Vergesslichkeit überlisten

Hallo liebe Experten!

Ich merke seit ich in einer WG lebe, wie vergesslich ich bin. Dabei ist eine Demenz ausgeschlossen (bin 57 und hab ansonsten ein ziemlich gut funktionierendes Gehirn, spreche 3 Sprachen fließend, lerne seit 3 Jahren Japanisch, keine Wortfindungsstörungen, so auch die Einschätzung meiner Hausärztin).

Trotzdem ist meine Vergesslichkeit wirklich eine Belastung im Zusammenleben.

Ich vergesse dauernd Kleinigkeiten, dass ich bspw. grad im Büro was machen wollte und Licht anmache, dann aber in der Küche hängenbleibe, weil ich was zu trinken holen wollte, der Kater Hunger hatte, und ich ende dann auf dem Sofa, mit Getränk und Kater und meine Mitbewohnerin fragt, ob sie das LIcht in meinem Büro ausmachen kann.

Oder ich vergesse die Kaffeemaschine auszumachen. Oder die Tür zu sichern wegen der Tiere. Oder die Balkontür nachts zuzumachen. Usw. usf.

Irgendwie hab ich immer tausend Gedanken gleichzeitig im Kopf und lasse mich ganz schnell ablenken. Immerhin ist mir bewusst geworden, dass das der häufigste Grund ist für meine Vergesslichkeit, dass ich ständig neue Gedanken habe und die verfolge und dann was vorher war vergesse.

Mein Hausärztin meint, das sei normal.

Aber ich sehe, dass das in einer WG echt sch**** ist.

Welche Tricks gibt es, um diese Vergesslichkeit in den Griff zu kriegen?

Ich danke euch für eure Tipps.

Gruß, Diva

Das meine ich auch.

Als ich mir begann Gedanken zu machen über ähnliche Vorgänge bei mir, fiel mir auf, dass ich immer das vergaß, was mehr oder weniger automatisch im Alltag abläuft.
Abweichende Vorgänge, die bei mir offensichtlich stärker im aktuellen Bewusstsein waren, machten mir da keine Schwierigkeiten.

Seitdem ich mir angewöhnt habe mir diese automatischen Abläufe wieder mehr bewusst zu machen, hat sich das „Problem“ in Luft aufgelöst.

Ein Trick der sich bei mir bewährt hat:
Wenn ich in einen Raum kam/komme um etwas zu erledigen, aber nicht mehr weiß was ich erledigen wollte, spule ich zurück um mir den Gedankengang, der zu der Entscheidung, etwas zu erledigen, geführt hat, bewusst zu machen.
Funktioniert fast immer.

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Moin,

Dazu aus https://www.deutschlandfunk.de/gedaechtnisforschung-tuer-auf-erinnerung-weg-100.html

GedächtnisforschungTür auf, Erinnerung weg

Das menschliche Gehirn sortiert die unwichtigen Informationen aus und speichert die wichtigen – ohne, dass uns das bewusst wird. Eine Studie hat nun einen Auslöser der Vergesslichkeit ausfindig gemacht: Türen. Doch Vergesslichkeit muss nicht immer etwas Schlechtes sein.

Empfehlung: Bau die Türen aus. :grin:

Sagt-Luno

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Also in der Fliegerei hast ja genau das Problem: eine Reihe von absolut langweiligen Routine-Aufgaben. Aber wenn Du was davon vergisst, kann das ein bissle blöd werden. Dort hilft man sich dann mit Checklisten. Das hilft Dir nix, wenn Du aus Raum A in Raum B spazierst und dort „hängenbleibst“ - aber vielleicht eine Checkliste beim Rausgehen „Balkontür - zu, Kaffeemaschine - aus, Badfenster - gekippt, Hund - gefüttert“ oder was halt auch.

Achja: gleiche Kategorie aber war von Dir nicht gefragt. Die bange Frage nach Beginn einer Reise „Hab ich auch den Herd / das Bügeleisen ausgeschaltet“ lässt sich leicht lösen, indem man vor Reisebeginn die entsprechenden Geräte fotografiert :wink:

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Auch eine gute Idee!

Ich hab das mit dem Tür abschließen.

Und sage laut zu mir merke mir dann: „Als ich zugeschlossen habe, ist der DPD vorbeigefahren“. … „…hat mich der Nachbar gegrüßt“ … o.ä.

