre Seite zu bringen um ihre Interessen zu stärken. Das dadurch von diesen „Wichtigen“ massiv in die ureigenste staatliche Souveränität Serbiens eingegriffen wird (zB Staatsgebiet) ist imho ein Bruch jedweder völkerrechtlicher Traditionen.
Aus denselben Gründen müsste man dann jede Separatistenbewegung auf der Welt unterstützen von den Basken über (Süd)Ossetien und Tschetschenien weiter nach Tibet, Taiwan Palästina und Kurdistan und so weiter und so fort. Dabei gehört das Kosovo schon seit Jahrhunderten zu Serbien wohingegen die anderen Staaten erst relativ jung sind, also „noch weniger Ansprüche“ an die jeweiligen Länder hätten.

gruß

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi

Serbien will das nicht, der Grund ist eigentlich klar.

Nein, mir leider nicht. Was ist der Grund? Ev. Landverlust, Steuereinnahmen, Technologie usw? Wenn ja, was hat China damit zu tun?

Trotzdem erst mal Danke für deine Antwort.

Gruß Nino

Hi

Insgeheim wird dieses „Großalbanische Reich“ von nicht wenigen
Albanern auch angestrebt

…und mit der Unanhängigkeit haben sie den ersten Schritt getan?

Das Problem an der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ist
aber ein anderes: Eine Minderheit (nichts anderes sind die
Kosovo-Albaner in Serbien) schafft es durch gute PR die
„Wichtigen“ der Weltgemeinschaft auf ihre Seite zu bringen um
ihre Interessen zu stärken. Das dadurch von diesen „Wichtigen“
massiv in die ureigenste staatliche Souveränität Serbiens
eingegriffen wird (zB Staatsgebiet) ist imho ein Bruch
jedweder völkerrechtlicher Traditionen.

OK, aber was hat das China zu interessieren? Welche Nachteile haben die dann? Oder geht es nur um eine Stellungnahme ohne Grund: Gut - Nicht gut!

Gruß Nino

Hallo Nino,

um Russlands Gegenwehr bei der Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien zu verstehen, man muss auch Russlands Interessen in diesem Gebiet bedenken.

Die Verlegung der Pipeline South Stream über serbisches Territorium macht dieses Land zu einem wichtigen Transitknoten im System der Lieferungen von russischem Gas nach Europa.

Es geht also auch um Energie oder um Resourcen = (viel) Geld.

siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/South_St
http://de.rian.ru/business/20080124/9
http://www.exaa.at/service/news/9656878/

Gruß Finus

Hallo,

OK, aber was hat das China zu interessieren? Welche Nachteile
haben die dann?

wenn China die Abspaltung des Kosovo befürwortet, kommen mit Sicherheit die Tibeter http://de.wikipedia.org/wiki/Tibet und fordern für sich das gleiche Recht.

Gruß, Rainer

Hallo Nino,

Nein, mir leider nicht. Was ist der Grund? Ev. Landverlust,
Steuereinnahmen, Technologie usw? Wenn ja, was hat China damit
zu tun?

Der Kosovo gehörte zu Serbien bis letzte Woche. Serbien geht also ein Stück ihres Staatsgebietes verloren, auf dem zudem noch einige Serben leben. Deswegen sind sie nicht glücklich, genauso wenig wie Deutschland glücklich wäre, wenn plötzlich Bayern unabhängig sein wollte (obwohl es da sicher auch viele Befürworter gäbe :smile:)

China hat IMHO dasselbe Problem wie Spanien, nämlich dass eigene Volksgruppen/Gegenden/wieauchimmerdasheisst plötzlich auch unabhängig sein wollen, z. B. Taiwan oder Tibet.

