Verbot der Kontaktaufnahme mit dem Jenseits

Liebe/-r Experte/-in,

Jesus soll angeblich die Kontaktaufnahme mit dem Jenseits verboten haben, bzw. davor gewarnt haben.

Wenn das stimmt, dann bedeutet dies ja logischerweise, dass eine Kontaktaufnahme mit dem Jenseits grundsätzlich möglich ist, sonst hätte Jesus dies nicht eigens verbieten müssen.

Kann mir jemand sagen, wo genau in der Bibel diese Worte Jesu zu finden sind (Bibelstelle)

Vielen Dank und schönen Sonntag noch…

LG Hilde

Ich weiß keine stelle, wo Jesus die kontaktaufnahme mit dem Jenseits verboten hat. Er selbst holt nach der späten Evangeliumserzählung (ist mehr theologische Deutung) den Lazarus aus dem Jenseits zurück.
Man müsste fragen: Was verstehen die Evangelien und was verstehen wir unter Jenseits?
Sage und erkläre mir, was Raum, Zeit, Energie, Evolution ist - und ich kann dir ein wenig mehr über Jenseits und Ewigkeit begreiflich machen.
Wir Menschen können nur in diesen Kategorien denken.

Wolfgang Dettenkofer

Liebe Hilde,

unten dran drei Stellen aus dem Alten Testament, die gut zeigen wie ernst es Gott mit diesem Gebot war. Von Jesus selbst gibt es keine Aussage die direkt etwas zu der Thematik sagt. Allerdings ging es Jesus immer um die Beziehungen zu den Lebenden. Der Tod selbst sieht er als zu überwindenden Feind. Zwei Dinge sind dabei noch wichtig: 1) Vieles brauchte Jesus nicht mehr direkt zu erwähnen, weil es in seinem Volk sehr klar war wie Gott dazu steht - wenn er auf die Gesetze nochmal direkt eingegangen ist, dann um die klar zu deuten und dem eigentlichen Sinn zu erklären (s.Bergpredigt Mt.5-7 u.a.)
2) Jesus ging es immer um Befreiung und Vergebung mit dem Ziel zu zeigen wie Gott-Vater uns liebt. Deshalb warf man im ja auch vor ein Fresser und Weinsäufer zu sein - er scheute halt nicht die Gemeinschaft mit den üblichen „Ausgestoßenen“ des Volkes.

Fazit: Jesus zentrale Botschaft war: Kehre vom verkehrten Weg um, den Gottes Reich ist ganz nahe.(Math.4,12-17) Liebe Gott von ganzem Herzen, ganzen Verstand, ganzem Gefühl und aller Kraft und Deinen Nächsten und Dich selbst.(Lk.10,25-28) Dieses lässt keinen Raum mehr sich an eine andere Kraft zu wenden.

Jetzt zu der Frage - kann man Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen? Ja - dieses ist aus Sicht der Bibel möglich. Die Frage ist nur, mit wem nimmt man wirklich Kontakt auf? Mit den Seelen von Verstorbenen? Oder - wenn wir das weltweit gängiste spirituelle Weltbild nehmen - mit Geistern (Dämonen). Andere Völker auf unserem Globus, die nicht durch eine „Entgeistlichung“ gegangen sind, sprechen diese Annahme auch direkt aus.
Also, wenn der Kontakt zu Toten bedeutet, dass man in Wirklichkeit mit Dämonen etc. Kontakt aufnimmt, dann findest du sicher sehr viele Stellen im At und NT die ganz klar zeigen, das Jesus nicht der Freund dieser Wesen ist. Lies dazu einfach mal die Evangelien durch und die Apostelgeschichte, dann hast Du einen guten Überblick.

