...und BILD wettert wieder 'objektiv'

Hallo Reiko!

In vielen Gemeinden der neuen BL hat die PDS einen enormen
Stimmenanteil bei Wahlen (bis 44 Prozent!). Das wird sich auch
bei einer „Anpassung“ nicht ändern, aber vielleicht könnte die
PDS (auch auf Bundesebene) ja doch mal so einen richtig neuen
Wind in die Politik bringen, wer weiss?

Da kann man nur sagen: Zu hoffen wäre es, doch es fehlt der Glaube, da sich bisher jeder neue Wind in unserer Parteienlandschaft als laues Lüftchen erwies.
   44 Prozent sind natürlich eine Menge, mir selbst bereitet es jedoch mehr Kopfzerbrechen, dass allein SPD und CDU bei so ziemlich jeder grösseren Wahl mehr als dreiviertel der Stimmen auf sich vereinen können. Damit geniessen sie quasi einen „demokratischen Freifahrtsschein“, und dieses gegenseitige Gezerre zwischen beiden Parteien ist doch nur etwas für die Öffentlichkeit, die annehmen muss, es gäbe noch gravierende Unterschiede zwischen dieses sogenannten „Volksparteien“.

Wie gerne erinnere ich mich an den süffisanten, doppeldeutigen Auspruch eines Freundes, als sich schliesslich auch Grünen so völlig wandelten: „In Deutschland gibt es keine Alternativen!“

Marco

Hallo Mathias!

Ich bin durchaus dafür, daß Bild die Proleten, die sie lesen,
sensibiliesiert für das, was hier unter dem Deckmantel der
Demokratie passiert - nämlich die Reaktivierung und
schleichende Tolerierung der Nachfolger des DDR-Mörderregimes
in der deutschen Politik.

Die BILD-Zeitung sensibilisiert nicht, sie kanalisiert die Meinungen in eine gewünschte Richtung. (Siehe z. B. in den Wallraff-Büchern.) Würde sie tatsächlich nicht nur einseitig über das berichten, was unter dem Deckmantel der (vermeintlichen= Demokratie passiert, müsste sie erst einmal das „überparteilich“ aus ihrem Logo streichen.

Man muß jetzt auf die etwas einfacheren Leute setzen, da die
sog. Bildungsbürger in Deutschalnd anscheinend zu fett, faul
und desinteressiert sind, um zu erkennen, was hier passiert.

Ja, exakt das: Was passiert hier? Das kann nicht angehen, dass BILD gegen offene Meinungen vorgeht (in ihren Augen natürliche linke Meinungen) und die Demokratie gefährdet sieht, andererseits einen Gesetzesbrecher wie Kohl umschmeichelt und auch sonst dem Grosskapital näher steht, als dem kleinen Bürger, für den BILD ja angeblich schreibt.
   Es ist für mich also absolut unverständlich, wenn bereits im Vorfeld die grosse rote Gefahr von diesem Blatt als Gefährdung für die Demokratie heraufbeschworen wird, ein vollzogener und als Tatsache feststehender Verfassungsbruch hingegen wegen der grossen Verdienste des Herrn K. übergangen wird und man vielmehr Sorgen darüber macht, wie er die lächerliche Strafzahlung von 300.000 DM leisten kann. Hier wurde nicht hinterfragt, ob ein solcher Mensch dieses Land überhaupt regieren durfte…

Das ist verjährt.
Die PDS allerdings ist noch voll auf Kurs.
Ärgerlicherweise ist Deutschland derart von Kommunisten und
Altsozialisten in höchsten Ämtern unterwandert, so daß hier
wirklich, und das sollte man sich einfach mal objektiv auf der
Zunge zergehen lassen, die Nachfolger des Mörderregimes der
DDR in Deutschland interessantes politisches Gewicht bekommen
könnten.
Für mich ist das schlichtweg erschreckend.

Nein, nein, nein, Mathias, das ist mir zu einfach, wenn man sagt, ein solches Vorgehen der grossen Parteien wäre verjährt. Im Gegenteil, dieses Vergessenwollen macht es in meinen Augen noch schlimmer. Dass Nazis in den „Volksparteien“ sich weiterhin betätigen konnten, als wäre nie zuvor etwas geschehen. Es verwundert mich sehr stark, dass Du von einer Unterwandunderung von Kommunisten und Altsozialisten spricht, in der BRD es nach ihrer Gründung von Nazis und Erzkonservativen in verantwortlichen Positionen - nicht allein in der Politik - nur so wimmelte. (Bestes Beispiel: Kein einziger Jurist wurde strafrechtlich verfolgt. Entweder fand man ihn ab, wenn er zu stark „belastet“ war, oder er bekam wieder ein Amt.) Solche Personen, ob sie nun Ries, Schleyer, Flick, Packebusch, Taubert hiessen, die gemordet hatten resp. morden liessen oder Menschen auf verbrecherische Weise zwecks Profitmaximierung auszubeuten wussten, konnten dann auch die nächste Generation aufgrund ihres Macht und ihres Geldes stark beeinflussen, wie etwa unser „Paradebeispiel“ Kohl. Und hier möchte ich Dich beinahe wörtlich zitieren: „… und das sollte man sich einfach mal objektiv auf der Zunge zergehen lassen, die Nachfolger des Mörderregimes (…) in Deutschland interessantes politisches Gewicht bekommen könnten. Für mich ist das schlichtweg erschreckend.“ Wobei die Möglichkeitsform „könnten“ in Nachkriegsdeutschland Realität war!

Marco

Zu den Prozenten:

Hallö Marco,

es ist nicht verwunderlich, dass die PDS im Osten einen sehr hohen Stimmenanteil hat, auf Bundesebene bei jeder Wahl aber keine Rolle spielt. Auffallend ist das Nord-Süd-Gefälle. Im traditionell rotem Land Brandenburg gibt es Wahlkreise, in denen die PDS besagte 44% erreicht und SPD und PDS unter ferner liefen abschneiden (auffallend im Osten Brandenburgs). Im Süden, sprich Sachsen, schnitt die PDS bislang in deren nördlichen Landkreisen (die bis zur letzten Landesreform 92/93 zu Brandenburg gehörten) ebenso gut ab, im Rest des Landes spielt sie keine Rolle. In Mecklenburg-Vorpommern geben die Wähler sowohl der SPD als auch der CDU den Vorzug, haben jedoch keinen Einfluss auf die Koa-Bildung zwischen SPD und PDS. Ebenso in Sachsen-Anhalt. Auf den Osten hochgerechnet kommt die PDS insgesamt auf ca. 20 Prozent, ziemlich viel. Da das Gros der Wähler bei einer Bundestagswahl aber jenseits der Elbe zuhause ist, fallen halt nur 5% zur PDS. Das wird sich auch nicht wesentlich ändern, da ich fest daran glaube, dass die wenigsten der „West“-Wähler eine Partei wie die PDS wählen würden.

Ich bin mittlerweile soweit, zusagen, okay, eine Beteiligung der PDS an einer Landesregierung, sollen sie beweisen, inwieweit sie sich an demokratischen Grundsätzen orientieren, ein bitterer Beigeschmack bleibt dennoch. Eine Alleinregierung? Nein Danke.

Eine Alternative zu den „etablierten“ Parteien kann die PDS aber nicht sein, eigentlich nicht. Wenn das Eigentliche nicht wäre.

CIAo
Reiko

Korrektur:

denen die PDS besagte 44% erreicht und SPD und -> PDS unter

Hier sollte natürlich -> CDU stehen…:wink:

CIAo
Reiko

Die rp von heute zitiert Franz Müntefering:
Wer nach demokratischen Regeln ins Parlament kommt, gehört
dazu. - Zitat Ende.

Also auch die Republikaner, NPD und was es sonst noch so gibt.

Hallo Markus,

hier tritt die Problematik dieser Demokratie am deutlichsten zutage, denn es sind insbesondere die beiden grossen Parteien, die bestimmen, was „demokratische Spielregeln“ sind.
   Leider habe ich weder die Quelle noch fällt mir der Name des Politikers ein, der in einem Interview einmal ziemlich arrogant auf eine Frage meinte: „Dann ändern wir eben das Grundgesetz!“ Weil ich aber den Nachweis nicht bringen kann, wer das gesagt hat, möchte ich es anders erläutern: Sind erst einmal Parteien und Politiker gewählt, können sie alle erdenklichen Gesetze schaffen, wobei sie sich sogar anschliessend darauf berufen können, nur nach Recht und Gesetz zu handeln!
   Das wäre ungefähr so, als würdest Du beim Ladendiebstahl erwischt werden und daraufhin ein Gesetz erlassen, dass den Diebstahl im nachhinein amnestiert. (Das versuchten die Parteiem ja nach der Flick-Affäre Anfang der Achtziger.) Hierbei geht die Initiative nicht nur allein von einer Partei aus, sondern von zwei oder mehreren, wenn es für sie vorteilhaft ist. Somit besteht auch die Kontrollfunktion der Opposition nicht.
   Besonders deutlich erkennt man die Aushöhlung unser Grundrechte beim Thema „Sicherheit“. Zuerst einmal wird uns suggeriert, wir besitzen zu wenig Sicherheit, um anschliessend mit den Argumenten der mangelnden Sicherheit Grundrechte einzuschränken. Wenn Du ein paar Minuten Zeit hast, lies doch einmal den interessanten Artikel unter http://www.uni-koeln.de/phil-fak/philtrat/35/3514.htm

Abschliessend zu Münteferings Zitat: Ich habe mich ein wenig im Netz umgesehen. Die Annäherung der SPD an die PDS erfolgte allmählich, während sich die CDU/CSU selbstverständlich empört zeigte. Doch dieses nüchterne, politische Kalkül, mit der Münteferig für dieser Annäherung schon früher argumentierte, ist nichts anderes als ein Schielen auf neue Machtpotentiale, nachdem man erkannt hatte, dass das bisherige Stigmatisieren der PDS zumindest im Osten wenig gebracht hatte. Also versucht man es nun anders. Mir zeigt das jedoch einmal mehr, dass es den Herrschenden völlig gleichgültig ist, was eine Partei früher einmal war, solange sich mit ihr „Geschäfte“ machen lassen. Argumente lassen sich dann schon finden…

Marco

Hi!

