Vier Tage Randale in UK, auch bei uns mögl.?

Hallo,

wie wird das hier gesehen?

Sind ähnliche Randale wie in UK auch bei uns möglich?

Was sind die Gründe dafür? Bei der Menege an jungen Leuten können es nicht nur alles reine Kriminelle sein - es muss auch was mit lang anhaltenden sozalen Ungerechtigkeiten und Spannungen zu tun haben. Wie wird das hier bzgl. Deutschland gesehen?

Wäre für qualitativ bemerkenswerte Gedanken dankbar, die übliche Rethorik, alle gehören eingesperrt und wir brauchen wieder den starken Mann ist vielleicht nicht so hilfreich…??

Viele Grüsse

Henry, der letzte Woche in Freiburg war und da schon ins Grübeln kam.

Hallo,

wie wird das hier gesehen?
Sind ähnliche Randale wie in UK auch bei uns möglich?

Grundsätzlich haben wir dieses Klientel auch hier zu Gast.

Was sind die Gründe dafür? Bei der Menege an jungen Leuten können es nicht nur alles reine Kriminelle sein - es muss auch was mit lang anhaltenden sozialen Ungerechtigkeiten und Spannungen zu tun haben. Wie wird das hier bzgl. Deutschland gesehen?

Offenkundig finden sie unseren Sozialstaat noch gerecht genug, dass es hier noch nicht dazu gekommen ist. In UK oder Frankreich brodelt das ja schon viele Jahre, auch mal mit tagelangen Straßenschlachten, ohne das das von der breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen worden wäre.

Viele Grüsse

Henry, der letzte Woche in Freiburg war und da schon ins Grübeln kam.

Gib uns, die nicht da waren mal Gelegenheit zum Mitgrübeln. Soll da etwa auch ein Bahnhof gebaut werden?

Hallo,

Sind ähnliche Randale wie in UK auch bei uns möglich?

Selbstverständlich. Bundeninnenminister Friedrich ist „natürlich“ sofort auf dem Posten um diese Idee als völlig abwegig zu bezeichnen, das ist aber Bullshit.

Natürlich betätigt sich der englische Mob vordergründig kriminell, insbesondere weil man ja keine politischen Ziele angegriffen hat, sondern Privathäuser, kleine Geschäfte und Firmen - also nicht etwa Regierungsgebäude, Banken oder andere strategische Ziele, die man für die sozialen Zustände im Land verantwortlich machen muss.

Die Randale aber einfach nur als kriminelle Aktionen abzukanzeln greift zu kurz. Die tiefere Ursache liegt in der Sinn- und Trostlosigkeit abgehängter Menschen, die keine Perspektive mehr haben und deren Frust sich jetzt einen Kanal gesucht hat.

In Deutschland ist die Lage zwar *noch* nicht ganz so brisant, aber auch nicht so komplett anders als in Großbritannien. Auch hier werden Hartz IV-Bezieher flächendeckend als Schmarotzer hingestellt, die alle nur arbeitsscheu, zu bequem und vom Staat zu üppig bezahlt wären. Alles rauchende, trinkende, Playstation-spielende Assis, die sich Krawall-Talkshows im Fernsehen anschauen und den Sozialstaat ausnehmen. So ist das Klischee - und ich behaupte, dahinter steht die Angst kleinbürgerlicher Millieus, sich irgendwie von den bereits Verlorenen abgrenzen zu müssen. Würde man sich nämlich eingestehen, dass 90% der Hartzer keine asozialen Taugenichtse sind, würde man zugleich der Tatsache ins Auge sehen, dass einen selber außer dem Job oder dem Ehepartner, der einen aufgrund seines Status oben hält, nichts von den meisten Transfeerleistungsbeziehern unterscheidet. Würde man den Job oder den Partner verlieren würden ganz viele bisher hochnäsig redende Mittelschichtler auch in Lichtgeschwindigkeit im gesellschaftlichen Bodensatz angekommen.

Würde unsere Bevölkerung nicht tagtäglich von der Systempresse mit den Meldungen der ach so guten Wirtschaftslage in Deutschland gebrainwashed, sondern würde klar deutlich, dass die Klein- und Mittelverdiener überhaupt nicht vom Aufschwung profitieren (der jetzt aber womöglich auch zu Ende geht, dazu die EUR-Krise, die Verwerfungen an den Börsen und die Staatsverschuldungen), würde schonungslos aufgeklärt wie zufrieden das Volk mit den Leistungen der schwarz-gelben Murksel-Regierung ist, würde es hier auch ziemlich düster aussehen.

Mit anderen Worten: hier wird künstlich eine gute-Laune-Stimmung gehalten. Wenn die wegbricht zeigt sich, dass die Umverteilung von unten nach oben, soziale Verwerfungen und Hoffnungslosigkeit hier genauso stattfinden wie in Großbritannien und sonstigen Teilen Europas. Das Bild ist im Grunde überall gleich.

Wir haben in regelmäßigen und immer kürzeren Abständen von brutalen U-Bahn-Schlägern gehört. Mehrfach in München, mehrfach in Berlin, mehrfach in Hamburg. Es hat Tote und dauerhaft behinderte Opfer gegeben. Wir haben hier genauso ein Klientel von gewaltbereiten jungen Leuten, denen Leben und Gesundheit Dritter nichts bedeuten. Wir haben hier auch soziale Brennpunkte, in denen sich Jugendliche mit Migrationshintergrund, Gewaltbereitschaft, gesellschaftliche Verlierer und Rütli-Schüler, die von vorneherein wissen, dass Hauptschüler in Deutschland keinerlei Chancen haben, zusammenballen.

NATÜRLICH können solche Auswüchse wie in Großbritannien hier auch passieren! Unsere soziale Situation mag vielleicht in Teilbereichen leicht besser sein, aber letztlich ist die Hoffnungslosigkeit der jungen Generation nicht anders als überall in Europa.

