Untergang der FDP?

Menschenverachtende Aussagen
Hallo,

Was hat irgendeine Partei mit Schlecker und dessen Zukunft zu
tun?

nun ja. Noch ist die FDP ja nicht „irgendeine“ Partei, sondern sie ist nicht nur an der Bundesregierung sondern auch an einigen Landesregierungen beteiligt. Grundsätzlich bin ich kein Freund von Transfergesellschaften und habe auch meine Probleme damit, wenn der Staat willkürlich einzelnen Unternehmen unter die Arme greift.

ABER:

Selbstverständlich kann sich die FDP als politische Kraft und Teil der Regierung nicht einfach hinstellen und sich für ganz und gar unzuständig erklären und das zum ausschließlichen Problem des einzelnen Schlecker Mitarbeiters machen.

Und wenn ich mir Aussagen wie

„_…erklärte FDP-Chef Philipp Rösler vor der Presse: Die Beschäftigten müssten jetzt schnellstmöglich selber " Anschlussverwendungen _“ suchen"

anhöre, stelle ich mir schon die Frage, ob es die FDP mit der politischen Verantwortung wirklich ernst nimmt oder ob es sich hier nicht um ein deutliches Maß an Menschenverachtung handelt. Hier wird der Mensch doch wirklich zum Arbeitsvieh degradiert, sonst würde man nicht so daher reden.

Oder drückt sich der Akademiker, Vizekanzler, Wirtschaftsminister und Parteichef Rösler da einfach nur dumm aus? Da hat die FDP ja auch einige Erfahrung aufzuweisen. So hat unlängst FDP-Generalsekretär Patrick Döring das Gesellschaftsbild, das Politikbild, das Menschenbild der Piratenpartei bzw. deren Wähler als „manchmal so stark von der Tyrannei der Masse geprägt“ bezeichnet. Nein nein. Das wird schon ganz bewusst getan um krampfhaft auf 5 + X % Wählerstimmen zu kommen. Man kämpft um das nackte Überleben und da sind der FDP offensichtlich alle Mittel recht.

Zur Haltung der FDP zur Schleckerproblematik mag man ja geteilter Meinung sein. Wenn aber eine Partei, die Regierungsverantwortung hat, so über Menschen spricht und der Öffentlichkeit klar zu Verstehen gibt, dass die 11000 Arbeitslosen ihnen scheißegal sind und diese sich bitte schön jetzt schnellstmöglich selbst um „Anschlussverwendungen“ kümmern müssten, zeigt das das wahre Gesicht der Partei und ihrer Führung.

Auch eine FDP muss als Regierungspartei einen Mittelweg zwischen Vollkasko-Sozialstaat inkl. Transfergesellschaften auf der einen und „spätrömischer Dekadenz der ALG2 Empfänger“, Anschlussverwendung und „jeder hat für sich selbst zu sorgen“ auf der anderen Seite finden.

Irgendwelche Lösungsvorschläge der FDP zum Thema Schlecker habe ich aber nicht wahrnehmen können.

Gruß

S.J.

Hallo,

schon ganz bewusst getan um krampfhaft auf 5 + X %
Wählerstimmen zu kommen. Man kämpft um das nackte Überleben
und da sind der FDP offensichtlich alle Mittel recht.

da wäre ich ein bißchen vorsichtig. Ich kenne kein FDP-Mitglied und auch keinen FDP-Wähler, der Rösler für einen guten Politiker oder gar Parteivorsitzenden hält. Vielmehr wird er als Übergangspappnase betrachtet, der die Erwartungen noch weniger erfüllt als ohnehin schon gedacht. Seine Ausführungen sind insofern weder symptomatisch für die Partei noch für die Mitglieder und Wähler.

Auch eine FDP muss als Regierungspartei einen Mittelweg
zwischen Vollkasko-Sozialstaat inkl. Transfergesellschaften
auf der einen und „spätrömischer Dekadenz der ALG2 Empfänger“,
Anschlussverwendung und „jeder hat für sich selbst zu sorgen“
auf der anderen Seite finden.

