Vergessene Jungs

Daddelnde Jungs
Moin Branden,

Unser Eindruck ist, dass die Jungen unerhört ablenkbar und
wahrscheinlich auch massiv triebgesteuert sind und sich selbst
in der Oberstufe im Wege stehen. Ich rede jetzt natürlich von
intelligenten Kindern, die eigentlich spielend das Abitur
machen könnten.
Die Jungen finden es außerdem offenbar „cool“, nichts mündlich
zum Unterricht beizutragen, sich nicht auf Klassenarbeiten
vorzubereiten usw. Sie wollen keine „Streber“ sein.

Aus Gesprächen mit Leuten die Jungs im betreffenden Alter haben, kann ich ebenfalls bestätigen, dass weniger die Schule, bzw. die dort vermittelten Lerninhalte „Schuld“ am Versagen vieler Jungs in der Oberstufe sind (denn diese Lerninhalte haben sich in den letzten 20 Jahren wohl nicht so wesentlich verändert), sondern tatsächlich die Einstellung der heutigen Jungs zum Lernen.

Ein Vater, der ebenfalls sowohl Jungs, als auch Mädchen hat, drückte es mal so aus:

Jungs sitzen nach der Schule zu Hause und retten in irgend welchen Computerspielen dreimal die Welt oder hübsche virtuelle Mädchen. Das ist natürlich viel cooler als Vokabeln lernen.

Mädchen sind zudem sozial viel besser vernetzt. Sie bilden eher Arbeisgruppen und unterstützen sich gegenseitig beim Lernen. Eine Party, wo jeder seinen Computer mitbringt und dann alle nebeneinander an ihren Computern relativ isoliert vor sich hin daddeln wäre bei Mädchen undenkbar, bei Jungs gibt es sowas offenbar.

Das Ergebnis ist, dass die Leistungen von Jungen nicht nur in der Schule schlechter werden, sondern dass Jungs generell stärker gefährdet sind, den Sinn für die Realität zu verlieren und in irgend welche Scheinwelten abzugleiten, in denen sie die Superhelden sind. Und sie dann mit so banalen Fragen wie „welchen Beruf will ich mal ergreifen“ einfach nicht mehr zurecht kommen. Man kann im „Spiel des Lebens“ nunmal nicht einfach wegklicken, wenns einem zu anstrengend wird, oder ein anderes Spiel einlegen, das einem besser gefällt.

Was die Schule dabei machen kann, weiß ich auch nicht, ich kann nur vermuten. Zum Beispiel kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Verrohung bereits an den Grundschulen, der Mangel an Disziplin und das eben „typische männliche“ Mackerverhalten (der körperlich Stärkere setzt sich durch) mit ein Grund dafür ist, welche Art Verhalten von den Kids als „vorbildlich“ angesehen und gepflegt wird, auch wenn dies letztendlich zu schlechten Noten führt.

Dass sich niemand dieses Problems annimmt, ist übrigens ein Irrtum. In einem Gespräch mit einem Kinder- und Jugendpsychologen erfuhr ich, dass es sehr schwer sei, die Jungs überhaupt zu erreichen. Sebst Freizeitangeobte, die durchaus auf Jungs zugeschnitten würden, werden immer seltener wahrgenommen (wer geht denn schon in einen Sportverein, wie uncool). Statt dessen sitzen die Jungs an ihren Daddelkisten zu Hause. Warum sich im Sportverein schinden, wenn man im Computerspiel täglich „Sieger“ sein kann.

Ich mag aber auch nicht den Eltern die Schuld geben, weil ich weiß, wie Eltern teilweise selbst unter diesen Zuständen leiden und hilflos mit anschauen müssen, wie ihre Sprösslinge von den Schulen fliegen etc.

Vielleicht rächt sich hier, dass es nie eine von Männern betriebene „Männerarbeit“ und „Jungsarbeit“ gegeben hat. Männer waren offenbar immer der Meinung, sie kommen schon durch und brauchen all das nicht. Und auch jetzt sehe ich zwar viel Energie von Männern, sich über die angebliich benachteiligenden Verhältnisse zu beschweren, aber kaum Männer, die bereit wären, in ihrer Freizeit z.B. „Jungsarbeit“ zu leisten oder gar Erzieher in einem Kindergarten zu werden.

Frauen können den Männern diese Arbeit aber nicht abnehmen. Jungs brauchen Männer um ihre Vorbilder und Rollen zu finden. Statt aber das Engagement der wenigen Männer in diesen Bereichen zu unterstüzen, werden Männer, die „Jungsarbeit“ machen, „Männergruppen“ gründen oder Erzieher im Kindergarten werden, von ihren Geschlechhtsgenossen eher noch veralbert oder lächerlich gemacht.