Nun zu den Stellen:

3.Mose 20,6
Wenn sich jemand zu den [a]Geisterbeschwörern und Zeichendeutern wendet, dass er mit ihnen Abgötterei treibt, so will ich mein Antlitz gegen ihn kehren und will ihn aus seinem Volk ausrotten.
a) Kap 19,31

5.Mose 18,10
dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter [a]durchs Feuer gehen lässt oder [b]Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt
a) 3.Mose 18,21; b) 3.Mose 19,26.31

5.Mose 18,11
oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder [a]Zeichendeuterei vornimmt oder [b]die Toten befragt.
a) 3.Mose 20,27;

Viel Segen für Dich

Verehrte Hilde, mir ist die Quelle, aus der sie dieses angebliche Verbot Jesu, Kontakt mit dem Jenseits aufzunehmen, nicht bekannt. Ich darf aber einmal vermuten, dass es sich um Esoterik, Pseudowissenschaft oder Sekten(un)wesen handelt. Als Theologe darf ich Ihnen aus dem Stegreif dazu sagen, dass es gerade im Christentum darum geht,zu einem sehr persönlichen Gott in Beziehung zu treten. Dieser Gott der Liebe steht dabei in einem einmaligen und einzigartigen Verhältnis zu Jesus von Nazareth, was bildlich gesprochen als „Gottessohnschaft“ bezeichnet werden darf und soll.
Durch Glaube und Taufe steht der Christ dabei in einer untrennbaren Lebens-und Liebesgemeinschaft mit Jesus Christus, und ist durch ihn und in ihm verbunden mit Gott, als der Quelle allen Lebens. Es geht also in der christlichen Spiritualität nicht um eine okkulte Kontaktaufnahme mit einem nebulösen „Jenseits“, sondern um eine konkrte und persönliche Beziehung zu Jesus Christus, der im Heiligen Geist in uns wirkt. Im Christentum ist Gott Mensch geworden, und hat damit das Diesseits zum Ort der Gotteserfahrung gemacht. Wir begegnen Gott in den Menschen, die uns begegnen, und in den Ereignissen, die uns widerfahren. Insofern besteht sogar der Unterschied der christlichen Religion zu allen anderen Religionen darin, dass wir das Jenseits im Diesseits, die Transzendenz in der Immanenz finden, Gott im Menschen. Schon das alttestamentliche Judentum hat den persönlichen und personalen Gott der Liebe, des Weggeleits und der Nähe verkündet,das Christentum hat dieses persönliche, im Hier und Jetzt angesiedelte Gottesbild, in der Person Jesu Christi noch überboten, ohne dabei mit ihm im Widerspruch zu liegen.
Sollten Sie mit „Jenseits“ jene neue, gewandelte Welt meinen, die jenseits von Raum und Zeit den neuen Lebensraum der Menschen definiert, liegen sie gewiss richtig. Im Neuen Tetament wird es „Reich Gottes“ genannt. Dieses Reich Gottes aber hat schon begonnen; in Ihnen und uns allen, wenn wir aus der Liebe leben, und natürlich auch Maß nehmen am Vorbild Jesu, das uns im Neuen Testament vor Augen geführt wird. In der christlichen Spiritualität ist es dabei selbstverständlich auch möglich, zu den Verstorbenen zu beten, und ihnen in der Stille, im Gebet und der Meditation zu begegnen. Dieses Begegnen bleibt selbstverständlich sehr subjektiv, es ist eine gedankliche und emotionale Erfahrung von Nähe und Angesprochensein, die intersubjektiv nur schwer vermittelbar ist. Aber auch das ist christlich. Von einem „Kontaktverbot zum Jenseits“ kann also keinerlei Rede sein. Es würde mich freuen, wenn ich Ihnen geholfen habe, und stehe gern bei Fragen zur Verfügung.
Ich darf anmerken, dass meine theologischen Ausführungen von der kath. Kirche approbiert sind, da ich geistlicher Amtsträger bin, und im Besitz der Lehrerlaubnis. Es grüßt Sie: Stephan Sondermann

Hallo Hilde,
davon ist mir nichts bekannt. Es kann sich höchstens um die Geschichte Lukas 16 ab Vers 19 handeln:
19 »Es war einst ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feinstes Leinen und lebte Tag für Tag herrlich und in Freuden. 20 Vor dem Tor seines Hauses lag ein Armer; er hieß Lazarus. Sein ganzer Körper war mit Geschwüren bedeckt. 21 Er wäre froh gewesen, wenn er seinen Hunger mit dem hätte stillen können, was vom Tisch des Reichen fiel; aber nur die Hunde kamen und leckten an seinen Wunden.

