Unbekannter Täter aus der Klasse

Einer aus der Klasse hat die Scheibe eingeworfen.
Der Lehrer weiß nicht, wer’s war.
Er hält der ganzen Klasse eine Strafpredigt und will wissen, wer’s war. Der Schuldige soll sich gefälligst melden. Oder einer, der’s gesehen hat, soll ihn verraten. Immer wieder dringt der Lehrer in die Klasse: Wer war’s? Schweigen. Quälend langsam ziehen sich die Minuten dahin.
Voller Wut über die »verstockte« Klasse schreitet der Lehrer schließlich zur Kollektivstrafe: Alle müssen büßen, was der eine Täter angerichtet hat.
Eine Frage nur: Kennt jemand einen einzigen Fall, in dem diese Methode zum Erfolg geführt hat? Hat sich jemals in einer solchen Situation der Täter freiwillig gemeldet? Hat sich jemals in einer solchen Situation ein Zeuge der Tat gemeldet?
Wenn ja: Wie viele Misserfolge dieser Methode kommen auf einen Erfolg?

Gruß von tonikal

Hallo tonikal,

In unserer Klasse (damals vor 16 Jahren) war ein ähnlicher Fall. Die Lehrerin beschlagnahmte einen Walkman und legt ihn auf’s Pult. Kurze Zeit später war er verschwunden. Als sich niemand auf die Frage, wer es gewesen sei, meldete, rief sie den Direktor zu Hilfe. Der filze erstmal alle Taschen, ohne Erfolg. Dann drohte er mit Klassennachsitzen.
Daraufhin meldete sich der Schuldige (Besitzer des Walkmans), wohl eher aus Angst vor der Klasse als vor dem Nachsitzen.
Gepetzt hätte aber niemand.

Gruß
Sticky

und zwar des Lehrers!

Hi Tonical,

wenn bei uns ein Lehrer so gehandelt hätte, wäre sein Ansehen ins bodenlose gesunken.
Er schadet sich durch dieses Verhalten mehr, als es ihm nützt.

In unserer Klasse gabs damals einen Lehrer, der eine schriftliche Arbeit mehr scheiben wollte als eigentlich vorgesehen.
Er ließ sich auch nach einem Gespräch mit dem Klassensprecher nicht davon abbringen.
Daraufhin haben wir uns abgesprochen, daß wir alle! nur Nonsence schreiben, was wir auch alle taten, selbst die Streber.

Eine Stunde später titschte besagter Lehrer in der kleinen Pause in die Klasse und droht mit sonstewas.
Tags drauf kam unser Klassenlehrer (ein wirklicher Klassetyp) und vermittelte.
Die Arbeit wurde zurückgezogen und gut wars.
Der Lehrer hat bei uns aber nie wieder so richtig die Füße auf den Boden gekriegt.

Gandalf

Wir hatten das auch mal…
Hi,

sogar zwei Mal.
Undzwar wurde beim 1. Mal eine Banane an die Wand geschmissen, die natürlich schöne Spuren hinterließ. Da wurde auch gefragt, wer’s war und dass die ganze Klasse nachsitzen müsse.
Wir wussten natürlich alle, wer es war, aber gepetzt hat niemand. Der Täter hatte aber zu wenig Mut sich zu melden. Also mussten alle den Schulhof putzen. War klar, dass wir ihm nachher deutlich gemacht haben, was wir von seiner Aktion und seinem Schweigen fanden. Aber verpetzen? Niemals.

Beim 2. Mal wurde ein geöffneter Joghurtbecher aus dem Fenster geworfen, der dann eine Passantin getroffen hat.
Auch hier dasselbe Spielchen: Wer war’s? Melde dich, sonst müssen alle nachsitzen.
Diesmal hat sich aber der Täter gemeldet. Er musste sich bei der Frau entschuldigen und ich glaub die Schulordnung oder sowas abschreiben, keine Ahnung.
Dass er es zugegeben hat, kam natürlich auch gut bei der Klasse und beim Lehrer an.