Insofern möchte ich ausdrücklich jedes Engagement von Männer unterstützen, die sich bemühen, Jungs Werte zu vermitteln, die sie dazu befähigen, in unserem Schulsystem wieder leistungsfähiger zu werden. Zusätzlich zu Symposien mit dem Thema „Wie kann ich Mädchen mehr für Technik interessieren“, kann es ja durchaus welche geben z.B. mit dem Thema „Wie kann ich Jungs wieder mehr dafür interessieren, Vokalbeln zu lernen und Hausaufgaben zu machen“.

Gruß
Marion

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Moin,

Und zu guter Letzt ist es für Mädchen sicher besser, dass man
davon ausgeht, dass sie dasselbe können wie Jungen auch. Sonst
wird es sehr schnell zu einer selffullfilling prophecy.

Ah ja, aber wenn man über Jungs sagt, dass sie eigentlich nur Sport und Technik können, dann gilt das nicht? Vielleicht solltest du dein Ursprungsposting nochmal überdenken.

Gruß
Marion

da würde ich jetzt spontan antworten, dass das jüngere kind
nicht das gleiche machen will, wie das ältere.

Da ist sicherlich was dran! Und zwar ganz ohne solche sprüche:

„der johann hat das aber auch so
gemacht“

Interessanteerweise setzen sich die Geschwister da anscheinend velmehr gegenseitig unter Druck, als es die Eltern und die Erzieher/Lehrer vermögen! Darüber sollte man noch viel mehr forschen,
denkt
Branden

Moin Marion

Das Ergebnis ist, dass die Leistungen von Jungen nicht nur in
der Schule schlechter werden, sondern dass Jungs generell
stärker gefährdet sind, den Sinn für die Realität zu verlieren
und in irgend welche Scheinwelten abzugleiten, in denen sie
die Superhelden sind. Und sie dann mit so banalen Fragen wie
„welchen Beruf will ich mal ergreifen“ einfach nicht mehr
zurecht kommen. Man kann im „Spiel des Lebens“ nunmal nicht
einfach wegklicken, wenns einem zu anstrengend wird, oder ein
anderes Spiel einlegen, das einem besser gefällt.

Da hast du recht, das ist auch mein Eindruck. Die Mädchen bleiben viel realistischer.

Warum sich im Sportverein schinden, wenn man im
Computerspiel täglich „Sieger“ sein kann.

Merkwürdigerweise gehen meine Söhne beide auch zum Sportverein (Basketball), aber dieses Computern findet trotzdem statt. ;-(
Aber das ist -zumindest bei uns- nichtmal der Hauptknackpunkt. Mein größerer Sohn (17)geht dauernd weg, bleibt bis spät in die Nacht, entzieht sich unseren Ermahnungen und Geboten usw. Unsere Möglichkeiten der Einflussnahme sind begrenzt.
Gruß,
Branden

Interessanteerweise setzen sich die Geschwister da anscheinend
velmehr gegenseitig unter Druck, als es die Eltern und die
Erzieher/Lehrer vermögen! Darüber sollte man noch viel mehr
forschen,
denkt
Branden

und ich auch…

Hallo,
meine These: ca. 50% Gene, 50% Umwelt.

Wenn ich mir andererseits anschaue, wie unterschiedlich meine
4 Kinder auf unseren recht gleichbleibenden, stetigen
Erziehungsstil reagieren, dann möchte ich doch manchmal zu
gerne wissen, warum. :wink:

Jeder normale Mensch hat 46 Chromosomen, wo jeweils die Hälfte von Mutter und Vater stammen. Das erlaubt schon mal viele verschiedene Kombinationen, wovon ein Teil auch den Charakter prägt :wink:
Und auf verschiedene Charaktere sollte man auch unterschiedliche Erziehungsmethoden anwenden :wink:

Beatrix, mit zwei Kinder, die zwar äußerlich „aus demselben Stall stammen“, aber innerlich wie Tag und Nacht sind.

Hi,

was mir aber immer noch nicht klar ist,
für was braucht man/frau räumliches Denken bei Pysik?

Ich habe zwar scheinbar das seltene Glück als Frau über
räumliches Denken zu verfügen (zumindest verlaufe ich mich
nicht:wink:) bin mir aber immer noch nicht im klaren, für was ich
das bei Physik bräuchte?

Ich selbst verlaufe mich gelegentlich in Parkhäusern oder finde das Hotelzimmer nicht auf Anhieb. Das ist aber was anderes. Ich würde das unter Erinnerung einstufen.