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Wenn man es nicht vergisst!

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Dafür ja der Checklisten-Punkt „Herd fotografiert - ok“ :joy:

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Ich ziehe grundsätzlich den Stecker! :wink:

Für solche Dinge habe ich jetzt eine Countdown-Steckdose entdeckt:

Wenn ich bestimmte Geräte benutze - also die Kaffeemaschine, Bügeleisen, usw., dann muss ich die Steckdose erst aktivieren, indem ich eine Zeit wähle., also meist so 30 min.

Das wird mir bei der ein oder anderen Sache sicher helfen.

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Im Augustinum HD-Emmertsgrund hab ich dafür eine recht elegante technische Lösung gesehen: Alle etwas wuchtigeren Verbraucher in den Appartements (Bügeleisen, Herd, Wasserkocher, Mikrowelle) hängen an einem Stromkreis, der unterbrochen ist, solange nicht der Dunstabzug über dem Herd in Betriebsstellung (eine Klappe geöffnet) ist. Diese Klappe ist so neben der Eingangsrür zum Appartement montiert, dass sich die Eingangstür nur öffnen und schließen lässt, wenn die Dunstabzug-Klappe geschlossen = der Stromkreis getrennt ist. Man braucht sich also nicht daran erinnern, ob das Bügeleisen und der Herd und sowas ausgeschaltet sind, weil man es weiß: Sie sind ausgeschaltet, wenn man zur Tür rausgekommen ist.

Schöne Grüße

MM

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Wie @Cook1 beschrieben hat: Trainieren - nicht auf Leistung, sondern auf Ausdauer.

Wenn mir ein Wort, ein Begriff oder ein Name nicht mehr einfällt, suche ich nicht mit Gewalt danach (das hilft eh nichts), aber ich behalte die Suche im Sinn, bis sich das Wort ein bisselchen später von sich aus meldet. Die wissen jetzt, dass sie sich nicht einfach so davonstehlen können, und kommen regelmäßig von sich aus wieder. Es kann dann zwar vorkommen, dass ich bei CAP an der Kasse unwillkürlich vor mich hin sage „Jaaa - Pantje hieß der Mongole!“, aber in der Regel schaffe ich es schon, solche Erkenntnisse dann für mich zu behalten.

Schöne Grüße

MM

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Das oder ähnlich wirkende Maßnahmen sind mittlerweile Standard in solchen und ähnlichen Einrichtungen.

Du könntest dir vornehmen, ein bis dreimal am Tag immer zur gleichen Zeit wichtige Dinge zu kontrollieren.
Z. B. immer vor dem Abendessen gehe ich durch die Wohnung und kontrolliere die Türen, das Licht und ob die Tiere irgend etwas brauchen.

Du könntest eine Liste machen mit wirklich wichtigen Sachen (Tiere dürfen nicht weglaufen können, unnütze LED-Beleuchtung ist dagegen nicht so schlimm)

Du musst dir Struktur geben, musst aber eine Mitte finden zwischen „Ich versuche mich ständig zu kontrollieren und stresse mich dabei extrem“ und „mir ist alles ziemlich egal“!

Also das mit dem Checken ist echt müßig und es wird auch nicht viel bringen, weil du erwartest, dass etwas in Ordnung ist und dann doch flüchtig was übersiehst dadurch.

Ich hab mir beim Herd z.B. angewöhnt, dass ich ihn immer mit Timer betreibe, also Pfanne drauf - Stufe 9 und gleich im Timer 4 min. - da ich dann am Schreibtisch (bei Corona mit parallel Kochen) ihn doch sofort wieder vergessen hatte. Das entspricht auch viel mehr der Kochnatur - man braucht eine Menge Energie um sein Essen zu kochen und nicht eine mglw. sehr lange Lei(s)tung.

Das mit dem Timer gibt es in vielen Geräten mit hoher Leistungsaufnahme…

Grad gefunden - das wär’s doch?

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Ebent. Vieles, was im Augustinum in den 1980er Jahren entwickelt wurde, ist inzwischen Standard.

Und eine kurze Beschreibung macht es möglich, so eine Schaltung in jeder beliebigen Wohnung einzurichten.

Dafür habe ich sie gegeben.

Glück auf!