22 Schließlich starb der Arme. Er wurde von den Engeln zu Abraham getragen und durfte sich an dessen Seite setzen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. 23 Im Totenreich litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er in weiter Ferne Abraham und an dessen Seite Lazarus. 24 ›Vater Abraham‹, rief er, ›hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus hierher! Lass ihn seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und damit meine Zunge kühlen; ich leide furchtbar in dieser Flammenglut.‹ 25 Abraham erwiderte: ›Mein Sohn, denk daran, dass du zu deinen Lebzeiten deinen Anteil an Gutem bekommen hast und dass andererseits Lazarus nur Schlechtes empfing. Jetzt wird er dafür hier getröstet, und du hast zu leiden. 26 Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Abgrund, sodass von hier niemand zu euch hinüberkommen kann, selbst wenn er es wollte; und auch von euch dort drüben kann niemand zu uns gelangen.‹ – 27 ›Dann, Vater‹, sagte der Reiche, ›schick Lazarus doch bitte zur Familie meines Vaters! 28 Ich habe nämlich noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen.‹ 29 Abraham entgegnete: ›Sie haben Mose und die Propheten; auf die sollen sie hören.‹ – 30 ›Nein, Vater Abraham‹, wandte der Reiche ein, ›es müsste einer von den Toten zu ihnen kommen; dann würden sie umkehren.‹ 31 Darauf sagte Abraham zu ihm: ›Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.‹«

Das ist ein Gleichnis von Jesus und keine Aussage darüber, ob eine Kontakaufnahme mit dem Jenseits möglich oder verboten wäre. Das wird schon deutlich, das der Gegenpartner Abraham ist, also einer der Glaubensväter des Judentums. Er spricht zu Juden, die im Leben auf Moses und die Propheten hören sollen und widerspricht geradezu der „Kontaktaufnahme“, die darauf abzielte, die Familie des Verstorbenen zu warnen, wie schlimm es kommen kann. Und da will Jesus sagen: lebe so, wie es dir vorgegeben ist. Ausserdem traut er den Menschen wenig zu, dass sie aufgrund einer Botschaft aus dem Jenseits ihr Leben ändern werden. Und da hat er wohl recht. Genügend Beispiele zeigen, wie wenig der Mensch sich abschrecken läßt von Tatsachen dieser Welt. ER macht weiter - trinkt und raucht und und frißt mitsamt dem Fleisch fleißig Antibiotika. Auf heute übertragen: Kontakte mit dem Jenseits bringen nichts. Man kann auch so sagen: es steht nichts von einem Verbot, aber sein eigenes Leben muß man sowieso selbst verantworten.
Man muß auch noch dazu sagen, dass diese Geschichte die damalige Vorstellung vom Ergehen nach dem Tod (Himmel oder Hölle) lediglich in Bildern spricht. Den Himmel, wo wir in Abrahams Schoß liegen und die Hölle, wo wir in der Hitze schmoren - beides gibt es sicher nicht.
Heute gehören solche Kontaktaufnahmen mit dem „Jenseits“ (was soll das eigentlich sein?) in den Bereich des Okkultismus und haben mit Auferstehung oder dem Leben nach dem Tod nichts zu tun. Auskünfte über Verstorbene oder Kontakte mit ihnen gibt es nicht und okkulte Praktiken bergen in sich zumindest die Gefahr, psychische Schäden zu erleiden, in sich.

Hallo Hilde,

„Kontaktaufnahme mit dem Jenseits“: was kann das in religiöser Hinsicht genau bedeuten?

Das ganze Leben Jesu und seine Verkündigung war der Kontaktaufnahme mit dem „Jenseits“ gewidmet, nämlich der Verbindung jedes Menschen, und besonders der Gläubigen, mit Gott. Die geistige Seele des Menschen, die ja von Gott selbst stammt, ist dazu das Instrument.

Über Spiritismus, angebliche Kontakte mit Toten, Engeln etc. finde ich im Neuen Testament kein Wort. Diese Art der menschlichen Neugier ist verständlich, liegt aber völlig neben der christlichen Lehre vom „Jenseits“, dem Leben nach dem Tode.