Um mal Bereich Schulphysik zu bleiben:

  • Wechselstrom, Zeigerdiagramm, wie bewegt sich was und warum genau so.
  • Mechanik, Krätezerlegung, was drückt wie stark in welche Richtung.
    Kopplung von egal was z.B. Federn, wie dehnt sich was warum.
  • Akustik, wie stehen/überlagern sich Wellen, was schwingt wie
    Den nur mal an die auselutschte, täglich zu beobachtende Sache mit Frauen und Einparken.
    Was da vom Hirn abverlangt wird ist nahezu das selbe.

Hinter all dem stecken bewegte bildliche Vorstellungen, die man mit reiner Abstraktion kaum erfassen kann.
In Chemie und Bio braucht man das in eben der Reihenfolge weniger, und mit eben dieser Reihenfolge nimmt der Mädchenanteil zu, obwohl diese Fächer nicht einfacher sind.

Gruss,
TR

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Beatrix, mit zwei Kinder, die zwar äußerlich „aus demselben
Stall stammen“, aber innerlich wie Tag und Nacht sind.

wo sind denn die unterschiede?

Hallo,

ich würde das als natürliche reaktion in einer von grund her
medial aufmüpfig erzogenen gesellschaft sehen:smile:

das braucht gar nicht die von grund her medial aufmüpfige Gesellschaft sein, das habe ich vor 45 Jahren auch schon können.

Lehrer: „Deine Schwester hat auch viel schöner schreiben und zeichnen können!“

Das war für mich ein Grund, erst recht zu schmieren. Dazu kam, dass besagter Lehrer keinen aus dem Hoffmann-Hause (er hat alle 5 kennen gelernt) mochte und das dann gerne an mir ausließ. Dass ich mit der linken Hand möglicherweise besser geschrieben hätte, stand ja in damaliger Zeit sowieso nicht zur Debatte. Festgebunden hätten sie mir die falsche Hand, wenn ich nicht vergleichsweise einfach „umgestellt“ hätte.

muss ja auch nicht nur eure erziehung sein. jedes kind hat ja
verschiedene freunde, verschiedene erzieher, lehrer und idole
usw., nach denen es sich richten möchte.

Das kommt in jedem Fall noch dazu.

kann natürlich auch das trotzgen sein:smile:…wer
weiß…vielleicht findet man es ja eines tages.

Klar doch, davon habe ich zwei!

Gruß, Karin
heute trotzig.

Hallo Thomas,

Um mal Bereich Schulphysik zu bleiben:

  • Wechselstrom, Zeigerdiagramm, wie bewegt sich was und warum genau so.

ist das heutzutage schon Schulphysik? Mir ist das Zeigerdiagramm des WS erst im Studium begegnet.

  • Mechanik, Kräftezerlegung, was drückt wie stark in welche Richtung.

auch das habe ich so richtig zum Zerlegen erst im Studium (nur Grundstudium, ich bin Elektro-Ingenieurin) erlebt, UND einigen Kommilitonen (männlichen, sonst hätte ich die weibliche Form verwendet) vergeblich versucht, das zu erklären. Sie haben es weder in der Vorlesung noch durch Demonstrationsversuche an realen Objekten kapiert.

Den nur mal an die auselutschte, täglich zu beobachtende Sache
mit Frauen und Einparken.

Das kann ich schon deswegen nicht wirklich, weil ich a) nicht räumlich sehe, und b) schon seit 25 Jahren nicht mehr Auto gefahren bin.

Gruß,

Karin

Hallo Helena,

Eigentlich ist das alles offtopic, aber ich möchte trotzdem ein bisschen darauf eingehen:

Unsere Klassenbesten zogen sich quer durch die Geschlechter
und Fächer. Die Auswendiglerner brillierten in Fächern wie
Mathe und Physik - weil dort der Vorlesungslehrer arbeitete.
Die Schüler die auch gerne Spaß am Unterricht hatten, bei
denen der Lehrer Interesse am Stoff weckte, waren in Mathe und
Physik schlecht, aber in Programmierung, Chemie, Geschichte
sehr gut.

Ich halte es für ausgeschlossen, dass man in Mathe und Physik durch „Auswendiglernen“ viel erreicht, in Chemie und Geschichte aber andere Qualitäten gefragt sind.

Meinst Du nicht, dass diejenigen, die Du offensichtlich für Streber hältst, durchaus Spaß an den Fächern gefunden haben, die Dir nicht so liegen? Meinst Du nicht, dass Dir in Fächern, die Dich interessieren, gewisse Dinge nahezu mühelos zufliegen, während Du in anderen Fächern, die Dir weniger liegen, richtig büffeln musst?

