Verhunzte Redensarten

Hallo liebe Deutsch-Spezialisten,

mir fällt in letzter Zeit immer wieder auf, daß Redensarten in den Medien ständig verändert wiedergegeben oder „gemischt“ werden.

Beispiel: da platzt mir die Hutschnur!
statt „da platzt mir der Kragen!“

„Es geht mir über die Hutschnur“ ist doch wieder eine andere Redensart.

Heute las ich in der Zeitung: er pfeift AUS dem letzten Loch.
Aber heißt es nicht eigentlich, AUF??

Ich finde, eine renomierte Zeitung sollte schon etwas sorgfältiger sein, bzw. die Journalisten die für diese Blätter schreiben.
Wenn die es schon nicht mehr richtig machen - wer dann?

Sehe ich das zu eng, oder seid ihr gleicher Meinung?

Viele Grüße
Martina

Hi Martina,

Sehe ich das zu eng, oder seid ihr gleicher Meinung?

solche verunglückten Metaphern, die meines Erachtens durch ein schlechtes Gedächtnis entstehen, werden gerne als Beweis der Kreativität verkauft (Gott erhalte mir meine Ausreden!). Sowas mag klappen, wenn es mit einem Augenzwinkern geschieht, meistens jedoch geht es in die Hose und verschwindet auch bald wieder aus den Zeitungen.

Apropos Zeitungen: Selbst die großen leisten sich heute niemanden mehr, der Korrektur liest. Damit ist ihre Rolle als Hüter der deutschen Sprache natürlich perdu.

Gruß Ralf

Hi!

Allerdings pfeift man immer schon auS dem letzten Loch.

>>Aus dem letzten Loch pfeifen.

Sprichwörtl. Redensart; Sinn: ziemlich am Ende sein, wie der Bläser, der das höchste Loch pfeift und dann nicht mehr weiter pfeifen kann

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[ot] Zielwasser nötig?
Hi alien,

Allerdings pfeift man immer schon auS dem letzten Loch.

das ist zwar richtig, wenn Du aber sicher sein willst, dass die richtigen Leute das lesen, solltest Du nicht mir antworten, sondern denen.

Gruß Ralf

Guten Morgen, Martina!

mir fällt in letzter Zeit immer wieder auf, daß Redensarten in den Medien ständig verändert wiedergegeben oder „gemischt“ werden.

Eine Krankheit unserer Zeit, neben vielen anderen. Ein Zeichen von Nachlässigkeit und schwindender Bildung.

Ich habe selber ein umfangreiche Sammlung dazu.

„Schuster bleib auf deiner Leiter!“ heißt das Kapitel in Bastian Sicks Büchlein: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, 2, wo du noch mehr solcher Verhunzungen finden kannst.

Gruß Fritz

____________________________
[MOD]
Auszug aus Bastian Sicks „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, 2“ gelöscht. Es sind Urheberrechte zu beachten!
Birgit

Sehe ich das zu eng, oder seid ihr gleicher Meinung?

Martina,

Ich würde das nicht zu ernst nehmen…

… danach kräht doch keine Sau.

:wink:
Klaus

… also das schlägt doch dem Faß die Krone ins Gesicht

Gerhard

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kommt drauf an
Hallo Martina

Für mich ist es nicht dasselbe, ob jemand
lustvoll kreativ mit dem Sprachmaterial umgeht
(«Man muss den Nachbarn lieben solange er warm
ist»), oder ob sich jemand im Gestrüpp
halbverdauter Redensarten verirrt.

Viele Leute können die einfachsten Wendungen
nicht korrekt einsetzen und reden z.B. «Kindern
zwischen 8 bis 12 Jahren» – so etwas finde ich
einfach widerlich.

Grüsse von
Rolf

Oops!
Hi!

Sorry, ich bin hier noch neu. Ich hab auch ein paar Postings gebraucht zu übernasern, daß hier Gruß und Verabschiedung üblich sind. Aber ich bin ja noch jung (43) und lernfähig - hoffe ich.

