Untergang der FDP?

Hallo Christian,

Das Ende vom Lied ist, daß die Preise höher sind als sie in
einem Anbieterpolypol wären und bei zunehmender Nachfrage
steigen. Das hat aber nichts damit zu tun, daß die
Marktwirtschaft nicht funktioniert, sondern beweist das genaue
Gegenteil.

unterschiedliche Märkte, unterschiedliche Regeln. Dein Beitrag scheint mir (ich habe es noch nicht zur Gänze durchdacht), meine Frage nicht zu beantworten, sondern zu unterstreichen. Ich habe als Fachfremder den Verdacht, dass Mikroökonomie und Makroökonomie unterschiedliche Zielstellungen haben oder, je nach Ideologie und Weltanschauung des Betrachters, haben sollten. Ich verstehe auch nicht, wieso Staaten (außer vielleicht nach Kriegen), Schulden haben können.

Grüße, Thomas

neu: Marktwirtschaft endlich auch am Kapitalmarkt
Hallo,

Aber selbst wenn man Deinem Heiterkeitsausbruch folgend davon
ausgeht, daß die Rettung einiger Kreditinstitute ein Fehler
war …

Ob Fehler oder nicht, es ist ein bekannterer Fall, bei dessen
Betrachtung Anwars allzu apodiktische Aussage „Wir haben eine
MARKTWIRTSCHAFT. D.h. die Marktteilnehmer regeln das“ ziemlich
grotesk wirkt.

das sehe ich anders. Das Handeln der Politik ist grotesk aber das ändert nichts daran, daß bei uns die Marktwirtschaft herrscht. Es ist die Politik, der die Folgen manchmal nicht gefallen und dann auf die eigenartigsten Gedanken kommt.

Der staatliche Eingriff ist aber ein Vorbehalt, den sich die Politik dadurch einräumt, daß sie die soziale Marktwirtschaft ausgerufen hat. Soziale Marktwirtschaft bedeutet nicht nur, daß man Kündigungsfristen für Arbeitsverträge festlegt und Mieter vor Willkür von Wohnungseigentümern schützt. Es bedeutet auch, daß sich der Staat das Recht vorbehält, in Einzelfällen einzugreifen.

Ich schrieb an anderer Stelle, daß das Instrument Landesbürgschaft durchaus häufig und durchaus auch erfolgreich eingesetzt wird. Nicht zuletzt die EU achtet darauf, daß es dadurch nicht zu nennenswerten Marktverzerrungen kommt, was auch in der Regel sichergestellt wird.

Weder Transfergesellschaften noch Landesbürgschaften noch ein staatlich finanziertes Bildungs- und Straßensystem sind hinreichende Belege dafür, daß bei uns nicht die Marktwirtschaft praktiziert wird. Täglich kommt es zu hunderten von Millionen von Transaktionen, die ganz klar im Rahmen der Marktwirtschaft durchgeführt werden. Die genannten Eingriffe des Staates spielen da keine Rolle.

Kritischer wird es, wenn den Marktteilnehmern signalisiert wird, daß der Staat dauerhaft zu Eingriffen bereit ist. Dies genau ist eine Ursache der nun seit 2007 anhaltenden Probleme auf den Finanzmärkten, nämlich daß die Marktteilnehmer (offensichtlich zu recht) davon
ausgehen konnten, daß kein größeres Kreditinstitut illiquide werden würde, weil die Staaten es schon auffangen würden.

Die Pleite der Lehman Brothers hat dazu geführt, daß die Märkte auf dieses Primat nicht mehr vertrauten. Die Folgen sind heute noch zu spüren. In der Folge kamen auch immer mehr Marktteilnehmer auf den Gedanken, daß vielleicht die Zinssätze für Kredite an Staaten nicht ganz risikoadäquat sein könnten, was uns (vermeintlich) das bescherte, was heute als Schuldenkrise bezeichnet wird.

Die Veränderung war aber nicht, daß die Staaten nun zu viel Schulden hätten, sondern daß sie ihnen zu teuer geworden sind. Trotz Griechenlandrettung und Rettungsschirm hat zumindest der Markt erkannt, daß am Markt die Marktwirtschaft herrscht. Wenn dann hintenrum der Staat eingreift, um die Folgen dieser neuen Erkenntnis abzumildern, ist das gleichermaßen falsch wie albern aber dennoch kein Argument dafür, daß uns die Marktwirtschaft verloren gegangen ist.