Krawalle in der jetzigen Form gab es schon vor Jahren in Paris, vor einigen Monaten in Athen (auch wenn es dort keine ungelenkte Jugendgewalt war), jetzt in Großbritannien. Ich zähle auch die Proteste in Nordafrika hinzu, denn auch die wurden initiiert von jungen Leuten, die ijn ihren Ländern und politischen Systemen keine Zukunft sehen und sich wehren.

Der Zunder wurde auch in Deutschland vorbereitet, es müsste nur irgendeiner zu zündeln beginnen, dann brennt es in Berlin, Hamburg und Frankfurt genauso wie in GB.

Ich sehe die Entwicklungen im übrigen als logische Vorboten des Big Bangs, der sowieso kommen wird - und so langsam rückt der Zeitpunkt näher. Egal ob man die weltweiten Finanzen, die Umweltschäden oder die sozialen Verwerfungen in der Welt anschaut, es wird irgendwann explodieren. Ich schreibe das seit Jahren und bisher läuft alles nach Plan darauf hin. Leider.

Gruß,

MecFleih

Natürlich betätigt sich der englische Mob vordergründig
kriminell, insbesondere weil man ja keine politischen Ziele
angegriffen hat, sondern Privathäuser, kleine Geschäfte und
Firmen - also nicht etwa Regierungsgebäude, Banken oder andere
strategische Ziele, die man für die sozialen Zustände im Land
verantwortlich machen muss.

Na dort kriegt man eben schnell einen auf die Muetze oder eine Kugel in den leeren Kopf. Traegt natuerlich auch massiv zur Verbesserung der eigenen sozialen Situation bei, wenn man die eigene Nachbarschaft demoliert, damit dort auch die letzten, die sich nicht alimentieren lassen wollten und eine Existenz aufgebaut haben, rausgeekelt werden.

Die Randale aber einfach nur als kriminelle Aktionen
abzukanzeln greift zu kurz. Die tiefere Ursache liegt in der
Sinn- und Trostlosigkeit abgehängter Menschen, die keine
Perspektive mehr haben und deren Frust sich jetzt einen Kanal
gesucht hat.

Mit Verlaub, mir fehlt der Glaube.

Mit anderen Worten: hier wird künstlich eine
gute-Laune-Stimmung gehalten. Wenn die wegbricht zeigt sich,
dass die Umverteilung von unten nach oben, soziale
Verwerfungen und Hoffnungslosigkeit hier genauso stattfinden
wie in Großbritannien und sonstigen Teilen Europas. Das Bild
ist im Grunde überall gleich.

Was die Konsequenzen angeht, gehen wir konform. Nur die Gruende sehe ich anders.

NATÜRLICH können solche Auswüchse wie in Großbritannien hier
auch passieren!

Aber sowas von. Nur darf man das nicht laut sagen, sonst ist man ein Ulfkotte oder gar Sarrazin und somit Nazi und niemand hat einen lieb.

Gruss
Paul

NATÜRLICH können solche Auswüchse wie in Großbritannien hier
auch passieren!

Aber sowas von. Nur darf man das nicht laut sagen, sonst ist
man ein Ulfkotte oder gar Sarrazin und somit Nazi und niemand
hat einen lieb.

Gruss
Paul

Also laut einigen Zeitungsberichten ist das eine sehr heterogene Gruppe, die da randaliert. Keine irgendwie definierbaren Gruppierungen wie etwa Linke, Rechte, Moslems, Migranten, etc. pp., sondern Menschen, die der sogenannten Unterschicht. Bildungsfern, chancenlos, kaum Möglichkeiten sich aus ihrer Situation irgendwie zu befreien und auh noch durch omnipräsente Werbung total auf Konsum getrimmt, aber frustriert, da der Konsum durch ihre Situation kaum möglich ist. Ein Ulfkotte oder ein Sarrazin gießt mit seinen Äusserungen eher noch Öl ins feuer, als dass da konkrete Lösungen kommen, denn diese haben die beiden leider nicht parat.

MfG,
TheSedated

Tach,

Also laut einigen Zeitungsberichten ist das eine sehr
heterogene Gruppe, die da randaliert. Keine irgendwie
definierbaren Gruppierungen wie etwa Linke, Rechte, Moslems,
Migranten, etc. pp., sondern Menschen, die der sogenannten
Unterschicht.

Laut den Paar Londoner, die ich kenne und gefragt habe, sind die Stadtteile, wo es losging das Londoner Aequivalent zu Pariser Banlieue mit einer durchaus sehr homogenen Bevoelkerungsstruktur.

Bildungsfern, chancenlos, kaum Möglichkeiten
sich aus ihrer Situation irgendwie zu befreien

Das ist einerseits richtig, andererseits aber auch abstrus. Oder anders: Fackelt doch die komplette Downing Street ab um es dem establishment mal so richtig zu zeigen, aber doch nicht den Gemueseladen des Nachbars.

und auh noch
durch omnipräsente Werbung total auf Konsum getrimmt, aber
frustriert, da der Konsum durch ihre Situation kaum möglich
ist.

Das Argument ist IMHO nur ein Scheinargument. Entweder man ist halbwegs zivilisiert und benimmt sich entsprechend, auch wenn die Versuchungen gross sind, und wenn man es nicht tut, dann ist es die pure kriminelle Energie, die den Weg nach aussen sucht und nicht irgendein politisches Statement. Oder man ist es eben nicht, und dann kann man von dem genannten Automatismus reden.

Ein Ulfkotte oder ein Sarrazin gießt mit seinen
Äusserungen eher noch Öl ins feuer, als dass da konkrete
Lösungen kommen, denn diese haben die beiden leider nicht
parat.

Welche Loesungen kann man da auch erwarten? Jedem einen Mercedes und eine Playstation 3 geben, damit die Konsumlust gedaempft wird? Ist ueberhaupt der Wille, ein Teil der Loesung zu sein, vorhanden, unter der Voraussetzung, dass man dafuer auch etwas tun muss, ausser Randale?