Aber was sollte der Lehrer deiner Meinung nach sonst tun?
Ich würde genauso reagieren als Lehrer. Wenn alle getroffen werden (und 29 Unschuldige da putzen müssen), werden die dem Schuldigen schon zeigen, was sie davon halten und es unter sich regeln.
Bekommt keiner eine Strafe, würden solche Aktionen sicherlich öfters vorkommen.
Und sooo schlimm ist das nachsitzen ja auch wieder nicht. Da ist noch keiner von gestorben.

Gruß,

Steffie

Einer aus der Klasse hat die Scheibe eingeworfen.
Der Lehrer weiß nicht, wer’s war.
Er hält der ganzen Klasse eine Strafpredigt und will wissen,
wer’s war. Der Schuldige soll sich gefälligst melden. Oder
einer, der’s gesehen hat, soll ihn verraten. Immer wieder
dringt der Lehrer in die Klasse: Wer war’s? Schweigen. Quälend
langsam ziehen sich die Minuten dahin.
Voller Wut über die »verstockte« Klasse schreitet der Lehrer
schließlich zur Kollektivstrafe: Alle müssen büßen, was der
eine Täter angerichtet hat.

Hallo,

ist das ne Geschichte oder real? Wie sieht denn die Kollektivstrafe aus?
Rechtlich ist diese Art von Strafe unzulässig, deshalb würde ich da sofort dagegen vorgehen. Und wenn es nur ne Stunde Nachsitzen für jeden war.

H wie Hola.

Klappt durchaus, wenn der Lehrer vorher schon durch Disziplinierung der Klasse und entsprechendes Auftreten geglänzt hat. Sprich, ein Lehrer, bei dem vorher andauernd Tohuwabohu geherrscht hat, setzt sich eher dem Verdacht aus, nicht mehr weiter zu wissen.

Eine Lehrer vom Typ „liebevolle Strenge“ erzielt dagegen zumeist Erfolge, weil einfach der Druck der anderen auf den Idioten, der gepatzt hat, so groß wird, daß irgendeiner einfach einknickt.

So bei uns geschehen, als einer den geschmückten Weihnachtsbaum in der dritten Klasse umgeschmissen hat. Es trat sogar der Fall ein, den man am unwahrscheinlichsten hielt: Der Schuldige meldete sich freiwillig nach Klassenstandpauke.
Doch selbst wenn er das nicht getan hätte, eine ganze Reihe Schüler war nicht im Zimmer und daher sowieso stinksauer, daß es nun auf deren Kosten gehen sollte. Es brodelte also schon und der Täter hat in dem Sinne noch den günstigsten Weg gewählt.

MfG

H wie Hola.

Da fragt man sich, wo in Hinterindien Du zur Schule gegangen bist. Wo steht bitte geschrieben, wieviele Arbeiten der Lehrer schreiben darf?

Und wo nehmt ihr *Schüler* die Autorität und den Wissensstand, überhaupt die unverfrorene Arroganz her, bei sowas auch noch so herumzudiskutieren?

Andererseits scheint der entsprechende Lehrer gerade nicht der Typ gewesen zu sein, bei dem ihr euch das nicht im Ansatz gewagt hättet oder höchstens einmal. Insofern reines Glück, daß ihr an eine autoritäre Flasche geraten seid.

Der Vorgang als solches läßt einem aber die Nackenhaare abstehen.

Quo vadis, „Erziehungssystem Schule“?

MfG

H wie Hola.

Das paßt einmal mehr wie die Faust aufs Auge.
Das erste, was sofort in den Kopf schießt: KLAGEN!

Natürlich, was sonst?!

MfG

Rechtlich ist diese Art von Strafe unzulässig, deshalb würde
ich da sofort dagegen vorgehen. Und wenn es nur ne Stunde
Nachsitzen für jeden war.

Jaja, typisch Deutschland. Wenn mir was nicht passt, sofort klagen…
Immer wird direkt gefragt, wie es denn rechtlich so aussieht. Unglaublich.