Ich bin durchaus dafür, daß Bild die Proleten, die sie lesen,
sensibiliesiert für das, was hier unter dem Deckmantel der
Demokratie passiert - nämlich die Reaktivierung und
schleichende Tolerierung der Nachfolger des DDR-Mörderregimes
in der deutschen Politik.

Die BILD-Zeitung sensibilisiert nicht, sie kanalisiert die
Meinungen in eine gewünschte Richtung. (Siehe z. B. in den
Wallraff-Büchern.) Würde sie tatsächlich nicht nur einseitig
über das berichten, was unter dem Deckmantel der
(vermeintlichen= Demokratie passiert, müsste sie erst einmal
das „überparteilich“ aus ihrem Logo streichen.

Sorry daß ich das jetzt so platt schreibe, aber solche Spitzfindigkeiten sind mir in diesem Fall ziemlich egal.
Wir haben gerade die Situation, daß vor den Augen unserer Regierung in Berlin die Altkommunisten wieder reaktiviert werden sollen.
Diese Leute sind aufgrund ihrer breiten Akzeptanz bei der großen Zahl offensichtlich noch nicht demokratiefähiger Ostdeutscher extrem gefährlich. Und hier muß auf breiter Ebene aufgeklärt und sensibilisiert werden!

Man muß jetzt auf die etwas einfacheren Leute setzen, da die
sog. Bildungsbürger in Deutschalnd anscheinend zu fett, faul
und desinteressiert sind, um zu erkennen, was hier passiert.

Ja, exakt das: Was passiert hier? Das kann nicht angehen, dass
BILD gegen offene Meinungen vorgeht (in ihren Augen natürliche
linke Meinungen) und die Demokratie gefährdet sieht,
andererseits einen Gesetzesbrecher wie Kohl umschmeichelt und
auch sonst dem Grosskapital näher steht, als dem kleinen
Bürger, für den BILD ja angeblich schreibt.

Ich schreibe hier nicht für BILD.
Bzgl. Kohl bin ich wohl mehr oder weniger Deiner Ansicht.
Das tut aber hier absolut nichts zur Sache.

   Es ist für mich also absolut unverständlich, wenn bereits
im Vorfeld die grosse rote Gefahr von diesem Blatt als
Gefährdung für die Demokratie heraufbeschworen wird, ein
vollzogener und als Tatsache feststehender Verfassungsbruch
hingegen wegen der grossen Verdienste des Herrn K. übergangen
wird und man vielmehr Sorgen darüber macht, wie er die
lächerliche Strafzahlung von 300.000 DM leisten kann. Hier
wurde nicht hinterfragt, ob ein solcher Mensch dieses Land
überhaupt regieren durfte…

Dieser Vergleich bringt uns nicht weiter.
Auch ich verachte die Unionsaffäre.

Viel wichtiger ist aber momentan der Fakt, daß die SED wieder Macht in diesem Land erhalten soll.

Das ist verjährt.
Die PDS allerdings ist noch voll auf Kurs.
Ärgerlicherweise ist Deutschland derart von Kommunisten und
Altsozialisten in höchsten Ämtern unterwandert, so daß hier
wirklich, und das sollte man sich einfach mal objektiv auf der
Zunge zergehen lassen, die Nachfolger des Mörderregimes der
DDR in Deutschland interessantes politisches Gewicht bekommen
könnten.
Für mich ist das schlichtweg erschreckend.

Nein, nein, nein, Mathias, das ist mir zu einfach, wenn man
sagt, ein solches Vorgehen der grossen Parteien wäre verjährt.
Im Gegenteil, dieses Vergessenwollen macht es in meinen Augen
noch schlimmer. Dass Nazis in den „Volksparteien“ sich
weiterhin betätigen konnten, als wäre nie zuvor etwas
geschehen. Es verwundert mich sehr stark, dass Du von einer
Unterwandunderung von Kommunisten und Altsozialisten spricht,
in der BRD es nach ihrer Gründung von Nazis und
Erzkonservativen in verantwortlichen Positionen - nicht allein
in der Politik - nur so wimmelte.

Das ist für mich persönlich ein schlimmer Punkt in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Nun denn, wenn Du so gerne den Vergleich zwoischen Der Regierung Kohl und der Regierung Schröder ziehst:

Alötnazis gab es nach dem Krieg in jeder der Volksparteien. Vermutlich war das so, weil es einfach nciht mehr genug andere Politiker gab oder weil man damals noch besser vertuschen konnte. Ich weiß es nicht.

Die Regierung Kohl hatte mit den alten Verbrechern jedenfalls nichts mehr am Hut. Die Regierung Schröder hingegen klüngelt mit den Nachfolgern des Verbrecherregimes der DDR.

(Bestes Beispiel: Kein
einziger Jurist wurde strafrechtlich verfolgt. Entweder fand
man ihn ab, wenn er zu stark „belastet“ war, oder er bekam
wieder ein Amt.) Solche Personen, ob sie nun Ries, Schleyer,
Flick, Packebusch, Taubert hiessen, die gemordet hatten resp.
morden liessen oder Menschen auf verbrecherische Weise zwecks
Profitmaximierung auszubeuten wussten, konnten dann auch die
nächste Generation aufgrund ihres Macht und ihres Geldes stark
beeinflussen, wie etwa unser „Paradebeispiel“ Kohl. Und hier
möchte ich Dich beinahe wörtlich zitieren: „… und das sollte
man sich einfach mal objektiv auf der Zunge zergehen lassen,
die Nachfolger des Mörderregimes (…) in Deutschland
interessantes politisches Gewicht bekommen könnten. Für mich
ist das schlichtweg erschreckend.“ Wobei die Möglichkeitsform
„könnten“ in Nachkriegsdeutschland Realität war!

Ich darf ebenfalls zitieren: „…Realität war…“!!!
Ich bin Deiner Ansicht, was die Fehler der Naziverfolger im Nachkriegsdeutschland sind.

Nur tut das hier, wie bereits erwähnt, nichts zur Sache.

Merke: wie sich der Hund seinem eigenen Erbrochenen zuwendet, so wendet sich der Narr seinen Fahlern zu…

Allein dies sollte schon ausreichen um der SPD nicht dieselben Fehler zuzugestehen, wie wir das bei der CDU taten.
Einmal diesen Fehler zu machen ist genug.

Grüße,

Mathias

Hallo Marco,

danke für Deine Meinung. Also gibt es eigentlich keine Demokratie sondern nur Korruption? Ich stimme deiner meinung übrigens zu.

Gruß

Markus

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Guten Morgen, Mathias!

Wir haben gerade die Situation, daß vor den Augen unserer
Regierung in Berlin die Altkommunisten wieder reaktiviert
werden sollen.
Diese Leute sind aufgrund ihrer breiten Akzeptanz bei der
großen Zahl offensichtlich noch nicht demokratiefähiger
Ostdeutscher extrem gefährlich. Und hier muß auf breiter Ebene
aufgeklärt und sensibilisiert werden!

Oh, das würde ich über die Ostdeutschen nicht sagen. Wenn ich mich recht entsinne, waren es gerade Neues Forum und weitere Bürgerrechtler der DDR, die Schäuble daran erinnerten, dass zur Wiedervereinigung eine echte Verfassung der BRD gehöre, wie sie im Grundgesetz festgehalten worden war. Denn letzteres sollte ja immer nur ein Provisorium sein, bis die Einheit vollendet ist.
   Aber Du sprichst ja eher von den Ostdeutschen als Volksmasse, und in diesem Sinne könnten wir einmal den Spiess herumdrehen. Nicht von ungefähr tendieren so viele zur PDS. Vermuten wir einmal, dies läge daran, dass diese Menschen 40 Jahre lang in der DDR gelebt haben und daher nichts anderes kennen. Doch ebenso könnten sie uns den Vorwurf machen, ebenso 40, mittlerweile 50 Jahre lang in einem kapitalistischen System gelebt zu haben und daher auch nichts anderes kennen, oder? „Wir“ Westdeutschen bestimmen aus einer gewissen Überheblichkeit heraus, welches System gut und welches schlecht war bzw. ist. Das heisst z. B., vier Bundestagsparteien wären demokratisch, die PDS als Nachfolgepartei der SED hingegen wäre sozialistisch und (daher) anti-demokratisch.
   Ich bin der Meinung, dass die breite Ebene, von der Du sprichst, sie müsse aufgeklärt und sensibilisiert werden, sehr wohl weiss, um was es geht; sie hat ja schliesslich in der DDR gelebt. Merkst Du, wie wir uns - zumindest in einer Mehrzahl - an bestimmten Sichtpunkten orientieren, je nachdem, wo wir vor der Wiedervereinigung gelebt hatten? Und meine Sicht sagt mir, dass ebenfalls die breite Ebene der Westdeutschten aufgeklärt und sensibilisiert werden muss für dieses Land, dass nur den Schein einer Demokratie wahrt.
   Das hat doch letzten Endes etwas mit demokratischen Grundsätzen zu tun, diese Illusion zu beseitigen und statt dessen eine echte Demokratie zu manifestieren, in der die gesamtdeutsche Bevölkerung über Bedürfnisse nd Notwendigkeiten entscheiden kann, statt dies korrumpierten Politikern zu überlassen. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal an das „Schwarzbuch Helmut Kohl“ des leider schon verstorbenen Bernt Engelmann erinnern. Es ist für 10,- DM beim Steidl-Verlag erhältlich, und hier findet man etliche Informationen darüber, wie der Bevölkerung in all den Jahren Wahrheiten vorenthalten wurde.
   Zumeist liefen wir doch 40, 50 Jahre mit den Scheuklappen unseres jeweilig eigenen Systems herum, was das beiderseitige Verständnis für die Lage der anderen schwerfallen liess. Wenn ich oben schrieb, „nicht von ungefähr tendieren so viele zur PDS“, so liegt auch ein Grund darin, dass sie von unserem System enttäuscht sind. Das hat weniger mit dem „Goldenen Westen“ zu tun, sondern mit den Versprechungen, die man den Ostdeutschen machte. Und so mussten sie ja tatsächlich annehmen, im Westen ginge alles golden zu. (Wie meinte doch der Emnid-Meinungsforscher Schöppner letzte Woche sinngemäss auf n-tv: Bei den Ostdeutschen gilt ein Versprechen noch als Versprechen, und nicht als pure Walhlkampfaussage.) Auch über diese Versprechungen lässt sich einiges in dem besagten Schwarzbuch nachlesen.

