Hi Marco!
Ich spreche, bitte lies mein Posting genau, von denjenigen
Ostdeutschen, die noch nicht demokratiefähig sind.
Keineswegs spreche ich hier alle Ostdeutschen an!
Ja, das ist mir schon bewusst gewesen, doch ich finde es
anmassend davon zu sprechen und gar zu urteilen, wer
demokratiefähig ist und wer nicht.
Sorry, ich maße mir auch an zu behaupten, daß an den meisten Autos vier Räder montiert sind…
Ginge es danach, müsste ich
einer der grössten Anti-Demokraten sein, weil ich unser System
gehörig in Zweifel ziehe. Wenn es genügend Ostdeutsche gibt,
die dieses System ebenfalls ablehnen und PDS wählen, kann dies
eine Aussage für den Sozialismus sein,
…und da haben wir die Begründung: wer den Sozialismus will, ist defintiv gegen Demokratie.
wobei nicht gesagt ist,
dass dies immer so sein muss. Schliesslich gab es insbesondere
Anfang der Neunziger sehr viele Menschen, die weit rechts
gewählt hatten; REP und DVU erhielten einen ungeahnten
Aufschwung. Einige nannten diese Menschen Protestwähler. Dass
diese Parteien nun wieder an Prozenten verloren haben, liegt
sicherlich nicht daran, dass deren damalige Wähler inzwischen
ausgestorben sind, sondern diese haben sich wieder anderen
Parteien zugewandt. Somit könnte man schliessen, dass
diejenigen Wähler, die zuvor die antidemokratischen Parteien
REP und DVU wählten, ebenso demokratieunfähig sind bzw. waren.
Ich würde hier „begrenzt demokratriefähig aufgrund von Protestverhalten“ als adäquate Beschreibung vorziehen.
„nicht demokratiefähig“ hingegen sind m.E. die Stammwähler solcher Parteien.
Wie simpel wäre es nun zu sagen, sie (die Wähler) hätten den
Weg in die Demokratie zurückgefunden, weil sie mittlerweise
wieder SPD, CDU/CSU, F.D.P. und Grüne wählen.
s.o.
Um es auf die Spitze zu treiben: PDS heisst Partei des
demokratischen Sozialismus, somit bekennt sich diese Partei
schon in ihrem Namen zur Demokratie.
Die NSDAP trug „sozial“ in ihrem Namen…
Dies dürfte man ergo
nicht anzweifeln, wenn man ebenso davon ausgehen wollte, wir
besässen ebenso sozial-demokratische, christlich-demokratische
oder gar christlich-soziale Politiker. Das dies nicht der Fall
ist, bekommen wir doch jeden Tag vor Augen geführt; nur bei
der PDS stellt man das erstaunlicherweise ganz besonders in
Frage, während die anderen Parteien nach wie vor als
demokratisch gelten.
Diese Begründung hinkt. Es ist weniger wichtig, welchen Namen man dem Kind gibt. In diese Richtung habe ich auch nie argumentiert.
Bei der PDS geht es mir darum, daß sie ohne jegliche Neugründung die direkte Nachfogeorganisation des DDR-Mörderregimes ist.
Und solche Leute haben in der deutschen Politik m.E. nichts verloren.
Da ist mir sogar die NPD noch lieber, da diese wenigstens nicht aus der NSDAP hervorgegangen ist.
Niemand kann mir erzählen, es wären
Ausnahmen, wenn einige Politiker dieser Parteien Gesetzesbruch
begehen, Privates durch Steuergelder finanzieren lassen,
Volksverhetzung betreiben oder die Taschen offen halten.
Sie haben wenigstens nicht hunderte von Menschen getötet und Millionen eingesperrt.
Der Vergleich hinkt also ebenfalls.
(Zumal wird bei der PDS ja auch stets pauschal von der
PDS gesprochen.) Wenn Korruption alltäglich ist und dies
sogenannte demokratische Spielregeln und -mechanism darstellen
sollen, dann kann es keinerlei Einwände gegen eine PDS als
eine anti-demokratische Partei geben, solange der Filz
insgesamt nicht aus der Welt geschaffen ist, so dass wir
tatsächlich etwas besitzen, das den Namen Demokratie verdient.
