Sein Name ist Nobody
Hi.
- Jesus war kein systematischer Denker, ein charismatischer Wanderprediger
Rational betrachtet, ist das eine unbeweisbare Behauptung. Als Atheist sollte man sich über die sehr fragwürdige frühchristliche Quellenlage im klaren sein. Solange keine zuverlässigen archäologischen Belege für die historische Existenz der Jesusgestalt vorliegen und auch keine wirklich wasserdichten textlichen Referenzen zeitgenössischer oder zeitnaher Autoren, ist deine obige Aussage rein hypothetisch, gestützt auf eine Texttradition, die von Fälschungen und Überarbeitungen nur so strotzt. Es gibt keinen Grund, Jesus mehr Historizität zuzusprechen als der Moses-Figur - und die gilt heute weithin als fiktionales Produkt israelitischer Priesterautoren. Dass Deschner die Historizität des Jesus nicht in Frage stellt, ist eine romantisierende Inkonsequenz in seinem Denken, ähnlich wie bei Nietzsche.
- Paulus war auch von Vorurteilen seiner Zeit geprägt
Da stellt sich die Frage, welcher Zeit - des 1. oder des 2. Jahrhunderts? Paulusbriefe tauchen erst im 2. Jh. auf. Es gibt zudem eklatante Ungereimheiten zwischen den Briefen und der Apg, die auf eine fragwürdige Historizität hinweisen.
- Paulus hat eigene Gedanken entwickelt
Wobei unklar ist, ob sie wirklich „eigen“ sind oder aber Übernahmen aus der gnostischen Religiosität.
Warum also sollte ein liebender allmächtiger Gott dieses „Versteckspiel“ machen?
Es gibt viele Möglichkeiten, die Existenz des Christengottes, sofern „Allwissenheit“, „Personalität“ und „Vollkommenheit“ notwendige theologische Bestandteile seiner Definition ist, logisch zu widerlegen. Allerdings hält das Christen nicht davon ab, spitzfindige Gegenargumente mit Verweis auf die „Unbegreiflichkeit Gottes“ durch den logischen bzw. rationalen Verstand aufzutischen. Die exzessive Gedankenakrobatik der christlichen Theologen, die im Dogma von Nicäa ihren ersten Höhepunkt hatte und in der mittelalterlichen Scholastik neue Gipfel der Absurdität erstürmte, verdankt sich allein dem Umstand, dass die diversen Gottes- und Christusattribute nicht in ein logisch konsistentes System zu bringen sind, dass also, egal wie man sich dieses System zurechtlegt, immer ein offener Rest an Inkohärenz bleibt (bekanntes Beispiel: Widerspruch zwischen Prädestination und Willensfreiheit).
Dennoch nenne ich hier zum Zeitvertreib ein paar Widerlegungsargumente auf der Grundlage der christlichen Gottesdefinition als „allwissend“, „personal“, „vollkommen“ usw., d.h. widerlegt werden diese Attribute und damit, sofern sie definitorisch notwendig mit dem Christengott verknüpft sind, dessen Existenz:
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Gott ist nicht personal, also existiert er nicht.
Begründung: Willensfreiheit ist ein notwendiger Bestandteil des Personalen. Gott aber hat keine Willensfreiheit. Denn eine solche kann nur jemand haben, der sich über die Folgen möglicher Handlungsoptionen nicht im klaren ist, der sich über das Zukünftige also im Ungewissen ist. Wer alle Faktoren und alle Konsequenzen kennt, muss sich nicht zwischen mehreren Optionen entscheiden, benötigt also keinen freien Willen.
Daraus folgt:
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Entweder Gott ist nicht allwissend (dann existiert er nicht)
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oder er hat keine Willensfreiheit, ist also keine Person (dann existiert er ebenfalls nicht).
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Gott ist nicht vollkommen, also existiert er nicht.
Begründung: Vollkommenheit impliziert Unabhängigkeit von anderem bzw. anderen, erst recht, wenn sie Eigenschaft eines angeblichen Schöpfergottes ist. Diese Unabhängigkeit ist durch die Schöpfung des Menschen widerlegt, da der Daseinszweck des Menschen allein darin besteht, Gott zu dienen und zu verherrlichen (so auch im Islam). Das wiederum steht im krassen Widerspruch zum Vollkommenheitsbegriff, denn ein Wesen, das den Dienst und die Verherrlichung durch andere Wesen benötigt, ist eindeutig nicht vollkommen. Dass es den Dienst und die Verherrlichung wirklich benötigt, zeigt sich in den extremen Strafen (Hölle), die den Verweigerern angedroht werden.
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Gott gibt den Menschen Prüfungen auf, er weiß also nicht, wie sie sich entscheiden werden, da sonst die Prüfungen überflüssig wären. Daraus folgt: Er ist nicht allwissend, woraus wiederum folgt: Er existiert nicht.
Usw. usf.
Chan