Die Sache mit der spätrömischen Dekadenz ist ein schönes Beispiel dafür, wie einzelne Formulierungen aus dem Zusammenhang gerissen, umgedeutet und schließlich in dieser Form ins Volksgedächtnis Eingang finden.

Das Zitat in Gänze:
„Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein. An einem solchen Denken kann Deutschland scheitern“,
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,677…

Irgendwelche Lösungsvorschläge der FDP zum Thema Schlecker
habe ich aber nicht wahrnehmen können.

Wieso Lösungsvorschlag? Die Lösung für das Schlecker-Problem ist im vollem Gange und wird im allgemeinen Insolvenzverfahren genannt. Alles weitere regelt der Insolvenzverwalter und nicht die Politik.

Gruß
Christian

Warum sollte hier der Staat helfen? Holzmann wurde „Geholfen“ und ist trotzdem in Insolvenz gegangen. Hier wäre es nicht anders.

Viele kleine Betriebe sind auch schon bankrott gegangen. Da hat auch kein Staat geholfen. Die Leute mussten selber sehen, dass sie wieder eine Beschäftigung erhielten.

Hallo Anwar,

es geht nicht um rechts oder links und die Piraten passen (noch) nicht in dieses Schema.

Die Grünen haben begonnen als kleiner Haufen, zusammengehalten durch nur eine Grundüberzeugung, zudem eine im Kern konservative, und haben damit viel in Bewegung gebracht. Mit dem Zuspruch der Wähler durften sie an der Macht schnuppern und kommen seitdem aus dem internen Kampf der Fundis gegen die Realos nicht mehr heraus und zeichnen sich derzeit gerade in ihrem alten thematischen Kern durch eine Doppelzüngigkeit aus, die ihresgleichen sucht.

Den Piraten droht genau dieser Weg.

Gruß
Cassius

Warum sollte hier der Staat helfen? Holzmann wurde „Geholfen“
und ist trotzdem in Insolvenz gegangen. Hier wäre es nicht
anders.

Bist du sicher? Ich denke, ein guter Teil wird da über die staatliche Arbeitsvermittlung gegangen sein.

Als jemand, der in einer Branche arbeitet, die garantiert im Krisenfall keinerlei staatliche Zuwendung erhalten würde und deren Arbeitsplatzvermittlung auch so gut wie nicht über das Arbeitsamt geregelt wird, kann ich über dieses ganze Geheule nur (bitter) Lachen.

Gruß

Anwar

Hallo,

sieh es so:
Insofern kann der Versuch durch solche Aktionen Stammwähler
zurück zu gewinnen durchaus erfolgreich sein.

Wie ich es sehe:

Beim Verlöschen einer Kerze bäumt sie sich mit einem selbstinszenierten spektakulären Zitter- und Lichtspiel noch einmal auf.

Franz

Irgendwelche Lösungsvorschläge der FDP zum Thema Schlecker
habe ich aber nicht wahrnehmen können.

Wir diskutieren hier gerade, ob wir die Wände neu streichen wollen. Hat sich bisher auch noch keiner von der FDP dazu gemeldet…

Begreift es doch einfach mal, Leute: Wir haben eine MARKTWIRTSCHAFT. D.h. die Marktteilnehmer regeln das. Die Geschichte, dass der Staat das alles in lustigen 5-Jahres Blöcken plant hat nicht so richtig funktioniert, falls ihr das schon alle vergessen habt.

Meine Güte,

Anwar

Guten Morgen!

Selbstverständlich kann sich die FDP als politische Kraft und
Teil der Regierung nicht einfach hinstellen und sich für ganz
und gar unzuständig erklären …

Erfahrungsgemäß beißt mancher Politiker in solcher Situation ins nächste Mikrofon und sondert inhaltsleeres Zeug ab und/oder hockt mit betroffenem Gesicht (so etwas über eine Stunde durchzuhalten, ist auch 'ne Kunst) in einer Talkshow. Aber die Pleite eines Unternehmens ist ein normaler Vorgang und in allen Varianten bis ins Detail feinstens geregelt. Das gilt in gleicher Weise für das Schicksal der Mitarbeiter, die allesamt, wenn auch i. d. R. mit finanziellen Einbußen, aufgefangen werden.

