Urteil zur Säuglingsbeschneidung

Liebes Religionsforum,

als ich vorgestern die Meldung über das Verbot oder vielmehr die Strafandrohung der Beschneidung von Säuglingen aus religiösen Gründen las, war meine erste Reaktion: Um Gottes Willen, das können die nicht machen, das ist ein Angriff auf das Jüdisch-sein in Deutschland. Doch gleich danach kam der zweite Gedanke: Naja,eigentlich haben sie Recht, warum soll ein jüdisch geborenes Kind nicht das gleiche Recht auf körperliche Unversehrtheit haben wie jedes andere, besonders dann, falls es sich später einmal entschließt, nicht jüdisch zu leben?

Ich bin immer noch sehr gespalten in meiner Bewertung des Kölner Urteilsspruches; sehr richtig oder grundfalsch, ich weiß es nicht. Für beides gibt es sehr gute Argumente.

Aber kann es einen Kompromiss geben? Ist es überhaupt vorstellbar, dass die deutschen Juden von einer jahrtausendealten Tradition abgehen und die Beschneidung bis zur Volljährigkeit aufschieben? Eine symbolische Beschneidung installieren?
Oder wird sich das Verbot totlaufen, weil es schlichtweg nicht beachtet wird und die deutsche Justiz Bedenken vor der Strafverfolgung haben wird? Aber wenn dann mal ein Ex-Jude seinen Rabbi verklagt?

Ein wenig ratlos…
Hardey

PS. Ich beziehe mich in diesem Post auf das Judentum, weil ich von den muslimischen Riten noch ahnungsloser bin. Letztere will ich aber weder niedriger werten noch aus dieser Diskussion ausschließen.

Hi.

Ich bin immer noch sehr gespalten in meiner Bewertung des
Kölner Urteilsspruches;

Ich auch:smile:

sehr richtig oder grundfalsch, ich
weiß es nicht.

Beides. (das Gegenteil einer großen Wahrheit kann auch eine große Wahrheit sein. Niels Bohr:smile:

Für beides gibt es sehr gute Argumente.

Die ich auch nachvollziehen kann.

Aber kann es einen Kompromiss geben?

Keine Frage.

Ist es überhaupt
vorstellbar, dass die deutschen Juden von einer
jahrtausendealten Tradition abgehen und die Beschneidung bis
zur Volljährigkeit aufschieben?

Na ja, deutsche und andere Juden kenne ich ne Menge mit voller Ausrüstung. Und in dem Getto wo ich aufgewachsen bin habe ich keinen beschnittenen unter meinen Kumpels kennengelernt.
Aber den Witz darüber habe ich von denen:

Dunkelheit.
Stimme: ah Kati ich wusste gar nicht, dass du keine Jungfrau bist.
Stimme: meint du, dass ich wusste, dass du Jude bist?

PS. Ich beziehe mich in diesem Post auf das Judentum, weil ich
von den muslimischen Riten noch ahnungsloser bin. Letztere
will ich aber weder niedriger werten noch aus dieser
Diskussion ausschließen.

Richtig. Vermutlich sieht man dort die Angelegenheit aber etwas strenger.

Was mich aber sehr interessieren würde warum hat man überhaupt so weit getrieben. Was soll das uns bringen. Haben wir nicht was sehr wichtigeres mit den Religionen zu lösen?

Gruß

Balázs

Moin,

ich bin ebenso ratlos: Auf der einen Seite muss ich R.D. Herzberg zustimmen, der in unnachahmlicher juristischer Klarheit die Begründung für das Kölner Urteil geliefert hat:
http://www.zis-online.com/dat/artikel/2010_7-8_468.pdf

Andererseits fine ich den Artikel von Ramona Ambs bei aller Schärfe wunderbar gelungen:
http://www.hagalil.com/archiv/2012/06/26/koelner-urt…

Es wird wohl dahin kommen, dass die Jungen zur Beschneidung ins Ausland gebracht werden. Bei den Juden darf die Beschneidung nur ein lange und gründlich ausgebildeter Mohel vornehmen.
Ich finse das Urteil unglaublich dämlich, aber das ist meine durch keinen Intellekt gefilterte Emotion.