Altnazis gab es nach dem Krieg in jeder der Volksparteien.
Vermutlich war das so, weil es einfach nicht mehr genug andere
Politiker gab oder weil man damals noch besser vertuschen
konnte. Ich weiß es nicht.

Es waren anfänglich die Amerikaner, die die Entnazifizierung nicht vollendeten, da Deutschland als guter Partner für den Kampf gegen die Sowjetunion und den Kommunismus galt. Und wer wäre dafür besser geeignet als anti-kommunistisch eingestellte Nazis! (Diese Vorgehensweise ist nachzulesen in „Gladio“, 1997, Elefant Press.) Hier sieht man diese Scheinheiligkeit, mit der einerseits der Nazismus verteufelt wurde, andererseits ausgerechnete vermeintliche Demokraten das - um ein von Dir gebrauchtest Wort zu benutzen - Mörderregime aufgrund von machtpolitischen Überlegungen nicht wirklich bekämpften. Eine schallende Ohrfeige für all jene, die unter dem Dritten Reich zu leiden hatten.

Welches System ist nun gut, welches schlecht: Das auf dem Fundament des Sozialismus oder des Nazimus ruhenden? Ich würde mir jedenfalls eines wünschen, dass auf Demokratie ruht.

Marco

danke für Deine Meinung. Also gibt es eigentlich keine
Demokratie sondern nur Korruption? Ich stimme deiner meinung
übrigens zu.

Guten Morgen, Markus!

Ich weiss, das klingt sehr einseitig und in gewisser Weise radikal - einige nennen es gar Verschwörungstheorien -, aber eine wirkliche Demokratie besitzen wir nicht. Sie steht auf dem Papier, aber wir wissen doch selbst aus kleinen Alltäglichkeiten, dass Theorie und Praxis nicht unbedingt ein und dasselbe sein müssen.
   Wenn es Dich interessiert, lies einmal „Vom schönen Schein der Demokratie“ von Prof. Hans Herbert von Arnim, der schon etliche Bücher über die Selbstbedienungsmentalität der Politiker schrieb. (Wobei diese ganz legal und gesetzeskonform ist, da die Politiker selbst diese Gesetze geschaffen haben.) Oder „Das gekaufte Parlament“ von Friedhelm Schwarz.
   Oder wenn Du es kabarettistisch magst, kann ich Dir die CD „Alles in bester Verfassung“ von Marin Buchholz empfehlen, der auf satirische Weise unser Grundgesetz auseinanderpflückt und -pflügt: http://www.martin-buchholz.de/ (CDs sind nur auf dieser Seite erhältlich.)

Marco

Hallo Marco,

danke für die Tips. Ich werde mir einige Bücher besorgen. Du hast Recht mit Deiner Aussage, das schlimme ist nur, keiner unternimmt was, oder gibt es Demokratie einfach gar nicht, weil wir Menschen sind und dieses gar nicht können? Ach ich lese gerade ein Buch von Günter Ederer, auch sehr spannend.

Gruß

Markus

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Marco!

Wir haben gerade die Situation, daß vor den Augen unserer
Regierung in Berlin die Altkommunisten wieder reaktiviert
werden sollen.
Diese Leute sind aufgrund ihrer breiten Akzeptanz bei der
großen Zahl offensichtlich noch nicht demokratiefähiger
Ostdeutscher extrem gefährlich. Und hier muß auf breiter Ebene
aufgeklärt und sensibilisiert werden!

Oh, das würde ich über die Ostdeutschen nicht sagen.
Wenn ich mich recht entsinne, waren es gerade Neues Forum und
weitere Bürgerrechtler der DDR, die Schäuble daran erinnerten,
dass zur Wiedervereinigung eine echte Verfassung der BRD
gehöre, wie sie im Grundgesetz festgehalten worden war. Denn
letzteres sollte ja immer nur ein Provisorium sein, bis die
Einheit vollendet ist.
   Aber Du sprichst ja eher von den Ostdeutschen als
Volksmasse, und in diesem Sinne könnten wir einmal den Spiess
herumdrehen.

Ich spreche, bitte lies mein Posting genau, von denjenigen Ostdeutschen, die noch nicht demokratiefähig sind.
Keineswegs spreche ich hier alle Ostdeutschen an!

Nicht von ungefähr tendieren so viele zur PDS.
Vermuten wir einmal, dies läge daran, dass diese Menschen 40
Jahre lang in der DDR gelebt haben und daher nichts anderes
kennen. Doch ebenso könnten sie uns den Vorwurf machen, ebenso
40, mittlerweile 50 Jahre lang in einem kapitalistischen
System gelebt zu haben und daher auch nichts anderes kennen,
oder?

Das ist korrekt.
Mit dem großen Unterschied, daß ich keinen Westdeutschen kenne, der bei dem Versuch, Deutschland zu verlassen, erschossen wurde.

„Wir“ Westdeutschen bestimmen aus einer gewissen
Überheblichkeit heraus, welches System gut und welches
schlecht war bzw. ist. Das heisst z. B., vier
Bundestagsparteien wären demokratisch, die PDS als
Nachfolgepartei der SED hingegen wäre sozialistisch und
(daher) anti-demokratisch.

Genau so ist es.
Klar klingt das zunächst absurd. Nur vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte der verschiedenen Parteien betrachtet wird die Sache klarer.

   Ich bin der Meinung, dass die breite Ebene, von der Du
sprichst, sie müsse aufgeklärt und sensibilisiert werden, sehr
wohl weiss, um was es geht; sie hat ja schliesslich in der DDR
gelebt. Merkst Du, wie wir uns - zumindest in einer Mehrzahl -
an bestimmten Sichtpunkten orientieren, je nachdem, wo wir vor
der Wiedervereinigung gelebt hatten? Und meine Sicht sagt mir,
dass ebenfalls die breite Ebene der Westdeutschten aufgeklärt
und sensibilisiert werden muss für dieses Land, dass nur den
Schein einer Demokratie wahrt.

Das stimmt.
Nur sollte man einen Schritt nach dem anderen tun.
Zunächst gilt es m.E., die Nachfolgeorganisation des DDR-Mörderregimes aus der Regierung der Hauptstadt rauszuhalten.
Wenn die Jungs in MekPom mitregieren, ist das zwar traurig, aber noch zu verkraften. In der Hauptstadtregierung jedoch haben solche Vögel nichts verloren.
Überlege doch mal, was das für ein Zeichen wäre! Die Kommunisten halten wieder Einzug in Berlin. Erschreckend!

Wenn das geregelt ist, muß man sich sicherlich mal das Parteienrecht und auch unser Wahlsystem vorknöpfen. Auch das Beamtenrecht ist hier natürlich zu überprüfen.

   Das hat doch letzten Endes etwas mit demokratischen
Grundsätzen zu tun, diese Illusion zu beseitigen und statt
dessen eine echte Demokratie zu manifestieren, in der die
gesamtdeutsche Bevölkerung über Bedürfnisse nd Notwendigkeiten
entscheiden kann, statt dies korrumpierten Politikern zu
überlassen.

Das ist nur ein schöner Traum.
Irgendwer muß den Job ja machen.
Und da bleiben eben nur Anwälte, Lehrer und Hausfrauen über. Sonst hat niemand Zeit für politisches Engagement. So traurig das auch ist…

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal an das
„Schwarzbuch Helmut Kohl“ des leider schon verstorbenen Bernt
Engelmann erinnern. Es ist für 10,- DM beim Steidl-Verlag
erhältlich, und hier findet man etliche Informationen darüber,
wie der Bevölkerung in all den Jahren Wahrheiten vorenthalten
wurde.
   Zumeist liefen wir doch 40, 50 Jahre mit den Scheuklappen
unseres jeweilig eigenen Systems herum, was das beiderseitige
Verständnis für die Lage der anderen schwerfallen liess. Wenn
ich oben schrieb, „nicht von ungefähr tendieren so viele zur
PDS“, so liegt auch ein Grund darin, dass sie von unserem
System enttäuscht sind. Das hat weniger mit dem „Goldenen
Westen“ zu tun, sondern mit den Versprechungen, die man den
Ostdeutschen machte. Und so mussten sie ja tatsächlich
annehmen, im Westen ginge alles golden zu.

Nein, das MUSSTEN sie nicht. Sie HABEN aber. Und auch nur manche. Aber das ist das Problem der Betroffenen.
Die PDS jedenfalls ist sicherlich keine Lösung.