Ich folge dieser Logik nicht, denn eigenes Unrecht über von anderen begangenes Unrecht zu legitimieren ist immer ein höchst zweischneidiges Schwert.
Mit dem großen Unterschied, daß ich keinen Westdeutschen kenne,
der bei dem Versuch, Deutschland zu verlassen, erschossen
wurde.
Da hast Du natürlich vollkommen recht, und dagegen ist nichts
zu sagen, auch wenn sich in unserem Land Menschen in den
Kähnen eher selbst umbringen, weil sie unbedingt hier bleiben
wollen. Aber das erzeugt nicht solche Schlagzeilen wie
seinerzeit das menschen(rechts)verachtende Verhalten an der
deutsch-deutschen Grenze.
Nur frage ich mich natürlich, weshalb man diese Sache so
deutlich sieht, während jene Menschen aus dem Unrechtsregime
namens „Drittes Reich“, das Millionen umbrachte und wofür
einzelne für hunderttausend Morde verantwortlich waren,
Zuflucht in den vermeintlich demokratischen Parteien finden
konnten oder zumindest durch das im Krieg angehäufte Geld
wesentlichen Einfluss auf die Politik ausüben konnte.
Dazu habe ich bereits weiter oben Stellung genommen.
Ich verachte das, nur ist es vorbei. Seit 60 jahren.
Die alten Mörder der DDR allerdings sind in der PDS noch voll dabei.
Wie ich schon sagte: eigenes Unrecht über von anderen begangenes Unrecht zu legitimieren ist immer ein höchst zweischneidiges Schwert…
Und
letztlich auch dazu beitrugen, dass dieses Land überhaupt
geteilt wird, weil ihnen der Krieg bzw. der Profit wichtiger
war als Menschenleben.
no comment. Diese Argumentation beißt sich selbt.
Die großen Parteien für die Teilung des Landes verantwortlich zu machen, ist schon heiß…
Verurteilt man also die PDS wegen des Unrechtes des
SED-Regimes, so muss dies auch für andere Parteien gelten, die
Nazis in ihren Reihen hatten.
Nein. Verjährt. s.o.
Es ist kaum etwas gegen einen
Gregor Gysi zu sagen, wenn er knapp zwölf Jahre nach der
Maueröffnung - sofern er es überhaupt will - Bürgermeister von
Berlin werden sollte, wenn ich mir einen anti-demokratischen
F.J. Strauss anschaue, der es gar zum Aussenminister dieses
Landes brachte, als wäre er nie ein Nazi gewesen.
Strauß ist lange tot.
Ich hielt nicht viel von ihm als Mansch, jedoch als Politiker war er ein Segen für Bayern und ich profitiere heute davon.
Er argumentierte nicht mehr auf der Nazi-Schiene, sondern hatte sich offensichtlich zu seinem besseren verändert.
Bei Leuten wie Gysi oder Bisky kann ich das nicht erkennen.
Und letztlich sei noch angemerkt, wie man sich die
politische Nachkriegszeit praktisch vorstellen soll: Die
Politiker sämtlicher Parteien waren seit jeher anti-nazistisch
eingestellt und hatten nie etwas mit diesem Regime in
irgendeiner Weise zu tun, weshalb unsere BRD von Anfang an
streng demokratisch war?
Man versuchte wohl, es so darzustellen.
Man versuchte wenigstens, einen Schnitt zu machen.
In der PDS tut man das ja noch nicht mal.
Das finde ich so erschreckend. Man steht offen dazu.
Was für eine Verhöhnung all der inhaftierten und getöteten „Straftäter“ (nach DDR-Recht).
Das Problem mit der PDS ist einfach, daß all die Sauereien, die sie heute als Heil für das Land präsentieren, noch so allgegenwärtig sind.