Ralph

mir geht es eigentlich nur um die 2 länder: kosovo und albanien. auch andere nationen leben in mehreren ländern, trozdem werden da keine großreiche gebildet (zum glück). sind die albaner in kosovo im konflikt mit den albanien-albanern, für mich wäre der zusammenschluss zum enthnisch ähnlichen land logischer gewesen, als ein neues land zu gründen?

mir geht es eigentlich nur um die 2 länder: kosovo und
albanien.

in dem Zusammenhang kann/darf es aber nicht nur um die 2 Länder gehen. Es geht um das Volk „Albaner“. Dieses Volk teilt sich auf über mehrere Nationen: Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Griechenland und natürlich Albanien. Wo wer lebt ist eher zufällig, jeder (natürlich ist das jetzt grob vereinfacht) Albaner sieht sich in erster Linie als Albaner und nicht als Serbe (was er bis letzte Woche de jure noch war), Mazedonier, Montenegriner oder Grieche.

auch andere nationen leben in mehreren ländern,

trozdem werden da keine großreiche gebildet (zum glück).

nein. andere Völker leben in mehreren Ländern, andere Nationen sicher nicht.

sind

die albaner in kosovo im konflikt mit den albanien-albanern,

eben nicht. im Gegenteil

für mich wäre der zusammenschluss zum enthnisch ähnlichen land
logischer gewesen, als ein neues land zu gründen?

Aber dann wäre diese Unabhängigkeitserklärung keine Sache mehr zwischen Kosovaren und Serben gewesen (wenn Du so willst also „innerstaatlich“) sondern eine Sache zwischen zwei Staaten: Serbien und Albanien. Hätte nun Albanien Ansprüche am Kosovo gestellt (was anderes wäre ein Zusammenschluss nicht gewesen) wäre das eine Beanspruchung von serbischen Hoheitsgebiet gewesen. Und nichts legitimiert mehr zum Krieg als wenn ein Staat Hoheitsgebiet von einem anderen Staat beansprucht (besonders wenn es noch so geschichtsträchtig ist wie der Kosovo).

gruß
Raoul

Hi

Insgeheim wird dieses „Großalbanische Reich“ von nicht wenigen
Albanern auch angestrebt

…und mit der Unanhängigkeit haben sie den ersten Schritt
getan?

In deren Augen, ja. Wobei Großalbanien wohl eher ein Wunschtraum von denen ist. Ich denke nicht, dass mittelfristig tatsächlich ein Zusammenschluß erfolgen wird.

OK, aber was hat das China zu interessieren? Welche Nachteile
haben die dann?

Es besteht zu befürchten (wie Rainer schon gesagt hat), dass durch die Anerkennung des Kosovo ein Präzedenzfall geschaffen wird auf den sich auch andere Separatisten berufen könnten (auch schon tun: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/61/158633/ ). Und dann wird China von mehreren Seiten ein Problem bekommen. Nicht nur Tibet und Taiwan seien in diesem Zusammenhang genannt.
Aber am Kosovo wird natürlich auch ein „kalter“ Stellvertreterkrieg geführt. Letztendlich ist es nämlich die alte Geschichte der Machtverteilung zwischen Ost und West, spez. zwischen den Großmächten USA und EU auf der einen Seite und Russland und China auf der anderen Seite. Für die beiden letztgenannten besteht natürlich die Gefahr, dass durch die schnelle Anerkennung des Kosovo durch die USA und die EU die Einflussnahme des Westen (spez. der USA) noch mehr zunimmt und die Einflusssphäre des „Osten“ noch weiter zurück gedrängt wird.

gruß

mir geht es eigentlich nur um die 2 länder: kosovo und
albanien.

in dem Zusammenhang kann/darf es aber nicht nur um die 2
Länder gehen. Es geht um das Volk „Albaner“. Dieses Volk teilt
sich auf über mehrere Nationen: Kosovo, Mazedonien,
Montenegro, Griechenland und natürlich Albanien. Wo wer lebt
ist eher zufällig, jeder (natürlich ist das jetzt grob
vereinfacht) Albaner sieht sich in erster Linie als Albaner
und nicht als Serbe (was er bis letzte Woche de jure noch
war), Mazedonier, Montenegriner oder Grieche.

Das ist gerade für den Deutschen überhaupt nicht so leicht nachvollziehbar, zumal gleichzeitig wieder und wieder behauptet wird, daß im Fall des deutschen Volkes die Volkszugehörigkeit ausschließlich durch eine Legaldefinition des Grundgesetzes bestimmt sei.
Was, wenn der Staat Albanien in seiner Verfassung eine vergleichbare Definition hat? Sind dann die mazedonischen und die Kosovoalbaner auf einmal keine Albaner mehr?

