Hallo Markus,
ausgehend davon dass der Sohn des Fragestellers noch ein Kind
ist.
Selbst sogenannte „Bibelkenner“ haben zt. größte Mühe die
Bibel zu verstehen und richtig zu deuten,kann dies überhaupt
jemand?.
Ich danke Dir für diese Bemerkung. Wir wissen zwar nicht, wie alt der Sohn der Fragestellerin ist, aber das spielt auch überhaupt keine Rolle. Für den Ottonormalgläubigen (Erwachsenen) muss eine Religion meines Erachtens verständlich sein/werden, sonst taugt sie nichts! Ich zumindest glaube nicht an eine Religion für einen kleinen auserwählten Kreis und der Hauptstrom der christlichen Weltkirche glaubt das zum Glück auch nicht!
Ich komme gleich noch weiter darauf, inwiefern dies eine Privatmeinung ist…Ich gestehe vorab zu, dass eine Frage ist, ob das hier das richtige Forum ist, solche Fragen zu diskutieren, aber diese Frage wurde nun mal hier gestellt und Religionswissenschaft ist nicht nur Religionsgeschichte und Religionsgeschichte ist nicht nur Datensalat und Datensammlung wie Kronkorkensammeln oder das Beschreiben einzelner Puzzleteile verschiedener Bilder, sondern auch der Versuch, die Bedeutung dieser Daten (zunächst einnmal) in den historischen Kontext zu stellen und sich zu Fragen, was der geneigte Verfasser mit diesen Worten sagten wollte und inwiefern welche Daten als authentisch angesehen werden.
Und diese Interpretation der Authentizität ist zwangsläufig die Frage auch in der Religionsgeschichte: wer was wie damals gemeint haben könnte und ob die entdeckten Worte so zur vermeintlichen Überzeugnung dieser angegebenen Verfasser passt. So kommen eben auch Zweifel zustande, ob das was Flavius Josephus zum Beispiel vom Erlöser Jesus sprach, wirklich von ihn selbst stammt. Religionshistoriker sollten gefälligst objektiv zu sein, das ist klar, aber sie interpretieren ihre Daten und missionieren ihre Interpretationen, das ist auch klar.
Eigentlich sollte es überflüssig sein, hier zu erwähnen, dass die christliche Kirchengeschichte mit den Begriffen Sünde, Hölle, Teufel (Hexe) und Erbsünde nicht nur eine schreckliche Blutspur in der Geschichte der Menschen hinterlassen hat, sondern auch unendlich viel Leid, Selbstzweifel, Verurteilung, Verbannung, Verachtung etc etc etc geschaffen hat. Die Begriffe sind negativ besetzt und nicht nur für Jugendliche im täglichen Leben des Heute schwer vermittelbar. Ich weiß auch, dass es in diesem Punkt nicht darum geht, was Gott gewollt hat, sondern was Menschen daraus gemacht haben. Aber zu einer zeitgemäßen Interpretation gehört, dass wir versuchen, Fragen verständlich zu beantworten.
Eigentlich sollte es auch überflüssig sein, zu erwähnen, dass die Hauptströmungen der christlichen Kirchen die Evolution akzeptiert haben, genauso wie die Tatsache, dass die Bibel NICHT wortwörtlich zu verstehen ist und dass NICHT alles, was in der Bibel steht, so auch passiert ist. Außerdem ist auch akzeptiert, dass einiges, was als wörtliche Rede Jesu geschrieben steht, eher der Fantasie (oder der Ungenauigkeit) des Verfassers zugeschrieben wird.
Dementsprechend schwierig wird es ja für den „Ottonormalgläubigen“!
Wenn Evolution anerkannt ist, ist auch klar, dass anerkannt ist, dass die Geschichte von Adam und Eva so nicht passiert ist. Und die Folgen der Erbsünde sind damit erst einmal bis zur Klärung ausgesetzt! Nun kann man trefflich Interpretieren, inwiefern es doch eine Erbsünde gibt. Die Erkenntnisse der Evolution sind erst vor wenigen Jahren von der christlichen Hauptkirche akzeptiert worden. Entsprechend - langsam und schwerfällig, wie sie nunmal ist - tut sie sich noch schwer, nun überzeugende Alternativherleitungen aufzuzeigen. Ich erspare mir Interpretationen von Paulus oder vom aktuellen Papst oder von Luther. Die Erbsünde ist kein Thema in den Evangelien des Neuen Testaments (wird aber hinein interpretiert).