Hintergrund ist regelnäßig ein Unternehmen, dem die wirtschaftliche Tragfähigkeit abhanden kam. Nun können sich Politiker hinstellen und Sprechblasen absondern - es wird nicht tragfähiger, nur kostspieliger.

… und das zum ausschließlichen Problem des einzelnen Schlecker :Mitarbeiters machen.

Die Arbeitsagentur kann - falls vorhanden - Jobangebote vorschlagen/vermitteln. Aber eigentlich kann jeder selbst ins Internet gucken und schließlich muss sich ohnehin jeder selbst um einen neuen Job bemühen, Arbeitsagentur hin oder her.

„_…erklärte FDP-Chef Philipp Rösler vor der Presse: Die
Beschäftigten müssten jetzt schnellstmöglich selber " Anschlussverwendungen _ " suchen“

Ob der Ausdruck gefällt oder nicht, er trifft zu.

… stelle ich mir schon die Frage, ob es die FDP mit der
politischen Verantwortung wirklich ernst nimmt

Für die Pleite Schleckers und deren Folgen kann ich keine Notwendigkeit erkennen, dass jemand politische Verantwortung übernimmt. Es würde so rein gar nichts nützen und niemandem helfen.

… oder ob es sich hier nicht um ein deutliches Maß an :Menschenverachtung handelt.

Bitte, halt den Ball flacher! Das hätten auch sämtliche Ministerpräsidenten und sonstigen Politiker machen sollen, indem sie sich nämlich gar nicht zu so einem völlig unbedeutenden Vorgang äußern. 11.000 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, hört sich zwar dramatisch an, ist aber angesichts der buchstäblich flächendeckenden Verteilung vollkommen bedeutungslos.

Am Tag der Veröffentlichung der Liste vor der Schließung stehender Filialen hab ich geguckt, ob die Schlecker-Filiale im nächsten Ort dabei ist. Nein, ist sie nicht, dann ist ja alles gut. Da kauf ich nämlich immer meine Brillenputztücher und Zahnbüstenaufsätze. Ungefähr auf solchem Niveau bewegen sich die Sorgen - wirklich kein Fall für die Politik.

Wenn aber eine Partei, die Regierungsverantwortung hat, so über :Menschen spricht und der Öffentlichkeit klar zu Verstehen gibt, :dass die 11000 Arbeitslosen ihnen scheißegal sind und diese :sich bitte schön jetzt schnellstmöglich selbst :um „Anschlussverwendungen“ kümmern müssten, zeigt das das :wahre Gesicht der Partei und ihrer Führung.

Ach, nun lass’ doch bitte den Parteienkram aus der Sache. Auf der riesigen Fläche Mecklenburg-Vorpommerns werden 48 Filialen geschlossen. Solche Größenordnung geht im täglichen Rauschen der überall auf- und zumachenden Unternehmen unter. Für den einzelnen Ort hat jede Klempnerei, die aus Altersgründen geschlossen wird oder pleite geht, größere Bedeutung. Der Ort „meiner“ Schlecker-Filiale (die mit den Brillenputztüchern) hat ungefähr 5.000 Einwohner. Das ist so überschaubar, dass man jede Schließung, jede Pleite und jede Neueröffnung mitbekommt. Eine Kneipe und eine Gaststätte, eine Spielhalle, ein Sonnenstudio und mehrere Einzelhändler machten allein im vorigen Jahr dicht. Andere eröffneten neue Läden. Selbst in solchem Mini-Ort herrscht im Gewerbe so viel Bewegung, dass ein einzelner Laden weder am Arbeitsmarkt noch sonstwo auffällt. Der Bundeswehrstandort wird geschlossen, was mit Zivilangestellten, Handwerksaufträgen und einigen frei werdenden Wohnungen etwas heftiger ausfällt. Aber auch solche Veränderung wird weggesteckt und geht im Zuge normalen Wandels unter. Die alljährliche Veränderung des Personalstands in einzelnen Kleinbetrieben ist viel größer als das, was Schlecker am Ort ausmacht. Wenn ein einzelner Landwirt die Anbau- oder Vermarktungsmethode seines Spargels verändert, ist die Auswirkung am örtlichen Arbeitsmarkt größer als Schließung oder Fortbestand einer Schlecker-Filiale. Soll heißen: Die Aufregung um Schlecker ist künstlich und unangemessen bis grotesk.