Und selbstverständlich in gleicher
Weise auch die Bevölkerung, denn kaum einer hat ja etwas
gewusst oder gesehen! Doch ehrlich gesagt wundern mich solche
Aussagen gar nicht so sehr, dass kaum jemand etwas gewusst
oder gesehen haben will, wenn man davon ausgeht, dass die
Menschen damals genauso uninteressiert wie heute an den
Machenschaften von Politik und Wirtschaft interessiert waren.
Man wollte verdrängen.
Genauso wie der nicht demokratiefähige Teil der Ostdeutschen auch.
Nichts gelernt, würde ich sagen.
Das macht die Sache noch schlimmer.
Heute sieht man das allzu deutlich daran, dass man unsere
Grundrechte wieder einschränken kann. Ich warte nur noch auf
den Tag, an dem Demonstranten nur dann noch straffrei bleiben,
wenn sie erst gar nicht demonstrieren oder streiken.
Ich warte auf den Tag, an dem jeder für das geradestehen muß, was er verursacht.
Aber das wurde hier bereits während der Castordemos erörtert.
Dass
Einschränkungen ohne sonderlichen Widerspruch in diesem Land
(wieder) möglich sind und wir so gar nichts aus gerade unserer
jüngeren Geschichte gelernt haben, muss nachdenklich stimmen.
So verschieben sich die Wahrnehmungen.
Du sprichst von Grundrechten und deren Einschränkungen, argumentierst aber genau für die Leute, die für solche Schweinereien stehen!
Politik ist ein verlogenes, mieses Geschäft.
Allerdings ist es mir immer noch lieber, zwischen drei, vier
Übeln wählen zu können, als ein einziges aufgezwungen zu
bekommen.
Aber trotz dieses Wissens wählst Du weiterhin diese drei, vier
Übel? Natürlich tust Du das - dies ist nicht sarkastisch
gemeint -, denn schliesslich tut dies die Mehrheit der
Bevölkerung ebenso, und so wird sich auch nichts daran ändern.
Wir sind weit davon entfernt, ein Übel von einer Partei, der
PDS, aufgezwungen zu bekommen.
Weil wir sie glücklicherwiese auf Bundeseben noch nicht gewählt haben!
Aber statt dessen lassen wir
uns zu jeder Zeit mit den anderen Übeln ein, die
selbstverständlich weiter verfahren können wie bisher, denn
auf das demokratische Volk können sie zählen.
Klar. Denn die Ausprägung des Attributes „übel“ ist bei den demokratischen Parteien weit weniger stark als bei Gruppioerungen wie der PDS oder der NPD.
Auch in einem vermeintlich besseren Systemn würden die meisten nur wieder das kleinere Übel wählen können, da man es niemals allen recht machen kann.
Kohl wollte natürlich neue Wähler im Osten gewinnen. Dazu
brauchte er Versprechen.
Und wenn man mal ganz ehrlich ist, wurde auch einiges getan.
Die Leute, die heute ständig meckern, wurden von den
Westdeutschen gefüttert, es wurden ihnen Straßen,
Einkaufscenter, Wohnungen mit eigenen Toiletten und so ganz
nebenbei noch ein ordentliches Rechtssystem hingestellt. Und
doch haben ganz bestimmte Typen nach wie vor die Klappe offen,
ohne allerdings selbst viel dazu beizutragen, daß sich die
Situation weiter verbessert.
Siehst Du, Mathias, da fängt es doch schon an: Wir haben uns
so sehr daran gewöhnt, dass Politiker Wahlversprechen machen,
die sie anschliessend nicht einhalten, dass dies eher
beiläufig erwähnt wird und mehr einem Kavaliersdelikt zu
gleichen scheint statt eines Betruges an der Demkratie!
Stimmt.
Soll man aber deshalb die PDS wählen, die uns ganz offen verspricht, hier den Sozialismus einzuführen und all unsere Werte abzuschaffen? Die würden ihr Versprechen vermutlich einhalten.
Dann lieber ein paar Lügen von Schröder.