Wie es bei den Moslems ist, weiß ich nicht; man hört jetzt aber allerlei schreckliche Vermutungen, dass irgendwelche Wald- und Wiesen-Beschneider die Beschneidung in Hinterzimmern oder dunklen Waschküchen praktizieren würden. Ich glaube das nicht, aber ich habe da einfach zu wenig Ahnung.

Gruß - Rolf

Hallo Hardey,

als ich vorgestern die Meldung über das Verbot oder vielmehr
die Strafandrohung der Beschneidung von Säuglingen aus
religiösen Gründen las, war meine erste Reaktion: Um Gottes
Willen, das können die nicht machen, das ist ein Angriff auf
das Jüdisch-sein in Deutschland.
Ich bin immer noch sehr gespalten in meiner Bewertung des
Kölner Urteilsspruches; sehr richtig oder grundfalsch, ich
weiß es nicht. Für beides gibt es sehr gute Argumente.

und wie ist es mit der Beschneidung von Mädchen ?
Die „Befürworter“ (hierzulande natürlich wenig) führen auch
religiöse und oder kulturelle Gründe an.
Es geht darum ob Körperverletzungen von Säuglingen - egal welchen
Geschlechts - an den Genitalien, mit dauerhaften Folgen, ohne
medizinische Notwendigkeit zu rechtfertigen ist nur durch religiöse
Befindlichkeit der Eltern.
Daß das Kind ein Leben lang „gezeichnet“ ist (genau dies wird
beabsichtigt)kommt hinzu auch wenn es dies später meist (Jungen)
akzeptieren sollte.
Diese Frage der Rechtfertigung ist erst mal mit Ja oder nein zu
beantworten.
Kannst Du JA sagen ?

Ein wenig ratlos…

Warum ? Kommst Du in Konflikt wenn Du da Unterschied zwischen
Mädchen und Jungen machen müßtest ?
Oder die starke Gruppe der Juden oder Muslime Dich hindern
Menschenrechte einzufordern weil Du dann als judenfeindlich oder
muslimefeindlich hingestellt werden könntest ?
Oder weil Du noch nicht weißt wohin der „Hase läuft“ und Du nicht
zu den (fremdenfeindlichen u.a.) Verlieren gehören willst ?
Ja, da sollte sich jeder redlich prüfen wo und warum er da
Kompromisse bei den Menschenrechten macht und was da bei einem
abläuft.
Man kann natürlich behaupten, es wäre nicht das Menschenrecht
eines Menschen zu bestimmen, ob er beschnitten werden will oder
nicht, jedenfalls wäre dieses Recht nur auf Erwachsene beschränkt
die anderen müßten sich eben dauerhaft damit abfinden.
Das müßte (juristisch und moralisch) begründet werden - genau hier
liegt der „Knackpunkt“.
Gruß VIKTOR

Hallo,

ich schätze, die Richter konnten nicht anders entscheiden, wenn sie nicht einer Flut von anderen religiös oder traditionell begründeten Verstößen gegen die körperliche Unversehrtheit und entsprechende Prozesse hätten auslösen wollen.

Das Problem ist doch: erlaubt man eine Art des Verstoßes gegen ein Menschenrecht (körperliche Unversehrtheit) stellt man damit das Gesetz völlig in Frage. Danach gehts nur noch um Grenzziehungen, sprich, es darf geschachert werden.
Da könnten sich die Richter oft und langwierig damit befassen, was denn nun akzeptable Körperverletzung ist und was nicht mehr.
Dergleichen war nicht Sinn des Gesetzes.

Ich bin froh, dass die Richter hier eine klare Entscheidung getroffen haben.
Jene, die aus Glaubensgründen körperliche Veränderungen möchten können dies mit der Volljährigkeit immernoch machen. Verschiebt man halt die Beschneiderei auf den 18 Geburtstag - eine Religion, die nicht damit klarkommt, ihre Mitglieder erst im Erwachsenenalter als vollwertige Mitglieder aufzunehmen, hat ein anderes Problem.

Gruß, Paran

Jene, die aus Glaubensgründen körperliche Veränderungen
möchten können dies mit der Volljährigkeit immernoch machen.

