Verhalten nach öffentlicher Auspeitschung

Hallo,

in einem Video bei youtube.com habe ich gesehen, wie ein Mann in Saudi-Arabien wegen eines für unsere westlichen Vorstellungen geringen Vergehens 70 Peitschenhiebe als Strafe erhalten hat.

Nach der Bestrafung kommen die Angehörigen des Mannes zu ihm und umarmen ihn. Doch dann geschieht etwas völlig Verrücktes: Der ausgepeitschte Mann geht auf den Mann zu, der ihn gefoltert hat und umarmt ihn! Die beiden küssen sich sogar auf die Wangen.

Wie kann man  dieses Verhalten psychologisch erklären?

Viele Grüße

Simon

Servus

Wie kann man  dieses Verhalten psychologisch erklären?

Identifikation mit dem Aggressor.
Gruß,
Branden

Hallo,

es wäre interessant zu wissen, ob das eine individuelle Entscheidung des Gefolterten war oder ob es in Saudi-Arabien Gepflogenheiten gibt, wie man sich nach der Auspeitschung zu verhalten hat.

Ob also eine rein psychologische Erklärung greift oder ob da noch etwas an Verhaltenskodex oder äußerem Druck/ Angst vor weiteren Repressalien dazukommt.

Ist aber eine völlig offene Frage; ich weiß es auch nicht.

Viele Grüße,

Jule

Moin,

Identifikation mit dem Aggressor.

wozu?

Gruß Ralf

Hi,

ist ein Fachbegriff:

http://de.wikipedia.org/wiki/Identifikation_mit_dem_…

die Franzi

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Servus

Identifikation mit dem Aggressor.

wozu?

Das Unbewusste fragt nicht „wozu?“. Aber wenn man es denn unbedingt erklären wollte, würde man wohl dahin kommen, dass sich das Opfer damit besser fühlen kann.
Gruß,
Branden

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Wieso Aggressor?
Hallo Branden,

wieso wäre der Peitscher hier Aggressor? Er ist doch in erster Linie Erfüllungsgehilfe der Rechtssprechung, in zweiter Linie vielleicht sogar ein Freund des Gepeitschten. Oder ist es in den Ländern üblich, dass ein Freund des Gegners (oder jener selbst) peitscht?

Gruß
achim

Hi,

das ist kein juristischer Gebrauch von Aggressor, sondern ein psychologischer. Der mit der Peitsche in der Hand ist der, der dir Schmerz zufügt.

die Franzi

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Moin,

Das Unbewusste fragt nicht „wozu?“. Aber wenn man es denn
unbedingt erklären wollte, würde man wohl dahin kommen, dass
sich das Opfer damit besser fühlen kann.

gehe ich richtig in der Annahme, dass diese Antwort auf jede Frage passt? Dann könntest Du gleich „42“ schreiben.

Gruß Ralf

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Hallo,

vielleicht ist er Masochist?

MfG,

ujk

Hallo,

spontan fallen mir zwei mögliche Erklärungen ein: Der Mann könnte die Strafe als gerecht und richtig akzeptiert haben und sich bei dem Ausführer der Strafe für die Bestrafung bedanken. Oder der Mann wollte dem Ausführer der Strafe zeigen, dass er weiß, dass er quasi nur das Werkzeug für die Bestrafung ist und er deshalb ihm gegenüber keinen Groll hegt.

Grüße

=^…^=

Hallo,

spontan fallen mir zwei mögliche Erklärungen ein: Der Mann könnte die Strafe als gerecht und richtig akzeptiert haben und sich bei dem Ausführer der Strafe für die Bestrafung bedanken.
Oder der Mann wollte dem Ausführer der Strafe zeigen, dass er weiß, dass er quasi nur das Werkzeug für die Bestrafung ist und er deshalb ihm gegenüber keinen Groll hegt.