Das „Jenseits“, also die Welt Gottes,ist dem Menschen zugänglich, aber erst nach dem Tod. Dann aber ist andererseits der Kontakt mit den Lebenden unmöglich. Der wird erst möglich sein in dem „neuen Himmel und der neuen Erde“ (2 Petr 3,13) am Ende der Zeiten. Dann werden wir Gott schauen, wie er ist (1 Joh 3,2c) und auch unsere Toten wiedersehen im ewigen Leben.

Jenseitiges Leben gibt es tatsächlich und ist durch das Wort Jesu bezeugt. Die Initiative der direkten Kommunikation geht aber immer (!) von der anderen Seite aus und kann nicht von menschlicher Seite her provoziert werden. Das zeigen die anerkannten Erscheinungen von Maria und einigen Heiligen in unserer Welt.

Jesus äußert sich zu Ihrem Thema allenfalls am Rande in dem von ihm selbst erzählten Gleichnis vom Reichen Prasser und dem Armen Lazarus, das Sie bei Lk 16, 19-31 finden können. Dort lässt er Abraham sagen: „Und außerdem besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, damit die, die von hier zu euch hinüber wollen, es nicht können, und ebenso wenig können die von drüben zu uns herüberkommen“ (Lk 16, 26).

Seriöser Kontakt der Lebenden zu den Toten besteht einzig und allein im Gebet zu Gott (!) für die Verstorbenen und in der Anrufung der Heiligen zum Lobe Gottes und auch um Beistand und Hilfe.

Von daher wird auch klar, dass Jesus nicht die Kontaktaufnahme mit dem Jenseits im umfassenden und gläubigen Sinne verboten oder vor ihr gewarnt hat. Auch die Kirche tut das nicht und fördert sogar die Kontaktaufnahme im obigen Sinne mit den Toten, die ja auch nach ihrem Tod weiterhin zur Kirche gehören.

Wovor die Kirche im Namen Jesu allerdings warnt und warnen muss, sind Scharlatanerie, esoterische Ausnutzung der Leichtgläubigkeit mancher, und gerade sensibler Menschen und die ungezügelte Neugier, Gott in die Karten schauen zu wollen.

Gerd Hagedorn

Jesus soll angeblich die Kontaktaufnahme mit dem Jenseits
verboten haben, bzw. davor gewarnt haben. …

Kann mir jemand sagen, wo genau in der Bibel diese Worte Jesu
zu finden sind (Bibelstelle)

LG Hilde

weiß nicht, wo jesus etwas dazu gesagt hat.
zentral dazu ist auf jeden fall im alten testament 1. samuel 28.
gruß
torsten

Liebe Hilde,
die Antwort ist einfach: Diese Stelle gibt es nicht. Zumindest nicht in den Evangelien. Mag sein, dass es in den sog. Apokryphen, also den von der Kirche aus guten Gründen nicht kanonisierten Jesuserzählungen solche Stellen gibt, - aber die haben mich als Profi im Studium nie interessiert. Und zwar deshalb nicht, weil sie insgesamt dem Tenor widersprechen, den man von Jesus aus den vier Evangelien widersprechen.
Im Übrigen: Jesus war ja ein Thoratreuer Jude. Und als solcher akzeptierte er sicher deren Bestimmungen, die im weitesten Sinne interpretiert werden können als „Kontaktaufnahme mit dem Jensseits“, Wahrsagerei, Hexerei usw.
Einen schönen Restsonntag.

Guten Morgen, Herr Hagedorn,

vielen Dank. Das ist wirklich eine hervorragende Antwort auf meine Frage.

Meine Frage bezog sich im übrigen auf sog. Schwarze Messen, Geisterbeschwörungen, etc.

Das alles ist ja sehr wahrscheinlich Unsinn. Hätte Jesus diese Dinge aber explizit verboten oder vor ihnen gewarnt, wäre dies aus meiner Sicht ein Indiz dafür, dass solche Dinge doch möglich sind, da er diese ansonsten ja nicht hätte verbieten müssen.