Kopfschüttelnd,

Steffie

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Moin,

Wo steht bitte geschrieben, wieviele Arbeiten der Lehrer
schreiben darf?

obs irgendwo steht, weiß ich nicht, aber damals stand! daß in einem Nebenfach 3 schriftliche Klassenarbeiten geschreiben werden dürfen.

Und wo nehmt ihr *Schüler* die Autorität und den Wissensstand,
überhaupt die unverfrorene Arroganz her, bei sowas auch noch
so herumzudiskutieren?

Es gab da eben eione schöne kleine Verordnung, die wir eben kannten.

Andererseits scheint der entsprechende Lehrer gerade nicht der
Typ gewesen zu sein, bei dem ihr euch das nicht im Ansatz
gewagt hättet oder höchstens einmal. Insofern reines Glück,
daß ihr an eine autoritäre Flasche geraten seid.

Unser Klassenlehrer hat sich hinter den Kulissen eingeklinkt und den besagten Lehrer wohl zurechtgestutzt (haben wir Jahre später auf einem Klassentreffen erfahren).
Wir hatten schlicht fdas Recht auf unserer Seite.

Der Vorgang als solches läßt einem aber die Nackenhaare
abstehen.

Tu Dir keinen Zwang an.

Quo vadis, „Erziehungssystem Schule“?

Das ganze ist nebenbei über 30 Jahre her.

Gandalf

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Quo vadis, „Erziehungssystem Schule“?

Das ganze ist nebenbei über 30 Jahre her.

Eben, dann weiß man ja, wo diese Zustände heute herkommen.

Und das es Paragraphen - damals schon - gab, die so eine Situation
zulassen/ behandeln, zeigt auch, woher die Überregulierung des Klassenszimmers von heute kommt.

MfG

Hi,

zeigt auch, woher die Überregulierung des
Klassenszimmers von heute kommt.

höre ich da etwa einen frustrierten Pädagogen :wink:
scnr

Gandalf

H wie Hola.

Ganz das Gegenteil. :smile:
Für heutige Verhältnisse könnte man höchstens Hardliner sagen.

Mir ist einfach nur aufgefallen, daß euer Verhalten dem Schema F von heute entspricht und daß es genügend Lehrer gibt, wo diese Nummer kläglichst in die Hose gegangen wäre.

MfG :smile:

Hi,

Ganz das Gegenteil. :smile:
Für heutige Verhältnisse könnte man höchstens Hardliner sagen.

ich hatte mittlerweile viele Lehrer und hab in meinem Freundes- Bekannten- und Verwandtenkreis ettliche Lehrer.
Einige haben es drauf und sind mit ihrem Beruf glücklich und auch die Schüler können es mit ihnen und andere haben keine Schnitte, egal, ob sie den Freund, den Harten oder den Zyniker raushängen.
Sie sind irgendwann verbrand und auch die Schüler haben Probleme.

Wie und warum das so ist kann ich nicht sagen, aber wir hatten sanfte Lehrer, die uns Rasselbande voll im Griff hatten und Hardliner, die nach einer gewissen Zeit entnervt aufgegeben haben.
Anzumerken ist, daß wir es nicht darauf angelegt hatten Lehrer fertig zu machen, aber unsere Klasse war, warum auch immer, sehr solidarisch untereinander und ließ sich nichts gefallen.

Ganz nebenbei:
Ich bin selber im Bereich Ausbildung tätig (ehrenamtlich bei der Feuerwehr) und habe die Gruppen mit eher sanfter Hand recht gut unter Kontrolle, aber die Kurse laufen nur über einige Wochenenden.

Gandalf

aha…
Hoi Michael!

Rechtlich ist diese Art von Strafe unzulässig, deshalb würde
ich da sofort dagegen vorgehen.

klar!
würdest DU das auch so sehen, wenn es DEINE Fensterscheibe gewesen wäre???
anklagende Grüsse
Ulli

Ach liebe Kollegen und Interessierte,

Ich weiß nicht was das diffamierende „Kuschelpädagogik“ überhaupt konkret ist (das Lehrbuch dafür ist nicht geschrieben), aber man hört ja immer davon.