Motivation ist ein ganz eigenes Thema der Pädagogischen Psychologie. Es ist keineswegs so, dass man als Lehrer nur bestimmte Schalter umlegen muss, dass Schüler für irgendetwas motiviert werden.

Aber wie gesagt, das ist eigentlich offtopic.

Michael

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Noten ja, Verstehen nein.
Hallo,

Ich halte es für ausgeschlossen, dass man in Mathe und Physik
durch „Auswendiglernen“ viel erreicht,

das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Es ist öfters vorgekommen, daß sich in der Abiturstufe Mädels von
mir physikalischen Effekte haben erklären lassen, weil sie selbst
sich keine Vorstellung dazu machen konnten, obwohl diese Mädels
glatt auf 1 standen und ich selbst nur gerade so eine 2 hatte
(z.B. weil ich Formeln nicht auswendig gelernt habe und auch immer
bischen schusselig war).
Auswendig lernen in Physik bringt wirklich nix, wenn man nicht
Interesse daran hat und sich die Zusammenhänge selbst modelliert.

Ich weiß aber ehrlich nicht, ob ich deine Ideen in Bezug auf
geschlechterspezifische Förderung pos. sehen kann.

Egal wie auch immer Mädchen oder Jungen spezifisch gefördert werden
sollen, läuft es doch auf ein Art Diskriminierung hinaus und es geht
zwangsläufig ein Aufschrei durch die Massen.
Daß Jungen und Mädchen wohl doch genetisch unterschiedliche
Veranlagungen haben, davon bin ich auch überzeugt.
Leider gestattet es die PC heute scheinbar nicht mal, überhaupt
einen Unterschied zwischen m/w zu kommunizieren, selbst wenn der
noch so offensichtlich ist.
Von vielen Leuten wird jegliche Veranlagung einfach mit Erziehung
und Umwelteinfluß begründet.
Hier gibt es z.B. Hinweise auf die genannte Symtome:
/t/maedchen-und-technik/2779674/48

Förderung für Jungen und Mädchen darf also wohl nicht sein,
wenn überhaupt, dann für alle „Kinder“.

Wie man dem Problem beikommen könnte, ist mir auch völlig unklar.
Gruß Uwi

Hallo,

(…)

Unsere Klassenbesten zogen sich quer durch die Geschlechter
und Fächer. Die Auswendiglerner brillierten in Fächern wie
Mathe und Physik - weil dort der Vorlesungslehrer arbeitete.

Das kann theoretisch nur dann gehen, wenn der Lehrer immer die selben Aufgaben stellt, nur mit anderen Zahlen.
Mit Mathe und Physik hat das nichts zu tun.
Ich glaube eher, dass du dich da täuschst.
Auswendiglernen ist und war nie Charakteristikum der beiden Fächer.
Das wäre etwa so, als würde man Sprache mit Logik erfassen wollen.

Gruss,
TR

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Hallo!

Wie soll Chancengleichheit im Sinne von „alle lernen ein Fach gleich“ gewährleistet werden, wenn Jungs und Mädchen nun einmal unterschiedliche Talente und Herangehensweisen aufweisen. Die Geschlechter sind nun einmal nicht gleich und können, wie wir seit der Reflektion der Entwicklungen seit den 70ern wissen, auch nciht mit Gewalt gleichgeschaltet werden.

Jungs sind meistens eher praktisch begabt und suchen schnelle Erfolge, während die Mädchen pflichtbewusster, fleissiger und eher sprachlich begabt sind. Gerade in der Pubertät tun sich die Jungs zudem schwerer als Mädchen, wenn es die Fokussierung auf die Pflichten geht.

In meiner Schulzeit war das Muster sehr deutlich, wenngleich man natürlich nicht alle Schüler diesbzgl. über einen Kamm scheren kann.
Die Jungs waren meist in Mathematik, Physik und Chemie besser, während die Mädchen in den Sprachen brillierten und mit Fächern wie Biologie, Sozialkunde und Erdkunde besser zurecht kamen, wo reines Auswendiglernen zum Erfolg führt.

Im Studium (in meinem Fall BWL mit etwa gleichem Anteil Mädels-Jungs) relativierte sich das dann ein wenig, denn hier gibt (fast) jeder Gas und gleicht seine genetischen Defizite durch Fleiß aus. Aber auch hier erkannte ich die deutliche Tendenz der Damen zum Auswendiglernen und der Jungs zum Entwickeln von Lösungen aus spontanem „Mitdenken“ heraus.
Frauen blieben im vorgegebenen Rahmen und lernten fleissig alles auswendig, während die Männer eher auch mal nach links und frecht blickten und Alternativen eruierten.