Noch eine andere Frage:

Wie erlangen all die Menschen, die zeitlich vor der Auferstehung Jesu verstorben sind, das ewige Leben? Der Tod wurde ja erst mit der Auferstehung Jesu besiegt, also gibt es das ewige Leben auch erst seit der Auferstehung.

Wie löst die christliche Theologie dieses Phänomen?

Vielen Dank nochmals.

Lg Hilde

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Hallo,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Damit kann ich auf alle Fälle etwas anfangen!

Meine Frage bezog sich tatsächlich auf Okkultismus, Schwarze Messen, Geisterbeschwörungen, etc.

Bin hin und hergerissen, ob solche Dinge tatsächlich möglich sind oder nicht. Habe aus meinem Bekanntenkreis schon einige Geschichten in dieser Richtung gehört. Natürlich kann alles Unsinn sein und Scharlatanerie, aber vielleicht ist ja doch was dran.

Wäre in der Bibel die Kontaktaufnahme mit Geistern, etc. ausdrücklich verboten, wäre dies aus meiner Sicht indirekt ein Hinweis, dass solche Dinge tatsächlich funktionieren, da ansonsten ein Verbot keinen Sinn machen würde.

LG Hilde

Hi Hilde,
also ich bin kein Experte für Jenseitsfragen, aber ich kenne keine Stelle, wo Jesus etwas dazu sagt, ja sogar das verbietet. Klingt mir schwer nach Esoterik. Die sogenannten „Teufelsaustreibungen“ z.B. sind im heutigen exegetischen Verständis eh psychosomatisch zu verstehen. Bessenheit wäre demnach Epilepsie.
Jesus ging es da um das JETZT. Ich halte solchge INterpretationen, sollte es die geben, für wenig überzeugend. Sorry, aber mehr kann ich dazu nicht sagen.

Gruß,
Chris

e

Sehr geehrter Herr Sondermann,

herzlichen Dank für Ihre wirklich sehr ausführliche und erschöpfende Antwort.

Bei meiner Frage ging es tatsächlich um Okkultismus, Schwarze Messen, Geisterbeschwörungen, etc.

Habe aus meinem Bekanntenkreis in letzter Zeit einige Geschichten in diesem Zusammenhang gehört, die mich neugierig gemacht haben. Andererseits bin ich aber sehr skeptisch. Daher auch meine Frage. Gäbe es in der Bibel ein explizites Verbot, wäre dies meines Erachtens ein indirekter „Beweis“ dafür, dass solche Dinge tatsächlich funktionieren, sonst müßte man sie ja nicht eigens verbieten.

Ich bin Katholikin, aber wahrscheinlich keine besonders gute im Sinne der Amtskirche und bibelfest bin ich erst recht nicht, obwohl ich ab und zu tatsächlich in der Bibel lese.

Bitte erlauben Sie mir noch einige Nachfragen:

1.)
Ist der Gott des alten Testaments, also der Gott der Juden, der gleiche Gott, wie Gottvater, also der Vater von Jesus Christus?

Mir ist der Zusammenhang von altem und neuem Testament nicht so ganz klar.

Wenn ich im alten Testament lese, stoße ich oft auf grausame und schreckliche Geschichten. Nach meinem laienhaften Verständnis weht im alten Testament nicht der Geist der Nächstenliebe und der Güte. Aber das ist sicher Interpretationssache.

2.)
Was ist mit all den Menschen, die zeitlich vor der Kreuzigung und Auferstehung Jesu verstorben sind?

Wie erlangen diese das ewige Leben?

Sie konnten ja gar nicht an den christlichen Gott glauben, weil sie ihn gar nicht kannten. Außerdem ist der Tod ja erst mit der Auferstehung Jesu besiegt, d. h. das ewige Leben gibt es erst seit der Auferstehung.

War gestern wieder mal in der Kirche im Gottesdienst. Dort fiel ein Satz (ich glaube in der Predigt oder im Evangelium). Wahrscheinich kennen Sie die Bibelstelle auswendig:

Jesus sagt:
„Ihr seid meine Freunde, wenn Ihr tut, was ich Euch auftrage“

Ich bin richtig erschrocken. Was bedeutet das? Ist Gottes Liebe an Bedingungen geknüpft? Was ist, wenn ich nicht tue, was mir Gott aufträgt? Komme ich dann in die Hölle?