Gruss
Paul

Tach,

Laut den Paar Londoner, die ich kenne und gefragt habe, sind
die Stadtteile, wo es losging das Londoner Aequivalent zu
Pariser Banlieue mit einer durchaus sehr homogenen
Bevoelkerungsstruktur.

Es ist auch unsinnig nur auf ethnische Hintergründe abzustellen. Grundsätzlich randalieren die gesellschaftlich Verlorenen, die keine Zukunftschancen sehen und deswegen von sozialen gesellschaftlichen Regeln abgekoppelt sind. Das sind in der Praxis mehrheitlich Migranten weil die oft schon in entsprechende Strukturen hineingeboren werden. Aber es mischen sich genauso Einheimische dazu, die keine Zukunftschance sehen. Deren Anzahl ist nur geringer weil sie schon aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und etwas größerer Anerkennung in der Bevölkerung besser anerkannt werden. Dafür gesellen sich Hooligans und Kriminelle hinzu, die den Krawall ausnutzen um bei der Randale oder Plünderungen mitzumischen.

Das ist einerseits richtig, andererseits aber auch abstrus.
Oder anders: Fackelt doch die komplette Downing Street ab um
es dem establishment mal so richtig zu zeigen, aber doch nicht
den Gemueseladen des Nachbars.

Du nimmst hier eine intellektuelle Auseinandersetzung mit Ursachen und Wirkungen an. Die meisten Randalierer denken aber gar nicht so weit. Die empfinden keine Empathie mit irgendwem oder irgendwas, sie hauen drauf wenn es irgendwo zur Sache geht. Wen es dann trifft, ob es derjenige „verdient“ hat oder nicht, spielt keine Rolle.

Die Gewalt und die Plünderungen sind ja nicht primär politisch motiviert, sondern einfach nur ein Ventil für den aufgestauten Frust.

Entweder man ist
halbwegs zivilisiert und benimmt sich entsprechend, auch wenn
die Versuchungen gross sind, und wenn man es nicht tut, dann
ist es die pure kriminelle Energie, die den Weg nach aussen
sucht und nicht irgendein politisches Statement. Oder man ist
es eben nicht, und dann kann man von dem genannten
Automatismus reden.

Es ist nicht als politisches Statement gedacht, es ist nur Frustabbau und Wut. Die Ursache dafür ist aber die soziale Situation, also der Außenstehende muss die Ursache sehr wohl darin sehen, auch wenn der Randalierer sich das nicht in dieser Weise bewusst überlegt hat.

Welche Loesungen kann man da auch erwarten? Jedem einen
Mercedes und eine Playstation 3 geben, damit die Konsumlust
gedaempft wird? Ist ueberhaupt der Wille, ein Teil der Loesung
zu sein, vorhanden, unter der Voraussetzung, dass man dafuer
auch etwas tun muss, ausser Randale?

Gesellschaftliche Anerkennung, Chancengleichheit und die Möglichkeit, dass Eigeninitiative tatsächlich zu Erfolgen führt, würden schon reichen. Man muss niemandem irgendwelche Konsumgüter schenken, aber man muss Perspektiven ermöglichen.

Gruß,

MecFleih

Halllo,
naja zu erst sollte man hier auch beachten, dass die Engländer wieso alle anders gestrickt sind wie wir Deutschen.

Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr arbeiten wolltet und einfach nicht arbeiten könnt?
Oder studieren wollt und einfach kein geld dazu habt…

gruß

Hi Paul,

Also laut einigen Zeitungsberichten ist das eine sehr
heterogene Gruppe, die da randaliert. Keine irgendwie
definierbaren Gruppierungen wie etwa Linke, Rechte, Moslems,
Migranten, etc. pp., sondern Menschen, die der sogenannten
Unterschicht.

Laut den Paar Londoner, die ich kenne und gefragt habe, sind
die Stadtteile, wo es losging das Londoner Aequivalent zu
Pariser Banlieue mit einer durchaus sehr homogenen
Bevoelkerungsstruktur.

Das ist dank jahrzehtelanger Ausgrenzug durchaus kein Widerspruch.

Bildungsfern, chancenlos, kaum Möglichkeiten
sich aus ihrer Situation irgendwie zu befreien

Das ist einerseits richtig, andererseits aber auch abstrus.
Oder anders: Fackelt doch die komplette Downing Street ab um
es dem establishment mal so richtig zu zeigen, aber doch nicht
den Gemueseladen des Nachbars.

Wieso? Denen ist das Establishment völlig egal. Das sind keine Linken wie die 68er.

und auh noch
durch omnipräsente Werbung total auf Konsum getrimmt, aber
frustriert, da der Konsum durch ihre Situation kaum möglich
ist.

Das Argument ist IMHO nur ein Scheinargument. Entweder man ist
halbwegs zivilisiert und benimmt sich entsprechend, auch wenn
die Versuchungen gross sind, und wenn man es nicht tut, dann
ist es die pure kriminelle Energie, die den Weg nach aussen
sucht und nicht irgendein politisches Statement. Oder man ist
es eben nicht, und dann kann man von dem genannten
Automatismus reden.

Es ist pure Kriminelle Energie. Die Frage ist: Wo kommt die her?

Ein Ulfkotte oder ein Sarrazin gießt mit seinen
Äusserungen eher noch Öl ins feuer, als dass da konkrete
Lösungen kommen, denn diese haben die beiden leider nicht
parat.

Welche Loesungen kann man da auch erwarten?

Jetzt? Keine.

Jedem einen
Mercedes und eine Playstation 3 geben, damit die Konsumlust
gedaempft wird?

*gg* Das würde auch nicht helfen. :smile:

Ist ueberhaupt der Wille, ein Teil der Loesung
zu sein, vorhanden, unter der Voraussetzung, dass man dafuer
auch etwas tun muss, ausser Randale?

Nein, der Wille ist nicht vorhanden.