Politik ist ein verlogenes, mieses Geschäft.
Allerdings ist es mir immer noch lieber, zwischen drei, vier Übeln wählöen zu können, als ein einziges aufgezwungen zu bekommen.

Konnte man im Osten nach der WV nicht damit rechnen, daß nicht alles sofort grün und blühend sein wird?
Das ist doch die Hauptfrage dabei.

Und war es den Leuten nicht klar, daß im Westen der Spruch „jeder ist seines Glückes Schmied“ die Situation ganz gut umriß?

Das muß doch dem Dümmsten klar gewesen sein, daß es etwas dauert, bis jeder wirklich absolut chancengleich auf dem Arbeitsmarkt auftreten kann.

Kohl wollte natürlich neue Wähler im Osten gewinnen. Dazu brauchte er Versprechen.
Und wenn man mal ganz ehrlich ist, wurde auch einiges getan.
Die Leute, die heute ständig meckern, wurden von den Westdeutschen gefüttert, es wurden ihnen Straßen, Einkaufscenter, Wohnungen mit eigenen Toiletten und so ganz nebenbei noch ein ordentliches Rechtssystem hingestellt. Und doch haben ganz bestimmte Typen nach wie vor die Klappe offen, ohne allerdings selbst viel dazu beizutragen, daß sich die Situation weiter verbessert.

Ich sehe das große Problem darin, daß manche Ostdeutsche wirklich glauben, es würde ihnen heute besser gehen, wenn die Mauer nicht gefallen und die DDR nicht untergegangen wäre.

Um diesem Trugschluß beizukommen, kann ich nur kategorisch feststellen, daß die DDR höchstwahrscheinlich schon Mitte der 90er absolut pleite gewesen wäre. Ohne westliche Hilfe wäre teilweise nackte Not ausgebrochen. Niemals wäre es so weitergegangen wie bislang in den 70ern und frühen 80ern. Die ersten Anzeichen des Niedergangs waren ja schon da. Ich möchte nur auf die absolut marode Wohnungssituation in den großen Städten hinweisen.
Ohne diese sich bereits abzeichnende Katastrophe hätte es den Mauerfall ohnehin nicht gegeben.
Ich bin fest davon überzeugt, daß die Russen härter um die DDR gekämpft hätten, wenn nicht zu befürchten gewesen wäre, in absehbarer Zeit noch 17 Mio. hungrige Mäuler mehr stopfen zu müssen.

(Wie meinte doch
der Emnid-Meinungsforscher Schöppner letzte Woche sinngemäss
auf n-tv: Bei den Ostdeutschen gilt ein Versprechen noch als
Versprechen, und nicht als pure Walhlkampfaussage.) Auch über
diese Versprechungen lässt sich einiges in dem besagten
Schwarzbuch nachlesen.

Ich bin Deiner Meinung, daß die heutige Politik diesbezüglich verabscheuenswert ist. Aber auch berechenbar.
Und da ist auch die PDS nicht besser.

Altnazis gab es nach dem Krieg in jeder der Volksparteien.
Vermutlich war das so, weil es einfach nicht mehr genug andere
Politiker gab oder weil man damals noch besser vertuschen
konnte. Ich weiß es nicht.

Es waren anfänglich die Amerikaner, die die Entnazifizierung
nicht vollendeten, da Deutschland als guter Partner für den
Kampf gegen die Sowjetunion und den Kommunismus galt. Und wer
wäre dafür besser geeignet als anti-kommunistisch eingestellte
Nazis! (Diese Vorgehensweise ist nachzulesen in „Gladio“,
1997, Elefant Press.) Hier sieht man diese Scheinheiligkeit,
mit der einerseits der Nazismus verteufelt wurde, andererseits
ausgerechnete vermeintliche Demokraten das - um ein von Dir
gebrauchtest Wort zu benutzen - Mörderregime aufgrund von
machtpolitischen Überlegungen nicht wirklich bekämpften. Eine
schallende Ohrfeige für all jene, die unter dem Dritten Reich
zu leiden hatten.

Auch das stimmt.
Nur, und das ist heute wichtig, liegt das 60 Jahre zurück.
Die DDR hingegen 10 Jahre…
Das ist wohl ein Unterschied meine ich, denn die aten Repräsentanten sind noch voll dabei.
Jeder, der mal über die DDR-Grenze gefahren ist, hat sofort schockierende Erinnerungen an diese Verbrecher parat.
Daher gilt hier: wehret den Anfängen!

Welches System ist nun gut, welches schlecht: Das auf dem
Fundament des Sozialismus oder des Nazimus ruhenden? Ich würde
mir jedenfalls eines wünschen, dass auf Demokratie ruht.

Ich denke nicht, daß unser System auf dem Nazismus beruht.
Vielmehr wurde es zu Anfang teilweise von Altnazis repräsentiert. Das ist natürlich verachtenswert, aber unser System hat gezeigt, daß es weitgehend demokratisch funktionieren kann, solange man sich Extremisten vom Hals halten konnte. Und zwar auch später unter Führung von Leuten wie Brandt, Schmidt und Kohl (der ja nicht NUR falsch war). Der Verglech hinkt also nicht nur, er stolpert schon…

Nun werden wir wohl erfahren dürfen, ob unser System auch wirklich eine wehrhafte Demokratie ist und sich gegen Rechtsaußen und Linksaußen mit demokratischen Mitteln verteidigen kann.

Ich jedenfalls verlasse Deutschland endgültig, sollte die PDS auf Bundesebene 2002 an einer Regierungskoalition teilnehmen.

Grüße,

Mathias

das schlimme ist nur, keiner
unternimmt was, oder gibt es Demokratie einfach gar nicht,
weil wir Menschen sind und dieses gar nicht können? Ach ich
lese gerade ein Buch von Günter Ederer, auch sehr spannend.

Hallo Markus,

ich kenne Ederer nicht, weshalb ich eben mal im Netz nach ihm gesucht habe. Ich fand „Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt“. Ein schöner Titel, allerdings schaute ich doch gleich ein wenig stirnrunzelnd, stellte doch eine Stadtsparkasse das Buch vor. Auch missfallen mir Aussagen darin wie: „Mit kompromissloser Deutlichkeit und ohne falsche Rücksichtnahme deckt Günter Ederer auf, wie sehr uns die praktizierte wohlfahrtsstaatliche Umverteilung in die finanzielle und politische Ausweglosigkeit treiben.“ Wenn mit wohlfahrtsstaatlicher Umverteilung die von unten nach oben gemeint wäre, würde ich den Satz verstehen, aber er sicherlich anders gemeint; zudem fand und findet die Umverteilung in die andere Richtung statt, wofür es „wunderbare“ Belege gibt, die in „Schwarzbuch Helmut Kohl“ (Bernt Engelmann) nachzulesen sind.
   Mit Deiner Frage, ob wir Demokratie nicht können, weil wir Menschen sind, fällt mir spontan ein - zumal wenn ich Leute wie Schröder, Fischer und Trittin betrachte: Je mehr Macht die Menschen zu haben scheinen, desto mehr verändern sie sich und vergessen ihre früheren Ideale. Abraham Lincoln sage: „Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“
   Auch hierzu gibt es ein Buch, das ich mir jedoch bisher nicht gekauft habe, weil es mir zu teuer ist: „Spuren der Macht - Die Verwandlung des Menschen durch das Amt.“, Herlinde Koelbl. Dazu gab es mal eine Dokumentation im Fernsehen, die schon sehr anschaulich war, wie sich diese Menschen veränderten.
   Auch in meinem Bekanntenkreis habe ich ähnliche Verwandlung feststellen müssen. Diese Menschen sagen dann meist, sie würden eben realistisch denken und mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Welcher Unterschied zwischen früher und jetzt liegt, konnten sie mir aber nicht belegen. Bei Politikern glaube ich weniger an eine gewisse Reife, sondern dass jeder Mensch seinen Preis hat. Gerade Machtmenschen wissen auch die Macht des Geldes zu schätzen. Doch wir haben zu wenige Kontrolle über diese Menschen - eben die beiden Kreuzchen alle vier Jahre -, denn sie sind es ja, die uns Kontrolle per Gesetz aufzwingen.
   Vielleicht muss die Frage lauten: Ist es überhaupt möglich, mit demokratischen Mitteln pseudo-demokratisches Verhalten zu bekämpfen? Dazu müssten die Menschen erst einmal erkennen, dass sie nicht wirklich in einer echten Demokratie leben.
   Habe vorhin „Politische Texte“ von Kurt Tucholsky angefangen zu lesen. Gleich zu Beginn nennt er, was er wirklich mit seinen Texten erreichen will: Aufklärung. Die brauchen wir hier ebenfalls…

Marco

Hallo Marco,

Deine Zeilen haben mich sehr zum Nachdenken angeregt, vielen Dank dafür.

Markus

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Von BILD zur PDS nach Ostdeutschland und…
Guten Abend, Mathias!

Ich spreche, bitte lies mein Posting genau, von denjenigen
Ostdeutschen, die noch nicht demokratiefähig sind.
Keineswegs spreche ich hier alle Ostdeutschen an!