Irgendwelche Lösungsvorschläge der FDP zum Thema Schlecker
habe ich aber nicht wahrnehmen können.

Natürlich nicht. Es ist nicht Aufgabe der Politik, sich um insolvente Höker zu kümmern. Dabei kann man ein paar Millionen auf Nimmerwiedersehen versenken, ohne etwas zu bewirken.

Weiter oben erwähnte ich eine Gaststätte, deren Inhaber den Laden an die Wand fuhr. Küchen- und Servicepersonal, Hilfs- und Reinigungskräfte - alles zusammen deutlich mehr Personal als in einer Schlecker-Filiale und größere Auswirkung auf den örtlichen Arbeitsmarkt, als wenn eine Schlecker-Filiale schließt. Soll jetzt mit staatlicher Bürgschaft eine Auffang- und Qualifizierungsgesellschaft für das Personal des insolventen Gastronomen gegründet werden? Falls nein: Warum nicht?

Gruß
Wolfgang

Schade…
Hallo,

schade, dass Du mein Posting nicht gelesen oder verstanden hast. Ich habe zu keiner Zeit behauptet, dass es Aufgabe der Politik ist einzelne Unternehmen zu stützen oder zu retten. Auch habe ich der FDP keine direkte politische Verantwortung zugewiesen.

Sehr wohl hat die Regierung aber eine politische Gesamtverantwortung für Dinge die im Land passieren. Auch wenn Du die Schleckerpleite krampfhaft herunter zu reden versuchst, ist und bleibt es eine der größten Firmenpleiten Deutschlands.

Kommen wir aber zurück zum Ursprungsthema, nämlich inwieweit die Partei FDP durch das eigene Verhalten profitiert oder sich selbst schädigt.

„_…erklärte FDP-Chef Philipp Rösler vor der Presse: Die
Beschäftigten müssten jetzt schnellstmöglich selber " Anschlussverwendungen _ " suchen“

Ob der Ausdruck gefällt oder nicht, er trifft zu.

Genau das ist der springende Punkt. Warum der Staat hier nicht helfend eingreifen kann, hat die FDP schlüssig begründet und das kommt bei den meisten Bürgern auch richtig an.

Wenn aber der Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland klar zu verstehen gibt, dass ihm 11000 Schlecker Mitarbeiter und ihre Familien einen Dreck interessieren, ist das entweder dumm oder ganz bewusst so formuliert. Das ist m.E. der eigentliche Skandal.

Wenn Du das auch so formulierst, ist das Dein gutes Recht. Wenn Spitzenpolitiker aber solche Formulierungen gebrauchen, brauchen wir uns über weiter sinkende Wahlbeteiligungen, Politikmüdigkeit und den steigenden Erfolg von Parteien im links- oder rechtsextremen Spektrum nicht zu wundern.

S.J.

Kirche, Dorf und so
Hallöchen,

Sehr wohl hat die Regierung aber eine politische
Gesamtverantwortung für Dinge die im Land passieren. Auch wenn
Du die Schleckerpleite krampfhaft herunter zu reden versuchst,
ist und bleibt es eine der größten Firmenpleiten Deutschlands.

an was gemessen? Mitarbeitern? Umsatz? Niederlassungen?

Und inwieweit sollte die „Größe“ einer Insolvenz Anlaß für die Politik sein, sich in irgendeiner Weise darum zu kümmern?

