Die Mär vom unbeeinflußten Kind…
…ist eben auch nur eine Mär:
Kleine Kinder passend beeinflussen kann jeder, der die
entsprechende Macht hat, machen aber vor allem jene, die
berechtigte Sorge haben, dass Erwachsene schwer von der
jeweiligen Sache zu überzeugen sind.
Alle Eltern beeinflussen ihre Kinder - gewollt oder ungewollt. Natürlich ist es eindeutig, wenn man seine Kinder jeden Sonntag in die Kirche (Samstag in die Synagoge oder Freitag zur Moschee) schleppt. Aber auch der Verzicht auf religiöses Leben mit den Kindern ist ein Signal: Das ist (für dich/mich) nicht wichtig.
Um sich frei entscheiden zu können, müssen die Kinder auch wissen, wofür und wogegen. Ihnen nur das Nichts zu zeigen, ist auch Beeinflussung. Aber auch der liberale Umgang, bei dem die Kinder alles kennenlernen, um sich eine Meinung zu bilden, hat schon wieder eine beeinflussende Aussage: Es ist alle gleich und gleichberechtigt (und das wäre - um es am Bild der christlichen Konfessionen zu verdeutlichen - eindeutig evangelisch, weil die Katholiken die Vorherrschaft ihrer Kirche annehmen). Und selbst wenn ich mehrere Möglichkeiten eröffne, muß ich wählen, welche…
Das ganze ist eine Dilemmasituation. Am Ende müssen die Eltern eben doch verantwortlich entscheiden, in welche Richtung sie ihre Kinder beeinflussen. Daran ist auch nichts Verwerfliches. Heikel wird es nur, wenn Eltern meinen, der eine, von ihnen eingeschlagene Weg, sei der einzig wahre Königsweg. Und wenn sie später nicht akzeptieren, daß ihre Kinder andere Wege wählen möchten. Aber das ist ja erst der Schritt, der dem der Erziehung folgt.
Martinus
P.S.
Religionen haben sich seit ihrer ersten Anfänge laufend
verändert und an bestehende Gesetze / Traditionen angepaßt.
(Weihnachten zur Wintersonnenwende etc.).
Im Prinzip richtig - die Frage ist nur, ob es zentrale Aussagen/Gebote sind, die auf Grund weltlicher Einflüsse über den Haufen geworfen werden, oder eher randständige Fragen (wie z.B. die, ob eine Ehe nun vor einem Pfarrer oder dem Standesbeamten geschlossen werden muß). Hier geht es eindeutig um einen zentralen Punkt, und an denen wurde kaum gerüttelt.
Jede Religion, deren Mitglieder erst mit Erreichen der
Volljährigkeit beitreten können und die trotzdem mitsamt ihrer
Traditionen forbesteht, kann stolz sein.
Und was sollen die Kinder bis dahin glauben? Was sollen die Eltern auf Fragen wie die, wo alles Leben herkommt und was mit den Toten passiert, sagen? Die einzig ehrliche Antwort, daß wir es nicht wissen?
Haben die religiösen Oberen, die jetzt gegen diese
Entscheidung für das Manschenrecht sturm laufen, etwa Angst,
nicht zu der stolzen Kategorie zu gehören?
Nein, sie nehmen ihren Auftrag ernst: Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Müssen die kleine Kinder beeinflussen, um Mitglieder zu
bekommen?
Siehe oben.
Haben unsere Weltreligionen das wirklich nötig?
Nötig nicht, aber sie haben auch keine echte Alternative, wenn sich selber nicht untreu werden wollen. Sonst wären sie wie die überzeugten Atheisten, die ihre Kinder, nur weil das in Altbayern so gut wie jeder tut, trotzdem in den katholischen Religionsunterricht schicken. Wäre das glaubwürdiger?