Ja, das ist mir schon bewusst gewesen, doch ich finde es anmassend davon zu sprechen und gar zu urteilen, wer demokratiefähig ist und wer nicht. Ginge es danach, müsste ich einer der grössten Anti-Demokraten sein, weil ich unser System gehörig in Zweifel ziehe. Wenn es genügend Ostdeutsche gibt, die dieses System ebenfalls ablehnen und PDS wählen, kann dies eine Aussage für den Sozialismus sein, wobei nicht gesagt ist, dass dies immer so sein muss. Schliesslich gab es insbesondere Anfang der Neunziger sehr viele Menschen, die weit rechts gewählt hatten; REP und DVU erhielten einen ungeahnten Aufschwung. Einige nannten diese Menschen Protestwähler. Dass diese Parteien nun wieder an Prozenten verloren haben, liegt sicherlich nicht daran, dass deren damalige Wähler inzwischen ausgestorben sind, sondern diese haben sich wieder anderen Parteien zugewandt. Somit könnte man schliessen, dass diejenigen Wähler, die zuvor die antidemokratischen Parteien REP und DVU wählten, ebenso demokratieunfähig sind bzw. waren. Wie simpel wäre es nun zu sagen, sie (die Wähler) hätten den Weg in die Demokratie zurückgefunden, weil sie mittlerweise wieder SPD, CDU/CSU, F.D.P. und Grüne wählen.
   Um es auf die Spitze zu treiben: PDS heisst Partei des demokratischen Sozialismus, somit bekennt sich diese Partei schon in ihrem Namen zur Demokratie. Dies dürfte man ergo nicht anzweifeln, wenn man ebenso davon ausgehen wollte, wir besässen ebenso sozial-demokratische, christlich-demokratische oder gar christlich-soziale Politiker. Das dies nicht der Fall ist, bekommen wir doch jeden Tag vor Augen geführt; nur bei der PDS stellt man das erstaunlicherweise ganz besonders in Frage, während die anderen Parteien nach wie vor als demokratisch gelten. Niemand kann mir erzählen, es wären Ausnahmen, wenn einige Politiker dieser Parteien Gesetzesbruch begehen, Privates durch Steuergelder finanzieren lassen, Volksverhetzung betreiben oder die Taschen offen halten. (Zumal wird bei der PDS ja auch stets pauschal von der PDS gesprochen.) Wenn Korruption alltäglich ist und dies sogenannte demokratische Spielregeln und -mechanism darstellen sollen, dann kann es keinerlei Einwände gegen eine PDS als eine anti-demokratische Partei geben, solange der Filz insgesamt nicht aus der Welt geschaffen ist, so dass wir tatsächlich etwas besitzen, das den Namen Demokratie verdient.

Mit dem großen Unterschied, daß ich keinen Westdeutschen kenne,
der bei dem Versuch, Deutschland zu verlassen, erschossen
wurde.

Da hast Du natürlich vollkommen recht, und dagegen ist nichts zu sagen, auch wenn sich in unserem Land Menschen in den Kähnen eher selbst umbringen, weil sie unbedingt hier bleiben wollen. Aber das erzeugt nicht solche Schlagzeilen wie seinerzeit das menschen(rechts)verachtende Verhalten an der deutsch-deutschen Grenze.
   Nur frage ich mich natürlich, weshalb man diese Sache so deutlich sieht, während jene Menschen aus dem Unrechtsregime namens „Drittes Reich“, das Millionen umbrachte und wofür einzelne für hunderttausend Morde verantwortlich waren, Zuflucht in den vermeintlich demokratischen Parteien finden konnten oder zumindest durch das im Krieg angehäufte Geld wesentlichen Einfluss auf die Politik ausüben konnte. Und letztlich auch dazu beitrugen, dass dieses Land überhaupt geteilt wird, weil ihnen der Krieg bzw. der Profit wichtiger war als Menschenleben.
   Verurteilt man also die PDS wegen des Unrechtes des SED-Regimes, so muss dies auch für andere Parteien gelten, die Nazis in ihren Reihen hatten. Es ist kaum etwas gegen einen Gregor Gysi zu sagen, wenn er knapp zwölf Jahre nach der Maueröffnung - sofern er es überhaupt will - Bürgermeister von Berlin werden sollte, wenn ich mir einen anti-demokratischen F.J. Strauss anschaue, der es gar zum Aussenminister dieses Landes brachte, als wäre er nie ein Nazi gewesen.
   Und letztlich sei noch angemerkt, wie man sich die politische Nachkriegszeit praktisch vorstellen soll: Die Politiker sämtlicher Parteien waren seit jeher anti-nazistisch eingestellt und hatten nie etwas mit diesem Regime in irgendeiner Weise zu tun, weshalb unsere BRD von Anfang an streng demokratisch war? Und selbstverständlich in gleicher Weise auch die Bevölkerung, denn kaum einer hat ja etwas gewusst oder gesehen! Doch ehrlich gesagt wundern mich solche Aussagen gar nicht so sehr, dass kaum jemand etwas gewusst oder gesehen haben will, wenn man davon ausgeht, dass die Menschen damals genauso uninteressiert wie heute an den Machenschaften von Politik und Wirtschaft interessiert waren. Heute sieht man das allzu deutlich daran, dass man unsere Grundrechte wieder einschränken kann. Ich warte nur noch auf den Tag, an dem Demonstranten nur dann noch straffrei bleiben, wenn sie erst gar nicht demonstrieren oder streiken. Dass Einschränkungen ohne sonderlichen Widerspruch in diesem Land (wieder) möglich sind und wir so gar nichts aus gerade unserer jüngeren Geschichte gelernt haben, muss nachdenklich stimmen.

Politik ist ein verlogenes, mieses Geschäft.
Allerdings ist es mir immer noch lieber, zwischen drei, vier
Übeln wählen zu können, als ein einziges aufgezwungen zu
bekommen.

Aber trotz dieses Wissens wählst Du weiterhin diese drei, vier Übel? Natürlich tust Du das - dies ist nicht sarkastisch gemeint -, denn schliesslich tut dies die Mehrheit der Bevölkerung ebenso, und so wird sich auch nichts daran ändern. Wir sind weit davon entfernt, ein Übel von einer Partei, der PDS, aufgezwungen zu bekommen. Aber statt dessen lassen wir uns zu jeder Zeit mit den anderen Übeln ein, die selbstverständlich weiter verfahren können wie bisher, denn auf das demokratische Volk können sie zählen.

Kohl wollte natürlich neue Wähler im Osten gewinnen. Dazu
brauchte er Versprechen.
Und wenn man mal ganz ehrlich ist, wurde auch einiges getan.
Die Leute, die heute ständig meckern, wurden von den
Westdeutschen gefüttert, es wurden ihnen Straßen,
Einkaufscenter, Wohnungen mit eigenen Toiletten und so ganz
nebenbei noch ein ordentliches Rechtssystem hingestellt. Und
doch haben ganz bestimmte Typen nach wie vor die Klappe offen,
ohne allerdings selbst viel dazu beizutragen, daß sich die
Situation weiter verbessert.

Siehst Du, Mathias, da fängt es doch schon an: Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass Politiker Wahlversprechen machen, die sie anschliessend nicht einhalten, dass dies eher beiläufig erwähnt wird und mehr einem Kavaliersdelikt zu gleichen scheint statt eines Betruges an der Demkratie!
   Eines Betruges an der Demokratie? Ja, denn schliesslich gehen wir doch davon aus, dass der Wahlakt ein demokratisches Mittel darstellt, und wir neigen dazu, unsere Stimme demjenigen zu geben, der eine Besserung der Verhältnisse verspricht. Doch dabei bleibt es eben, und es gewinnt nicht derjenige, der die Wahrheit sagt, sondern am besten lügen kann. Diese Verhaltensweisen sind uns so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie eine Normalität darstellen und kaum einer Aufregung wert erscheinen. (Ebenso verhält es sich mit dem Lobbyismus, der inzwischen ohne jegliche Scham genannt werden kann, weil er ein Teil unseres „demokratischen“ Systems ist.)
   Auch das Rechtssystem ist sicherlich nicht so ordentlich, wie es auf dem Papier steht. Zum einen sind es wiederum die Politiker, die dieses Rechtssystem schaffen, zum anderen wissen wir doch, wie es um die Verhältnismässigkeites dieses Rechtssystems bestellt ist, wenn sich die Justiz durch Geld und/oder Macht beinflussen lässt. Wie üblich, geschieht selbstverständlich alles nach Recht und Gesetz, auch Kohls 300.000-DM-Freikauf, doch wem gerade ganz bestimmte Rechte und Gesetze nutzen, wird selten hinterfragt oder findet bestensfalls Platz auf rechtswissenschaftlichen Podien.
   Nebenbei noch eine persönliche Anerkung: Ich es ziemlich „bescheiden“, wenn Du von oben herab über Ostdeutsche sprichst, die von Westdeutschen gefüttert wurden etc. pp. Das klingt zum ersten absolut nach „Besserwessi“, zum zweiten haben diese Menschen das gleiche Recht wie wir (auch sich zu beklagen!), zum dritten haben sie - das hast Du in Deinen Zeilen zum „Mörderregime“ der DDR sehr zum Ausdruck gebracht - sehr viel Unrecht und Unfreiheit erfahren, was aber nicht bedeutet, dass sie gänzlich ihren Stolz verloren haben, dass sie nun jederzeit aus Dankbarkeit der „Erlösung durch den Kapitalismus“ für den Westen die Beine breitmachen müssen. Alles war im Osten auch nicht schlecht, und vom sozialen Wesen zum Beispiel hätte sich jeder westdeutsche Politiker etwas abschauen können; denn sozial muss nicht gleich sozialistisch heissen. Im Osten habe ich einige Dinge entdeckt, die den Westdeutschen so vollkommen abhanden gekommen sind, wie etwa das übermässige Klassendenken. Wenn ich es mit einem Wort beschreiben müsste, so fiele mir eines ein: Herzlichkeit. Einige Menschen standen wenigstens noch zusammen, wenn sie schon nichts gegen „die da oben“ auszurichten wussten.

Marco

Hallo Reiko!