Ich finde Kollektivstrafen prinzipiell auch nicht gut.

ABER:
Michaels Haltung ist heute vorherrschend:

Wir dürfen kaum noch eine Sanktion anwenden,
außer Reden schwingen:
Wenn alle Ermahnungen und Absprachen nichts fruchten,
wenn ein Schüler (oder mehrere) so viele Tadel und Verweise haben,
dass es auch egal ist,
wenn Schüler die Schulen mehrfach gewechselt haben,
dann kommen noch Eltern und sagen:
„So nicht!“
„Wie dann?“
„Das müssen sie doch selbst wissen, sie sind doch der Pädagoge.
aber jedenfalls so nicht!“

Damit sind Grenzen aber auch kaum noch dort
wirkungsvoll einsetzbar,
wo sie am dringendsten benötigt werden.

Und ich glaube,
so kamn die Kuschelpädagogik auf die Welt.

Herzlichst
Ole

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Hallo!

Mir fällt dazu etwas anderes ein: Regeln.

Bei uns gab es damals die Regel „es werden so viele Klassenarbeiten pro Halbjahr geschrieben, wie man Wochenstunden in betreffenden Fach hat“. Und daran haben sich alle gehalten, man wusste, woran man mit der Arbeit und mit dem Lehrer war, die Lehrer wussten, wie sie sich ihre Arbeit einteilen konnten.
Bei Ausnahmen von solchen allgemein gültigen Regeln ist es halt so, dass man sich absprechen und dabei alle Beteiligten zumindest anhören muss, sonst leidet dauerhaft die Atmosphäre.

Wenn einer unserer Lehrer so etwas gemacht hätte, wäre dasselbe passiert wie bei Gandalf: Er hätte in diesem einen Fall vielleicht seinen Willen durchgesetzt, aber für die restliche gemeinsame Zeit keinerlei wirkliche Autorität mehr gehabt: Sein Regelverstoß wäre von uns mit kleinen, fiesen Verstößen gegen unausgesprochene Regeln beantwortet worden, an Autorität wäre nicht mehr zu denken gewesen. Und die hätte er mit dieser Aktion selbst untergraben.

Fazit: Regeln vermittelt, wer Regeln einhält - auch wenn das bedeutet, im Einzelfall einmal nachzugeben. Und ist nicht gerade heute viel vom Regeln-Vermitteln in Schule und Elternhaus die Rede?

Gruß,

Beate

hi

so schnell schießen die preusen nun nicht, schriftliche klassenarbeiten sind schon vorgegeben vom kultus, sprich mehr oder weniger schreiben ist nicht drin. kleine kontrollen sind davon ausgenommen, aber ich denke mal, es ging gandalf auch um schriftliche klassenarbeiten…also kein grund zur aufregung und zur verallgemeinerung…ich weiß eher nicht woher der lehrer die autorität hernahm, noch eine arbeit mehr schreiben zu wollen.

gruß
yvi

Das mag für die gymnasiale Oberstufe eingeschränkt gelten, gilt aber allgemein nicht.

Der Lehrer kann im allgemeinen die Leistungsbewertungen so gestalten, wie er das erstmal für richtig hält; es sei denn, es gibt wirkliche Regelungen per Paragraph. Dann sollte man allerdings darüber nachdenken, ob solche Paragraphen Daseinsberechtigung haben.

Ob das nun lange Leistungskontrollen sind oder Klassenarbeiten, ist doch irrelevant.

Ich brauch nur in meine alten Hefter schauen und finde da Klassenarbeiten zuhauf - nix da mit Restriktion. Und wir leben alle noch.

MfG

Hallo,
die Zahl der Klassenarbeiten ist selbstverstämdlich verbindlich vorgeschrieben und darf nur vom Schulleiter abgeändert werden und das auch nur aus zwingenden Gründen (z.B. wenn der Unterricht gekürzt wurde).Für sonstige Leistungsnachweise wie Tests, HÜs, Referate etc. gilt das nicht, da kann der Lehrer nach eigenem Ermessen verfahren.
Gruß Orchidee

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