In Schule sowie Studium sagte somit die bessere Note nicht unbedingt etwas darüber aus, auch die besseren Lösungen in der Praxis entwickeln zu können.

Diese Unterschiede in den Neigungen und Fähigkeiten sind meiner Erfahrung nach, neben den gesetzlichen Nachteilen für Frauen (Mutterschutz als Aufstiegsbremse), auch eine Ursache dafür, dass Führungspositionen größtenteils von Männern besetzt sind.

Gruß,
M.

Hallo,
als Nichtexperte, aber Studentin eines Studienganges mit 6% Frauenanteil interessiert mich dieses Thema natürlich.

Ich fand, dass diese Tagung völlig an der Realität
vorbei geht.

Jetzt würde mich wirklich interessieren, was auf einer solchen Tagung besprochen wird. Ich denke (aus eigener Erfahrung), dass das Problem nicht ist, dass sich zuwenige Frauen für Naturwissenschaften interessieren, sondern dass sie sich nicht trauen, einen technischen/wissenschaftlichen Beruf zu ergreifen. Wenn ich denke, wie es bei mir in der Schule war, meine (männlichen) Mathe- und Physiklehrer (von der Familie ganz zu schweigen) erzählten mir immer wieder: „Wenn du als Frau schon Physik studieren willst, dann mach doch wenigstens Lehrer.“, „Geh nicht an eine technische Uni, da ist der Frauenanteil zu gering.“, „Studier bloß nicht Physik, die machen dich fertig als Frau“, „Wenn du Physik machst, dann mach besser Biophysik, das ist besser für Frauen“. Ganz zu schweigen davon, dass oft angenommen wird, dass Frauen in technischen Berufen hässlich und/oder lesbisch sind. Aber das geht wohl leicht am Thema vorbei.

Jungen sind das vergessene Geschlecht. Wäre daher nicht die natürlichere
Frage, ob unser Bildungssystem Mädchen einseitig bevorzugt?

Was Programme zur Frauenförderung in Naturwissenschaften oder Girl’s Days angeht, bestimmt. Als Frau finde ich es sogar störend, dass es soviele Frauenförderprogramme gibt (bzw. das die, die es gibt, immer so breit geredet werden). Von daher begrüße ich es, dass es inzwischen auch Boy’s Days gibt.

Was das fächerspezifische Abschneiden angeht, bin ich mir nicht sicher. Bei uns in der Schule hatte ich den Eindruck, dass Jungs generell schlechtere Noten hatten. Das lag aber nicht wirklich daran, dass sie irgendwie unbegabter waren, sondern daran, dass „Lernen“ generell als uncool galt (bei den Jungs mehr als bei den Mädchen). Ich denke, dass sich das bei den Sprachen (in der Schule) einfach mehr auswirkt. Mal ehrlich, im Großteil der Physikschulaufgaben reicht es, wenn man das Prinzip verstanden hat und die drei Formeln kann, die man wissen muss.
Wenn man in den Sprachen die Vokabeln und Grammatik nicht kann, dann hat man Pech. Und die lernt man eben nicht einen Tag vor der Schulaufgabe, sondern nur, wenn man regelmäßig Hausaufgaben macht und lernt.

Zu dem Zahlenverhältnis kann ich schlecht etwas sagen, bei uns waren diejenigen, die in Mathe/Physik gut waren fast immer weiblich (eigentlich hatte ich nur einen männlichen Schulkamarad, der richtig gut in Mathe/Physik war), aber andererseits hatten wir auch einen sehr hohen Frauenanteil…

Der Fächerkanon und die Bildungspläne sind
weiblich.
Physik wird als Jungendomäne wahrgenommen.
Mathematik spricht beide Geschlechter etwa gleichermaßen an.
Alle anderen Fächer sind eher auf die
Mädchen zugeschnitten als auf die Jungen. Themen die Jungen
interessieren und Bereiche, in denen sie sich profilieren
können, gibt es in der Schule praktisch nicht, mit Ausnahme
von Physik und Sport.

Das halte ich für nicht sehr einleuchtend. Was sind denn auf Mädchen/Jungen zugeschnittene Fächer? Warum soll Biologie, Chemie oder Deutsch ein Frauenfach sein oder Physik ein Männerfach?
Wenn jetzt auf einmal der Frauenanteil in der Physik steigt, ist das dann auch ein Frauenfach? Ich denke, nicht die Fächer sind das Problem, sondern die Zuordnung. Sollte es nicht das Ziel sein, dass jedes Fach für alle da ist, statt mit einer Klassifizierung à la „für Frauen“ oder „für Männer“ festgefahrene Muster noch zu erhärten?