Eines Betruges an der Demokratie? Ja, denn schliesslich
gehen wir doch davon aus, dass der Wahlakt ein demokratisches
Mittel darstellt, und wir neigen dazu, unsere Stimme
demjenigen zu geben, der eine Besserung der Verhältnisse
verspricht. Doch dabei bleibt es eben, und es gewinnt nicht
derjenige, der die Wahrheit sagt, sondern am besten lügen
kann. Diese Verhaltensweisen sind uns so sehr in Fleisch und
Blut übergegangen, dass sie eine Normalität darstellen und
kaum einer Aufregung wert erscheinen. (Ebenso verhält es sich
mit dem Lobbyismus, der inzwischen ohne jegliche Scham genannt
werden kann, weil er ein Teil unseres „demokratischen“ Systems
ist.)
Ich bin soweit Deiner Ansicht.
Nur komme ich eben nicht zu dem Schluß, daß die Vertretung eines gescheiterten Mörderregimes das im Sinne der Bevölkerung ändern kann.
Auch das Rechtssystem ist sicherlich nicht so ordentlich,
wie es auf dem Papier steht. Zum einen sind es wiederum die
Politiker, die dieses Rechtssystem schaffen, zum anderen
wissen wir doch, wie es um die Verhältnismässigkeites dieses
Rechtssystems bestellt ist, wenn sich die Justiz durch Geld
und/oder Macht beinflussen lässt. Wie üblich, geschieht
selbstverständlich alles nach Recht und Gesetz, auch Kohls
300.000-DM-Freikauf, doch wem gerade ganz bestimmte Rechte und
Gesetze nutzen, wird selten hinterfragt oder findet
bestensfalls Platz auf rechtswissenschaftlichen Podien.
Das sind kleinere Unzulänglichkeiten, die keinesfalls die Qulaität unseres Rechtsystems insgesamt in Frage stellen können.
Nebenbei noch eine persönliche Anerkung: Ich es ziemlich
„bescheiden“, wenn Du von oben herab über Ostdeutsche
sprichst, die von Westdeutschen gefüttert wurden etc. pp. Das
klingt zum ersten absolut nach „Besserwessi“, zum zweiten
haben diese Menschen das gleiche Recht wie wir (auch sich zu
beklagen!), zum dritten haben sie - das hast Du in Deinen
Zeilen zum „Mörderregime“ der DDR sehr zum Ausdruck gebracht -
sehr viel Unrecht und Unfreiheit erfahren, was aber nicht
bedeutet, dass sie gänzlich ihren Stolz verloren haben, dass
sie nun jederzeit aus Dankbarkeit der „Erlösung durch den
Kapitalismus“ für den Westen die Beine breitmachen müssen.
Nett gesagt…
Ich will keine Damkbarkeit oder Unterwerfung.
Ich will nur nicht dafür beschimpft werden, daß ich den Aufbau Ost bezahle.
Und dazu stehe ich.
Alles war im Osten auch nicht schlecht, und vom sozialen Wesen
zum Beispiel hätte sich jeder westdeutsche Politiker etwas
abschauen können; denn sozial muss nicht gleich sozialistisch
heissen.
Ich sehe das ähnlich.
Nur sind viele dieser Dinge nicht finanzierbar und, was natürlich ein Riesenfehler ist, neigte man dazu, alles, was aus der DDR kam, völlig unreflektiert zu verteufeln.
Das wird allerdings die PDS auch nicht richten können, denn deren Finazierungsvorschläge sind schlichtweg tödlich für die deutsche Wirtschaft und somit tödlich für die Deutschen.
Im Osten habe ich einige Dinge entdeckt, die den
Westdeutschen so vollkommen abhanden gekommen sind, wie etwa
das übermässige Klassendenken. Wenn ich es mit einem Wort
beschreiben müsste, so fiele mir eines ein: Herzlichkeit.
Einige Menschen standen wenigstens noch zusammen, wenn sie
schon nichts gegen „die da oben“ auszurichten wussten.
Klar. Das schätze ich auch an meinen Kollegen „aus dem Osten“.
Die Blockwarte und IMs vergißt man allerdings bei dieser Diskussion ganz gerne…
Grüße,
Mathias