Geholfen hätte, den Eltern vor 25 Jahren einen Job zu geben und ihnen zu garantieren, daß die Kids eine Ausbildung und auch einen Job bekommen. Jetzt sind sie wie sie sind und wir werden damit leben müssen. Die Ursache ist die Asgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen und die überproportional wachsende Jugendarbeitslosigkeit genau da.

Jetzt werden die Folgen der eigenen Fehler in den vergangenen Jahrzehnten beklagt und es wird nach einer schnellen Lösung gesucht. Kurzfristig können den Wasserwerfer die richtige Antwort sein. Langfristig kann es dazu führen, daß auch in Europa die Mafia regiert, wie in Mexoko und dann helfen auch Wasserwerfer nicht mehr.

Gruß Rainer

Hallo,

naja zu erst sollte man hier auch beachten, dass die Engländer
wieso alle anders gestrickt sind wie wir Deutschen.

Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr arbeiten wolltet und
einfach nicht arbeiten könnt?
Oder studieren wollt und einfach kein geld dazu habt…

Du scheinst zu glauben, das wäre in Deutschland anders. Möglicher Weise sind ein paar Leute weniger betroffen aber für sehr viele gilt das in Deutschland auch.

Mein Sohn zum Beispiel hat ein Fachabitur, ist ‚Staatlich geprüfter Wirtschaftsinformatiker‘ sieht aber sehr schlecht und hat deshalb keinen Führerschein. Das gesundheitliche Handicap genügt, daß er bald 30 wird und immer noch keinen Job gefunden hat.

Was ist da anders? Ob nun schlechte Augen oder etwas dunklere Haut. Die kleinste Kleinigkeit genügt und es gibt immer einen anderen Bewerber der besser geeignet erscheint.

Gruß Rainer

Hallo,

Auch hier werden Hartz IV-Bezieher flächendeckend als Schmarotzer
hingestellt, die alle nur arbeitsscheu, zu bequem und vom
Staat zu üppig bezahlt wären. Alles rauchende, trinkende,
Playstation-spielende Assis, die sich Krawall-Talkshows im
Fernsehen anschauen und den Sozialstaat ausnehmen.

Also in der Fläche zu der ich kontakt habe ist das nicht so.

So ist das Klischee - und ich behaupte, dahinter steht die Angst
kleinbürgerlicher Millieus, …

Spricht da nicht auch ganz viel Verachtung?

Ich Deutschland haben wir einen wesentlichen Unterschied.
Wir haben fast keine junge Generation mehr, die größere Krawalle anzetteln könnte. Kinderlosigkeit hat da also doch auch gesellschaftlich einen Nutzen :wink:

Gruß
Werner

Hallo,

Die Randale aber einfach nur als kriminelle Aktionen
abzukanzeln greift zu kurz. Die tiefere Ursache liegt in der
Sinn- und Trostlosigkeit abgehängter Menschen, die keine
Perspektive mehr haben und deren Frust sich jetzt einen Kanal
gesucht hat.

man kann sich die Mühe machen, einen tieferen Sinn in der Veranstaltung zu suchen, oder man akzeptiert, daß es in einem gewissen Alter und in gewissen Kreisen einfach schick ist, seine Freizeit in dieser Form zu gestalten.

Tatsächlich ist das ganze nicht neu. Selbst in schicken deutschen Vorstädten hauten sich schon vor gut 20 Jahren die Jugendlichen aus Langeweile und aufgrund gruppendynamischer Prozesse zünftig ein paar auf die Fresse. Mal waren es die Gymnasiasten gegen die Hauptschüler, mal die Mods gegen die Punks oder die Pseudolinken gegen die Pseudorechten.

Daß ein Leben in einer gewissen Perspektivlosigkeit hilft, sich in solche Exzesse hineinzusteigern, steht außer Frage. Aus den Vorkommnissen einen Aufstand der Verlorenen zu machen, wird der Sache aber wenig gerecht. Wenn es um einen Aufstand gegen das Establishment ginge, würde man nicht die Läden der wenigen Kleinunternehmer im Viertel verwüsten und TV-Geräte klauen, für die es auch bei Ebay kaum Geld gibt, sondern eben gegen die vorgehen, denen man mit viel Phantasie eine Mitschuld am eigenen Elend geben kann.

Hinzu kommt, daß die Randale organisiert ist und zwar nicht mittels Flugblätter und Mundpropaganda, sondern mittelst technischer Geräte, die nicht für einen Appel und ein Ei zu bekommen sind. Der Mob wird gesteuert von Leuten, die in der Hauerei eben eine Form der Freizeitgestaltung sehen und eine Ablenkung vom Alltag. Die Mehrzahl der Täter ist jedoch die blöde Masse, die sich instrumentalisieren läßt und gar nicht realisiert, was sie da anrichtet.

Bemerkenswert ist insbesondere die Zahl der jugendlichen Täter, die weder geistig noch altersmäßig in der Lage ist, tiefgreifende Überlegungen hinsichtlich ihrer Zukunftsperspektiven oder der gesellschaftlichen Entwicklungen anzustellen.

Wenn 14-jährige den Friseurladen ihrer Nachbarn verwüsten, bin zumindest ich nicht willens, darin einen Protest gegen die herrschende Klasse und gegen Perspektivlosigkeit zu erkennen.

Aber, und da gebe ich Dir recht, das ist natürlich auch in Deutschland möglich. Blöde, die sich von ein paar Partyrandalisten instrumentalisieren lassen, gibt es auch hier. Glücklicherweise findet das derzeit noch unter kontrollierten und vorhersehbaren Bedingungen anläßlich von Fußballspielen und zu „hohen“ Feiertagen wie dem 1. Mai statt.

Gruß
Christian

Hallo,

Also in der Fläche zu der ich kontakt habe ist das nicht so.

