Vertrauensfrage zum Bon-System

Altmeier eiert ja gerade nach fast 3 Jahren Entwicklungsarbeit in Sachen Gesetzfindung um die Ecke. Zwei Wochen vor Gesetzbeschluss, er, der offensichtlich wieder einmal unbeteiligte Wirtschaftsminister. Es kann nun jedenfalls gar nicht sein, dass für jeden (Bar-)Zahlungsvorgang in bestimmten Branchen ein Bon ausgedruckt werden muss. Mein Friseur macht das nicht, mein Bäcker um kurz nach Sechs Uhr morgens eben sowenig, bei Rewe werde ich nach dem Ausdruck eines Bons gefragt, wer ihn entsorgen soll. Rewe oder Kunde.

Das Thema im Hintergrund ist Steuerhinterziehung. Und das 4-Augen-Prinzip. Viele tippen in irgendein Gerät namens Kasse was ein, und niemand weiß, welche Kasse das ist. Was tatsächlich registriert und in Richtung Finanzamt transferiert wird. So langsam sickert jedenfalls durch, dass etliche Geschäfte in Geschäften den Finanzbehörden nicht korrekt übermittelt werden. Scheint ein großes Thema in Sachen Steuerhinterziehung zu werden.

Vertrauensfrage:

Was würde denn geschehen, wenn man dieses Bon-System auf das Gesundheitswesen ausweiten und die Abrechnungen mittels einfachem Registrierungssystem prüfbar gestalten würde?

awM

Hallo!

Wieso langsam? Es ist eine altbekannte Tatsache, dass insbesondere kleine und mittelständische Selbständige in bestimmten Branchen (alles was hohe Barumsätze hat) nur sehr widerwillig das Finanzamt an ihren Einnahmen beteiligen.

Bislang knutet die Finanzverwaltung diese Steuerpflichtigen vor allem mit Richtwertsammlungen (aber auch gelegentlich mit der Beschlagnahme von Abfallsäcken, um die Verpackungseinheiten nachzählen zu können), aber man wünscht sich dort noch etwas mehr Struktur.

Schöne Grüße!

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Hallo!

Dein Frisör vielleicht nicht,weil er keine elektronische Kasse verwendet. Er/sie schreibt jeden Betrag auf und gut ist es .
Bäcker haben gewöhnlich seit Jahren E-Kassen und müssen im neuen Jahr zwangsweise einen Bon ausgeben.
Und so alle anderen auch.
Ausnahme, siehe oben.
Wer noch ohne E.Kassen arbeiten darf weiß ich nicht, es werden nicht mehr viele sein, Denn selbst Wochenmarkthändler verwenden schon längst solche Kassen. Die ja auch ihnen bei der Abrechnung Vorteile bieten.

Das Argument mit der Bonpflicht erschließt sich aber auch mir nicht. Denn man kann nur kontrollieren ob ein Bezahlvorgang gebucht wurde, wenn noch im Laden,vor dem Laden eine Kontrolle der Kunden stattfände. Oder wenn man verdeckte Kontrollen durchführt mit Testkunden.
Denn der Kunde muss den Bon weder mitnehmen noch bei sich führen, geschweige denn zu Hause aufheben. Wie also will man kontrollieren ob ein Händler ungebuchte Einnahmen hat ? Soll etwa der Kunde reklamieren wenn er keinen Bon bekäme ?
Übrigens, schon heute fragt mich jeder im Supermarkt „Brauchen sie einen Beleg ?“, nicht aus Täuschungsabsicht sondern aus Erfahrung. Kaum jemand braucht ihn für häusliche Kontrollen (Haushaltsbuch) und der Markt kann so reichlich Geld für Thermorollen sparen. Und muss sich nicht schon an der Kasse über überquellende Mülltonnen ärgern.

MfG
duck313

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Mir ist nicht klar, was Du damit meinst. Die Forderung, auch Kassenpatienten eine pro forma-Rechnung zukommen zu lassen, damit die mal sehen, was da in ihrem Namen (korrekt oder auch nicht korrekt) abgerechnet wird, ist nicht neu und wird insbesondere von der FDP seit gut zehn Jahren immer wieder in den Raum gestellt. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund sind die kassenärztlichen Vereinigungen aber dagegen und aus irgendeinem unerfindlichen Grund ergeben auch die von den kassenärztlichen Vereinigungen in Auftrag gegebenen bzw. durchgeführten Umfragen unter den Patienten, daß diese auch keine Rechnung haben wollen. Da läßt sich dann wohl nichts machen.

Da bin ich gespannt. Denn ‚mein‘ Bäcker umme Ecke hat neben der elektronischen Kasse noch ein Kellnerportemonnaie liegen. In den meisten Fällen wird mein Sonntags-Brötchenkauf über dieses Portemonnaie abgerechnet.
Ich bin gespannt…

Hallo,

das ist sicher ein enormes Problem, ganz im Gegensatz zu den großen Firmen, die ihre Firmensitze in Holland oder anderen Steuerparadiesen haben und die Steuern per Dienstleistungen kleinrechnen um dem Finanzamt so gut wie garnichts zu überlassen.
Hauptsache unser Minister tut irgend etwas gegen irgendeine Steuerhinterziehung, am besten noch was, das jedem Bürger auffällt.

