Hallo, Ralf!
Du schreibst:
Oder sollte Dir tatsächlich nicht aufgefallen sein, dass Du
diese Frage einem orthodoxen Juden stellst?
Was den Aspekt der Toleranz betrifft, verstehe ich Deine Zielrichtung und gebe Dir hier ; allerdings darf das Ganze dann nicht so enden, daß orthodoxe Juden Jesus als Häretiker bezeichen dürfen, Christen ihn aber nicht als Sohn Gottes. Gleiches Recht für alle! Jeder Christ weiß, daß Jesus von jüdisch- und korangläubigen Mitmenschen (war das jetzt tolerant genug ?) nicht als Sohn Gottes betrachtet wird; umgekehrt weiß doch auch jeder Angehörige der beiden anderen abrahamischen Religionen, daß ein Christ eben von Jesus als dem Messias ausgeht und in einer religiösen Diskussion mit dieser Formulierung nicht zwangsläufig ein Missionierungsversuch verbunden ist. Irgendwie muß man einen Gedanken doch noch formulieren können, der Christ schildert halt seine Sicht der Dinge - eingedenk des Wissens, daß sein Gegenüber nicht unbedingt der gleichen Meinung sein muß - und der Jude/Israelit beruft sich auf den Talmud, ohne zu erwarten, daß der Christ die Griechischen Schriften sofort wegwirft. Wenn man beim Vertreten der eigenen Überzeugung so wachsweichpolitisch-korrektgefühleandererschonend formuliert, daß es niemanden stört, dann hat man bald einen Text vor sich liegen, den niemand mehr erfassen kann und dessen eigentlicher Gedanke untergeht. Natürlich rede ich hier nicht der Provokation das Wort, sondern meine ein selbstbewußtes, dennoch rücksichtsvolles Vertreten der eigenen Ansichten.
Der Stifter des Christentums wurde vermutlich idR auf
Aramäisch mit seinem Namen angesprochen - also Jeschua oder
kurz Jeschu. Dies geht auf das ältere ‚Jehoschua‘ zurück.
Ist das jetzt eigentlich schon lustig oder der Beweis für die Richtigkeit der ersten Hälfte meiner Überschrift? Da hast Du also überhaupt kein Problem damit, darzulegen, daß der Name (heute im Deutschen ausgesprochen) „Jesus“ in der ursprünglichen Form schon sehr nach „Jehova“ klingt - was logisch ist, da er vom Sinn her Gott ja die Ehre als Quelle der Rettung gibt. Wäre es da nicht logisch, schlußzufolgern, daß ein Name, der sich an den Gottesnamen anlehnt und in seiner ursprünglichen Form bekannt ist, mit hoher Wahrschein-lichkeit auch den Gottesnamen in seiner damaligen Aussprache genau wiedergibt? Eigentlich zwingt Deine Erklärung diesen Gedanken geradezu auf, wofür ich Dir sehr dankbar bin.
Dann kommen wir aber sehr schnell zu der Frage, warum so wenige von diesem Wissen Gebrauch machen. Die Lösung ist bekannt, wie mir mein damaliger Pfarrer sagte: Es wäre ja noch schöner, wenn man den einzigen, die sich ernsthaft bemühen, den Namen Gottes zu gebrauchen,
auch noch die Argumente liefert! Also wird dieser Name (ein heiliger Name und der Name für die höchste Person, die es gibt, also wohl nicht ganz unwichtig) einfach totgeschwiegen oder diejenigen, die ihn gebrauchen, verleumdet.
In diesem Zusammenhang herzlichen Dank dafür, daß Du die unsägliche Mode, aus lauter politischer Korrektheit das Sachwort „Gott“ nicht vernünftig zu schreiben, nicht mitmachst! Daß „Gott“ einfach ein Titel oder eine Bezeichnung ist, habe ich in diesem Forum ja schon dargelegt.
Und jetzt kommen wir wohl zum zweiten Teil meiner Überschrift: die Phantasie und Kreativität, mit der lesende und gebildete Menschen nach dem Erfahren einer von ihnen nicht erwarteten Wahrheit um ebendiese herumlavieren, hat geradezu groteske Züge. Das zwanghafte Vermeiden des Gottesnamens, das Hervorheben der Bedeutung menschlicher Tradition bei gleichzeitigem Ignorieren des göttlichen Willens („Dein Name werde geheiligt“…„dies ist mein Name auf unabsehbare Zeit“…) erfüllt schlichtweg den Tatbestand des Vorsatzes. Ob unser Schöpfer es allerdings lustig findet, wie die Hüter der eigenen Tradition mit seinem Namen umgehen, darf angezweifelt werden.
Ganz richtig wird immer wieder in diesem Forum betont, daß es schon lange Tradition ist, den Namen Gottes zu vermeiden oder andere Bräuche mit Tradition erklärt. Respekt vor soviel Fachwissen! Aber was aus diesem Wissen gemacht wird, ist für den Besitzer dieser „Weisheit“ geradezu beschämend! Seit wann ist es ein Argument, daß es früher so gemacht wurde? Es kann doch höchstens die Erklärung für einen weit verbreiteten Irrtum oder eine Fehlentwicklung sein!
Der zwingende Schluß müßte doch lauten: die, die sich selbst wichtiger nehmen als Gott, verschwiegen seinen Namen - auf welche Art auch immer. Wir aber wissen das und wollen diesen Fehler nicht noch einmal machen!
Deswegen mache ich diesen Namen bekannt und freue mich darüber, diesen Namen kennen und tragen zu dürfen (Ihr seid meine Zeugen…)
Ein anderer Mitleser in diesem Forum (Namen kann ich jetzt leider nicht herausfinden, da ich nicht weiß, wie man während des Schreibens „querliest“) schrieb ganz richtig, daß selbst bei nicht genauer Kenntnis der genauen Aussprache zumindest der ernstgemeinte Versuch gemacht werden sollte, Gott so zu nennen, wie er es verlangt.
Die Erklärung von @Harald Zauner, daß seine Kinder „Papa“ sagen, ist erstmal einleuchtend, ja impliziert sogar die Idee, daß kleine Kinder dieses Wort anfangs vielleicht sogar falsch sprechen würden. Allerdings wird bei diesem Gedanken übersehen, daß er sich doch sehr wundern würde, wenn seine Kinder im Alter von z. B. 15 Jahren immer noch „Dada“ sagen würden, und nach seinem Hinweis darauf, wer er wirklich sei, käme die Antwort: „Du weißt doch, daß ich Dich meine“. (Wenn jetzt einer sagt, daß es ihm vielleicht gefallen würde, weil es so goldig klingt, versteht er den Gedanken nicht und antwortet am eigentlichen Thema vorbei)
Also: warum nicht einfach den Namen Gottes benutzen, wenn doch so einfach zu erkennen ist, wie Er darüber denkt?
Danke für Dein sachkundiges Posting, es war mir eine große Hilfe dabei, zu zeigen, daß das Wissen um gewisse Dinge da ist, aber der Wille zur Umsetzung aus den verschiedensten Gründen oft nicht vorhanden ist (das soll jetzt keine Wertung sein).
Weiterhin alles Gute bei Deiner schwierigen „Aufgabe“ wünscht Dir
Kai-Reginald