Naja, das ist vielleicht ein wenig oberflächlich betrachtet. Religionen verstehen sich nicht als Clubs, deren Vereinsregeln von Menschen gemacht würden. Sie sehen sich als die Lebensform, die dem Willen einer höheren Ordnung (für gewöhnlich „Gott“ genannt) entspricht. Und da die Gottheit (oder mehrere, oder die weltumfassende Weisheit, was auch immer) über den Menschen steht, stehen ihre Normen auch über denen, die Menschen setzen können.

Wenn also, jüdische Sicht, Gott gebietet, Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beschneiden, dann ist das eine absolute Anordnung - es sei denn, es fände sich ein Zusatz im Sinne von „wenn du nicht gerade als Fremdling im Lande bist und das Grundgesetz dir dies Tun verwehrt“, was aber meines Wissens nicht der Fall ist. Und somit steht es für gewöhnlich nicht in der Macht der Gläubigen, solche Gebote einfach den ortsüblichen Umgangsformen anzupassen.

Martinus

3 Like

Und somit steht es für gewöhnlich
nicht in der Macht der Gläubigen, solche Gebote einfach den
ortsüblichen Umgangsformen anzupassen.

Und?

Martinus

Balázs

Hallo,

Religionen haben sich seit ihrer ersten Anfänge laufend verändert und an bestehende Gesetze / Traditionen angepaßt. (Weihnachten zur Wintersonnenwende etc.).
Jede Religion, deren Mitglieder erst mit Erreichen der Volljährigkeit beitreten können und die trotzdem mitsamt ihrer Traditionen forbesteht, kann stolz sein.
Haben die religiösen Oberen, die jetzt gegen diese Entscheidung für das Manschenrecht sturm laufen, etwa Angst, nicht zu der stolzen Kategorie zu gehören?

Müssen die kleine Kinder beeinflussen, um Mitglieder zu bekommen?
Das wäre ein arges Armutszeugniss.

Kleine Kinder passend beeinflussen kann jeder, der die entsprechende Macht hat, machen aber vor allem jene, die berechtigte Sorge haben, dass Erwachsene schwer von der jeweiligen Sache zu überzeugen sind.
Haben unsere Weltreligionen das wirklich nötig?

Gruß, Paran

1 Like

Hallo,

Religionen verstehen sich nicht als Clubs, deren Vereinsregeln
von Menschen gemacht würden. Sie sehen sich als die
Lebensform, die dem Willen einer höheren Ordnung (für
gewöhnlich „Gott“ genannt) entspricht. Und da die Gottheit
(oder mehrere, oder die weltumfassende Weisheit, was auch
immer) über den Menschen steht, stehen ihre Normen auch über
denen, die Menschen setzen können.

Einer der Pluspunkte an der richterlichen Entscheidung ist, dass die Menschenrechte klar vor alle sonstigen Regeln gestellt werden.
Jeder kann im Rahmen des Grundgesetzes Gemeinschaften gründen soviel er mag.

Aber ohne dass das verbriefte Menschenrecht verhandelbar wäre! (könnte mir vorstellen, dass z.B. auch die Hells-Angels da einige Punkte verhandeln möchten).
Dass es da keine Ausnahmen gibt, macht das Recht doch erst zu einem ernst zu nehmenden Recht.

Die klare Ansage, dass jede/r Club, Verein, Religion oder was auch immer mit den hierzulande vereinbarten Regeln halt leben muss halte ich für absolut richtig.
Gleiches Recht für alle und gut is.

Nicht die Menschenrechte sind das Problem, sondern Vereinigungen, die die Menschenrechte nicht achten wollen.

Gruß, Paran

1 Like

Haben unsere Weltreligionen das wirklich nötig?

Hallo Paran,

aber natürlich. Wenn man mich als Kleinkind auf eine Zeitreise geschickt hätte, würde ich wahrscheinlich sehr selbstsicher an andere Götter glauben und mit der Begründung des einzig wahren Glaubens anderen Leuten den Schädel einschlagen.

Das gilt auch bei Gesellschaftsformen, die Personenkulte nutzen (Führer, Stalin …)

Grüße

Ulf

Hallo Viktor,

wenn du die „Beschneidung“ von Mädchen mit der von Jungen vergleichst, dann hast du von der Sache entweder keine Ahnung oder du hast andere Motive.