Was, wenn dadurch Kleinstunternehmer, die eh schon am Existenzminimum rumkrebsen, aufgeben und Harzt beantragen müssen (z.B. wegen der Umsatzsteuer)? Wieviel Steuern gewinnt man dann am Ende?

Gruß,
Paran

Ein Verständnisproblem: Wieso müssen die wegen der Umsatzsteuer Hartz4 beantragen? -
Abgesehen davon: Bei Kleinstunternehmern wird doch die Umsatzsteuer gar nicht extra rausgerechnet.
Und die Einkommensteuer dürfte eigentlich nicht sehr hoch sein, wenn sie so wenig Gewinn machen.

Das Problem von Kleinstunternehmern mit geringen Gewinnen ist doch eher die Krankenversicherung, oder überhaupt alle pauschalen Mindestbeiträge. - Oder, was das Thema des Threads betrifft, der Kauf einer elektronischen Kasse.

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Das ist ein anderes Problem. Steuervermeidung durch Lizenzboxen und ähnliche Modelle von internationalen Unternehmen (die übrigens meistens legal sind, also keine Steuerhinterziehung) wird sicher nicht durch eine Bonpflicht verringert.

Oder meinst du, wenn nicht alle Probleme der Welt gleichzeitig gelöst werden können, dann soll gar keines gelöst werden?

Ich habe genügen berufliche Erfahrung in dem Bereich, um berichten zu können, dass das Problem meist nicht bei den Prekären besteht, sondern bei den besser Aufgestellten. Nicht jeder Gastronom ist arm.

Hallo,

ich meine, man sollte steuergesetzlich dort anfangen, wo es am meisten einbringt. Auch im Sinne der Fairness.
Die brav versteuerten Lollies vom ach so reichen Kioskbesitzer bringen kaum mehr, als die Erstellung und Entsorgung der Bons kostet. Und wieviele Bäume werden dafür wieder gefällt?

Gruß,
Paran

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Und genau aus dem Grund wird die Bon Pflicht eingeführt. Oder bist du dir sicher, dass dein Bäcker alle Einnahmen aus dem Portemonnaie versteuert?

Kleinstunternehmer sind normalerweise nicht umsatzsteuerpflichtig - falsches Argument also.
Und wenn sie wirklich so wenig verdienen, dass sie am Existenzminimum herumkrebsen…
Wie sieht das mit der Kalkulation aus? Stimmt die? wäre dann eine abhängige Beschäftigung nicht besser? Auch in Bezug auf Krankenversicherung und späterem Rentenbezug?

Der Sinn der Bonpflicht erschließt sich mir vollkommen.

Da das Portemonnaie direkt neben der Kasse liegt, und auch ab und an über die Kasse abgerechnet wird, bin ich mit da nicht sicher.
Andererseits: so offensichtlich?!

Ich werde sehen…

Wenn man da einen Blick für hat, sieht man das sehr häufig.

  • Offenstehende Ladenkasse? Steuerhinterziehung!
  • Kellner schreibt das zweite Getränk noch handschriftlich auf den Bon („Tschulligung, vergessen!“)? Entweder er bescheißt seinen Arbeitgeber oder das Finanzamt!
  • Zweite Kasse (wie in deinem Fall)? Steuerhinterziehung!

Das ist ziemlich weit verbreitet, deswegen ja auch die Bonpflicht, um das einzudämmen.

Hallo,

ab 17.500 Euro Umsatz / Jahr schon - und das ist bei Gewinnspannen von wenigen Prozent nicht viel.
Wer als Unternehmer weniger als 17.500 Euro Umsatz / Jahr hat, macht das entweder nebenberuflich, spaßeshalber oder hat eine unglaubliche Gewinnspanne.

Gruß,
Paran

Oder er erbringt umsatzsteuerfreie Leistungen, z. B. als Arzt, Vermieter oder Lehrgangsanbieter. Ich kenne umsatzsteuerliche Kleinunternehmer mit Millionenumsätzen.

Was haben die mit Umsatzsteuer und dem Bonthema zu tun?

Gruß,
Paran

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Hallo,
eigentlich gibt es das schon - guckst du hier - https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/patientenrechte/patientenquittung.html
Ist aber wenig bekannt und wird ganz, ganz selten eingefordert.
Gruss
Czauderna

Hallo,

danke, wußte ich tatsächlich auch nicht. Allerdings ist die Kostenpflicht schon wieder ein Konstruktionsfehler; die Krankenkassen würden im Zweifel viel mehr sparen, wenn die Rechnungskopie (um sie mal so zu nennen) automatisch und für den Patienten kostenfrei verschickt würde. Wenn ich mir überlege, was ich als Privatpatient schon auf Rechnungen entdeckt habe, was da nicht oder nicht in der Form hingehörte…

Gruß
C.

Das sind aber doch keine Kleinunternehmer, sondern Freiberufler.
(Was ein Vermieter ist, weiß ich nicht)

Und was genau machen die?