Andererseits heißt es ja auch oft, dass Gottes Gnade und Güte unendlich sind und dass Gott immer verzeiht.
Dann müßte er ja auch verzeihen, wenn jemand nicht getan hat, was Gott ihm aufgetragen hat, oder?

Fragen über Fragen…

Vielen Dank erstmal.

LG Hilde

Lieber Werner,

besten Dank erstmal für Deine Antwort. Sehr interessant.

Das war meine Idee: Wenn die Kontaktaufnahme mit Geistern von Verstorbenen oder Dämonen in der Bibel ausdrücklich verboten wird, dann ist dies aus meiner Sicht ein indirekter Beweis dafür, dass solche Dinge wie Schwarze Messen oder Geisterbeschwörungen, etc. grundsätzlich möglich sind, was nicht ausschließt, dass es in diesem Zusammenhang viel Scharlatanerie und viele schwarze Schafe gibt.

Stellt sich nur noch die Frage, weshalb diese Verbote in der Bibel stehen.

Duldet Gott nicht, dass wir neben ihm auch Geister und Dämonen anbeten, traut uns Gott das Handling von Geistern und Dämonen nicht zu oder will er uns einfach vor diesen Dingen bewahren und beschützen.

Wie Du ja selbst schreibst, weiß man nie, an welche Geister man gerät und was die mit einem machen, wie man selbst dadurch verändert wird, etc.

Andererseits hat Gott auch Dämonen erschaffen und letztlich auch das Böse selbst, denn Gott ist ja allmächtig.

So gesehen, können Dämonen und Geister eigentich gar nicht so gefährlich sein, weil sie auch von Gott sind.

Interessantes Thema jedenfalls.

LG Hilde

Hallo und Guten Morgen!

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Was die Schwarzen Messen etc. betrifft, so gehört dies zum Teufels- und Hexenkult. Er ist aber im Diesseits angesiedelt und eine Gegenreaktion als Persiflage auf den Glauben an Gott und den Gottesdienst der Kirche. Wo es Gott gibt, gibt es in dieser Welt leider immer auch seinen Gegenspieler, den Satan, und dessen „Gläubige“. - Natürlich ist das alles Unsinn, aber was will man machen? Die Menschen lassen sich halt gern verführen. Der Satan und seine Macht wird erst am Ende besiegt werden, sozusagen als letzter Akt der Erlösung (vgl. Apk 12,7-12 u.a.m).

Zu Ihrer neuen Frage nach dem ewigen Leben der Menschen vor der Erlösung, also der Zeit des Alten Testaments. Zur Klärung des Begriffs „ewig“ muss man zunächst unterscheiden: „Gott ist ewig“, heißt: Gott ist ohne Anfang und Ende, d.h. er war schon immer und wird immer sein, m.a.W. „rückwärts“ und „vorwärts“ in Vergangenheit und Zukunft. Beim Menschen gilt das „ewige“ Leben nur eingeschränkt, d.h. für seine Zukunft, denn er hat ja einen Anfang in der Zeit durch seine Zeugung.

Ferner muss man sich bei allem Nachdenken immer vor Augen halten, dass Jesus und die Kirche kein absolut vollständiges und geschlossenes Glaubenssystem lehren, das alle Fragen philosophisch und logisch beantworten würde. Gott hat auch seine Geheimnisse.

Dazu gehört das Schicksal der vor der Erlösung verstorbenen Gläubigen, der sogenannten Gerechten des Alten Bundes. Es war ja nicht deren Schuld, dass sie früher lebten als Jesus Christus. Deshalb sind auch sie in irgendeiner Form bei Gott zu denken, d.h. in einem ewigen Leben.