Glaube ich dir, aber das sind halt Einzelwahrnehmungen. Dass der, der keine Arbeit hat, in Deutschland noch stärker als in vielen anderen Ländern an sozialer Anerkennung einbüßt und speziell die Hartzer nochmal eine Stufe tiefer stehen, dürfte aber eine weit verbreitete Meinung sein.

So ist das Klischee - und ich behaupte, dahinter steht die Angst
kleinbürgerlicher Millieus, …

Spricht da nicht auch ganz viel Verachtung?

So ist es nicht gemeint. Das wohlhabende Bürgertum gerät weit seltener in die Gefahr finanziell so tief abzustürzen, dass nur noch die Grundsicherung des Staates ihre Existenz sichert.

Ich Deutschland haben wir einen wesentlichen Unterschied.
Wir haben fast keine junge Generation mehr, die größere
Krawalle anzetteln könnte.

Das denke ich aber nicht. Deutschland glänzt nicht mit hohen Geburtenraten. Aber es ist ja nicht so als würden in Deutschland gar keine Kinder mehr geboren. Blöderweise ist das aber immer seltener in Akademikerkreisen der Fall, der Kinderreichtum konzentriert sich bei sozial schwachen Familien, insbesondere auch mit Migrationshintergrund. Die Jugendlichen repräsentieren also immer weniger einen gesunden Querschnitt der Bevölkerung, ganz zu schweigen von überwiegend bildungsnahen Herkünften. Sie kommen vor allem aus den Millieus, die für Krawalle und Hoffnungslosigkeit prädestiniert sind.

Gruß,

MecFleih

Moin,

Laut den Paar Londoner, die ich kenne und gefragt habe, sind
die Stadtteile, wo es losging das Londoner Aequivalent zu
Pariser Banlieue mit einer durchaus sehr homogenen
Bevoelkerungsstruktur.

Das ist dank jahrzehtelanger Ausgrenzug durchaus kein
Widerspruch.

Richtig. Nur: wo kommt sie her? In Bulgakovs „Hundeherz“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Hundeherz ) gibt es einen ganz wunderbaren Spruch darueber, wo „Разруха“, zu Deutsch: Verfall (der Bausubstanz, der Gueter, auch der Sitten) herkommt: er ist keine alte Hexe, die ankommt und alles kaputtmacht, aber wenn man anstatt in die Kloschuessel auf den Boden uriniert und anstatt seine Arbeit zu machen, Lieder singt, dann kommt der Verfall.

Nichts anderes passiert doch in so genannten „Problembezirken“. Sie sind keine Problembezirke, weil das irgendwann so feststand, sie sind Problembezirke, weil da ganz bestimmte Leute wohnen (erstmal nur ein Paar), die dafuer sorgen, dass alle anderen versuchen, so schnell es geht wegzukommen. Und da reichen schon ein Paar „Jugendgangs“, die Abends andere Kinder „abziehen“, nur ein Nachbar, der seinen Muell im Hausflur verteilt weil ihm der Weg zur Muelltonne zu weit ist und nur ein Alkoholiker, der vor der Wohnungstuer uriniert, und schon sagt man sich „naja solange es nur mich angeht, geht es noch, aber wenn ich Mal heirate und Kinder bekomme, bin ich da weg“.

Dann fallen die Mieten und es werden vorzugsweise Leute dahingeschickt, die alimentiert werden und man freut sich erst einmal durch niedrige Mieten gespart zu haben.

Wieso? Denen ist das Establishment völlig egal. Das sind keine
Linken wie die 68er.

Eben.

Es ist pure Kriminelle Energie. Die Frage ist: Wo kommt die
her?

Richtig. Und wo sie herkommt (gerade bei Jugendlichen): aus der Familie.

Jedem einen
Mercedes und eine Playstation 3 geben, damit die Konsumlust
gedaempft wird?

*gg* Das würde auch nicht helfen. :smile:

Eben. Also was?

Ist ueberhaupt der Wille, ein Teil der Loesung
zu sein, vorhanden, unter der Voraussetzung, dass man dafuer
auch etwas tun muss, ausser Randale?

Nein, der Wille ist nicht vorhanden.

Eben.

Geholfen hätte, den Eltern vor 25 Jahren einen Job zu geben
und ihnen zu garantieren, daß die Kids eine Ausbildung und
auch einen Job bekommen. Jetzt sind sie wie sie sind und wir
werden damit leben müssen. Die Ursache ist die Asgrenzung
bestimmter Bevölkerungsgruppen und die überproportional
wachsende Jugendarbeitslosigkeit genau da.

Pardon? Wer garantiert denn irgendwem, dass man dauerhaft einen Job hat und eine Ausbildung fuer Kinder? Man muss sich eben anstrengen und sich hinsetzen und was lernen. Wenn ich mir ansehe, was heutige Abiturienten, die frisch an die Uni kommen oder gar schon Paar Semester studiert haben, so alles nicht auf die Reihe kriegen (beim Dreisatz faengt es an und der 2 Weltkrieg war irgendwann vor 150 Jahren), will ich gar nicht wissen, was an den Hauptschulen abgeht.

Aber: wer will denn jemandem einen Ausbildungsplatz anbieten, der mit Ach und Krach die Hauptschule geschafft hat, beim Vorstellungsgespraech alle dutzt, keine halbwegs lesbare Bewerbung hinkriegt und von Puenktlichkeit hoechstens im Kino was gesehen hat? Warum muss man Leuten, die freiwillig dahingekommen sind, wo sie sind, irgendwas garantieren? Wenn mir jetzt einfaellt, aus Deutschland auszuwandern nach, sagen wir Mal Brasilien, weil dort das Wetter so schoen ist, dann stelle ich mir die Frage: wovon und wie lebe ich denn da? Und wenn es mir nicht passt, dann mache ich das nicht. Welchen Anspruch habe ich denn an die brasilianische Regierung, mich mein Leben lang durchzufuettern oder gefaelligst zu garantieren, dass ich einen guten Job kriege und meine Kinder eine Ausbildung?