MM

@Frau_Jana_Boemer
Wie dieses kreuzförmige Gefuchtel nach der Kirche :thinking:

Hut?
Schlüssel?
Zigaretten?
Feuerzeug?

okay, alles da …

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Achtsamkeit ist hier das Zauberwort oder der Schlüssel…das lässt sich gut trainieren…

Werde Dir und Deiner Tätigkeit bewusst und setze Anker (der berühmte Knoten im Taschentuch). Für mich bedeutet der Spruch:„Ab und aus“, dass ich die Pferde getränkt habe und das Wasser auch wieder aus gemacht habe. Und ich sage das wirklich laut, wenn ich vor dem Wasserhahn stehe.
Ein Anker kann aber auch visuell sein, oder haptisch. Zum Beispiel beim Lernen.

Sei bei dem, was Du tust und nicht schon drei Schritte voraus.

https://www.achtsamkeit-intuition.de/achtsamkeit/was-ist-achtsamkeit/#:~:text=’%20Er%20aber%20sagte%20zu%20ihnen,bewussten%20Erfassen%20der%20gegenw%C3%A4rtigen%20Situation.

Als ADHSler hilft mir das enorm…auch wenn es trotzdem manchmal schief geht.

Ganz schwierig ist es auch, wenn man etwas tun möchte, dabei durch eine Tür geht und plötzlich der Focus ganz woanders hingeht und man vergessen hat was man eigentlich wollte…Dann hilft es häufig, wenn man wieder durch die Tür zurückgeht und nochmal den Raum betritt. Ich habe das irgendwo mal gelesen, bei Bedarf suche ich nochmal danach.

Viel Erfolg beim Training!

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Dieses ist - ein wenig benachbart - die ganz klassische Situation, dass die linke Hand irgendwas hält und weglegt, während man an irgendwas denkt, was man grade mit der rechten Hand macht: Wenn man visualisiert, was man zuletzt mit dem vermissten Gegenstand gemacht hat, kommt der Zusammenhang wieder. Falls man es zulässt.

Gegenprobe: Ein Narzist aus meiner Umgebung hat sich schlicht geweigert, sich vorzustellen, was er zuletzt mit dem Händie gemacht hatte, das er an der Einfahrt zum Müllhof aufs Autodach gelegt hatte, weil er unvermittelt beide Hände gebraucht hatte. Dementsprechend kam auch kein Erinnerungsbild daran, und erst, als jemand ihm ein Bild von dem (aus anderem Grund erkennbaren) Teil geschickt hat, über das er am nämlichen Ort drübergefahren war, wußte er wieder, was er damit gemacht hatte…

Schöne grüße

MM

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Eine Psychologin meinte mal zu mir auf ähnliche Fragestellung
„Haben Sie schon mal was wirklich Wichtiges vergessen?“
Das konnte ich noch verneinen.
Allerdings finde ich, dass es bei dir schon stärkere Vergesslichkeit ist.
Vielleicht mutest du deinem Kopf etwas zuviel zu, neue Sprachen lernen, Arbeitsstress usw., und deswegen wird Alltägliches im Gedächtnis aussortiert.

Dazu ein Neurologe, siehe Link:

„Diese Vergesslichkeit ist bei manchen Menschen allerdings stärker ausgeprägt als bei anderen. Hin und wieder gibt es auch Phasen, in denen einfach nichts mehr haften bleibt im Hirn. Auch dafür hat der Neurologe eine Erklärung. Muss das Gehirn zu viele Informationen speichern und verarbeiten, schaltet es auf Durchzug.
Unter Dauerstress stehende Zeitgenossen und überforderte Menschen kennen das Phänomen.“
„Die Therapie ist dabei übrigens ausgesprochen einfach: Weniger arbeiten, mehr Mußestunden einlegen, zur Ruhe kommen – und schon geht es mit dem Gedächtnis wieder bergauf!“

Mein Tipp ansonsten „Zettel, Zettel, Zettel“ :roll_eyes:

Manchmal erfinde ich mir auch Brücken, wo ich mir verschiedenes zu Merkendes bildlich zusammen vorstelle, wie in einer kleinen Geschichte🙈
Das klappt ganz gut …

Und wenn ich merke, dass ich was Bestimmtes vergessen habe,
dann wie oben schon beschrieben, die Gedankengänge und Orte noch mal nachvollziehen. Meistens fällts es mir dann wieder ein.

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