Wenn aber der Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland klar
zu verstehen gibt, dass ihm 11000 Schlecker Mitarbeiter und
ihre Familien einen Dreck interessieren, ist das entweder dumm
oder ganz bewusst so formuliert. Das ist m.E. der eigentliche
Skandal.

Ich mag Rösler zwar auch nicht aber wie Du darauf kommst, zu behaupten, die Mitarbeiter interessierten ihn einen Dreck, wirst Du erklären müssen. Das Wort „Verwendung“ ist nämlich ein vollkommen neutrales (und deswegen auch vermutlich so gewählt: einige Mitarbeiter werden wieder Arbeit finden, andere werden in Rente gehen, wieder andere werden von der Teilzeit- wieder zur Vollzeithausfrau und einige werden arbeitssuchend sein) und deswegen eigentlich nicht geeignet, einen Skandal zu postulieren.

Gruß
C.

Hi!

Begreift es doch einfach mal, Leute: Wir haben eine
MARKTWIRTSCHAFT. D.h. die Marktteilnehmer regeln das.

Sei mir nicht böse, aber gerade seit den letzten Jahren der großen „Rettungspakete“ kann man über so einen Satz nur noch herzhaft lachen.

E.T.

Sei mir nicht böse, aber gerade seit den letzten Jahren der
großen „Rettungspakete“ kann man über so einen Satz nur noch
herzhaft lachen.

Man kann natürlich der Ansicht sein, daß der Wegfall einer Drogeriekette von vielen mit Zusammenbruch des Finanzsystems vergleichbar ist; mich beschleichen da allerdings Zweifel.

Aber selbst wenn man Deinem Heiterkeitsausbruch folgend davon ausgeht, daß die Rettung einiger Kreditinstitute ein Fehler war: nur, weil man einige Fehler gemacht hat, ist das ja kein Grund, einen weiteren Fehler zu machen. Mal abgesehen davon, daß ein paar gerettete Kreditinstitute nicht bedeuten, daß drumherum die Marktwirtschaft nicht mehr existiert.

Gruß
C.

Hallo,

schade, dass Du mein Posting nicht gelesen oder verstanden
hast. Ich habe zu keiner Zeit behauptet, dass es Aufgabe der
Politik ist einzelne Unternehmen zu stützen oder zu retten.
Auch habe ich der FDP keine direkte politische Verantwortung
zugewiesen.

Sehr wohl hat die Regierung aber eine politische
Gesamtverantwortung für Dinge die im Land passieren. Auch wenn
Du die Schleckerpleite krampfhaft herunter zu reden versuchst,
ist und bleibt es eine der größten Firmenpleiten Deutschlands.

Hi.

Es mag ja sein, dass es sich um eine „große“ Pleite handelt, trotzdem bleibt es ein, sogar für mich als eher „links“-eingestellten, ein normaler Vorgang in der Marktwirtschaft. Und Wolfgang_Dreyer hat absolut recht, die 11000 Mitarbeiter fallen auf die riesige Fläche kaum ins Gewicht und dürften zu großen Teilen auch bei Nachmietern der Gebäude eine Anstellung finden können, oder werden eben durch die Arbeitsagentur aufgefangen. Ein Eingreifen durch die Politik ist hier absolut nicht nötig (und würde auch falsche Signale an die Wirtschaft senden).

Ein Grund für die Politik um einzugreifen sähe ganz anders aus. Z.B. wäre eine Pleite der BASF SE ein großes Problem, da hier allein im Stammhaus in Ludwigshafen 33000 Arbeitsplätze bei der BASF wegfallen würden, sehr wahrscheinlich auch noch einige weitere Betriebe, die indirekt auf die BASF angewiesen sind (z.B. Bäcker/Metzger/Supermärkte die das Werk beliefern und/oder stark von Mitarbeitern frequentiert werden), ein riesiges, leerstehendes Industriegelände, etc. pp…

Hi!

Man kann natürlich der Ansicht sein, daß der Wegfall einer
Drogeriekette von vielen mit Zusammenbruch des Finanzsystems
vergleichbar ist; mich beschleichen da allerdings Zweifel.