Anders formuliert: Kredite an Staaten und große Kreditinstitute unterliegen seit neulich endlich auch der Marktwirtschaft.

Gruß
Christian

Hallo Thomas,

unterschiedliche Märkte, unterschiedliche Regeln. Dein Beitrag
scheint mir (ich habe es noch nicht zur Gänze durchdacht),
meine Frage nicht zu beantworten, sondern zu unterstreichen.
Ich habe als Fachfremder den Verdacht, dass Mikroökonomie und
Makroökonomie unterschiedliche Zielstellungen haben oder, je
nach Ideologie und Weltanschauung des Betrachters, haben
sollten.

Makroökonomie und Mikroökonomie sind zunächst einmal nur Disziplinen der Volkswirtschaftslehre. Sie sind vor allem deskriptiv, d.h. beschreiben Situationen und Vorgänge. Dann gibt es noch andere Disziplinen, die sich mit Methoden der Wirtschaftspolitik beschäftigen bzw. genrelle Handlungsempfehlungen für bestimmte Situation und politische Ziele bereitstellen.

Die Marktwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem, in dem den Wirtschaftssubjekten weitestgehend freie Hand gelassen wird. In so einem Wirtschaftssystem befinden wir uns. Das ist sozusagen das, was in unserem Wirtschaftsuniversum an "Natur"gesetzen derzeit gilt.

Vermutlich wirst Du mir nicht widersprechen, wenn ich sage, daß Du in Deinen heutigen Kauf- und Verkaufsentscheidungen weitgehend frei von staatlichen Eingriffen warst. Das geht den meisten so, wenn man nicht gerade mit Drogen, Panzern oder Menschen handelt.

Außerhalb des Wirtschaftsuniversums gibt es aber noch ein weiteres Universum und die Entscheidungen in diesem Politikuniversum, das das Wirtschaftsuniversum einschließt, sind in der Tat von Ideologien und Weltanschauungen geprägt.

Das ändert aber nichts daran, daß es im Wirtschaftsuniversum marktwirtschaftlich zugeht.

Ich verstehe auch nicht, wieso Staaten (außer
vielleicht nach Kriegen), Schulden haben können.

Das kommt wie bei privaten Wirtschaftssubjekten dadurch zustande, wenn man sich bei den Ausgaben nicht an den Einnahmen orientiert. Bis auf wenige Ausnahmen haben alle Staaten über die letzten Jahrzehnte dokumentiert, daß das leichter ist als man meinen sollte. Nicht zuzletzt, weil die Finanzmärkte durch staatliche Eingriffe beeinflußt waren (s. dazu auch weiter unten den Artikel „neu: Marktwirtschaft auf dem Finanzmarkt“).

Gruß
Christian

Der Staat ist ja kein ganz normaler Wirtschaftsteilnehmer.

Nicht ganz daneben, weil er offenbar nicht wirtschaften kann. Ansonsten ist er ein ganz normaler

  • Arbeitgeber
  • Auftraggeber
  • Händler

Franz

Ansonsten ist er ein ganz normaler

  • Arbeitgeber
  • Auftraggeber
  • Händler

Klar, mein Brötchenladen um die Ecke druckt auch sein eigenes Geld…

So’n Schwachsinn.

  • Anwar

Ansonsten ist er ein ganz normaler

  • Arbeitgeber
  • Auftraggeber
  • Händler

Klar, mein Brötchenladen um die Ecke druckt auch sein eigenes
Geld…

Mit Händler meinte ich z.B. Soziales oder Staatspapiere. Falls es das ist, was dich stört.

Wenn du schon den Brötchenladen und Geld drucken zusammenhängend ins Spiel bringst: Der Brötchenladen hat Konkurrenz und richtet seine Preise nach Qualität (über Ratings mag ich nicht so gerne diskutieren) und nach den Preisen der Konkurrenz. Selbstverständlich konnten wir schon immer unbegrenzt und folgenlos Geld drucken, zu DM- und auch jetzt zu Eurozeiten … unabhängig von anderen.

So’n Schwachsinn.

Ansichtssache.

Franz

Ironietag nicht gesetzt