Ungefragt DUzen

Ich persönlich empfinde es als respektlos (mag altersbedingt sein), wenn völlig fremde menschen mich einfach DUzen, vor allem bei unternehmen.

Wie kann man sich dagegen wehren, wenn mitarbeiter eines unternehmens (z.B. LichtBlick) ihre kunden einfach ungefragt DUzen?

Gibt es überhaupt eine rechtliche grundlage sich das DUzen zu verbitten?

Man kann der betreffenden Person sagen, dass man das nicht möchte. Mehr wird man nicht machen können. Ich finde das auch nicht immer angemessen, aber es gehört bei vielen Unternehmen zu dem, was sie als Kultur bezeichnen, und auch regional ist das mitunter sehr verbreitet.

Ansonsten kann man halt immer noch woanders hingehen.

Gruß
C.

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Moin,

Warum muss denn alles im Gesetz stehen? Andererseits wird oft und gerne beklagt, dass zu viel gesetzlich geregelt wird.
Egal, sag doch einfach höflich, dass man es beim SIE lassen möge. Geht das nicht mehr oder ist das auch schon gesetzlich verboten worden?

-Luno

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Eben. Es gab „vor ein paar Jahren“ ein Verfahren gegen Dieter Bohlen, der ungefragt einen Polzisten geduzt hatte, der sich dadurch beleidigt fühlte. Weil Bohlen das quasi mit jedem macht, wertete der Richter das am Ende als „Unhöflichkeit ohne ehrverletzenden Inhalt“.

Angesichts des Umstandes, dass man heute quasi überall von Werbung geduzt wird, auch viele Unternehmen das für ihre Mitarbeiter ausgegeben haben (untereinander und im Gespräch mit Kunden) und das auch regional verbreitet ist, wird man heute mit einer Anzeige wegen Beleidigung wegen ein bisschen Duzerei keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken.

Gruß
C.

Hallo,
im „intimeren“ Kreis - Bekannte, oder Kollegen/innen, da dauert es schon eine Weile, ehe ich mich duzen lasse und auch selbst zum „du“ greife, aber wenn ich in ein Lokal komme und die Bedienung duzt mich, dann ist mir das egal, entweder „duze“ ich zurück oder lasse es, aber mich regt das nicht auf. Sicher, als zum ersten Mal bei IKEA war, fand ich das auch als eine Unmöglichkeit, aber wir Deutschen regen uns ja eh über jeden Krümel auf. Hier im Forum, wie in anderen Foren auch ist es Tradition, dass man sich „duzt“, und das ist erstens gut so und zweitens einfacher - man stelle sich vor, man müsste dann auch ggf. noch die Titel berücksichtigen bei der Ansprache.
Gruss
Czauderna

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Moin,

Ja, deeer! :grin:
Wie auch immer, hier im Norden (S-H) sind wir dem Duzen näher als woanders, aus https://www.deutschlandfunkkultur.de/norddeutschland-ist-laessiger-soll-ich-dich-siezen-oder-100.html

Generell gilt, so hat die Studie herausgefunden: „Je Norden desto Du.“ Darum steht die skandinavische Nachbarschaft im Ruf der vertrauten Gemütlichkeit; selbst in der Reizüberflutung eines Einrichtungshauses am Sonnabendvormittag, wenn einem der Möbel-Schwede per Hinweisschild den Arm um die Schultern legt:

„Hier kannst Du Deine Vorhangstoffe selber zuschneiden, und im Restaurant kriegst Du lecker Köttbullar.“
Das schafft eine gewisse Lockerheit gegenüber der Verkäuferin: „Hey, kannst Du mir sagen, wo ich Bürostühle finde?“ Genauso gut hätte ich sie bitten können, sich nackt an einer Gardinenstange herunterzuschrauben. Doch im Sekundenbruchteil hatte sie ihren entgleisten Gesichtsausdruck wieder in die Spur gebracht: „Sie müssen hinter den Lampen links.“ – Ich danke Sie, ich bitte Ihnen …

unterm Strich: es ist mir völlig wurscht, denn die Welt geht nicht davon unter - oder doch?

-Luno

Hallöchen,

ich war letzte Woche in Nord- bzw. Nordwestdeutschland und da ist ja in etwa ab Leer das Duzen zumindest in der Gastronomie dann auch mehr oder weniger überall üblich. Erfreut mich nicht, stört mich aber auch nicht.

Gruß
C.