Daher hier etwas Informationen zur „Beschneidung“ von Mädchen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Beschneidung_weiblicher…
http://www.intact-ev.de/verstuemmelung.html

Mehr bitte selber suchen, „weibliche Beschneidung“ bzw. „female genital mutilation“.

Petra

Wie bitte?
Hallo Hardey!

Ich bin immer noch sehr gespalten in meiner Bewertung des
Kölner Urteilsspruches; sehr richtig oder grundfalsch, ich
weiß es nicht. Für beides gibt es sehr gute Argumente.

Es gibt kein Argument für die Verstümmelung von Kindern, die noch nicht selbst entscheiden können, was sie wollen.

Es geht einfach darum, dass mindestens alle Religionen minus eins falsch liegen (wenn nicht gar alle) und daher eine Begründung durch Religion absolut kein Gewicht hat.

Wenn der Bub volljährig ist, kann er mit seinem Körper machen was er will.

my 2 cents

Gollum

Menschenrecht und Gottesgebot

Einer der Pluspunkte an der richterlichen Entscheidung ist,
dass die Menschenrechte klar vor alle sonstigen Regeln
gestellt werden.

Und der Minuspunkt ist, daß diese Menschenrechte Rechte sind, die nicht nur für, sondern eben auch von Menschen gemacht sind. Und das wirft neue Fragen auf: Wer hat zum Beispiel das Recht dazu, das zu entscheiden? Die Mehrheit (die hatte sich vor nicht allzulanger Zeit in Deutschland auch mal für einen totalen Krieg entschieden)? Die Regierenden (ich glaube, auch die waren damals mit den Stimmen der Mehrheit an die Macht gekommen - und sind wir mal ehrlich: Wer schaut denn den Europaregierenden heute wirklich auf die Finger? Brüssel ist weit weg!)? Ein eingeschworener Zirkel von Weisen gleich welcher Coleur (wer aber soll sagen, wer wirklich weise ist?)?

Es geht mir - nur als Erklärung - nicht darum, die Entscheidung an sich zu beurteilen oder gar zu bewerten. Ich möchte nur auf das Problempotential hinweisen. Ich sage auch nicht, daß es geringer als das der religiösen Gebote sei. Ich meine allerdings, wir müssen auch das bedenken, wenn wir über Gesetze und deren Gültigkeit philosophieren. Denn genau diese Schwierigkeiten sind für religiöse Menschen DAS Argument dafür, die Gebote höher anzusetzen als die Gesetze (auch wenn sie dabei freilich übersehen mögen: auch die besten göttlichen Gebote sind nicht viel besser als das, was ihre menschlichen Ausleger/-innen daraus machen:wink: ). Die eine, richtige Lösung, die wird es wohl nicht geben, solange verschiedene Menschen unterschiedliche Weltanschauungen haben dürfen. Und wer Anderes behauptet, macht es sich vermutlich zu leicht.

Martinus

Die Mär vom unbeeinflußten Kind…
…ist eben auch nur eine Mär:

Kleine Kinder passend beeinflussen kann jeder, der die
entsprechende Macht hat, machen aber vor allem jene, die
berechtigte Sorge haben, dass Erwachsene schwer von der
jeweiligen Sache zu überzeugen sind.

Alle Eltern beeinflussen ihre Kinder - gewollt oder ungewollt. Natürlich ist es eindeutig, wenn man seine Kinder jeden Sonntag in die Kirche (Samstag in die Synagoge oder Freitag zur Moschee) schleppt. Aber auch der Verzicht auf religiöses Leben mit den Kindern ist ein Signal: Das ist (für dich/mich) nicht wichtig.
Um sich frei entscheiden zu können, müssen die Kinder auch wissen, wofür und wogegen. Ihnen nur das Nichts zu zeigen, ist auch Beeinflussung. Aber auch der liberale Umgang, bei dem die Kinder alles kennenlernen, um sich eine Meinung zu bilden, hat schon wieder eine beeinflussende Aussage: Es ist alle gleich und gleichberechtigt (und das wäre - um es am Bild der christlichen Konfessionen zu verdeutlichen - eindeutig evangelisch, weil die Katholiken die Vorherrschaft ihrer Kirche annehmen). Und selbst wenn ich mehrere Möglichkeiten eröffne, muß ich wählen, welche…