ICH finde es ganz und gar nicht vergleichbar.
(Um Schlecker gings bei meiner Aussage nicht.)

Aber selbst wenn man Deinem Heiterkeitsausbruch folgend davon
ausgeht, daß die Rettung einiger Kreditinstitute ein Fehler
war …

Ob Fehler oder nicht, es ist ein bekannterer Fall, bei dessen Betrachtung Anwars allzu apodiktische Aussage „Wir haben eine MARKTWIRTSCHAFT. D.h. die Marktteilnehmer regeln das“ ziemlich grotesk wirkt.
Bei den aktuellen Griechenland-Rettungspaketen nicht minder.

E.T.

Ob Fehler oder nicht, es ist ein bekannterer Fall, bei dessen
Betrachtung Anwars allzu apodiktische Aussage „Wir haben eine
MARKTWIRTSCHAFT. D.h. die Marktteilnehmer regeln das“ ziemlich
grotesk wirkt.

Ich habe leider(!) keinen Einfluss darauf, wenn das von Muttis Parteisoldaten so nicht begriffen wird, in der Theorie (und im Ideal, IMO), stimmt es jedoch.

Bei den aktuellen Griechenland-Rettungspaketen nicht minder.

Doch, sehr wohl. Der Staat ist ja kein ganz normaler Wirtschaftsteilnehmer.

Gruß

Anwar

Hallo!

Ob Fehler oder nicht, es ist ein bekannterer Fall, bei dessen
Betrachtung Anwars allzu apodiktische Aussage „Wir haben eine
MARKTWIRTSCHAFT. D.h. die Marktteilnehmer regeln das“ ziemlich
grotesk wirkt.

Ich habe leider(!) keinen Einfluss darauf, wenn das von Muttis
Parteisoldaten so nicht begriffen wird, in der Theorie (und im
Ideal, IMO), stimmt es jedoch.

In der (neoklassischen) Theorie und im Ideal gäbe es auch keine strukturelle Arbeitslosigkeit und keine Wirtschaftskrisen …
Man sollte doch endlich mal eine neoklassische Realität erfinden, die zur Theorie passt :wink:

Bei den aktuellen Griechenland-Rettungspaketen nicht minder.

Doch, sehr wohl. Der Staat ist ja kein ganz normaler
Wirtschaftsteilnehmer.

Ok, sehe ich ein. Das ist ein zu komplexer Fall, um ihn hier einzureihen.

E.T.

Hallo Anwar,

Begreift es doch einfach mal, Leute: Wir haben eine
MARKTWIRTSCHAFT. D.h. die Marktteilnehmer regeln das. Die
Geschichte, dass der Staat das alles in lustigen 5-Jahres
Blöcken plant hat nicht so richtig funktioniert, falls ihr das
schon alle vergessen habt.

gestern abend hat Herr Döring von der FDP zu den Benzinpreissteigerungen vor Ferien und Feiertagen gesagt: „Das ist marktwirtschaftliches Handeln zum Schaden der Verbraucher.“ Das wirft jetzt drei Fragen bei mir auf:

  1. Wie ist in dem Satz „Der Markt ist das effizienteste Verfahren zur Allokation von Gütern.“ effizient definiert?

  2. Wird Herr Döring jetzt exkommuniziert? Oder wie auch immer das bei der FDP heißt.

  3. Die FDP ist ja für die Erhöhung der Pendlerpauschale. Wäre es vom Verwaltungsaufwand her nicht einfacher, die Mineralölkonzerne reduzierten den Preis um die Pendlerpauschale und Schäuble überwiese die Differenz als entgangenen Gewinn direkt an die Konzerne?

Grüße, Thomas

Hi,

das verstehst Du falsch.

Mal unterstützt die FDP einen Vorschlag, den sie nicht möchte und verlässt sich darauf, daß z.B. die CSU die Umsetzung verhindert und beim nächsten mal läuft es umgekehrt. Dafür ist immer die Partei, die etwas Zustimmung gerade am nötigsten hat.
Es muss nur sichergestellt sein, daß der Vorschlag nicht umgesetzt wird, dann kann man unbesorgt beim Wähler punkten.

