Hallo Fliegerbär,
Frage mich, wie eine solch chaotische
Kultur-Politik-Religions-eventuell-Gemeinschaft es schafft,
hierzulande auf Basis der Religionsfreiheit Politiker zur
Beschneidung des Grundrechts auf körperliche Unversehrheit zu
bewegen.Das verstehe ich jetzt beim besten Willen nicht. Wie scharf
abgegrenzt sind andere Ethnien deiner Meinung nach?
Was mich da stutzig macht, ist, dass etwas, das lt. Elimech etwas sehr Vages und durchaus nicht konkret eine Religion ist, sich zur Aufrechterhaltung einer (kulturellen / religiösen oder was auch immer) Gewohnheit auf Religionsfreiheit beruft und nur darauf.
Wenn Judentum garnicht so eindeutig eine Religion ist, wäre das doch geschummelt, oder.
Ich will das jetzt nicht direkt im Kontext oder 1:1 mit dem
von Elimelech beschriebenen Judentum verstehen, aber was macht
einen Roma aus? Oder wann spricht man von einer ethnischenMinderheit in einem Land?
Ja, stimmt alles. Ich hatte nur bislang aus dem öffentlichen Auftreten von Juden (z.B. Zentralrat) den Eindruck gewonnen, dass der Glaube an die jüdische Religion das wesentliche Merkmal von Juden sei.
Lese hier zum ersten Mal, dass dem garnicht so ist - frage mich natürlich, ob Elimech da nicht ev. ein Ausnahmejude ist und hier nur seine eigene Sicht der Dinge wiedergibt - wäre ja denkbar.
Bei z.B. ethnischen Minderheiten hat mal als Gemeinsamkeit die ethnische Herkunft, wobei hierzulande verm. Schwarzafrika komplett als ein ethnischer Hintergrund gesehen wird, was angesichts der Größe dieses Gebiets, vor allem verglichen mit Deutschland, ein Witz ist. Gleiches gilt für viele andere Ethnien ebenso.
Aber die sind hierzulande auch nicht mit ihren Zentralräten vertreten, bekommen keine Möglichkeit, sich regemäßig in den Medien darzustellen, weshalb die Unkenntniss nachvollziehbar ist.
Über das Judentum wird man hierzulande ev. nicht gut, aber reichlich informiert. Von atheistischen oder christlichen Juden habe ich dabei nie gehört - ergo schlussfolgere ich, Judentum ist eine Religion. Dass diese nebenbei noch Politik macht, ist klar, das macht jede starke Religion. Dass es eine religiöse Kultur gibt ist auch üblich.
Aber jüdische Politik oder / und Kultur ohne entsprechende Religion ist irritierend.
Man redet ja auch nicht von christlicher oder Buddistischer Politik, obwohl diese Religionen sicher ebenfalls Einfluss auf Politik und Wirtschaft haben. Schon mit christlicher Kultur und deren Zuordnung käme man schnell ins Schwimmen - Kultur in Griechenland, Norwegen, USA oder Sibirien sind sehr unterschiedliche Angelegenheiten. Kein Mensch käme auf die Idee, das alles in einen Topf zu werfen, gemeinsam ist nur die Religion, und selbst die nur vage.
Meines Wissens gibt oder gab es ähnliche Unterschiede zwischen z.B. sibirischen und amerikanischen Juden, zumindest kulturell. Gleich waren aber die religiösen Riten - Fernsehwissen, mag falsch sein.
Und viele solcher nur „unscharf definierbaren“ Volksgruppen
kämpfen um Rechte hinter denen, wie bei der Diskussion um das
Beschneidungsverbot nicht alle Angehörigen dieser Ethnie
stehen müssen. Die Grundlage für rechtliche Schritte mögen
nationale Gesetze, vielleicht auch völkerrechtliche
Vereinbarungen sein, und wenn es da noch nichts gibt, müssen
Entscheidungen her.
Naja, die Entscheidung für das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, gültig auch für Kinder, haben wir.
Demzufolge wird es in Bezug auf die Beschneidung wohl zu einer
Grundsatzentscheidung kommen, die richtungsweisend für die
nächsten Jahre/Jahrzehnte sein wird.
Was ist ein Menschenrecht wert, das man ändert? In diesem Fall sogar ohne echte Not. Eine Beschneidung mit 18 wäre doch kein Drama?
Und was ist mit dem Gleichheitsgrundsatz: alle Menschen/Kinder haben das gleiche Recht, unabhängig von Religion und Herkunft etc…
Nur jüdische Jungs haben nicht das Recht auf eine intakte Vorhaut.
Wie soll das rechtlich gehn?
Kann dann ein muslimisches Familienoberhaupt die Prügelstrafe erstreiten, die immerhin eine noch viel längere Tradition hat als die Beschneidung und sich sicher mit dem schwer interpretierbaren Koran auch begründen lässt?
Der Muslim wäre zudem eindeutig einer Religion angehörig und hätte daher, nach Elimechs Darstellung, eher einen Anspruch auf Wahrung der Religionsfreiheit.
Und warum sollten Punks sich nicht als Religionsgemeinschaft eintragen lassen und das Recht auf Tätowieren und Piercen ihrer unmündigen Kinder erstreiten?
Es ist das Gleiche - 3000 Jahre Tradition sind absolut kein Argument, denn damit könnte man vieles begründen (Abschaffung der Massentierhaltung, 90% Menschen in Arbeit als Bauern, keine Schulpflicht uvm.).
Schade, dass die wenigen wirklich guten Gesetze aus reiner Feigheit verwässert werden.
Gruß, Paran