Hi Marion,
Wenn Israel beschließt, dass es ab nächster Woche einen Palästinenserstaat gibt, dann gibt es diesen ab nächster Woche
Für mich ein völlig neuer Gedanke. Kann man einen Staat gründen, auch wenn die andern dabei nicht mitmachen? Wenn die andern das gar nicht wollen? Wozu verhandelt man dann eigentlich überhaupt vorher?
Hätte zB Barak im Jahre 2000 ohne Arafat (der natürlich „Rücksprache“ mit der arabischen Liga hielt) einfach einen Palästinenserstaat gründen können? Sowas geht aber doch dann furchtbar in die Hose.
alle dafür erforderlichen Umstände herbeizuführen
Ich glaube nicht, daß irgendein israelischer Politiker je die Macht hatte, wirklich alle erforderlichen Umstände herbeizuführen.
Zu Beginn forderten die arabischen Staaten nichts geringeres als die Auslöschung Israels als Grundbedingung. Weil das auf Dauer doch ziemlich absurd rüberkommt, forderte man das Rückkehrrecht aller Flüchtlinge und Nachkommen ins Kernland Israels. Hört sich zwar besser an, ist aber eigentlich genauso absurd und führt zum gleichen Ergebnis.
Beim letzten Versuch forderte Arafat Gesamt-Jerusalem, also auch das jüdische Viertel für sich. Er wußte dabei natürlich, daß kein israelischer Politiker dieser Forderung je zustimmen könnte.
weil Israel bei der Gründung eines Palästinenserstaats derzeit nur verlieren kann
Gäbe es neben Israel einen rechtstaatlichen, demokratischen Palästinenserstaat, wäre der Gewinn unendlich und zwar in jeder Hinsicht. Entstünde jedoch eine Hamas-Terror-Diktatur wäre das katastrophal.
Auf lange Sicht gesehen, verliert Israel jedoch in jedem Fall, wenn es nicht gelingt, einen Palästinenserstaat zu gründen. Der jetzige Zustand ist auf Dauer untragbar. Kommt nicht die Zwei-Staaten-Lösung, kommt die Ein-Staaten-Lösung mit Konsequenzen:
http://www.haaretz.com/hasen/pages/ShArt.jhtml?itemN…
„More and more Palestinians are uninterested in a negotiated, two-state solution, because they want to change the essence of the conflict from an Algerian paradigm to a South African one. From a struggle against `occupation,’ in their parlance, to a struggle for one-man-one-vote. That is, of course, a much cleaner struggle, a much more popular struggle - and ultimately a much more powerful one. For us, it would mean the end of the Jewish state.“
Ehud Olmert
Ich bin der Meinung, daß man in Israel die Hoffnung auf einen rechtsstaatlichen, demokratischen Palästinenserstaat mit dem Scheitern von Camp-David-II endgültig aufgegeben hat. Also weiß man, daß es auf die Ein-Staaten-Lösung hinausläuft. Und genau deswegen bauen die vorher noch soviele Siedlungen wie irgend möglich, um demographisch nicht restlos unterzugehen in einer kommenden Ein-Staaten-Lösung.
Diesen Siedlungsbau sehen die Israelis m.E. als existentiell an.
Gruß Eva