Google spuckte mir übrigens als ersten Treffer das hier aus: /t/pfeifen-auf-aus-dem-letzten-loch/2306470

alien

Der Zahn der Zeit,
lieber Gerhard, der schon viele Tränen heilte, wird auch über diese Wunde Gras wachsen lassen, bis ein Kamel kommt und es wieder abfrisst!

Eigene Erfahrung! Glaub mirs! :wink:

Fritz

Hallo Rolf
So einfach ist es nun auch nicht. Da muss schon erkennbar sein, dass es eine gewollte Vermischung oder Konstruktion ist. Zum Beispiel wie:
Müßiggang ist Goldes wert,
eigener Herd ist alle Laster Anfang!
oder:
Schmiede das Eisen wie dich selbst,
liebe deinen Nächsten solang er noch warm ist!
oder:
Wie man sich bettet,
so schallt es heraus!
(:wink:))
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

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einverstanden
Hallo Alexander

Da sind wir uns völlig einig!
Im mündlichen Bereich gibt es ein
«Augenzwinkern», das in Tonfall und Mimik die
intellektuelle Spielerei als solche
kennzeichnet.

Im Schriftlichen ist es zuweilen schwieriger,
diese Kennzeichnung deutlich zu machen.

Grüsse von
Rolf

Da hätt ich übrigens noch einen – frisch
gebacken in diesem Moment:
Viele Hunde sind des Rasens Tod.

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Gut! (o.w.T.)
A.B.

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Hallo,
ja, das Phänomen ist bekannt. Während Fußballer oder Promis schon immer gerne durch einen kreativen Umgang mit Redensarten geglänzt haben, üben sich in letzter Zeit auch immer mehr Medienschaffende darin. Ein Grund könnte sein, dass die Sprichwörter im Alltagsdeutsch gegenüber früher einfach an Bedeutung verloren haben. Wenn ich an meine Großeltern denke oder an sonstige Alteingesessene, die haben immer eine passende Redensart oder einen passenden Spruch parat gehabt. Hinzu kommt, dass die Sprichwörter einige Jahre oder Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Wer weiß heute noch, was der Schuster mit seinen Leisten überhaupt anstellt? Wer hat heute im Base-Cap-Zeitalter noch eine Hutschnur, die ihm hoch gehen könnte? Kein Wunder, dass man mit diesem Halbwissen bisweilen den Bock mit dem Bade ausschüttet.

Gruß
André

Hmmm, anscheinend ist an beidem was dran, obwohl ich meine, immer nur die „auf“-Version gelesen zu haben.

http://www.redensarten-index.de/register/p.php

Naja, was soll’s. Ich bin eben auch keine „Konifere“ auf dem Gebiet :wink:

Viele Grüße
Martina

Hallo.
Kann ich nicht so bestätigen.
Hier bei uns in der Region beispielsweise sind besonders unter den sehr alten Leuten tatsächlich beide Redensarten bekannt.
Um dieses Beispiel würde ich daher keinen Hehl machen.

Wer and’ren eine Grube gräbt, hat meist ein Grubengrabgerät. :wink:

MfG

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus, Fritz:smile:

Ich habe selber ein umfangreiche Sammlung dazu.

Vielleicht ein Sammlerstück für dich, das ich gerade gehört habe:

„ich habe mir schon den Kopf blutig gesucht“
(auf der Suche nach einem Zettel, auf dem eine wichtige Notiz stand)

Ich vermute, dass sich da der zerbrochene Kopf mit den wundgesuchten Fingern in blutiger Verzweiflung paarte…*lach*

Lieben Gruß aus dem Bunker, jenny

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Hi Alexander,
einen hast Du aber vergessen:
Der Bauer geht so lange in den Krug, bis er bricht.

LG, MrsSippi

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Hi, MrsSippi,

oder:

Man soll feste feiern, wenn die Mädchen fallen!

FR

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Hi Fritz,
es ist aber noch kein Mädchen vom Himmel gefallen…

MädchenSippi

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