Aber ich empfehle doch mal die Interpretationen zum II. vatikansichen Konzil. Kardinal Kasper hat dazu (aktuell!) einiges in seinen Büchern ausgeführt.
http://kirchensite.de/aktuelles/kirche-heute/kirche-…
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Kasper
Das hier ist ein Zitat aus Wikipedia über ihn:
quote
Sein Wahlspruch lautet Veritatem in caritate („Wahrheit in Nächstenliebe“). Bischof Kasper war Vorsitzender der Kommission Weltkirche und Stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Am 16. März 1999 ernannte Papst Johannes Paul II. Bischof Kasper zum Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
unquote
Er vertritt in seinen Büchern klar die Meinung, dass seit dem II. vatikanischen Konzil auch der ungetaufte, nicht die christliche Botschaft erhaltende Mensch die Erlösung erfahren könnte. Für ihn klar, dass es eben historische Perspektive war, dass die „damals bekannte“ Erde, als gesamte Erde angesehen wurde, die Zugang zur christlichen Botschaft haben konnte. Heute ist der Lebensraum Erde anders definiert. Wir wissen von vielen Menschen, die nie von der Bibel gehört haben. Es gibt danach für ihn Menschen, die die Botschaft Jesu nicht erfahren können (hört, hört, auf das KÖNNEN wird noch einzugehen sein) und denen trotzdem die Möglichkeit der Erlösung offen steht! Und das auch zu dem thema, was ist mit den Menschen vor Christi Geburt.
Vielleicht seine Privatmeinung - vielleicht eine Religion, die er, der Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen (ALLER Christen) sich so mal ausgedacht hat - ein Schelm der Böses dabei denkt .
Ich habe Sünde und Hölle als Abwesenheit des Guten definiert (mehr darüber weiß heute sowieso niemand) und stehe damit sicher in Übereinstimmung mit dem Hauptstrom der christlichen Kirche. Mir ist auch klar, dass das ein „gemeinsamer Nenner“ ist, der nicht ins Detail geht. Ich erspar mir Interpretationen, wie diese Hölle aussehen könnte - nur so viel. Wirklich Liebende empfinden es schon als Hölle von ihren Lieben getrennt zu sein .
Noch eine Gedankenanregung: Wenn die Evolution von den meisten Christen anerkannt ist, dann ist auch klar, dass wir höherentwickelte Tiere sind. Und dann werden auch tierische Triebe in uns klar. Dass diese Triebe uns bei der täglichen Verwirklichung der Gebote Jesu im Wege stehen, dürfte auch nicht neu sein (Macht, Gewalt sind Teil der Evolutionstheorie).
In diesem Zusammenhang könnte man den zahlreichen Interpretationen von Erbsünde eine - vielleicht zeitgemäße - hinzufügen: Jesus hat klargestellt, was uns vom GEERBTEN Instinkt des Tieres zu unterscheiden hat. Denn Nächstenliebe entspreicht oft NICHT unseren Trieben. Das ist eine in dieser Deutlichkeit neue Botschaft gewesen, die Überzeugung für das Gute und die Gewaltlosigkeit konsequent bis zum Tod als Vorbild zu zeigen und damit mit einer neuen vorgelebten Botschaft zu „erlösen“. Erlösung kann hier Bedeuten: Eine neue Botschaft gebe ich Euch (und lebe sie bis zum Kreuzestod vor). Mühsam geerbte Triebe dann kontrollieren, wenn es nach seiner Botschaft notwendig erscheint. Wenn wir also der christlichen Botschaft oft im Wege stehende „geerbete“ Triebe unter Erbsünde verstehen, bin ich dabei.
Und jetzt gehe ich zugegebener Maßen einen Schritt weiter, als Kardinal Kasper und es darf getrost als meine Privatmeinung interpretiert werden: Wenn Menschen „erlöst“ werden können, die aus „geographischer“ Sicht keinen Zugang zur Botschaft haben konnten (lt Kasper), dann sollte dies auch für Menschen gelten können, die aus physischen oder psychischen Gründen keinen Zugang finden können.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass die wesentlichen Charakterzüge des Menschen in den ersten drei Lebensjahren bestimmt werden. Spätere wesentliche Ereignisse natürlich auch. Denken wir an Missbrauchsopfer, von Eltern vernachlässigte Kinder und viele auch erwachsene Opfer von Gewalt. Das soll kein Unrecht entschuldigen, aber wenn selbst die Justiz längst Umstände und Zurechnungsfähigkeit berücksichtigt, wird es ein „gerechter Gott“ (nach unserem Gerechtigkeitsempfinen) erst Recht tun. Wer glaubt es besser zu wissen, der werfe den ersten Stein gegen diese Menschen, denen die Botschaft aus anderen Gründen nicht zugänglich sein konnte.
Versuchen wir doch mal ansatzweise den Sinn der Botschaft in wenigen Sätzen Menschen, die Fragen, zeitgemäß klar zu machen. Man kann auch aus der Hüfte schießend alles anzweifeln. Mit etwas Nachdenken kommt man als gläubiger Christ meines Erachtens zu den von mir ausgeführten Schlussfolgerungen. Zum Glück scheint es auch wichtige Stimmen in der christlichen Weltkirche zu geben, die das ähnlich sehen.
Was hilft dem Fragesteller? Ich hätte mir kurze hilfreiche Antworten gewünscht, die Mutter und Sohn positiv zu Gutem handeln ermuntert hätten anstatt die alte Angstkiste wieder aufzumachen. Mit Motivation zu gutem Handeln kommt das schlechte Gewissen bei Unterlassungen solcher von ganz alleine! Bei Datensalat kommen dann auch von mir sehr ausführliche Darstellungen, als Versuch durch dieses Labyrinth wieder raus zu finden. Sorry dafür.
Schönen Gruß von
ikarusfly