In der Theologie hat man ihren Ort früher die „Vorhölle“ genannt, aber die Bezeichnung ist schlecht gewählt und klingt negativ. Mit der Hölle als solcher hat sie nämlich nichts zu tun, sondern ist, wenn man sich das so vorstellen will, ein Ort und eine Zeit des Wartens auf die endgültige und ewige Anschauung Gottes = ewiges Leben. Nach seinem Tod ist Jesus, wie es im deutschen Glaubensbekenntnis früher hieß, „hinabgestiegen zu der Hölle“. Heute sagt man „zu den Toten“, was aber nicht wörtlich so im Urtext steht. Jedengalls sind damit die bisher Unerlösten, die Gerechten und Gläubigen des Alten Bundes in der „Unterwelt“, gemeint, und er hat sie von dort befreit (d.h. erlöst). Erst danach ist Jesus auferstanden und hat damit die Erlösung aller Menschen vollendet.

Jesus selbst hat immer wieder von den Frommen, d.h. den Gläubigen und Gerechten des Alten Testaments gesprochen und besonders oft von den Propheten und den Patriarchen (den Vätern des Glaubens, wie Abraham, Moses, Jakob etc.), hat sie als Vorbilder für uns hingestellt und als „bei Gott“. Damit hat Jesus sie praktisch selbst heiliggesprochen. Das kann doch nur heißen, dass sie nicht „tot“ sind, sondern leben, und dass Gott sie in seiner Hand hält. Für die Kirche gilt, wie für Jesus, Johannes der Täufer als der letzte und größte Heilige des Alten Bundes und Maria als die erste und größte Heilige des Neuen Bundes.

In Jesus („Erlöser“) sind also alle Menschen vereint, Christen und Nichtchristen, die Menschen vor und die nach der Erlösung. Die Allmacht Gottes zur Rettung der Menschen ist unbegrenzt. Mit einem ungewohnten „dynamischen“ Konzept bewirkt er das ewige Heil (Leben) eines Jeden, der an ihn glaubt. Was mit den anderen geschieht, bleibt vorerst sein Geheimnis.

Zum Schluss noch eine Bitte meinerseits: wenn meine Antworten Ihnen hilfreich waren, wäre es schön, wenn Sie das durch Bewertung zum Ausdruck bringen könnten. Nicht wegen mir, sondern wegen „Wer-weiß-was“, die den [falschen] Eindruck haben, ich würde mich zu wenig beteiligen, und mich das spüren lassen. Dabei liegt dieser Eindruck hauptsächlich daran, dass die Fragesteller die Bewertungen vergessen; und ist insofern ungerecht mir gegenüber und demotivierend.

Menschen wie Ihnen zu antworten und evtl. weiterzuhelfen ist mir aber stets eine Freude.

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Ebenfalls hallo,

sehr interessant. Danke. Sicher helfen Sie mir weiter. Man lernt nie aus.

Dass die meisten Christen (ich bin Katholikin) mit ihrem Glauben so schwach sind und sich in der Bibel so schlecht auskennen, liegt meiner Meinung nach daran, dass die christliche Kirche, insbesondere die katholische, ein denkbar schlechtes Image hat. Gott wird durch die Amtskirche meines Erachtens unattraktiv dargestellt und auf sehr langweilige und verstaubte Art vermittelt.

Ist aber nur meine persönliche Meinung. Eigentich weiß ich viel zu wenig über dieses Thema, um mir überhaupt eine Meinung bilden zu können.

Ich glaube allerdings schon, dass es zwischen Himmel und Erde übersinnliche Phänomene gibt, die die Existens Gottes gar nicht ausschließen, eher im Gegenteil. Gott ist ja auch der „Boss“ aller übersinnlichen Dinge, aller Geister und Dämonen (falls es sowas gibt)

Ich glaube auch, dass es das Böse gibt. Das Böse wurde aber auch von Gott erschaffen, wenn Gott allmächtig ist. Das Böse ist notwendig, um zum Guten einen Gegenpol zu bilden, sonst gäbe es ja nur das Gute und man käme immer zum Licht. Es gäbe gar keine Alternative. Das wäre erst recht sinnlos.

Etwas anderes ist, welche Vorstellung die Menschen vom Bösen haben. Zombies, Untote, Vampire, Geister, böse Flüche, Schwarze Messen, Satanskulte, Horrorfilme, etc. haben mit dem Bösen im theologischen Sinne sicher nichts zu tun.

Schönen Tag.