Wenn Du ja selbst schreibst, dass der Wille nicht da ist, dann ist Hopfen und Malz verloren, denn man kann hoechstens Hilfe zur Selbsthilfe anbieten, aber doch kein „heute habe ich Mal keinen Bock, da bleibe ich zuhause, aber Morgen soll man mir gefaelligst einen Job garantieren, und Uebermorgen schauen wir Mal weiter“.

Gruss
Paul

Hallo auch,

man kann sich die Mühe machen, einen tieferen Sinn in der
Veranstaltung zu suchen, oder man akzeptiert, daß es in einem
gewissen Alter und in gewissen Kreisen einfach schick ist,
seine Freizeit in dieser Form zu gestalten.

Das klingt so als sei das, was gerade in GB los ist und seinerzeit in Paris stattfand, in manchen Kreisen ganz normal. Ich glaube das nicht. Wenn tausende randalierend und plündernd durch die Großstädte eines Landes ziehen sind das keine „häufiger vorkommenden Jugendsünden“ sondern hat eine andere Qualität.

Tatsächlich ist das ganze nicht neu. Selbst in schicken
deutschen Vorstädten hauten sich schon vor gut 20 Jahren die
Jugendlichen aus Langeweile und aufgrund gruppendynamischer
Prozesse zünftig ein paar auf die Fresse. Mal waren es die
Gymnasiasten gegen die Hauptschüler, mal die Mods gegen die
Punks oder die Pseudolinken gegen die Pseudorechten.

Mit einfachen Prügeleien, wie es sie schon immer gab, haben die britischen Ausschreitungen aber nichts mehr zu tun…

Daß ein Leben in einer gewissen Perspektivlosigkeit hilft,
sich in solche Exzesse hineinzusteigern, steht außer Frage.
Aus den Vorkommnissen einen Aufstand der Verlorenen zu machen,
wird der Sache aber wenig gerecht. Wenn es um einen Aufstand
gegen das Establishment ginge, würde man nicht die Läden der
wenigen Kleinunternehmer im Viertel verwüsten und TV-Geräte
klauen, für die es auch bei Ebay kaum Geld gibt, sondern eben
gegen die vorgehen, denen man mit viel Phantasie eine
Mitschuld am eigenen Elend geben kann.

Die Akteure haben bei ihrem Tun natürlich keine wohlüberlegte politische Motivation und keinen ideologischen Unterbau. Die Stimmung überschlägt sich, es wird gewalttätig, Gruppendynamik, dann wird ohne Nachdenken und Empathie gebrandschatzt und geplündert. Hooligans und simple Kriminelle mischen sich in der Folge hinzu.

Wenn man aber nach den Ursachen der Exzesse sucht kann man die Unüberlegtheit der Minderbemittelten nicht im Raum stehen lassen als gäbe es keine tiefere Ursache - nur weil der einzelne Krawallbruder keine politische Begründung für seine Beteiligung abliefern kann.

Solche massierten Gewaltübergriffe haben Ursachen…

Hinzu kommt, daß die Randale organisiert ist und zwar nicht
mittels Flugblätter und Mundpropaganda, sondern mittelst
technischer Geräte, die nicht für einen Appel und ein Ei zu
bekommen sind.

Du hast mir an anderer Stelle oft erklärt, dass viele Leute dazu tendieren Konsumgüter anzuschaffen, die sie sich nicht leisten können…

Der Mob wird gesteuert von Leuten, die in der
Hauerei eben eine Form der Freizeitgestaltung sehen

Das ist der Beweis, du bist eine andere Generation. :smile: Ich zwar auch, aber schon die nordafrikanischen Aufstände der letzten Monate wurden ja maßgeblich über Twitter und Co. initiiert. Es bedarf - im Gegensatz zu früher - keiner prominenten Gallionsfiguren mehr, der moderne Aufrührer muss sich nur ins Netzwerk einklinken und ist auf dem Laufenden, wo es zur Sache geht.

Bemerkenswert ist insbesondere die Zahl der jugendlichen
Täter, die weder geistig noch altersmäßig in der Lage ist,
tiefgreifende Überlegungen hinsichtlich ihrer
Zukunftsperspektiven oder der gesellschaftlichen Entwicklungen
anzustellen.

Weshalb sie an erstbester Stelle zuschlagen und nicht unterscheiden zwischen den Nachbarn, die es selber schwer haben, und den (zu Recht oder Unrecht) als Auslöser der eigenen Lebenssituation identifizierten Verursacher.

Wenn 14-jährige den Friseurladen ihrer Nachbarn verwüsten, bin
zumindest ich nicht willens, darin einen Protest gegen die
herrschende Klasse und gegen Perspektivlosigkeit zu erkennen.

Natürlich nicht, nicht in dem Sinne, dass der Jugendliche es als Protestaktion versteht. Bei der Ursachenforschung für das Phänomen an sich ist aber naheliegend, dass Wut und Frust, ausgelöst durch die Perspektivlosigkeit, ursächlich sind.

Aber, und da gebe ich Dir recht, das ist natürlich auch in
Deutschland möglich. Blöde, die sich von ein paar
Partyrandalisten instrumentalisieren lassen, gibt es auch
hier. Glücklicherweise findet das derzeit noch unter
kontrollierten und vorhersehbaren Bedingungen anläßlich von
Fußballspielen und zu „hohen“ Feiertagen wie dem 1. Mai statt.

Egal ob in London, in Tunesien oder vor ein paar Jahren in Paris: es startete immer mit dem Tod eines „Gesinnungsbruders“, hervorgerufen durch die Polizei. Tote durch Einwirkung der Polizei haben wir in Deutschland auch schon erlebt: bei Abschiebungen, Festnahmen, vermeintlichen Angriffen auf die Polizei (die später als Fehlwahrnehmungen identifiziert wurden), bei einem Regensburger Studenten, bei einer Festnahme in Bonn vor ein paar Jahren oder einem Schußwaffeneinsatz gegen einen Kneipengast in Hennef vor ein paar Monaten, vor kurzer Zeit bei einer Schwarzafrikanerin bei der Agentur für Arbeit.