Gruß Rainer

Die Nachfrage nach Benzin und Politikern
Hallo,

gestern abend hat Herr Döring von der FDP zu den
Benzinpreissteigerungen vor Ferien und Feiertagen gesagt: „Das
ist marktwirtschaftliches Handeln zum Schaden der
Verbraucher.“ Das wirft jetzt drei Fragen bei mir auf:

bei mir eine: warum beruft die FDP in Führungspositionen, die aussehen wie Kuscheltiere und genauso viel wie diese reden sollten?

OK, da gibt es noch eine zweite Frage: war das Verhalten der Verbraucher marktwirtschaftliches Verhalten zum Schaden von Schlecker?

  1. Wie ist in dem Satz „Der Markt ist das effizienteste
    Verfahren zur Allokation von Gütern.“ effizient definiert?

Gehen wir mal sachlich an die Veranstaltung heran: bei uns findet die soziale Marktwirtschaft statt. Auch in dieser Wirtschaftsform gibt es Marktverzerrungen, bspw. durch Monopole oder Oligopole. Im Bereich von Kraftstoffen herrscht das übelste aller Oligopole und zwar aus mehreren Gründen:

  • es herrscht ein Nachfragepolypol

  • die Produkte der Anbieter sind praktisch identisch

  • die Preise der Konkurrenten sind einfach und schnell zu ermitteln

  • die Nachfrage ist extrem preisunelastisch

  • die kurzfristige Entwicklung der Nachfrage ist verhersehbar

Hinzu kommt, daß der Kunde das zu erwerbende Produkt nach der Alternative wieder verbraucht also auf der Suche nach dem günstigsten Anbieter nur eingeschränkt mobil ist.

Das Ende vom Lied ist, daß die Preise höher sind als sie in einem Anbieterpolypol wären und bei zunehmender Nachfrage steigen. Das hat aber nichts damit zu tun, daß die Marktwirtschaft nicht funktioniert, sondern beweist das genaue Gegenteil.

Das Ergebnis muß den Verbraucher nicht erfreuen aber der meckert ja auch nicht darüber, daß die Einzelhändler nicht friedliche Koexistenz (wie die Spritanbieter) praktizieren, sondern sich seit 20 Jahren bis hin zur Pleite bekämpfen und deswegen die Preise für Lebensmittel in Deutschland so niedrig sind wie in kaum einem anderen Land in Europa (bezogen auf die Kaufkraft).

Das sind die zwei Seiten der gleichen Medaille.

Und noch eines: daß die Politik die Preise kritisiert, ist ein Witz, weil ein Großteil des Preises auf Steuern zurückzuführen ist. Daß der Verbraucher die Steuern kritisiert, ist auch ein Witz, weil er täglich beweist, daß er den aktuellen Preis bezahlt, ohne sein Verhalten zu ändern. Warum der Preis so hoch ist, spielt aber keine Rolle und bei einer eventuellen Steuersenkung wäre jeder Anbieter bescheuert, seine Preise um mehr als nur einen symbolischen Cent zu senken.

  1. Wird Herr Döring jetzt exkommuniziert? Oder wie auch immer
    das bei der FDP heißt.

In der FDP befinden wir uns gerade in einem Zeitenwechsel. Der Kapitän ging vn Bord und die Mannschaft wußte nicht, was sie will. Also setzte man den kleinen Rösler als Übergangslösung auf den Posten. Nun hat der sich überraschend gegen einen (und den vielversprechendsten) jungen Wilden durchgesetzt und als einen Nachfolger eine Pappnase inthronisiert (gleich und gleich gesellt sich gern). Nun wird sich zeigen, wie lange das Theater noch spielt und ob den Mitgliedern wieder einfällt, daß vor den letzten Jahren unter Westerwelle noch ein Rückgrat hatten.

Gruß
Christian

Dem kann ich nichts mehr hinzufügen (owt)
.