Hmm, die derzeitige Gesellschaft ist nun mal extrem allergisch
gegen alles, was nicht Links ist. ABER: zu CDU/CSU-Zeiten
wurde auch überlegt, die PDS vom Verfassungsschutz beobachten
zu lassen, soweit ich mich erinnere.

Zum einen: Die derzeitige Gesellschaft ist nicht gerade wenig rechts - manche mögen lieber das Wort ‚konservativ‘ hören - eingestellt, und links wird doch sowieso gleich als sozialistisch oder kommunistisch angesehen. Was Du da nennst, scheint mir die sogenannte veröffentlichte Meinung zu sein, denn wenn ich meine Umgebung betrachte, widerfährt es mir anders. Zum Beispiel, wenn ich Leute in den Bus einsteigen sehe und niemand einer farbigen Mutter mit ihrem Kinderwage helfen will, obwohl sich alle an ihr vorbeidrängeln. Oder ich höre Leute hinter der Hand im Eiscafé flüstern, dass sie nach dem Krieg wegen dieser „Judde“ (Dialekt, aber nicht eben freundlich gemeint) aus dem Haus mussten. Bisher ist es mir allerdings noch nicht zu Ohren gekommen, dass Linke Rollstuhlfahrer gequält hätten oder einen Obdachlosen umbrachten. Wie schnell sich aber „die Deutschen“, Menschen wie Du und ich, zu Hasstiraden und -parolen hinreissen lassen, konnte man doch sehr schön zum Beispiel in Rostock-Lichtenhagen erleben. Und ich weiss nicht, wie man Leute beurteilen soll, die in eine Kamera sagen: „Ich hab’ nichts gegen Ausländer, aber ich mag sie auch nicht besonders.“

Zum anderen: Die PDS wird nach wie vor vom Verfassungsschutz beobachtet, siehe http://www.verfassungsschutz.de (Direkter Link zum Download des Verfassungsschutzberichtes 2000, nur im PDF-Format: http://www.bmi.bund.de/Anlage6504/Download_Deutsch.pdf). Mir wäre es allerdings recht, würde man mit gleicher Sorgfalt die undemokratischen Bestrebungen anderer Bundestagsparteien beobachten. Allerdings scheinen diese nicht die Verfassung als solche, sondern „nur“ die Steuergelder zu gefährden.

Marco

Bitte
Moin Marco,

Zum einen: Die derzeitige Gesellschaft ist nicht gerade wenig
rechts - manche mögen lieber das Wort ‚konservativ‘ hören -
eingestellt, und links wird doch sowieso gleich als
sozialistisch oder kommunistisch angesehen.

Ja. Und leider werden konservativ denkende Menschen mit Vorliebe als „rechts“ eingestuft, daher ist es kaum verwunderlich, wenn diese alles Linke gerne als sozialistisch einstufen, wobei letzters ja eigentlich keine Beschimpfung darstellt. Ich weiss nicht, wie Realer Sozialismus aussieht, ich hab den Praktizierten erlebt und meine Schlüsse draus gezogen. Nur sind die Leute, die ich Sozialisten betitle, keine Verbrecher, in welche Kategorie ein als rechts bezeichneter Mensch automatisch geschoben wird.

Was Du da nennst,
scheint mir die sogenannte veröffentlichte Meinung zu sein,
denn wenn ich meine Umgebung betrachte, widerfährt es mir
anders. Zum Beispiel, wenn ich Leute in den Bus einsteigen
sehe und niemand einer farbigen Mutter mit ihrem Kinderwage
helfen will, obwohl sich alle an ihr vorbeidrängeln.

Kann ich nicht beurteilen, hab ich seltenst erlebt. Das würde ich aber nicht an einer schwarzen Mutter festmachen, dass geht wohl eher fast allen Müttern mit Kinderwagen so. In der heutigen Gesellschaft, im hektischen Alltagsleben unserer Zeit ist keine Zeit mehr, sich um andere zu kümmern, so habe ich den Eindruck.

Oder ich
höre Leute hinter der Hand im Eiscafé flüstern, dass sie nach
dem Krieg wegen dieser „Judde“ (Dialekt, aber nicht eben
freundlich gemeint) aus dem Haus mussten. Bisher ist es mir
allerdings noch nicht zu Ohren gekommen, dass Linke
Rollstuhlfahrer gequält hätten oder einen Obdachlosen
umbrachten.

Vielleicht, weil es nicht dermassen ausgeschlachtet wird wie in den anderen Fällen? Ich habe die brutale Gewalt dieser leute erlebt, kompromisslos und mit Waffen, gegen Unschuldige. In unserem Fall ist keiner gestorben, dass war der schnellen medizinischen Hilfe zu verdanken.

Wie schnell sich aber „die Deutschen“, Menschen
wie Du und ich, zu Hasstiraden und -parolen hinreissen lassen,
konnte man doch sehr schön zum Beispiel in
Rostock-Lichtenhagen erleben.

Rostock-Lichtenhagen war ein schlimmes Beispiel des Versagens des Staates. In der noch jungen ostdeutschen Demokratie waren die Behörden in dieser Sache einfach überfordert. Man hat aber auch zugeschaut, Hilfe in Form von Polizeieinheiten aus dem „schlachterfahrendem“ Berlin und Hamburg kam erst nach drei Tagen. Nur deshalb konnte diese Sache dermassen eskalieren. Ansonsten wäre diese Sache schon im Keim erstickt worden, sicher.

Und ich weiss nicht, wie man
Leute beurteilen soll, die in eine Kamera sagen: „Ich hab’
nichts gegen Ausländer, aber ich mag sie auch nicht
besonders.“

Warum soll man diesen Satz nicht sagen dürfen? Ich habe ebenfalls eine sehr diffenrezierte Haltung Ausländern gegenüber, deswegen bin ich noch lange kein Nazi oder rechter Schläger.

http://www.bmi.bund.de/Anlage6504/Download_Deutsch.pdf). Mir
wäre es allerdings recht, würde man mit gleicher Sorgfalt die
undemokratischen Bestrebungen anderer Bundestagsparteien
beobachten. Allerdings scheinen diese nicht die Verfassung als
solche, sondern „nur“ die Steuergelder zu gefährden.

Das weiss ich. Ob die PDS als beteiligte Reg-Partei weiterhin vom VS beobachtet wird, bleibt anzuweifeln. Somit hätte sich diese Argument der PDS-Getreuen auch erledigt…

Und die PDS (SED) mit anderen Parteien zu vergleichen, halte ich etwas übertrieben. Schon allein der Vergangenheit des durch die PDS-SED bestimmten Staates und seiner Folgen wegen.

CIAo
Reiko

Eines noch hinzufügend:
Hallö nochmal,

eine Bemerkung zu unten stehendem Absatz noch einmal.

Bisher ist es mir
allerdings noch nicht zu Ohren gekommen, dass Linke
Rollstuhlfahrer gequält hätten oder einen Obdachlosen
umbrachten.

Es ist absolut falsch, diese Vorgänge als rechtsradikale Taten einzustufen. Die Täter stehen der Szene nahe, dass heisst noch lange nicht, dass die Taten auch rechts motiviert sind. Ebenso überfallen Punker Omis und zappen ihnen die Handtasche, dies ist auch keine linksextremistische Tat. Blöder Vergleich, aber nur ein Beispiel. Schlägereien und brutale Auseinandersetzungen sind heute leider an der Tagesordnung (unter allen, egal welcher Herkunft oder Gesinnung), in Rostock gar erschreckend hoch, aber nur weil die Täter irgendeine Gesinnung oder kurze Haare haben, von einer politischen Tat zu sprechen, halte für übertrieben.

Die von Dir angesprochende Gewalttätigkeit Linker, die nicht erkennbar sei, muss ich noch hinzufügen, dass die Bereitschaft, mit Steinen und Molotovcocktails auf andere Menschen loszugehen, bereits erkennen lässt, dass hier wissentlich die Verletzung oder gar Tötung eines Menschen in Kauf genommen wird. Dass bislang keiner bei solchen Sachen ums Leben kam, mag pures Glück sein. Also harmloser als die Rechten sind die Linken keinesfalls. Aber dies ist und war bereits ein anderes Thema.

Gruss
Reiko

Hallo Marco,

nochmal kurz zu Ederer: Leider hat der Mann in seinen Büchern ohne große Abstriche recht. Selbst wenn die Bücher neutral list. Er hat auch geschrieben „Das Erbe der Egoisten“.

Zum Thema Macht muß ich Dir Recht geben. man sieht dies ganz deutlich bei Fischer. Vielleicht kann man das damit vergleichen, das die Erziehung von Kindern irgendwann von der Gesellschaft übernommen wird, die Eltern haben nur noch ratgebenden Charakter.

Gruß

Markus

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Guten Morgen, Reiko!

Kann ich nicht beurteilen, hab ich seltenst erlebt. Das würde
ich aber nicht an einer schwarzen Mutter festmachen, dass geht
wohl eher fast allen Müttern mit Kinderwagen so.

Gut, da kann ich Dir zustimmen, dass dies ebenso passiert.

Vielleicht, weil es nicht dermassen ausgeschlachtet wird wie
in den anderen Fällen? Ich habe die brutale Gewalt dieser
leute erlebt, kompromisslos und mit Waffen, gegen Unschuldige.
In unserem Fall ist keiner gestorben, dass war der schnellen
medizinischen Hilfe zu verdanken.

Ich weiss jetzt natürlich nicht, worauf Du das beziehst, aber es ist für mich schwerlich vorstellbar, dass „echte Linke“, die sich ja eher für das Integrieren Ausgegrenzter einsetzen, diesen Menschen ans Leder gehen.