Sollte der soziale Druck in Deutschland ansteigen - zum Beispiel wenn der angebliche Wirtschaftsboom zu Ende ist, der Euro abstürzt, die FDP weiter tolle Ideen zugunsten der Reichen und gegen die Armen entwickelt etc. etc. - muss die Polizei versehentlich erneut jemanden töten, der sich anschließend als unschuldig/unbewaffnet herausstellt, schon ist die Lunte hier genauso entzündet wie in den anderen Ländern. Lass’ es blöderweise mal ein Mitglied einer türkischen Großfamilie in Berlin sein, beispielsweise… Dann rappelt es hier genauso wie es anderswo.

Das hat dann auch eine andere Qualität als die altbekannten Hooligans, die den 1. Mai in Berlin oder Hamburg, oder irgendwelche Fussballspiele missbrauchen um sich zu kloppen.

Gruß,

MecFleih

Moin,

Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr arbeiten wolltet und
einfach nicht arbeiten könnt?

Das ist eben die grosse Frage: ist denn der Wille da? Oder hat man eigentlich die Einsicht, sozial ziemlich weit unten zu stehen, aber andererseits nicht den Willen, etwas (im legalen Rahmen) dagegen zu unternehmen? Und, ebenso wichtig: hat man denn was drauf, wofuer man realistisch vernuenftig bezahlt werden kann, oder hat man mit 14 die Schule geschmissen, mit 12 den ersten Raubueberfall gemacht (naja, politisch korrekt: jemanden „abgezogen“), mit 16 das erste Auto geknackt und wundert sich dann mit 18, warum die Welt so boese zu einem ist?

Oder studieren wollt und einfach kein geld dazu habt…

Depends. Ich behaupte Mal: (fast) jeder kann studieren, wenn sein Elternhaus halbwegs funktioniert. Dann arbeitet man nebenbei (ich hatte grossen Respekt vor meinen chinesischen Kommilitonen, die neben einem Vollzeit-MINT-Studium auch noch Vollzeit in der Nachtschicht am Band gearbeitet haben, um ihr Studium und ihren Aufenthalt zu finanzieren), wohnt bei Eltern, sofern man eben das Glueck hat, dass die Nachbar-Uni auch Faecher anbietet, die man studieren will (klar, ist nicht so cool wie eine eigene Bude, aber Lehrjahre sind halt keine Herrenjahre, und das Studentenleben hat sich spaetestens mit Bologna massiv veraendert) und beisst sich irgendwie durch.

Klar, wenn die Eltern sagen: mit 18 bist du hier raus, wir haben die Schnauze voll, dann geht das alles natuerlich nicht.

Aber hier geht es ja auch gar nicht um hoehere akademische Bildung, das ist das Problem, ich will auch gar nicht behaupten, dass nicht jeder - genug Sitzfleisch und Fleiss vorausgesetzt - das Zeug dazu haette, alles Moegliche zu studieren. Aber Fleiss und vor Allem den Willen, sich anzustrengen, braucht man auch, um eben „einfachere“ Dinge zu lernen und „einfachere“ Taetigkeiten auszufuehren.

Gruss
Paul

Hi,

Geholfen hätte, den Eltern vor 25 Jahren einen Job zu geben
und ihnen zu garantieren, daß die Kids eine Ausbildung und
auch einen Job bekommen. Jetzt sind sie wie sie sind und wir
werden damit leben müssen. Die Ursache ist die Asgrenzung
bestimmter Bevölkerungsgruppen und die überproportional
wachsende Jugendarbeitslosigkeit genau da.

Pardon? Wer garantiert denn irgendwem, dass man dauerhaft
einen Job hat und eine Ausbildung fuer Kinder?

Niemand. Ich sage nur, daß das geholfen hätte. :smile:

Man muss sich eben anstrengen und sich hinsetzen und was lernen.

Unfug! Da kommt das Problem doch her, daß das eben auch nichts nützt! Die erste und zweite Generation haben sich durchaus angestrengt, etwas gelernt und dann doch keinen Job bekommen, weil die Haut etwas dunkler war.

Wenn ich
mir ansehe, was heutige Abiturienten, die frisch an die Uni
kommen oder gar schon Paar Semester studiert haben, so alles
nicht auf die Reihe kriegen (beim Dreisatz faengt es an und
der 2 Weltkrieg war irgendwann vor 150 Jahren), will ich gar
nicht wissen, was an den Hauptschulen abgeht.

Aber: wer will denn jemandem einen Ausbildungsplatz anbieten,
der mit Ach und Krach die Hauptschule geschafft hat, beim
Vorstellungsgespraech alle dutzt, keine halbwegs lesbare
Bewerbung hinkriegt und von Puenktlichkeit hoechstens im Kino
was gesehen hat?

Du verwechselst Ursache und Wirkung.
Wenn Du weißt, daß Du schon wegen Deines Namens keine Chance hast, Du unter keinen Umständen einen Job bekommst, brauchst Du Dir auch keine Mühe geben. Es nützt ja doch nichts.

Warum muss man Leuten, die freiwillig
dahingekommen sind, wo sie sind, irgendwas garantieren?

Man muss ihnen nichts garantieren und sie sind da auch nicht freiwillig hin gekommen. Sie haben sich nur damit abgefunden, daß sie ausgegrenzt werden.

Wenn
mir jetzt einfaellt, aus Deutschland auszuwandern nach, sagen
wir Mal Brasilien, weil dort das Wetter so schoen ist, dann
stelle ich mir die Frage: wovon und wie lebe ich denn da? Und
wenn es mir nicht passt, dann mache ich das nicht. Welchen
Anspruch habe ich denn an die brasilianische Regierung, mich
mein Leben lang durchzufuettern oder gefaelligst zu
garantieren, dass ich einen guten Job kriege und meine Kinder
eine Ausbildung?