Rechtlich kann man da heute in Deutschland nur noch dann etwas erreichen, wenn das „Du“ nachhaltend herabwürdigend eingesetzt wird. Das ist aber in dem beschriebenen Fall nicht gegeben. Die Schwelle liegt aufgrund des heute vielfach üblichen „Du“ inzwischen sehr hoch. D.h. man müsste schon einen Fall im Sinne von: „DU Hilfsschüler“, „DU hast ja nicht mal studiert“, „DU kannst Dir ja nicht einmal ein anständiges Auto leisten“, „DU kannst ja froh sein, wenn man dir einen Job als Klofrau gibt“, … haben, bei dem es nicht beim einmaligen „DU“ bleibt, sondern ganz klar ist, dass alleine schon dieses wiederholte „DU“ eine Herabwürdigung darstellen soll.

Ansonsten sehe ich das „Du“ durchaus auch nicht ganz unkritisch. Es kommt auf den Kontext an. im B2C Kunden ungefragt per Du anzusprechen, ist nicht ohne Risiko und sollte gut überlegt sein. Es gibt sicherlich Unternehmen, bei denen das passt, weil man sich da ohnehin in einer lockeren Freizeitsituation befindet. Aber die Grenzen sind natürlich fließend. Im Kollegenkreis gilt das Du in vielen Firmen schon lange als gesetzt und finde ich es auch unproblematisch. Im B2B-Kontext sollte es hingegen nur dann eingesetzt werden, wenn es eine individuelle nähere Beziehung der Beteiligten gibt. Ungefragt geht ein „Du“ in diesem Kontext mE gar nicht. Erst recht nicht, wenn man nicht einmal weiß, ob im anderen Unternehmen selbst überhaupt eine entsprechende Kultur herrscht. Dann den Einkäufer gleich per „Du“ anzusprechen, der dann die übrigen Kollegen aus dem eigenen Haus im Termin mit Frau X und Herrn Y vorstellt, gibt mit ziemlicher Sicherheit Abzüge in der B-Note.

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Hallo,

Hmm, dann sollte man ggf. darüber nachdenken mit den Leuten mal zu reden oder im schlimmsten Fall das Unternehmen zu wechseln?!
Ich hab da auch in meinen höheren Jahren nie ein Problem damit gehabt und auch Kollegen, andere Mitarbeiter, etc.

Keine Ahnung wieso man sich dagegen "wehren"muß, aber es mag sein, das so ein Unternehmen einfach eine eher junge, dynamische, moderne Ausstrahlung haben möchte. Es hat darüberhinaus noch nie geschadet darauf hin zu weisen und ich zumindest hatte da bisher auch noch nie Probleme.

Naja, es gibt auch keine rechtlichen Grundlagen für gute Manieren, für die Kompetenz mit anderen Menschen zu kommunizieren und und Konfliktlösungen auf friedliche Art und Weise zu suchen :wink:
Ich würde hier zuersteinmal den pragmatischen Ansatz suchen und das Unternehmen darum bitten einen mit „Sie“ anzusprechen. Wenn das auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht hilft und einem das wirklich sooooo wichtig ist wie eine Fliege an der Wand, die da nicht hin gehört dann kann man sich am besten Anwaltlichen Rat suchen und die entsprechenden rechtlichen Schritte ausloten (lassen). Viel Glück.

Ja, den Europäischen Gerichtshof anrufen.
Das war ein Witz (ich sage das zur Sicherheit dazu).

Du regst dich über Pillepalle auf, hast aber hier im Forum Anrede / Gruß vergessen.
Ist mir wurscht, aber es passt eben nicht zusammen.

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Und einen Satz fängt man nicht mit „ich“ an.

Ich kannte mal einen, der einen typischen Männerbruf hatte. In diesen Firmen geht es eben mal deftig her. Je schwerer und gefahrvoller die Arbeit, umso rauher ist der Umgangston. Das färbt sogar auf etwaig operativ mitarbeitende Frauen ab, und diese werden dann recht burschikos. Das Duzen ist dem selbstredend eingeschlossen - es ist einfach, sagen wir mal, branchenüblich.

Dieser Tropf bestand aber darauf, von Vorgesetzten und Kollegen gesiezt zu werden und wunderte sich, dass er, egal wo er zu arbeiten begann, nicht geschätzt, geschweige denn beliebt war.

das ist ok. wenn ich (anekdötchen) als hilfsarbeiter auf der werft in die bilsch geschickt wurde (o.ä.), hätte eine siezerei mich sehr verwundert.

andrerseits (um bei dem beispiel zu bleiben) fände & finde ich es unangemessen, bei z.b. persönlichen behördenansprachen aufgrund der matrosenmütz sogleich gedutzt zu werden.

ansonsten ist es mir wurscht - bei mißfallen bleibe ich einfach beim „sie“ & übersehe anbiedereien großzügig.

e.c.

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Moin,

ich erlaube mir dann schon mal zu fragen, ob es stört, wenn ich beim „Sie“ bleibe, weil es ja zum Duzen doch einer näheren Bekanntschaft bedürfe. Darauf ernte ich ziemlich blöde Mienen, es hilft aber fast meistens.