Ja, das könnte auch ein traditionell oder rituell gefordertes Verhalten sein.
Die Familie hat den Mann ja auch (rituell) umarmt und geküsst.
Da steckt auch noch ein Ungeschehenmachen darin.
Ursprünglich eine schöne Geste des umfassenden Verzeihens, die aber nach unserem Rechtsverständnis angesichts der barbarischen Strafe einen Hauch von Gehirnwäsche bekommt.

Indem der Betrafte dem Strafenden etwas verzeiht, hebt er das Machtgefüge auf.
In diesem Sinne könnte es vielleicht auch eine klevere ironische Geste gewesen sein.

Gruß
Heidi

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Hallo

Das Unbewusste fragt nicht „wozu?“. Aber wenn man es denn
unbedingt erklären wollte, würde man wohl dahin kommen, dass
sich das Opfer damit besser fühlen kann.

gehe ich richtig in der Annahme, dass diese Antwort auf jede
Frage passt? Dann könntest Du gleich „42“ schreiben.

Meinst du den ersten Teil meiner Antwort oder den zweiten?
Und zu deiner neuen Frage: Diese Antwort passt nicht auf jede Frage, du gehst also fehl in deiner Annahme. Es gibt auch masochistische Charaktere, die keiner Identifikation mit dem Aggressor bedürfen, weil sie primär schon „gerne“ in der Opferrolle sind.
Hat dir diese meine Antwort mehr gegeben?

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Servus

das ist kein juristischer Gebrauch von Aggressor, sondern ein
psychologischer. Der mit der Peitsche in der Hand ist der, der
dir Schmerz zufügt.

Ganz genau. Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Danke.
Es grüßt dich
Branden

P.S.: Was für ein Glück…
…dass ich kein Jurist bin, sondern Therapeut.
:wink:

Hi Branden,

Das Unbewusste fragt nicht „wozu?“.

daran zweifle ich erstmal nicht. Es bedürfte eh einers längeren Nebenstrangs, um zu klären, ob das Unbewusste überhaupt etwas fragt.

Und zu deiner neuen Frage: Diese Antwort passt nicht auf jede Frage

Dann darf ich’s mal anders sagen: Dass sich der Mensch wohlfühlen möchte, dürfte immer stimmen. Sogar dann, wenn ein Masochist sich quälen lässt.

Hat dir diese meine Antwort mehr gegeben?

Eher nicht, zumal sie mit der Ursprungsfrage nichts mehr zu tun hat.

Gruß Ralf

Hi,

und ich bin froh, dass ich weder Therapeut noch jurist bin :smile:

die Franzi

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Hi,

das Unbewusste fragt nicht, es reagiert. Und es lebt sich eben leichter mit der Überzeugung, dass der Täter auch nur ein armes Schwein ist / nicht aus seiner Haut kann / selber gezwungen ist, als sich die Frage zu stellen, warum jemand so etwas tut (= jemanden auspeitscht), warum jemand sowas sogar auf Befehel tut, warum es gerade einen selber trifft: solange man nicht masochistisch ist, möchte man nämlich nciht verprügelt werden.

Das ist auch der Mechanismus hinter dem Stockholm-Syndrom oder Doppelbindungen, oder zumindest ein ähnlicher: eine ausweglose und / oder sich der eigenen Kontrolle entziehende Situation mit der Welterfahrung in Einklang zu bringen. Schafft man das nicht, endet es in Selbstmord und / oder Abhängigkeiten.

die Franzi

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Moin, Franzi,

besternten Dank. Nur gut, dass Du kein Therapeut bist.

Gruß Ralf

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Bei Frauenstimmen kann er besser hinhören :wink:
Servus
Natürlich kriegt die Franzi von mir auch einen Stern, da wir in etwa dasselbe schreiben.

besternten Dank. Nur gut, dass Du kein Therapeut bist.

Sie hat aber absolut therapeutisch geantwortet.
Obwohl Franzi und ich dir pausenlos dasselbe erklären wollen, bist du auf dem einen Ohr taub (oder Auge blind), auf dem anderen nicht. Kurios.

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