LG Hilde

Also - zu der Frage, sind Dämonen gefährlich: Schau Dir an was Jesus von ihnen hält, was sie mit den Menschen machen die von ihnen „be- oder getroffen“ sind und wie Jesus und später seine Jünger mit ihnen umgehen. Nochmal meine Aufforderung unter dieser Fragestellung die 4 Evangelien und die Apostelgeschichte durchlesen.

Gott hat Engel geschaffen, die - wie auch wir als Menschen - scheinbar eine Möglichkeit zur freien Willensentscheidung hatten. Im Gegensatz zu uns Menschen allerdings scheinbatr nur einmal. Es gab also welche die sich Luzifer angeschlossen haben und welche die es nicht taten. Die Anhänger Luzifers (Satans) heißen im NT nun Dämonen und die Anhänger Jahwes (Gottes) Engel.
Nehmen wir die Punkte aus 1 + 2 zusammen, ergibt sich eine klare Antwort: Gott ist gegen die Kontaktaufnahme mit Dämonen, weil sie dem Menschen schaden und ihn mit Sicherheit negativ beeinflussen oder gar körperlich, geistig oder seelisch zerstören.
Was das angeht habe ich so meine eigenen Erfahrungen sammeln dürfen.
Viel Spaß beim lesen der vorgeschlagenen biblischen Bücher und der daraus folgenden Analyse - und - falls Du es nicht schon gemacht hast - bitte keine Experimente mit dem Bereich Spiritismus.

LG

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Hallo, Werner,

keine Panik, habe bisher keine Experimente durchgeführt. Habe davor viel zu viel Respekt um nicht zu sagen Angst.

Stichwort „Schwarze Messen“: Es ist letztlich ja egal, ob man tatsächlich mit einem Wesen, Dämon, etc. aus dem Jenseits Kontakt hatte oder ob man es sich einbildet. Man kann auch verrückt werden, wenn man glaubt, etwas bestimmtes sei passiert, das eigentlich gar nicht passiert ist. Das Ergebnis ist das gleiche.

Vielleicht waren es dann gar nicht irgendwelche Dämonen, die einem geschadet haben, sondern man war es selbst.

Werde mich mal ans Lesen machen. Irgendwie total ungewohnt, die Bibel zu lesen wie einen Roman. Wann liest man schon mal in der Bibel. Eigentlich nie. Das ist sehr schade. Sollte man öfter und regelmäßig tun.

Danke und schönen Tag,

Hilde

Ich bin gespannt, was Du heraus findest. Wenn Du magst,kannst Du mir dann gerne weitere Fragen stellen.

LG

Sehr geehrte Hilde,
meines Wissens lautet die Aussage des Evangeliums: Ein Kontakt ist nicht möglich. Quelle: Das Beispiel vom reichen Mann und vom armen Lazarus im Lukasevangelium (Lk 16,19-31): „Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so daß niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte“ (Lk 16,26)
Viele Grüße,
Ralf

Liebe Hildegard von Bingen,

im Neuen Testament gibt es meines Wissens nur ganz wenige Stellen, die sich mit dem Konkreten „Jenseits“ befassen, z.B. Lukas 16, wo beschrieben wird, dass man vom „Hades“, also dem schlimmen Totenreich aus in eine andere jenseitige Welt schauen kann, in der es wohl besser ist als im Hades. Sonst fällt mir nichts ein.

Im Alten Testament, im 1.Samuel 12 wird beschrieben, wie Saul den Samuel von einer Wahrsagerin „aus dem Totenreich hervorholt“.
Letztendlich sei das aber nicht gut gewesen.

Der biblische Befund ist da ein wenig dünn.

Ich bin persönlich der Ansicht, dass die Bibel für das Leben im Diesseits gedacht ist und daher nur wenige Hinweise auf das Jenseits (oder wie immer wie das nennen, was nach dem Tod sein wird) gibt.
Ob es eine wirkliche Kontaktaufnahme mit dem Jenseits gibt, so wie es auch heute noch ‚Wahrsager‘ oder ‚Hexen‘ praktizieren oder ob es sich dabei um etwas Psychologisches oder gar Dämonisches handelt, weiß ich nicht genau. Aber ich lasse die Finger davon und halte mich lieber an Gott persönlich :wink:)

Viele Grüße,

H.