AHA
Es gibt keine „Teilsätze“ in meiner Aussage.
„Falsch“ ist keine philosophische Kategorie - „sachlich schlicht“ macht dabei aber einen enormen, wenn auch in der Sache schlichten Eindruck - da die Philosophie keine exakte Wissenschaft ist.
Sicherlich würden Sie mir zustimmen, daß Galileo, Hawking und Heisenberg „expressis verbis“ keine Philosophen sind? Und dennoch ist deren Erkenntnis in das Eingegangen, was Sie mit Ihrem Freund Habermas „philosophischer Diskurs“ nennen. Selbst Mohammed (etwa bei Schopenhauer sehr schön in den Fussnoten) oder Lieschen Müller (bei Sloterdijk) und Hitler (? bei wem nicht, in den letzten 70 Jahren?) haben einen „ideengeschichtlichen“ Part in der Philosophie. Philosophen sind sie alle dadurch nicht.
Der Unterschied zwischen Sozialwissenschaftlern und Philosophen ist der Denkansatz.
Sozialwissenschaftler haben Grundgewissheiten, Philosophen sind (nur ihrer eigenen Determiniertheit unterworfen) frei. Sozialwissenschaftler „WISSEN“ daß etwas Faul ist im Staate Dänemark und versuchen dies nachzuweisen. Philosophen interessiert der Staat Dänemark nur als Kostruktion unter Konstruktionen, Idee gleich annderen Ideen einer Hinsicht.
Das Problem bei MFoucault (der in den 1990ger Jahren eine wahre Plage im universitären Betrieb war - nur übertroffen von „gender studies“) ist, daß Franzosen dazu neigen jeden einen Philosophen zu nennen, der drei zusammenhängende Sätze formulieren kann. Und der Deutsche glaubt gern, was der Franzose so erzählt. Positiv formuliert: Zwischen Schriftsteller, Lebenskünstler, Philosoph und Sozialwissenschaftler wird im allgemeinen Sprachgebrauch Frankreichs nicht so unterschieden wie in Deutschland, weshalb Sartre mit seinen knapp drei dünnen Thesen ebenso als großer Philosoph verstanden wird, wie etwa Ernst Jünger und seine Schmetterlingssammlung bei einem Glas Erdbeersekt.
MFoucault wußte sich in dieser Marketingmaschine in Deutschland gut zu behaupten (deshalb „Selbstdarstellungstalent“). In englischen und amerikanischen Universitäten ist MFoucault völlig unbekannt. Es würde mich wundern, wenn es in China und Russland anders wäre.
IHR TEXT: „Die Frage nach dem ‚Anderen der Philosophie‘ ist mit absoluter Gewissheit sogar einer der ältesten und wichtigsten Fragen der Philosophie.“
Die „Frage nach dem Anderen der Philosophie“? „Absolute Gewissheit“? „Ältest“ und „Wichtigst“ für die Philosophie? Hier gehen aber Pferde mit jemandem durch.
Das „Andere“ der Philosophie ist, wenn überhaupt, seit jeher die Theologie. Das für Philosopen faszinierend Irrationale des Glaubens und seiner eigendynamischen Kraft. Wir sehen Heideggers Hölderlin und verstehen, weil Heidegger einen langen Weg von der Geworfenheit bis zur Sorge gegangen ist. MFoucaults „Wahn-Rausch“-Konstrukt sozialdemokratisiert die Sonderheit: Jeder BinchDrinker sei ein Hölderlin. Aha. MF belegt diese Annahme auch nur mit Einzelwahrnehmungen plus Statistiken, also journalistisch. Der Philosoph ist Philosoph durch die Herleitung aus einer essentiellen Grundfrage. Die Sozialwissenschaft negiert eine solche Herleitungsnotwendigkeit und ersetzt sie durch die „Gewissheit“ der Kritik. Ergo muss jeder Sozialwissenschaftler zwangsläufig selbst zum Gegenstand der allgemeinen Betrachtung werden, weil das objektivierende Korsett der Philosophie abgestreift wurde und die Subjektivität der jeweiligen Sozialität zum Prisma wird.
Betrachten wir MF dementsprechend, rekonstruieren wir das Lebensgefühl der 1980ger, dem Thema MFs zugewandt den frei verfügbaren Chemie-Rausch mit nachfolgendem Hangover-Wahn an der Schwelle des AIDS-Todes. MF hat diese Stimmung auf die Spitze getrieben um was herauszufinden? Nichts was JJRousseau und besser FNietzsche nicht schon beschrieben hätten. Mit Philosophie hat das wenig zu tun. Hätte es auch nicht, wenn MF sich die Mühe gemacht hätte kapitalismuskritisch die Vernebeltheit dieser Epoche und seiner Wahn-Protagonisten zu hinterfragen. Aber es wäre ein „diskursfähiger“, durch und durch sozialwissenschaftlicher, zeitlich begrenzter Ansatz.
x-n
p.s.: Ihr „post scriptum“ („Du bist seit gestern hier angemeldet und scheinst dich schon sehr gut in diesem ehrenwerten Brett auszukennen. Mein Glückwunsch für eine so erstaunlich schnelle Integration sei dir gewiss.“) ist von erstaunlich herablassender Art. Haben Sie es tagsüber nur mit Ihresgleichen zu tun?