Es fehlen Identifikationsfiguren. Lehrer
sind heute in der Mehrheit Frauen. In der Grundschule sind es
nahezu ausschließlich Frauen. In den 80ern und 90ern sah man
eine Ursache für das Desinteresse von Mädchen am Fach Physik,
dass Physik-Lehrer häufig Männer sind.
Wenn das stimmt: Wen
wählen sich dann Jungen heute als Identifikationsfiguren?

Na ja, wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann hatten wir nur männliche Mathe-, Chemie-, Biologie-, Geschichts- und Physiklehrer (mit einer Ausnahme bei den Physiklehrern), Sport und Religion waren vorwiegend männlich, Sprachen-, Wirtschafts- und Grundschullehrer vorwiegend weiblich. Ganz ehrlich gesagt hatte ich nicht den Eindruck, dass irgendetwas davon irgendeinen Schüler bei der LK- Wahl beeinflusst hat.

Vom „Entweder-Oder“ zum „Sowohl-Als-Auch“.
Nach meiner Beobachtung schätzen Jungen Situationen, in denen
es klare Gewinner und Verlierer gibt. Etwas ist entweder
richtig oder falsch. Und darüber gibt es keine Diskussion. In
den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurde aber immer mehr
vernetztes, abwägendes und differenzierendes Denken (um es
positiv auzudrücken) eingefordert. Ich glaube, dass Jungen
diese Denkweise als Orientierungslosigkeit wahrnehmen, oder
selbst die Orientierung verlieren, jedenfalls mehr als
Mädchen. Auch wurde immer mehr Wert auf „Softskills“ gelegt.
In vielen Bereichen scheint das Präsentieren und das
Kommunizieren wichtiger zu sein, als das Wissen und das
Können.

Ich denke, in der Schule muss beides vermittelt werden: Klare Fakten als Grundwissen und die Fähigkeit, sie auch zu reflektieren.
Auch als Naturwissenschaftler ist man doch ohne „Präsentieren und
Kommunizieren“ aufgeschmissen.
Auf der anderen Seite stimme ich zu, dass reines Diskutieren ohne irgendwelches Wissen schlecht ist.
Aber ich verstehe nicht ganz, was das mit Benachteiligung von Jungs in der Schule zu tun hat? Ich meine, auch in Fächern, die du oben nicht als Jungendomäne eingestuft hast (Fremdsprachen, Wirtschaft, Geschichte etc.) gibt es doch ein klares richtig oder falsch? Entweder das Wort ist richtig geschrieben oder nicht, entweder der 2.Weltkrieg war 1939-1945 oder nicht. Soll es nicht auch Aufgabe einer Schule sein, nicht nur Faktenwissen, sondern auch selbstständiges Denken/Vernetzen zu lehren?

„Wenn man sich nach den Jungen richtet, dann ist das für alle
richtig.“

Wie wäre es denn mit dem Ansatz, dass man aufhört, die jetzigen Klischees zu verstärken und vorsieht, dass alle in allen Fächern ihr bestes geben? Also nicht von vornherein zu sagen: Mädchen (Jungs) sind in Physik (Sprachen) schlecht, da kann man auch nicht mehr erwarten?
In einem stimme ich zu: Sich nur nach Mädchen zu richten (Förderung) kann nicht die Lösung sein.

Die Quittung dafür ist ein Ingenieurmangel und ein
Psychologen-Überschuss.

Ich vermute mal, das ist ein Grund, warum man Frauen in technische Berufe bekommen will. Nach dem Motto: „Die Jungs studieren das sowieso und die Mädchen müssen wir davon überzeugen“.

Viele Grüße
Kati

hi thomas

Das kann theoretisch nur dann gehen, wenn der Lehrer immer die
selben Aufgaben stellt, nur mit anderen Zahlen.
Mit Mathe und Physik hat das nichts zu tun.
Ich glaube eher, dass du dich da täuschst.

ich hatte auch mal einen physik-lehrer, bei welchem die aufgaben rein durch auswendig-lernen lösbar wurden. die aufgaben variierten jedesmal etwas, mit ein bisschen vorstellungsvermögen konnte man sie aber sofort dem „typ“ zuordnen und danach die richtigen formeln herholen.

