Servus,
ja, das ist bedenklich - unnötiger Zucker ist das, was man am wenigsten braucht und am leichtesten weglassen kann. z.B. indem man keinen Ersatz isst, sondern Essen. Es gibt haufenweise industriell vorgefertigte Nahrungsmittel, in denen Zucker nur wegen des äußeren Aussehens drin ist - z.B. würden eingelegte Gurken ohne Zucker einen leicht grauen Farbton annehmen. Für die Aromen braucht man ihn bei diesen (wie auch bei sehr vielen anderen Dingen) überhaupt nicht.
Abgesehen von der Sache mit dem Zucker, die @Zerschmetterling bereits dargelegt hat, hast Du vermutlich auch sonst ein ziemlich grundsätzliches Ernährungsproblem, wenn Du 3*wöchentlich Fleisch bereits als eine Art Diät betrachtest und dabei noch in rauhen Mengen Kohlenhydrate einbaust, die nur etwas langsamer wirken als Zucker, aber in die selbe ungünstige Richtung.
Gemüse - sättigendes Eiweiß (Nüsse, Linsen, andere Hülsenfrüchte, Fisch (gerne auch solche Klöpse wie Makrelen), Calamari, Garnelen, Falafel natürlich, wohlschmeckende, wertvolle Öle (Raps- , Lein- , Olivenöl, Traubenkernöl, Walnussöl usw.) können, vor allem jetzt, wo man noch einige Wochen lang in Gemüse regelrecht baden kann, die Grundlage Deiner Ernährung bilden - da gibt es haufenweise zu entdecken. Dreh mal einen halben Blumenkohl durch die grobe oder mittlere Scheibe der Minna oder Moulinette, dünste ihn zuerst ziemlich brutal, dann einige Minuten sanfter mit Dill und etwas Salz in einem guten Öl an und wundere Dich, dass sich das Ergebnis auf dem Teller genau wie Reis verwenden lässt - gut auch verwendbar als Hintergrund in der jetzt losgehenden Pilzsaison, da kann man dann Bandnudeln, Kartoffeln usw. zum Pilzgericht grade weglassen.
Schneide eine etwas zu groß gewordene, dicke Zucchini mit einem Julienneschneider in die Struktur von Spaghetti (wenn Du innen an die Kerne kommst, den Schlonz mit einem Löffel rausholen), salze die Streifen ein und drücke sie nach vielleicht zwei Stunden gut aus. Lass eine Pfanne heiß werden, gib Öl rein und brate kleingeschnittene Schalotten kurz an, dann die Zucchinistreifen dazu, etwa vier Minuten dünsten. Die Optik und die Konsistenz machen, dass man diese gedünsteten Zucchinistreifen auf dem Teller grade so verwenden kann wie Spaghetti.
Jetzt grade gibt es überall guten Knoblauch. Schlag Dir mal eine Aioli mit dem Mörser auf - die Aioli ist übrigens nicht nur eine Sauce, sondern auch ein ganzes Gericht: Das bildet sie zusammen mit in Salzwasser mit einem ordentlichen Bukett glatter Petersilie gegarten Karotten, dito Blumenkohl und Bacalau. Keine Angst vor dem hohen Öl- und Eigehalt dieser Sauce - anders als viele Ersatzstoffe macht sie pappsatt, man kann nicht zu viel davon essen.
Für ein richtig wuchtiges Essen mach Dir mal Lasagne, pack aber bloß unten in die Form eine Schicht Lasagneblätter und ersetze die übrigen durch in Dampf vorgegarte Weißkohlblätter. Die flachen Köpfe mit fleischigen Blättern, die es jetzt grade beim Türken gibt, sind prima dafür geeignet. Eine einzige Schicht Lasagneblätter unten drin reicht aus, um das Lasagne-Mundgefühl zu erzeugen, für den Rest tut es der Kohl genauso gut (oder besser, wenn Du demnächst an Gemüseschwerpunkt gewöhnt bist).
Wenn Du Dir einmal die Woche ein Loué-Hähnchen gönnst, lässt Du die anderen beiden Tage, für die Du Dir Geflügelfleisch vorgenommen hattest, dieses gerne weg, um Dir die Erinnerung an den Gickel nicht zu verderben…
Wenn Du Dich ein wenig mit Gemüse beschäftigt hast, freust Du Dich regelmäßig über das, was der Wechsel der Jahreszeiten neu auf den Tisch bringt: Obwohl wir uns noch mitten in der Ratatouille-Saison befinden, haben wir letzten Samstag den Beginn des Mangolds mit Pfannkuchen von Kichererbsenmehl mit Mangoldfüllung gebührend begangen (es gab dazu einen hübschen Auxerrois aus Cleebourg, aber das hat die Fettleber jetzt nicht gehört…). Fenchel, Sellerie, Karotten, Lauch werden nach und nach erwachsen und kündigen Herbststimmungen an. Der Feldsalat keimt grade eben und freut sich auf Grenobler Walnüsse. Die Muskatkürbisse haben wenig und spät angesetzt, aber jetzt schaut es aus, als könnte man sie doch vor dem Frost ernten und im Regal noch vollends reifen lassen - Kürbisgemüse mit Ingwer und ein paar Krabben: das steht für einen wohlgelungenen Herrbscht.
Der Salat der Woche ist seit Monaten gleich und jedesmal anders: Grundlage ist immer Romana - Paprika - Frühlingszwiebel - schwarze Oliven - Kapern - Sardellen - Bohnen - Gurken - Tomaten - hartes Ei. Die Gewichtung der Zutaten wechselt mit der Saison, ebenso das Grünzeug: Rauke - glatte Petersilie - Basilikum - Dill - Nanaminze. Wischdisch für die Vinaigrette: Schwerter Senf aus der letzten historischen Senfmühle Westfalens. Nix scharf bis zum Umfallen, ein herrlich gemüsiges Senfaroma, man kann ihn regelrecht pur löffeln. Außerdem (hat Adelheid aus einer Kunst- und Historienreise zu Ehren von Nikolaus von Smyrna aus Anatolien mitgebracht) Nar Ekşisi - ich mache kaum mehr Salatsoßen ohne dieses Elixier.
Ich glaub, ich sollte jetze aufhören zu schwärmen - keine Ahnung, ob Du überhaupt Lust auf diesen Dampfer hast… Aber Du glaubst (noch) nicht, wie schön es sein kann, „Diät“ zu essen und dabei keine Einschränkungen, sondern immer nur Bereicherungen zu erleben.
Abschließend noch ein bissel Reklame in Sachen sättigende Nüsse: Richtige spanische Mandeln (nicht den geschmacksneutralen Ersatz aus Kalifornien) und ohne Öl und Salz behutsam auf den Punkt geröstete Cashewnüsse und noch viele andere schönen Dinge aus dieser Kante bekommst Du bei einem Versandhändler namens „Berliner Nuss“.
In diesem Sinne
MM