Gruß
Ralf

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Servus,

hierzu Folgendes:

Ich marschiere in Richtung 65 und habe als Azubi in einem landwirtschaftlichen Betrieb nicht weit von der Argen (d.h. im alemannischen Sprachgebiet südlich des 48. Breitengrades und ländlichem Raum) noch erlebt, dass die übliche Anrede für jedermann das Du war. Pfarrer, Tierarzt, Lehrer und Bauern mit mindestens 60 Morgen Land und einem männlichen Enkel wurden mit „Ihr“ angeredet, und das heute verbreitete Sie klang einigermaßen beleidigend und war der Anrede von z.B. begriffsstutzigen Verwaltungsbeamten vorbehalten.

Unvergesslich der Mittag, zu dem der Bauer ein bisselchen später kam - er war in Tettnang auf dem Landwirtschaftsamt gewesen, um irgendwas mit der Landabgaberente für den Vatter S. zu regeln -, ganz still (das war kein gutes Zeichen - wenn er eine richtige Wut hatte, wurde er niemals laut, sondern still) hängte er den Hut an den Kleiderrechen, setzte sich „obättad“ (= ungebetet) an den Tisch, tat sich auf und sprach nach dem ersten Bissen: „Dui sent so bläd, dassd’ graad Sie zaiana saischt!“ (Übersetzung auf Anfrage gerne)

Moral: Wie etwas gemeint ist, kannst Du im Zweifelsfall weder empfinden noch wissen. Ma sott schwätza mit de Leid!

In diesem Sinne

MM

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Hallo,

Ihr habt noch nie den Umgangston in einer Restaurantküche gehört. Dagegen geht es bei den Mauren zu wie im Kloster.

Also das du und das Sie war auch schon immer Thema bei mir. Ich sagen nur „Sie“ zu Leuten, die ich 1. : nicht kenne aber für respektwürdig einstufe. " 2.: Die deutlich älter sind als ich. 3.:Leute die mir unsymphatisch sind.

Gruß

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Es ist auch eine regionale kulturelle Angelegenheit. Wenn ich in Oberbayern auf dem Land bin und nicht gerade geschniegelt rumlaufe sondern z.B. in Gummistiefeln, ist das Du eine Art Akzeptanz, quasi Anerkennung einer Zugehörigkeit auch wenn mich die Person nicht kennt.
Das ist für mich sehr o.k.
Udo Becker

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Das Festlegen auf die eine oder die andere Form lässt sich meist ganz gut umgehen.

Auch in diesen Firmen gibt es ein oben und unten. Auch da wird es Führungskräfte in höherer Ebene geben, die auf ein Siezen bestehen sollten. Es gibt halt auch mal unangenehme Themen, die sich leichter mit Mitarbeitern erörtern lassen, wenn man beim Sie geblieben ist. Grundsatz: "Du Arschloch’ geht einem weniger leicht über die Lippen als „Sie Arschloch“.

Könnte man so machen. Um bei Mitarbeitern nicht zu sehr abgehoben zu erscheinen, würde ich das zunächst überhören und weiter siezen. Vielleicht legt sich das im weiteren Dialog.
Unter 4-Augen würde ich notfalls erläutern,
warum man beim Sie bleiben will.

Schwerer ist das mit Duzern mit quasi Narrenfreiheit. Es gab da einen Pförtner, der sogar den Oberboss geduzt hat. Wenn der schon alles durchgehen ließ, wüsste ich keinen Weg, ohne sich lächerlich zu machen

Erstmal danke, für all die vielen antworten. Nun meine antworten: Ich komme aus der jugendarbeit und DUzen ist für mich grundsätzlich kein problem, aber es gibt für mich ausnahmen, nämlich wenn ich mit einem unternehmen (zwangsweise) einen vertrag habe. Meinen stromanbieter kann ich leider nicht wechseln, da bei unserer anlage nachtspeicherstrom nur von LichtBlick abgerechnet werden kann. Es gibt zwar noch wenige andere stromanbieter für nachtstrom, aber für all die anderen bräuchte jede wohnung zwei zählerkästen. Derzeit hat jede wohnung nur einen zählerkasten, der sich automatisch umstellt von tag- auf nachstrom. Für jede wohnung einen zweiten zähler einzurichten geht aus baulichen platzgründen für unsere 117 wohnungen leider nicht.
Nun noch mal zum DUzen. Innerhalb eines unternehmens zwischen den mitarbeitern, finde ich das auch OK. Beim einkaufen im restaurant usw. ist mir das auch ziemlich egal. Aber speziell LichtBlick dutzt ja sogar meinen rechtsanwalt. Würde mich echt mal interessieren, ob die dann auch im ernstfall einen richter DUzen - und - wie der dann reagiert.

Super toller hinweis, danke.