Vergessene Jungs

Hallo Michael,

Ich halte es für ausgeschlossen, dass man in Mathe und Physik
durch „Auswendiglernen“ viel erreicht, in Chemie und
Geschichte aber andere Qualitäten gefragt sind.

wenn du davon so überzeugt bist, dann seis dir gelassen. Ich zwinge dich nicht etwas so abwegiges zu glauben. Mir ist auch völlig egal was du annimmst. Nur du hattest gefragt und ich habe dir frei aus meinem Erfahrungsschatz eine Erklärung gegeben ohne den Anspruch zu erheben die einzig wahre Lösung gefunden zu haben.

Meinst Du nicht, dass diejenigen, die Du offensichtlich für
Streber hältst, durchaus Spaß an den Fächern gefunden haben,
die Dir nicht so liegen? Meinst Du nicht, dass Dir in Fächern,
die Dich interessieren, gewisse Dinge nahezu mühelos
zufliegen, während Du in anderen Fächern, die Dir weniger
liegen, richtig büffeln musst?

Ähm, ich bin keine deiner Schülerinnen. Also bitte kein einfühlsamer Oberlehrerton a la „meinst du nicht …“. Nein ich meine nicht, wiel ich es genau so erlebte, auch wenn du das nicht glauben willst.

Es waren genau die Fächer in denen ich nur auswendiglernte und 15 Punkte bekam - ohne einmal verstanden zu haben um was genau es ging. Ich lernte Zeichnungen von Versuchen mit allen Bezeichnungen auswendig, ich lernte Formeln und Gesetzmässigkeiten auswendig, käute sie in den Prüfungen aus und bekam 15 Punkte.

Selbst mir als Laie, weil kein Lehrerstudium, ist klar das Interesse das Lernverhalten ungemein fördert. Logisch dass man in diesen Fächern so gut wie nicht „büffeln“ muss. Ich frage mich wieso du das extra erwähnst. Habe ich etwa das Gegenteil behauptet? Oder willst du mir die Welt neu eröffnen? Verstehe diesen Hinweis wirklich nicht.

Aber wieso, wenn ich bis heute nicht verstehe was mir damals „beigebracht“ wurde, konnte ich in Chemie, Mathe und Physik 12 und 15 Punkte erreichen, wenn das deiner Meinung nach unmöglich ist?

Übrigens war „richtig büffeln“ für mich einen Stoff verstehen lernen. Das machte ja sogar noch Spaß. Was mich langweilte war auswendig lernen. Langweilte! Nicht ärgerte oder in mir einen Widerwillen gegen das Fach erweckte. Ich war eine durchweg gute Schülerin. Mein Notendurchschnitt in der 11. Klasse war 13 Punkte.

Und um den anderen die hier antworteten diese Frage zu beantworten - ja, unsere Naturwissenschaftslehrer hatten in jedem Kurs das gleiche Programm das kaum verändert wurde. Diese Rechnung ging bei uns und bei nachfolgenden Schülergenerationen voll auf. Wir hatten später noch mitbekommen wie in Physik der Intervall war und so tauschten dann älteren Stufen ihre Kursmappen mit der 11. Stufe aus, denn es war haargenau der gleiche Inhalt mit den gleichen Ergebnissen.

Tut mir ja leid wenn das so sehr an eurer Erfahrung und Realität vorbeigeht. Du kannst nicht für alle Lehrer und Schüler in Deutschland sprechen, wie kannst du mir sagen meine Erfahrungen seien unmöglich?

Gruss
Helena

Hi Uwi,

Ich halte es für ausgeschlossen, dass man in Mathe und Physik
durch „Auswendiglernen“ viel erreicht,

das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Es ist öfters vorgekommen, daß sich in der Abiturstufe Mädels
von
mir physikalischen Effekte haben erklären lassen, weil sie
selbst
sich keine Vorstellung dazu machen konnten, obwohl diese
Mädels
glatt auf 1 standen und ich selbst nur gerade so eine 2 hatte
(z.B. weil ich Formeln nicht auswendig gelernt habe und auch
immer
bischen schusselig war).
Auswendig lernen in Physik bringt wirklich nix, wenn man nicht
Interesse daran hat und sich die Zusammenhänge selbst
modelliert.

es bringt eine gute Note, das hast du bestätigt. Also ist es doch möglich gute Noten zu bekommen wenn man Stoff auswendig lernt. Wie sonst wären diese Mädels auf einer 1, konnten aber nichts erklären.