Das ganze ist eine Dilemmasituation. Am Ende müssen die Eltern eben doch verantwortlich entscheiden, in welche Richtung sie ihre Kinder beeinflussen. Daran ist auch nichts Verwerfliches. Heikel wird es nur, wenn Eltern meinen, der eine, von ihnen eingeschlagene Weg, sei der einzig wahre Königsweg. Und wenn sie später nicht akzeptieren, daß ihre Kinder andere Wege wählen möchten. Aber das ist ja erst der Schritt, der dem der Erziehung folgt.

Martinus

P.S.

Religionen haben sich seit ihrer ersten Anfänge laufend
verändert und an bestehende Gesetze / Traditionen angepaßt.
(Weihnachten zur Wintersonnenwende etc.).

Im Prinzip richtig - die Frage ist nur, ob es zentrale Aussagen/Gebote sind, die auf Grund weltlicher Einflüsse über den Haufen geworfen werden, oder eher randständige Fragen (wie z.B. die, ob eine Ehe nun vor einem Pfarrer oder dem Standesbeamten geschlossen werden muß). Hier geht es eindeutig um einen zentralen Punkt, und an denen wurde kaum gerüttelt.

Jede Religion, deren Mitglieder erst mit Erreichen der
Volljährigkeit beitreten können und die trotzdem mitsamt ihrer
Traditionen forbesteht, kann stolz sein.

Und was sollen die Kinder bis dahin glauben? Was sollen die Eltern auf Fragen wie die, wo alles Leben herkommt und was mit den Toten passiert, sagen? Die einzig ehrliche Antwort, daß wir es nicht wissen?

Haben die religiösen Oberen, die jetzt gegen diese
Entscheidung für das Manschenrecht sturm laufen, etwa Angst,
nicht zu der stolzen Kategorie zu gehören?

Nein, sie nehmen ihren Auftrag ernst: Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Müssen die kleine Kinder beeinflussen, um Mitglieder zu
bekommen?

Siehe oben.

Haben unsere Weltreligionen das wirklich nötig?

Nötig nicht, aber sie haben auch keine echte Alternative, wenn sich selber nicht untreu werden wollen. Sonst wären sie wie die überzeugten Atheisten, die ihre Kinder, nur weil das in Altbayern so gut wie jeder tut, trotzdem in den katholischen Religionsunterricht schicken. Wäre das glaubwürdiger?

2 Like

Hallo Petra,

wenn du die „Beschneidung“ von Mädchen mit der von Jungen
vergleichst, dann hast du von der Sache entweder keine Ahnung
oder du hast andere Motive.

paperlapapp.
Genau dies befürchten viele wenn sie eigentlich „sachlich“
urteilen sollten daß sie, wenn sie denn Beschneidung nicht
akzeptieren können (wie auch immer) von einer bestimmten Fraktion
in die böse Ecke gestellt werden.
Es ist einfach unverschämt - von Dir und den Vertretern der
entsprechenden Fraktion - jedesmal wenn Diskussionen für diese
„unangenehm“ werden die „Keule“ der Judenfeindlichkeit des
Antijudaismus usw. auszupacken (offen oder versteckt wie bei Dir)
mit dem Hintergrund der jüngsten deutschen Geschichte.

Daher hier etwas Informationen zur „Beschneidung“ von Mädchen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Beschneidung_weiblicher…
http://www.intact-ev.de/verstuemmelung.html

Diese Schlaumeierei kannst Du Dir sparen.Belehrung von Dir brauche
ich bestimmt nicht.
Es geht hier um grundsätzliche Fragen und nicht um die graduelle
Körperverletzung oder ein bisschen mehr Menschenrechtsverletzung
da gegen „größere“ Menschenrechtsverletzungen dort.

Petra

Natürlich kommt da kein Gruß von Dir, ich bin ja in die „böse Ecke“
gestellt.
von mir aber
Herzlicher Gruß VIKTOR.