Grüße
Ostlandreiter

Hi Nino
Im Grunde hat jede Region, jedes Land, das unabhängig werden möchte, im doppelten Sinne das Recht dazu. Erstens, weil dies sowieso das Recht eines jeden selbstbestimmten, freie Wahlen zulassenden, Landes ist und zweitens gibt es ja immer einen inneren Grund, eine Art intrinsischer Motivation für diesen Wunsch nach Unabhängigkeit.
Meiner Ansicht nach sollte grundsätzlich jedem Land, wie jedem Menschen, das Rceht auf Unabhängigkeit, auf Emanzipation, ohne wenn und aber gewährt werden.
Wenn jemand sein volljähriges Kind zuhause weiter einsperrt, dann kann und darf das nichts werden.
Gruß,
Branden

Hallo

wenn China die Abspaltung des Kosovo befürwortet, kommen mit
Sicherheit die Tibeter http://de.wikipedia.org/wiki/Tibet und
fordern für sich das gleiche Recht.

OK, das macht Sinn.

Danke und Gruß Nino

Hi

China hat IMHO dasselbe Problem wie Spanien, nämlich dass
eigene Volksgruppen/Gegenden/wieauchimmerdasheisst plötzlich
auch unabhängig sein wollen, z. B. Taiwan oder Tibet.

Ok, das leuchtet mir ein, Danke.

Gruß, Nino

Wo wer lebt
ist eher zufällig, jeder (natürlich ist das jetzt grob
vereinfacht) Albaner sieht sich in erster Linie als Albaner
und nicht als Serbe (was er bis letzte Woche de jure noch
war), Mazedonier, Montenegriner oder Grieche.

Das ist gerade für den Deutschen überhaupt nicht so leicht
nachvollziehbar, zumal gleichzeitig wieder und wieder
behauptet wird, daß im Fall des deutschen Volkes die
Volkszugehörigkeit ausschließlich durch eine Legaldefinition
des Grundgesetzes bestimmt sei.

Das stimmt ja so auch nicht. Wer deutscher Staatsbürger ist wird durch eine Legaldefinition des Grundgesetzes bestimmt, nicht jedoch wer „Deutscher“ ist. So gibt es nicht nur im "Osten (zB Russland oder Polen) sondern auch in Südamerika (ein Schelm wer böses dabei denkt), USA oder Australien (eigentlich überall auf der Welt) Deutsche die aber keinen deutschen Staatsbürger (mehr) sind. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche )

Was, wenn der Staat Albanien in seiner Verfassung eine
vergleichbare Definition hat? Sind dann die mazedonischen und
die Kosovoalbaner auf einmal keine Albaner mehr?

Dann kann er das gerne tun um die Frage der Staatsangehörigkeit „Albaner“ zu klären, nicht jedoch um die Ethnie zu beschreiben.

gruß
Raoul

Cool, dann nenn mich jetzt bitte „seine Exzellenz und Heiligkeit von Gottes Gnaden“ weil ich jetzt Kaiser bin. Ich habe nämlich soeben das freie Kaisertum Raoulistan ausgerufen. Ähm, meinst Du, es wäre möglich, dass Deutschland mir Entwicklungshilfe gewährt? An wen müsste ich mich da wenden?

gerade für den Deutschen überhaupt nicht so leicht

nachvollziehbar, zumal gleichzeitig wieder und wieder
behauptet wird, daß im Fall des deutschen Volkes die
Volkszugehörigkeit ausschließlich durch eine Legaldefinition
des Grundgesetzes bestimmt sei.

Das stimmt ja so auch nicht. Wer deutscher Staatsbürger ist
wird durch eine Legaldefinition des Grundgesetzes bestimmt,
nicht jedoch wer „Deutscher“ ist.

Das wird aber immer wieder, vor allem auch hier in den Politikbrettern, unterstellt. Überhaupt wird oft das Vorhandensein einer ethnischen Gemeinschaft der Deutschen (allerdings nur im Fall der Deutschen) vehement abgestritten.

Grüße
Ostlandreiter