Und genauso habe ich es auch gemacht.

Ich habe nie behauptet das es etwas bringt auswenig zu lernen.

Ich kenne bis heute die Zusammenhänge nicht, es gab nie einen Lehrer der Interesse wollte und dies förderte (ich spreche nur von meiner Schulerfarhung) oder mal nachfragte.

Wir wurden abgefragt (mündl. Note) und mussten die Zeichnungen der Versuche wiederkäuen und wenn das was wir wiederkäuten gut war, war man gut und bekam eine gute Note. Schriftlich lief es genauso ab. Ich kann bis heute eine Zeichnung malen von der ich nicht weiß was sie bedeutet - weil es den Lehrer nicht interessierte ob wir es verstanden, wir mussten den Lehrstoff nur möglichst fehlerfrei auswürgen. Damit waren leider die meißten Lehrer zufrieden.

Es wurde bei uns nie eine einzige Frage gestellt die echtes Wissen oder Verständniss gefordert hat. Wäre das passiert, hätte ich in Physik oder Chemie niemals 13 und 12 Punkte erreichen können.

Also bitte genauer lesen. Ich habe nie behauptet das dieses auswendiglernen auch Verständniss und Wissen schafft!

Es war die beste Methode bei diesen interessenlosen Vorlesungslehrern gute Notes zu bekommen.

Gruss
Helena

Hallo,

Auswendig lernen in Physik bringt wirklich nix, wenn man nicht
Interesse daran hat und sich die Zusammenhänge selbst modelliert.

es bringt eine gute Note, das hast du bestätigt. Also ist es
doch möglich gute Noten zu bekommen wenn man Stoff auswendig lernt.

Nur solange die Sache auf rel. niedrigem Niveau läuft,
also eben z.B. normale Schule bis zum Abitur.
In einem physiklastigen Studium ist dann mit dieser Art von Lernen
schluß. Da kommen Menschen ohne Interesse und innere Einsicht
für die Sache nicht mehr weiter.

von der ich nicht weiß was sie bedeutet - weil es den Lehrer
nicht interessierte ob wir es verstanden, wir mussten den
Lehrstoff nur möglichst fehlerfrei auswürgen. Damit waren
leider die meißten Lehrer zufrieden.

Du schiebst das ganze Elend auf die Lehrer. Das ist typisch für
ganze Schülergenerationen, wenn sie eine Begründung dafür suchen,
daß sie in Mathe, Physik oder sonstwo keine Ahnung haben.
Nur nicht die Ursachen bei sich selber suchen.

Wer Interesse für Physik hat, wird sich aus eigenem Antrieb damit
auseinandersetzen. Da kann kein Lehrer was verhindern.
Dann ist auswendiglernen keinesfalls hinderlich, im Gegenteil,
damit kommt man noch einfacher zum Ziel.

Es wurde bei uns nie eine einzige Frage gestellt die echtes
Wissen oder Verständniss gefordert hat. Wäre das passiert,
hätte ich in Physik oder Chemie niemals 13 und 12 Punkte erreichen
können.

Ist doch nett von den Lehrern, wenn sie die Schüler nicht dafür
bestrafen, daß sie für bestimmte Fächer kein Interesse haben.
Dann muß eben das formale Abarbeiten des Lehrstoffes reichen.
Man kann auch ohne fundierte Kenntnisse der Physik gut durchs
Leben kommen, zumindest solange wie man nicht Ing. oder Naturwissen-
schaftler werden will.
Nur eines möchte ich noch mal klar stellen. Lehrer können sich noch
so viel Mühen. Wer nichts mit Physik am Hut hat, ist für diese
Wissenschaft eh verloren.
Gruß Uwi