Rostock-Lichtenhagen war ein schlimmes Beispiel des Versagens
des Staates. In der noch jungen ostdeutschen Demokratie waren
die Behörden in dieser Sache einfach überfordert. Man hat aber
auch zugeschaut, Hilfe in Form von Polizeieinheiten aus dem
„schlachterfahrendem“ Berlin und Hamburg kam erst nach drei
Tagen. Nur deshalb konnte diese Sache dermassen eskalieren.
Ansonsten wäre diese Sache schon im Keim erstickt worden,
sicher.

Um Himmels willen, bleibe mir bitte mit „schlachterfahren“ vom Leib. Aber das war ja auch nicht das, was ich damit aussagen wollte, denn es geht ja nicht um die Polizisten und jene radikalen Randalierer seinerzeit, sondern um die Menschen, die daneben standen und den Randalierern applaudierten. Wehe, wenn die Masse losgelassen, so scheint’s.
   Und doch möchte ich diese Masse nicht plump verteufeln, denn ohne ein Motiv würde sie nicht rechte Tendenzen aufweisen, sondern wohl eher gegenteilig reagieren. Das ist aber ein anderes Thema, womit wir uns näher mit der Sozialpolitik beschäftigen müssten.

Warum soll man diesen Satz nicht sagen dürfen? Ich habe
ebenfalls eine sehr diffenrezierte Haltung Ausländern
gegenüber, deswegen bin ich noch lange kein Nazi oder rechter
Schläger.

Warum eigentlich die Ausländer? Wenn ich in einem Eiscafé sitze und dabei in Ruhe nachsinnen möchte, plötzlich vier Griechen einfallen, sich nicht um die anderen scheren und in ihrer Muttersprache über anscheinend Gott und die Welt debattieren, möchte ich ihnen am liebsten den Hals umdrehen. Aber das geht mir ebenso, wenn am Nebentisch Deutsche sitzen und über die gestrigen Themen irgendwelcher Talkshows diskutieren. Denen könnte ich ebenfalls den Hals… aber das hatten wir schon!
   Ich mag es eben einfach nicht einsehen, die Ausländer als eine gesamte Gruppe zu sehen. Dass mir gewisse Menschen auf den Geist gehen, mache ich nicht an deren Herkunft fest.
   Wenn es danach ginge, müsste ich meiner Freundin sehr verhalten gegenüberstehen, denn sie kommt auch aus dem Ausland, nämlich aus Österreich! ;o)

Das weiss ich. Ob die PDS als beteiligte Reg-Partei weiterhin
vom VS beobachtet wird, bleibt anzuweifeln. Somit hätte sich
diese Argument der PDS-Getreuen auch erledigt…

Ich finde es zumindest doch in einer gewissen Weise erstaunlich, dass hier die sogenannten demokratischen Parteien festlegen, wer verfassungsfeindliche Tendenzen aufweist und damit vom BS zu beobachten ist.

Und die PDS (SED) mit anderen Parteien zu vergleichen, halte
ich etwas übertrieben. Schon allein der Vergangenheit des
durch die PDS-SED bestimmten Staates und seiner Folgen wegen.

Warum? Die anderen Parteien hatten die Nazis in ihren Reihen, und bis auf Ausnahmen war die Aufregung darüber nicht sehr gross. Solche Menschen wurden dann auch noch hofiert, indem sie etwa das Grosse Bundesverdienstkreuz für ihr „erstaunliches Lebenswerk“ erhielten. Ich vermag nicht einzusehen, die roten Socken im Ofen zu verbrennen, während die braunen Socken an der Leine im Wind wehen dürfen.

Marco

Hi Marco!

Ich spreche, bitte lies mein Posting genau, von denjenigen
Ostdeutschen, die noch nicht demokratiefähig sind.
Keineswegs spreche ich hier alle Ostdeutschen an!

Ja, das ist mir schon bewusst gewesen, doch ich finde es
anmassend davon zu sprechen und gar zu urteilen, wer
demokratiefähig ist und wer nicht.

Sorry, ich maße mir auch an zu behaupten, daß an den meisten Autos vier Räder montiert sind…

Ginge es danach, müsste ich
einer der grössten Anti-Demokraten sein, weil ich unser System
gehörig in Zweifel ziehe. Wenn es genügend Ostdeutsche gibt,
die dieses System ebenfalls ablehnen und PDS wählen, kann dies
eine Aussage für den Sozialismus sein,

…und da haben wir die Begründung: wer den Sozialismus will, ist defintiv gegen Demokratie.

wobei nicht gesagt ist,
dass dies immer so sein muss. Schliesslich gab es insbesondere
Anfang der Neunziger sehr viele Menschen, die weit rechts
gewählt hatten; REP und DVU erhielten einen ungeahnten
Aufschwung. Einige nannten diese Menschen Protestwähler. Dass
diese Parteien nun wieder an Prozenten verloren haben, liegt
sicherlich nicht daran, dass deren damalige Wähler inzwischen
ausgestorben sind, sondern diese haben sich wieder anderen
Parteien zugewandt. Somit könnte man schliessen, dass
diejenigen Wähler, die zuvor die antidemokratischen Parteien
REP und DVU wählten, ebenso demokratieunfähig sind bzw. waren.

Ich würde hier „begrenzt demokratriefähig aufgrund von Protestverhalten“ als adäquate Beschreibung vorziehen.

„nicht demokratiefähig“ hingegen sind m.E. die Stammwähler solcher Parteien.

Wie simpel wäre es nun zu sagen, sie (die Wähler) hätten den
Weg in die Demokratie zurückgefunden, weil sie mittlerweise
wieder SPD, CDU/CSU, F.D.P. und Grüne wählen.

s.o.

   Um es auf die Spitze zu treiben: PDS heisst Partei des
demokratischen Sozialismus, somit bekennt sich diese Partei
schon in ihrem Namen zur Demokratie.

Die NSDAP trug „sozial“ in ihrem Namen…

Dies dürfte man ergo
nicht anzweifeln, wenn man ebenso davon ausgehen wollte, wir
besässen ebenso sozial-demokratische, christlich-demokratische
oder gar christlich-soziale Politiker. Das dies nicht der Fall
ist, bekommen wir doch jeden Tag vor Augen geführt; nur bei
der PDS stellt man das erstaunlicherweise ganz besonders in
Frage, während die anderen Parteien nach wie vor als
demokratisch gelten.

Diese Begründung hinkt. Es ist weniger wichtig, welchen Namen man dem Kind gibt. In diese Richtung habe ich auch nie argumentiert.
Bei der PDS geht es mir darum, daß sie ohne jegliche Neugründung die direkte Nachfogeorganisation des DDR-Mörderregimes ist.
Und solche Leute haben in der deutschen Politik m.E. nichts verloren.
Da ist mir sogar die NPD noch lieber, da diese wenigstens nicht aus der NSDAP hervorgegangen ist.

Niemand kann mir erzählen, es wären
Ausnahmen, wenn einige Politiker dieser Parteien Gesetzesbruch
begehen, Privates durch Steuergelder finanzieren lassen,
Volksverhetzung betreiben oder die Taschen offen halten.

Sie haben wenigstens nicht hunderte von Menschen getötet und Millionen eingesperrt.
Der Vergleich hinkt also ebenfalls.

(Zumal wird bei der PDS ja auch stets pauschal von der
PDS gesprochen.) Wenn Korruption alltäglich ist und dies
sogenannte demokratische Spielregeln und -mechanism darstellen
sollen, dann kann es keinerlei Einwände gegen eine PDS als
eine anti-demokratische Partei geben, solange der Filz
insgesamt nicht aus der Welt geschaffen ist, so dass wir
tatsächlich etwas besitzen, das den Namen Demokratie verdient.

Ich folge dieser Logik nicht, denn eigenes Unrecht über von anderen begangenes Unrecht zu legitimieren ist immer ein höchst zweischneidiges Schwert.

Mit dem großen Unterschied, daß ich keinen Westdeutschen kenne,
der bei dem Versuch, Deutschland zu verlassen, erschossen
wurde.

Da hast Du natürlich vollkommen recht, und dagegen ist nichts
zu sagen, auch wenn sich in unserem Land Menschen in den
Kähnen eher selbst umbringen, weil sie unbedingt hier bleiben
wollen. Aber das erzeugt nicht solche Schlagzeilen wie
seinerzeit das menschen(rechts)verachtende Verhalten an der
deutsch-deutschen Grenze.
   Nur frage ich mich natürlich, weshalb man diese Sache so
deutlich sieht, während jene Menschen aus dem Unrechtsregime
namens „Drittes Reich“, das Millionen umbrachte und wofür
einzelne für hunderttausend Morde verantwortlich waren,
Zuflucht in den vermeintlich demokratischen Parteien finden
konnten oder zumindest durch das im Krieg angehäufte Geld
wesentlichen Einfluss auf die Politik ausüben konnte.

Dazu habe ich bereits weiter oben Stellung genommen.
Ich verachte das, nur ist es vorbei. Seit 60 jahren.
Die alten Mörder der DDR allerdings sind in der PDS noch voll dabei.
Wie ich schon sagte: eigenes Unrecht über von anderen begangenes Unrecht zu legitimieren ist immer ein höchst zweischneidiges Schwert…

Und
letztlich auch dazu beitrugen, dass dieses Land überhaupt
geteilt wird, weil ihnen der Krieg bzw. der Profit wichtiger
war als Menschenleben.

no comment. Diese Argumentation beißt sich selbt.
Die großen Parteien für die Teilung des Landes verantwortlich zu machen, ist schon heiß…

   Verurteilt man also die PDS wegen des Unrechtes des
SED-Regimes, so muss dies auch für andere Parteien gelten, die
Nazis in ihren Reihen hatten.

Nein. Verjährt. s.o.

