Hallo Ulf,
du scheinst nicht richtig zu lesen.
„Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft sind
Zeitreisen in die Vergangenheit nicht möglich. Die bestehenden
Theorien, nach denen eine solche Reise möglich ist, sind
spekulativ und umstritten. Unbestritten ist
jedenfalls, dass die Umsetzung dieser Theorien in absehbarer
Zeit unmöglich ist.“
Wenn du die Informationen verarbeitet hast, diskutiere ich
gerne weiter.
Das eigentliche Mißverständnis zwischen uns dreht sich um die Unterscheidung zweier verschiedener Themen:
Thema 1:
Ist eine körperliche Reise in die Vergangenheit für Menschen oder sonst jemand jemals zu realisieren?
Thema 2:
Existiert die Vergangenheit (und Zukunft) physikalisch als theoretisch erreichbarer Bereich?
Zu beiden (!) Themen lautet der Forschungsstand so:
A)
Es kann in absoluter Übereinstimmung mit allen bekannten Naturgesetzen berechnet werden, dass diverse denkbare Konstellationen diverser physikalisch möglichen Voraussetzungen bewirken würden, dass geschlossene zeitartige Schleifen entstehen würden.
B)
Die hierzu nötigen Konstellationen der nötigen Voraussetzungen sind nach heutigem Wissensstand nicht zu realisieren, und wir sehen auch keine realistischen Möglichkeiten, dies in absehbarer Zukunft zu ändern.
Aus A) folgt logisch das, was Du nicht wahrhaben willst (dass Vergangenheit und Zukunft koexistieren müssen), und B) sagt das aus, was ich Deiner Meinung nach nicht verstehen will, aber längst verstanden habe.
Zu A)
Wenn es denkbare Voraussetzungen gibt, wie beispielsweise zwei rotierende schwarze Löcher bestimmter Art und in bestimmter Konstelation, die nach den bekannten physikalischen Gesetzen möglich wären, und wenn durch solche Voraussetzungen geschlossene zeitartige Schleifen entstehen könnten, dann bedeutet dies unabhängig von der Machbarkeit der angedachten Faktoren, dass es ohne Verletzung der bekannten physikalischen Gesetze theoretische Wege in die Vergangenheit gibt. Und dies bestätigt natürlich die prinzipielle physikalische Existenz der Vergangenheit, auch wenn wir diese Wege nie gehen oder nie schaffen können.
Zu B)
Es ist mir recht egal, ob wir jemals Zeitreisen in die Vergangenheit realisieren können oder nicht. Der freie Wille und die sich aus unseren Entscheidungen ergebenden Konsequenzen bleiben auch dann bestehen.
Von Stephen Hawking habe ich einige Bücher da. Wo sagt er aus,
dass es eine Vergangenheit gibt, in die man zurückreisen
könnte?
Im letzten Kapitel der illustrierten kurzen Geschichte der Zeit (das Kapitel wurde nachträglich hinzugefügt. In der original Fassung der kurzen Geschichte der Zeit ist es nicht dabei), welches sich speziell mit dem Thema Zeitreisen befasst, endet Hawking mit der Bemerkung, dass er mit niemandem Wetten würde, dass Zeitreisen nie realisiert werden können, denn der Wettpartner könnte den unfairen Vorteil haben, dass er aus der Zukunft kam.
Wenn Hawking (und die anderen Physiker, die sich mit diesem Thema befassen) wüsste, dass die Zukunft und die Vergangenheit nicht in einem physikalischen Sinne existieren, dann bräuchten sie sich über die Möglichkeit von Reisen zu diesen Bereichen keinerlei Gedanken machen. Es ist aber seitens der Physiker immer nur die Reden davon, dass wir die denkbaren Voraussetzungen für Zeitreisen nicht schaffen können, nicht aber, dass man über solche Voraussetzungen sowieso nicht spekulieren braucht, weil die Reiseziele (!) für Zeitreisen schlicht und einfach nicht existieren!
Es gibt auch Aussagen von Astrophysikern, dass sich innerhalb des Ereignishorizonts schwarzer Löcher Raum und Zeit umkehren, so dass Zeit auf eine Weise „begehbar“ wäre, wie wir es vom Raum kennen.
Auch diese Aussage lässt den eindeutigen Schluss zu, dass Vergangenheit und Zukunft koexistieren müssen, und zwar unabhängig davon, dass wir niemals innerhalb des Ereignishorizonts schwarzer Löcher experimentieren werden können.
Hier noch ein Argument des gesunden Menschenverstands:
Ich glaube was ich mit eigenen Augen sehe. Und die Vergangenheit habe ich existieren sehen, als ich damals dort war. Jetzt bin ich nicht mehr dort, aber warum sollte sich die Vergangenheit davon beeinflussen lassen und zu existieren aufhören?
Alles was Du hier (http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/bdw/tid-8332…) lesen kannst, deutet ebenso auf eine Koexistenz von Zukunft und Vergangenheit hin, bzw. auch darauf, dass diese beiden Begriffe nur im Zusammenhang mit unserem subjektiven Erleben der Realität eine Bedeutung haben und Bereiche von einander trennen, die in Wahrheit nicht getrennt sind!
Zuletzt noch der Hinweis, warum dieses Thema so schwierig für uns Menschen zu verstehen ist:
Das Ringen nach Erkenntnis über die Wirklichkeit
ist immer auch ein Ringen mit der eigenen Subjektivität!
Dieser Satz könnte von irgend einer berühmten Person stammen, er stammt aber nur von mir.
Gruß,
Martin