Auswendiglernen ist und war nie Charakteristikum der beiden
Fächer.

da stimm ich dir zu. vorrausgesetzt man hat einen fähigen lehrer mit genug kreativität, seine aufgaben auch entsprechend zu variieren!

grüsse,
coco

alter hut
Hallo
ist doch einer …oder? http://www.tagesspiegel.de/berlin/Brandenburg;art128…
http://www.eltern.de/schulkind/weiterfuehrende-schul…
http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555…

als gegengewicht zu deiner aktuellen Einladung evtl
http://paedpsych.jku.at/PPP-News/?p=35
oder etwas ausgeglicheneres http://www.phsg.ch/PortalData/1/Resources/bettina_he…
[http://www.schleswig-holstein.de/MBF/DE/Ministerin/G…](http://www.schleswig-holstein.de/MBF/DE/Ministerin/GenderInDerSchule/Gender_20in_20der_20Schule node.html nnn=true)
bei letzterem ist letzter Absatz wieder was für dich und beachte auch die Downloads rechterHand. (und beachte bitt schön das Datum der Konferenz, die war 2006)

Gruß Susanne

Hallo Michael,

Ich halte es für ausgeschlossen, dass man in Mathe und Physik
durch „Auswendiglernen“ viel erreicht, in Chemie und
Geschichte aber andere Qualitäten gefragt sind.

wenn du davon so überzeugt bist, dann seis dir gelassen. Ich zwinge dich nicht etwas so abwegiges zu glauben. Mir ist auch völlig egal was du annimmst. Nur du hattest gefragt und ich habe dir frei aus meinem Erfahrungsschatz eine Erklärung gegeben ohne den Anspruch zu erheben die einzig wahre Lösung gefunden zu haben.

Meinst Du nicht, dass diejenigen, die Du offensichtlich für
Streber hältst, durchaus Spaß an den Fächern gefunden haben,
die Dir nicht so liegen? Meinst Du nicht, dass Dir in Fächern,
die Dich interessieren, gewisse Dinge nahezu mühelos
zufliegen, während Du in anderen Fächern, die Dir weniger
liegen, richtig büffeln musst?

Ähm, ich bin keine deiner Schülerinnen. Also bitte kein einfühlsamer Oberlehrerton a la „meinst du nicht …“. Nein ich meine nicht, wiel ich es genau so erlebte, auch wenn du das nicht glauben willst.

Es waren genau die Fächer in denen ich nur auswendiglernte und 15 Punkte bekam - ohne einmal verstanden zu haben um was genau es ging. Ich lernte Zeichnungen von Versuchen mit allen Bezeichnungen auswendig, ich lernte Formeln und Gesetzmässigkeiten auswendig, käute sie in den Prüfungen aus und bekam 15 Punkte.

Selbst mir als Laie, weil kein Lehrerstudium, ist klar das Interesse das Lernverhalten ungemein fördert. Logisch dass man in diesen Fächern so gut wie nicht „büffeln“ muss. Ich frage mich wieso du das extra erwähnst. Habe ich etwa das Gegenteil behauptet? Oder willst du mir die Welt neu eröffnen? Verstehe diesen Hinweis wirklich nicht.

Aber wieso, wenn ich bis heute nicht verstehe was mir damals „beigebracht“ wurde, konnte ich in Chemie, Mathe und Physik 12 und 15 Punkte erreichen, wenn das deiner Meinung nach unmöglich ist?

Übrigens war „richtig büffeln“ für mich einen Stoff verstehen lernen. Das machte ja sogar noch Spaß. Was mich langweilte war auswendig lernen. Langweilte! Nicht ärgerte oder in mir einen Widerwillen gegen das Fach erweckte. Ich war eine durchweg gute Schülerin. Mein Notendurchschnitt in der 11. Klasse war 13 Punkte.

Und um den anderen die hier antworteten diese Frage zu beantworten - ja, unsere Naturwissenschaftslehrer hatten in jedem Kurs das gleiche Programm das kaum verändert wurde. Diese Rechnung ging bei uns und bei nachfolgenden Schülergenerationen voll auf. Wir hatten später noch mitbekommen wie in Physik der Intervall war und so tauschten dann älteren Stufen ihre Kursmappen mit der 11. Stufe aus, denn es war haargenau der gleiche Inhalt mit den gleichen Ergebnissen.

Tut mir ja leid wenn das so sehr an eurer Erfahrung und Realität vorbeigeht. Du kannst nicht für alle Lehrer und Schüler in Deutschland sprechen, wie kannst du mir sagen meine Erfahrungen seien unmöglich?