7 Like

Und was sollen die Kinder bis dahin glauben? Was sollen die
Eltern auf Fragen wie die, wo alles Leben herkommt und was mit
den Toten passiert, sagen? Die einzig ehrliche Antwort, daß
wir es nicht wissen?

Für ersteres haben wir Ideen und letzteres wissen wir. Es ist nicht so, dass wir solche Fragen nicht beanworten können.

Nein, sie nehmen ihren Auftrag ernst: Du sollst Gott mehr
gehorchen als den Menschen.

Mit Blick auf die Vergangenheit der Kirchen kann man aber feststellen, dass zumindest die christlichen Kirchen regelmäßig gegen ihre eigenen Gebote verstoßen haben und dass man im Laufe der Jahrhunderte immer mal wieder die Regeln anpasste, wenn sie nicht mehr opportun waren.

Oder schau in das Judentum - wenn man sich anschaut mit welchen Gerätschaften man versucht den Schabbat auszuhebeln - manchmal gewinnt man den Eindruck, die Juden halten ihren Gott für einfältig.

Nötig nicht, aber sie haben auch keine echte Alternative, wenn
sich selber nicht untreu werden wollen. Sonst wären sie wie
die überzeugten Atheisten, die ihre Kinder, nur weil das in
Altbayern so gut wie jeder tut, trotzdem in den katholischen
Religionsunterricht schicken. Wäre das glaubwürdiger?

Hast du nicht genau das weiter oben als den besten Weg angepriesen? Das man den Kindern Gelegenheit geben soll, selber zu entscheiden, was sie für richtig halten?

Wenn man aus einem rationalen Elternhaus kommt, wird man als Kind vermutlich schnell merken, dass hinter dem was man im Religionsunterricht lernt nur heiße Luft steckt, aber - wie du schon sagtest:

Um sich frei entscheiden zu können, müssen die Kinder auch wissen,
wofür und wogegen.

1 Like

Ich sehe das wie Viktor.

Wenn wir eine körperliche Verstümmelung aus religiösen Gründen zulassen, dann ist der Rest nur noch eine graduelle Unterscheidung.

2 Like

Was sollen die Eltern auf Fragen wie die, wo alles Leben herkommt und was mit
den Toten passiert, sagen?

Für ersteres haben wir Ideen

Stimmt - aber sind die „besser“ als das, was die Religionen lehren? Steht da nicht „Idee“ gegen „Idee“?

und letzteres wissen wir.

*staun* Respekt, das war mir neu. Ich war bis gerade eben der Überzeugung, daß bislang noch niemand „drüben“ war und zurückkam, um uns zu sagen, wie’s wirklich weitergeht. Klar, daraus mag man Rückschlüsse ziehen, aber die würde ich noch nicht als „Wissen“ zulassen :wink:.

Nein, sie nehmen ihren Auftrag ernst: Du sollst Gott mehr
gehorchen als den Menschen.

Mit Blick auf die Vergangenheit der Kirchen kann man aber
feststellen, …

Das steht außer Frage. Es ging mir nur darum, die Motivation derer aufzuzeigen, die als religiöse Menschen denken und handeln - denn wenn man sich hier so manchen Beitrag anschaut, kann man erkennen: Das ist nicht allen klar. Gegenseitiger Respekt setzt aber auch ein gewisses Maß an Wissen um die Sichtweise der Anderen voraus.

Nötig nicht, aber sie haben auch keine echte Alternative, wenn
sich selber nicht untreu werden wollen. Sonst wären sie wie
die überzeugten Atheisten, die ihre Kinder, nur weil das in
Altbayern so gut wie jeder tut, trotzdem in den katholischen
Religionsunterricht schicken. Wäre das glaubwürdiger?

Hast du nicht genau das weiter oben als den besten Weg
angepriesen? Das man den Kindern Gelegenheit geben soll,
selber zu entscheiden, was sie für richtig halten?