Es ist kaum etwas gegen einen
Gregor Gysi zu sagen, wenn er knapp zwölf Jahre nach der
Maueröffnung - sofern er es überhaupt will - Bürgermeister von
Berlin werden sollte, wenn ich mir einen anti-demokratischen
F.J. Strauss anschaue, der es gar zum Aussenminister dieses
Landes brachte, als wäre er nie ein Nazi gewesen.

Strauß ist lange tot.
Ich hielt nicht viel von ihm als Mansch, jedoch als Politiker war er ein Segen für Bayern und ich profitiere heute davon.
Er argumentierte nicht mehr auf der Nazi-Schiene, sondern hatte sich offensichtlich zu seinem besseren verändert.

Bei Leuten wie Gysi oder Bisky kann ich das nicht erkennen.

   Und letztlich sei noch angemerkt, wie man sich die
politische Nachkriegszeit praktisch vorstellen soll: Die
Politiker sämtlicher Parteien waren seit jeher anti-nazistisch
eingestellt und hatten nie etwas mit diesem Regime in
irgendeiner Weise zu tun, weshalb unsere BRD von Anfang an
streng demokratisch war?

Man versuchte wohl, es so darzustellen.
Man versuchte wenigstens, einen Schnitt zu machen.
In der PDS tut man das ja noch nicht mal.
Das finde ich so erschreckend. Man steht offen dazu.
Was für eine Verhöhnung all der inhaftierten und getöteten „Straftäter“ (nach DDR-Recht).

Das Problem mit der PDS ist einfach, daß all die Sauereien, die sie heute als Heil für das Land präsentieren, noch so allgegenwärtig sind.

Und selbstverständlich in gleicher
Weise auch die Bevölkerung, denn kaum einer hat ja etwas
gewusst oder gesehen! Doch ehrlich gesagt wundern mich solche
Aussagen gar nicht so sehr, dass kaum jemand etwas gewusst
oder gesehen haben will, wenn man davon ausgeht, dass die
Menschen damals genauso uninteressiert wie heute an den
Machenschaften von Politik und Wirtschaft interessiert waren.

Man wollte verdrängen.
Genauso wie der nicht demokratiefähige Teil der Ostdeutschen auch.
Nichts gelernt, würde ich sagen.
Das macht die Sache noch schlimmer.

Heute sieht man das allzu deutlich daran, dass man unsere
Grundrechte wieder einschränken kann. Ich warte nur noch auf
den Tag, an dem Demonstranten nur dann noch straffrei bleiben,
wenn sie erst gar nicht demonstrieren oder streiken.

Ich warte auf den Tag, an dem jeder für das geradestehen muß, was er verursacht.
Aber das wurde hier bereits während der Castordemos erörtert.

Dass
Einschränkungen ohne sonderlichen Widerspruch in diesem Land
(wieder) möglich sind und wir so gar nichts aus gerade unserer
jüngeren Geschichte gelernt haben, muss nachdenklich stimmen.

So verschieben sich die Wahrnehmungen.
Du sprichst von Grundrechten und deren Einschränkungen, argumentierst aber genau für die Leute, die für solche Schweinereien stehen!

Politik ist ein verlogenes, mieses Geschäft.
Allerdings ist es mir immer noch lieber, zwischen drei, vier
Übeln wählen zu können, als ein einziges aufgezwungen zu
bekommen.

Aber trotz dieses Wissens wählst Du weiterhin diese drei, vier
Übel? Natürlich tust Du das - dies ist nicht sarkastisch
gemeint -, denn schliesslich tut dies die Mehrheit der
Bevölkerung ebenso, und so wird sich auch nichts daran ändern.
Wir sind weit davon entfernt, ein Übel von einer Partei, der
PDS, aufgezwungen zu bekommen.

Weil wir sie glücklicherwiese auf Bundeseben noch nicht gewählt haben!

Aber statt dessen lassen wir
uns zu jeder Zeit mit den anderen Übeln ein, die
selbstverständlich weiter verfahren können wie bisher, denn
auf das demokratische Volk können sie zählen.

Klar. Denn die Ausprägung des Attributes „übel“ ist bei den demokratischen Parteien weit weniger stark als bei Gruppioerungen wie der PDS oder der NPD.

Auch in einem vermeintlich besseren Systemn würden die meisten nur wieder das kleinere Übel wählen können, da man es niemals allen recht machen kann.

Kohl wollte natürlich neue Wähler im Osten gewinnen. Dazu
brauchte er Versprechen.
Und wenn man mal ganz ehrlich ist, wurde auch einiges getan.
Die Leute, die heute ständig meckern, wurden von den
Westdeutschen gefüttert, es wurden ihnen Straßen,
Einkaufscenter, Wohnungen mit eigenen Toiletten und so ganz
nebenbei noch ein ordentliches Rechtssystem hingestellt. Und
doch haben ganz bestimmte Typen nach wie vor die Klappe offen,
ohne allerdings selbst viel dazu beizutragen, daß sich die
Situation weiter verbessert.

Siehst Du, Mathias, da fängt es doch schon an: Wir haben uns
so sehr daran gewöhnt, dass Politiker Wahlversprechen machen,
die sie anschliessend nicht einhalten, dass dies eher
beiläufig erwähnt wird und mehr einem Kavaliersdelikt zu
gleichen scheint statt eines Betruges an der Demkratie!

Stimmt.

Soll man aber deshalb die PDS wählen, die uns ganz offen verspricht, hier den Sozialismus einzuführen und all unsere Werte abzuschaffen? Die würden ihr Versprechen vermutlich einhalten.
Dann lieber ein paar Lügen von Schröder.

   Eines Betruges an der Demokratie? Ja, denn schliesslich
gehen wir doch davon aus, dass der Wahlakt ein demokratisches
Mittel darstellt, und wir neigen dazu, unsere Stimme
demjenigen zu geben, der eine Besserung der Verhältnisse
verspricht. Doch dabei bleibt es eben, und es gewinnt nicht
derjenige, der die Wahrheit sagt, sondern am besten lügen
kann. Diese Verhaltensweisen sind uns so sehr in Fleisch und
Blut übergegangen, dass sie eine Normalität darstellen und
kaum einer Aufregung wert erscheinen. (Ebenso verhält es sich
mit dem Lobbyismus, der inzwischen ohne jegliche Scham genannt
werden kann, weil er ein Teil unseres „demokratischen“ Systems
ist.)

Ich bin soweit Deiner Ansicht.
Nur komme ich eben nicht zu dem Schluß, daß die Vertretung eines gescheiterten Mörderregimes das im Sinne der Bevölkerung ändern kann.

   Auch das Rechtssystem ist sicherlich nicht so ordentlich,
wie es auf dem Papier steht. Zum einen sind es wiederum die
Politiker, die dieses Rechtssystem schaffen, zum anderen
wissen wir doch, wie es um die Verhältnismässigkeites dieses
Rechtssystems bestellt ist, wenn sich die Justiz durch Geld
und/oder Macht beinflussen lässt. Wie üblich, geschieht
selbstverständlich alles nach Recht und Gesetz, auch Kohls
300.000-DM-Freikauf, doch wem gerade ganz bestimmte Rechte und
Gesetze nutzen, wird selten hinterfragt oder findet
bestensfalls Platz auf rechtswissenschaftlichen Podien.

Das sind kleinere Unzulänglichkeiten, die keinesfalls die Qulaität unseres Rechtsystems insgesamt in Frage stellen können.

   Nebenbei noch eine persönliche Anerkung: Ich es ziemlich
„bescheiden“, wenn Du von oben herab über Ostdeutsche
sprichst, die von Westdeutschen gefüttert wurden etc. pp. Das
klingt zum ersten absolut nach „Besserwessi“, zum zweiten
haben diese Menschen das gleiche Recht wie wir (auch sich zu
beklagen!), zum dritten haben sie - das hast Du in Deinen
Zeilen zum „Mörderregime“ der DDR sehr zum Ausdruck gebracht -
sehr viel Unrecht und Unfreiheit erfahren, was aber nicht
bedeutet, dass sie gänzlich ihren Stolz verloren haben, dass
sie nun jederzeit aus Dankbarkeit der „Erlösung durch den
Kapitalismus“ für den Westen die Beine breitmachen müssen.

Nett gesagt…
Ich will keine Damkbarkeit oder Unterwerfung.
Ich will nur nicht dafür beschimpft werden, daß ich den Aufbau Ost bezahle.
Und dazu stehe ich.

Alles war im Osten auch nicht schlecht, und vom sozialen Wesen
zum Beispiel hätte sich jeder westdeutsche Politiker etwas
abschauen können; denn sozial muss nicht gleich sozialistisch
heissen.

Ich sehe das ähnlich.
Nur sind viele dieser Dinge nicht finanzierbar und, was natürlich ein Riesenfehler ist, neigte man dazu, alles, was aus der DDR kam, völlig unreflektiert zu verteufeln.
Das wird allerdings die PDS auch nicht richten können, denn deren Finazierungsvorschläge sind schlichtweg tödlich für die deutsche Wirtschaft und somit tödlich für die Deutschen.

Im Osten habe ich einige Dinge entdeckt, die den
Westdeutschen so vollkommen abhanden gekommen sind, wie etwa
das übermässige Klassendenken. Wenn ich es mit einem Wort
beschreiben müsste, so fiele mir eines ein: Herzlichkeit.
Einige Menschen standen wenigstens noch zusammen, wenn sie
schon nichts gegen „die da oben“ auszurichten wussten.

Klar. Das schätze ich auch an meinen Kollegen „aus dem Osten“.
Die Blockwarte und IMs vergißt man allerdings bei dieser Diskussion ganz gerne…

Grüße,

Mathias