Gruss
Helena

Hi Uwi,

Ich halte es für ausgeschlossen, dass man in Mathe und Physik
durch „Auswendiglernen“ viel erreicht,

das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Es ist öfters vorgekommen, daß sich in der Abiturstufe Mädels
von
mir physikalischen Effekte haben erklären lassen, weil sie
selbst
sich keine Vorstellung dazu machen konnten, obwohl diese
Mädels
glatt auf 1 standen und ich selbst nur gerade so eine 2 hatte
(z.B. weil ich Formeln nicht auswendig gelernt habe und auch
immer
bischen schusselig war).
Auswendig lernen in Physik bringt wirklich nix, wenn man nicht
Interesse daran hat und sich die Zusammenhänge selbst
modelliert.

es bringt eine gute Note, das hast du bestätigt. Also ist es doch möglich gute Noten zu bekommen wenn man Stoff auswendig lernt. Wie sonst wären diese Mädels auf einer 1, konnten aber nichts erklären.

Und genauso habe ich es auch gemacht.

Ich habe nie behauptet das es etwas bringt auswenig zu lernen.

Ich kenne bis heute die Zusammenhänge nicht, es gab nie einen Lehrer der Interesse wollte und dies förderte (ich spreche nur von meiner Schulerfarhung) oder mal nachfragte.

Wir wurden abgefragt (mündl. Note) und mussten die Zeichnungen der Versuche wiederkäuen und wenn das was wir wiederkäuten gut war, war man gut und bekam eine gute Note. Schriftlich lief es genauso ab. Ich kann bis heute eine Zeichnung malen von der ich nicht weiß was sie bedeutet - weil es den Lehrer nicht interessierte ob wir es verstanden, wir mussten den Lehrstoff nur möglichst fehlerfrei auswürgen. Damit waren leider die meißten Lehrer zufrieden.

Es wurde bei uns nie eine einzige Frage gestellt die echtes Wissen oder Verständniss gefordert hat. Wäre das passiert, hätte ich in Physik oder Chemie niemals 13 und 12 Punkte erreichen können.

Also bitte genauer lesen. Ich habe nie behauptet das dieses auswendiglernen auch Verständniss und Wissen schafft!

Es war die beste Methode bei diesen interessenlosen Vorlesungslehrern gute Notes zu bekommen.

Gruss
Helena

Hallo,

Auswendig lernen in Physik bringt wirklich nix, wenn man nicht
Interesse daran hat und sich die Zusammenhänge selbst modelliert.

es bringt eine gute Note, das hast du bestätigt. Also ist es
doch möglich gute Noten zu bekommen wenn man Stoff auswendig lernt.

Nur solange die Sache auf rel. niedrigem Niveau läuft,
also eben z.B. normale Schule bis zum Abitur.
In einem physiklastigen Studium ist dann mit dieser Art von Lernen
schluß. Da kommen Menschen ohne Interesse und innere Einsicht
für die Sache nicht mehr weiter.

von der ich nicht weiß was sie bedeutet - weil es den Lehrer
nicht interessierte ob wir es verstanden, wir mussten den
Lehrstoff nur möglichst fehlerfrei auswürgen. Damit waren
leider die meißten Lehrer zufrieden.

Du schiebst das ganze Elend auf die Lehrer. Das ist typisch für
ganze Schülergenerationen, wenn sie eine Begründung dafür suchen,
daß sie in Mathe, Physik oder sonstwo keine Ahnung haben.
Nur nicht die Ursachen bei sich selber suchen.

Wer Interesse für Physik hat, wird sich aus eigenem Antrieb damit
auseinandersetzen. Da kann kein Lehrer was verhindern.
Dann ist auswendiglernen keinesfalls hinderlich, im Gegenteil,
damit kommt man noch einfacher zum Ziel.

Es wurde bei uns nie eine einzige Frage gestellt die echtes
Wissen oder Verständniss gefordert hat. Wäre das passiert,
hätte ich in Physik oder Chemie niemals 13 und 12 Punkte erreichen
können.

Ist doch nett von den Lehrern, wenn sie die Schüler nicht dafür
bestrafen, daß sie für bestimmte Fächer kein Interesse haben.
Dann muß eben das formale Abarbeiten des Lehrstoffes reichen.
Man kann auch ohne fundierte Kenntnisse der Physik gut durchs
Leben kommen, zumindest solange wie man nicht Ing. oder Naturwissen-
schaftler werden will.
Nur eines möchte ich noch mal klar stellen. Lehrer können sich noch
so viel Mühen. Wer nichts mit Physik am Hut hat, ist für diese
Wissenschaft eh verloren.
Gruß Uwi