Wollen wir jetzt Geschichtsunterricht machen und ‚erforschen‘, wie die ‚Gastarbeiter‘ nach Deutschlnd gekommen sind? Ich glaube, das sprengt hier den Rahmen.

Wenn Du ja selbst schreibst, dass der Wille nicht da ist, dann
ist Hopfen und Malz verloren, denn man kann hoechstens Hilfe
zur Selbsthilfe anbieten, aber doch kein „heute habe ich Mal
keinen Bock, da bleibe ich zuhause, aber Morgen soll man mir
gefaelligst einen Job garantieren, und Uebermorgen schauen wir
Mal weiter“.

Du hast es immer noch nicht verstanden.

Jahrzehnte an Ausgrenzung haben aus den Leuten gemacht, was sie jetzt sind. Die Jobs hätten die Eltern und Großeltern gebraucht, dann hätten sich die Kids anders entwickelt.

Den meisten von den Jugendlichen, die da jetzt in London auf der Straße sind, braucht Niemand mehr etwas zu versprechen. Das ist zu spät.

Beschwer Dich bei den Typen, die in den letzten Jahrzehnten Ausländerfeinlichkeit geschürt haben, die haben’s verbockt.

Gruß Rainer

Hi,

Ich behaupte Mal: (fast) jeder kann studieren, wenn
sein Elternhaus halbwegs funktioniert. Dann arbeitet man
nebenbei …

Zwei Fehhler:

1.) Nein, es kaann eben nicht jeder studieren, wenn das Elternhaus stimmt.

2.) Wie geht nebenbei arbeiten, wenn Du wegen Deiner Herkunft keinen Job bekommst?

Gruß Rainer

Hallo,

Der Mob wird gesteuert von Leuten, die in der
Hauerei eben eine Form der Freizeitgestaltung sehen und eine
Ablenkung vom Alltag. Die Mehrzahl der Täter ist jedoch die
blöde Masse, die sich instrumentalisieren läßt und gar nicht
realisiert, was sie da anrichtet.

Du machst dich doch sonst immer über Verschwörungstheorien lustig.

Bemerkenswert ist insbesondere die Zahl der jugendlichen
Täter, die weder geistig noch altersmäßig in der Lage ist,
tiefgreifende Überlegungen hinsichtlich ihrer
Zukunftsperspektiven oder der gesellschaftlichen Entwicklungen
anzustellen.

Die fehlende Zukunftsperspektive führt ja unter anderem dazu. Es ist ja nicht so, dass die Leute vorher Marx gelesen hätten, so wie du dir das jetzt vielleicht warum auch immer vorstellst, vielleicht weil du dich an die RAF vor 40 Jahren erinnsest.

Wenn 14-jährige den Friseurladen ihrer Nachbarn verwüsten, bin
zumindest ich nicht willens, darin einen Protest gegen die
herrschende Klasse und gegen Perspektivlosigkeit zu erkennen.

Es steht dir natürlich frei das Ganze ins Lächerliche zu ziehen.
Wie ich schon öfter schrieb, wenn große Gruppen Leute nie ernst genommen werden sondern eher noch wegen ihrer „Dekadenz“ noch für die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht werden, führt das eben zu dem was wir sehen. Die Leute begnügen sich eben nicht damit, ihr Kreuz vier jahre später einfach woanders zu machen, es geht eher um den Ausbruch eines über Jahrzehnte langsam angestauten Frustpotentials nei einem immer grösser werdenden Teil der Bevölkerung.

Gruß
T.

Hallo,

Der Mob wird gesteuert von Leuten, die in der
Hauerei eben eine Form der Freizeitgestaltung sehen und eine
Ablenkung vom Alltag. Die Mehrzahl der Täter ist jedoch die
blöde Masse, die sich instrumentalisieren läßt und gar nicht
realisiert, was sie da anrichtet.

Du machst dich doch sonst immer über Verschwörungstheorien
lustig.

Stimmt. Was hat das mit dem Sachverhalt oder meinen Ausführungen zu tun?

Wenn 14-jährige den Friseurladen ihrer Nachbarn verwüsten, bin
zumindest ich nicht willens, darin einen Protest gegen die
herrschende Klasse und gegen Perspektivlosigkeit zu erkennen.

Es steht dir natürlich frei das Ganze ins Lächerliche zu
ziehen.

Was nicht der Fall ist.

Wie ich schon öfter schrieb, wenn große Gruppen Leute nie
ernst genommen werden sondern eher noch wegen ihrer „Dekadenz“
noch für die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht werden,
führt das eben zu dem was wir sehen.

Das, was ich sehe, führt nicht dazu, daß ich die Leute ernster nehme. Auch wenn das Konzept in GB etwas anders ist als in Deutschland, so erhält man auch als Arbeitsloser dort im Schnitt in etwa die gleiche lohnunabhängige staatliche Unterstützung. Es geht dort nicht primär um Armut, Hunger und Verzweiflung, sondern um alternative Freizeitaktivitäten, soziale Inkompetenz und Respektlosigkeit.

Ich will allerdings auch gar nicht ausschließen, daß sich die Leute ausgeschlossen fühlen. Nur ist das, was man fühlt, nicht immer eine korrekte Abbildung der Realität. Ein Auseinanderklaffen zwischen eigener Wahrnehmung und Realität ist so selten aber auch nicht. Der Staat kann da nur in den wenigsten Fällen helfen.

Was Du darüber fabulierst, daß irgendjemand diese Leute wegen ihrer „Dekadenz noch für die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht“ hat, erschließt sich mir im übrigen nicht.

zu machen, es geht eher um den Ausbruch eines über Jahrzehnte
langsam angestauten Frustpotentials nei einem immer grösser
werdenden Teil der Bevölkerung.

Ja, das berühmte, über Jahrzehnte angestaute Frustpotential von 14-18-jährigen. Das kann einen echt fertig machen.