  1. Würde ich (hoffentlich) nie einen „besten Weg“ anpreisen.
  2. Ist die Teilnahme am Religionsunterricht keine Entscheidung; sie ist einseitig und beeinflußt eine Entscheidungsfindung (was man ja durchaus bejahen kann, wenn man hinter dem, was dort gelehrt wird, steht).
  3. Ich halte es für wichtig, daß sich Eltern (a) der Tatsache, daß sie immer beeinflussen bewußt sind und nicht so tun, als wären sie neutral. Und daß sie (b) ihrem Kind, wenn es selber entscheiden kann, die Freiheit dazu lassen, auch einen anderen als den elterlichen Weg zu wählen (wobei man nun wieder diskutieren kann, ab wann Kinder dazu fähig sind; religionsmündig sind sie laut Gesetz ja ab 14…).

Martinus

P.S. Das…

Wenn man aus einem rationalen Elternhaus kommt, wird man als
Kind vermutlich schnell merken, dass hinter dem was man im
Religionsunterricht lernt nur heiße Luft steckt,…

…kann man sicher auch anders sehen.

1 Like

Für ersteres haben wir Ideen

Stimmt - aber sind die „besser“ als das, was die Religionen
lehren? Steht da nicht „Idee“ gegen „Idee“?

Es ist etwas mehr als das. Die eine Idee ist nach unserem Verständnis des Universums physikalisch möglich und es gibt darüber hinaus Indizienbeweise dafür. Die andere Idee steht in Widerspruch zu dem uns bekannten Universum und es gibt von vornerherein gar keine Indizienbeweise für sie. Den Rest erledigt normalerweise Occhams Razor.

*staun* Respekt, das war mir neu. Ich war bis gerade eben der
Überzeugung, daß bislang noch niemand „drüben“ war und
zurückkam, um uns zu sagen, wie’s wirklich weitergeht. Klar,
daraus mag man Rückschlüsse ziehen, aber die würde ich noch
nicht als „Wissen“ zulassen :wink:.

Es gibt kein drüben. Es geht nicht weiter. Ein ‚drüben‘ oder ein ‚weiter‘ würde widerum gegen alles verstoßen was wir bisher über die Welt wissen. Und ich möchte nocheinmal anfügen: Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen es könnte irgendwie weitergehen.

All unsere Gefühle, Empfindungen und Gedanken lassen sich bereits heute zweifelsfrei auf physikochemische Vorgänge in unserem Körper zurückführen. Ohne Hormone gibt es keine Gefühle. Wer wir sind, wie wir sind wird maßgeblich von der Ausprägung unseres Hirns beeinflusst. Man muss nur mal Schlaganfall-Patienten sehen oder andere Menschen, die eine Hirnschaden davongetragen haben. Das Konzept eines Geistes ohne Körper ist damit von vorneherein Murks.

  1. Ist die Teilnahme am Religionsunterricht keine
    Entscheidung; sie ist einseitig und beeinflußt eine
    Entscheidungsfindung (was man ja durchaus bejahen kann, wenn
    man hinter dem, was dort gelehrt wird, steht).

Ich hatte das eher so gemeint, dass es eine Gelegenheit zum Kennenlernen der Religionen ist.

Was die Ideen und Vorstellungen von hüben und drüben angeht: Hier stoßen schlicht zwei Weltbilder aufeinander, die jeweils in sich schlüssig sind, ohne sich den Anhängern des jeweils anderen zwangsläufig zu erschließen. Um hier wirklich eine Entscheidung treffen zu können, bräuchte es eine Instanz, die über allem steht - und die haben wir nicht.
Nicht nur der Blick in die Kirchengeschichte, auch der in die Geschichte der Wissenschaften zeigt, daß schon so manche „bewiesene“ Tatsache als Irrtum erkannt wurde. Und vieles, was wir heute beweisen können, mußten unsere Urahnen als Vermutung akzeptieren - oder als Unvorstellbar ablehnen.

Und zum Religionsunterricht: Ich fürchte, der ist nur bedingt geeignet, um eine Religion „nur“ kennenzulernen. Im Gegensatz zu Ethik oder LER ist Religionsunterricht bekenntnisgebunden. Das heißt, er lehrt alles aus der Sicht der Religionsgemeinschaft. Und auch der Blick auf Andersdenkende, der ja durchaus vorkommt, erfolgt durch diese eigene Brille. Das würde mindestens einen reflektierten Umgang des Themas durch die Eltern zu Hause erfordern.

Martinus