Hallo,
ich habe einen anderen Ansatz verfolgt, indem ich Gleichungen aufgestellt habe, die die x- und y-Koordinaten der Punkte miteinander verknüpfen. Das konnte ich dann tatsächlich bis zum Ende durchrechnen.
Zunächst eine Skizze zur (natürlich wie immer maximal günstigen) Wahl des Koordinatensystems, der Benennung der Viereckpunkte A, B, C, D sowie jener der Viereckseiten a, b, c, d:
^
y | \_--
| \_---¯
| \_---¯
| b \_(B)¯
| \_---¯ \_
| \_(C)¯ \_ a
| \_---¯ \ \_
| \_---¯ \ c \_
| \_--¯ phi \ \
+--------------------(D)---------------(A)------\>
d x
Der gegebene Winkel, den die BC-Gerade mit der x-Achse einschließt, sei φ. Dann haben die Punkte B und C die Koordinaten B(xB | m xB) beziehungsweise C(xC | m xC) worin ich mit m := tan φ die Steigung der BC-Geraden bezeichnet habe.
Damit kann ich folgende vier Gleichungen aufstellen:
(1)\quad a^2 = (x_A - x_B)^2 + (m x_B)^2
(2)\quad b = \sqrt{m^2 + 1} : (x_B - x_C)
(3)\quad c^2 = (x_D - x_C)^2 + (m x_C)^2
(4)\quad d = x_A - x_D
Dass (4) trivial ist und welcher berühmte Mathematiker der griechischen Antike hinter (1) bis (3) steckt, ist unschwer zu erkennen.
Jetzt gilt es, dieses Gleichungssystem durch Eliminierung von Variablen – im Idealfall bis nur noch eine übrig ist – aufzulösen. Ich nehme vorweg, dass die Eliminierung die Variablen xA, xB und xD betrifft, d. h. ich leite eine Gleichung her, die nur noch xC enthält.
Ich starte mit folgenden Umformungen von (2), (3) und (4):
x_B = x_C + h
\quad\quad\textnormal{mit}\quad
h := b/\sqrt{m^2 +1}
x_D - x_C = \sqrt{c^2 - m^2 {x_C}^2}
x_A = x_D + d
Diese Umformungen zielen darauf ab, zunächst xA und xB in (1) entsprechend zu ersetzen und danach auf diese Weise auch mit der Differenz xD – xC zu verfahren. Das führt auf:
a^2 = (x_D + d - x_C - h)^2 + (m (x_C + h))^2
a^2 = (\sqrt{c^2 - m^2 {x_C}^2} + d - h)^2 + m^2 (x_C + h)^2
Das ist die oben erwähnte Gleichung, die nur noch xC als einzige Unbekannte enthält. Für eine effiziente Auflösung dividiere ich sie zunächst durch m² …
\Big(\frac{a}{m}\Big)^2 = \Big(\sqrt{\Big(\frac{c}{m}\Big)^2 - {x_C}^2} + \frac{d - h}{m}\Big)^2 + (x_C + h)^2
…und kürze danach soviel wie möglich ab gemäß t = x_C und \alpha = a/m und \gamma = c/m und \vartheta = (d-h)/m. Dann sieht’s schon freundlicher aus:
\alpha^2 = (\sqrt{\gamma^2 - t^2} + \vartheta)^2 + (t + h)^2
Nach dem Auflösen der Klammern hebt sich sogar ein –t² mit einem t² weg und wenn man alles Bekannte auf die rechte Seite schreibt, nimmt das Ding diese Form an:
\vartheta \sqrt{\gamma^2 - t^2} + ht = \frac{1}{2} (\alpha^2 - \gamma^2 - h^2 - \theta^2)
Ich kürze die rechte Seite mit (weil der Term die Dimension einer Fläche hat:smile: F ab, subtrahiere anschließend auf beiden Seiten ht und quadriere:
\vartheta \sqrt{\gamma^2 - t^2} + ht = F
\vartheta \sqrt{\gamma^2 - t^2} = F - ht
\vartheta^2 (\gamma^2 - t^2) = F^2 - 2Fht + h^2 t^2
Das Aufräumen nach t-Potenzen bringt – schau, schau – eine quadratische Gleichung für t zum Vorschein:
(\vartheta^2 + h^2) t^2 - 2Fh t + F^2 - \vartheta^2 \gamma^2 = 0
Da quadratische Gleichungen im allgemeinen zwei Lösungen haben, kann man jetzt schon ahnen, dass das Viereck mit den gegebenen Informationen nicht eindeutig bestimmt ist, sondern dass es immer je zwei Vierecke gibt. Dies ist auch tatsächlich so.
Das Anwenden der pq-Formel auf die quadratische Gleichung liefert:
t^\pm = \frac{Fh}{f} \pm \sqrt{\Big(\frac{Fh}{f}\Big)^2 - \frac{F^2 - \vartheta^2\gamma^2}{f}}
Das kann man unter Verwendung von f - h^2 = \vartheta^2 umformen zu
t^\pm = \frac{1}{f} \Big(Fh \pm \vartheta \sqrt{\gamma^2 f - F^2}\Big)
\quad\quad[\ast]
Fertig!
Alles nochmal zusammengefasst ergibt sich folgendes Programm:
(i) Berechne die Hilfsgrößen
m = \tan\varphi,
\quad
h = \frac{b}{\sqrt{m^2 + 1}},
\quad
\alpha = \frac{a}{m},
\quad
\gamma = \frac{c}{m},
\quad
\vartheta = \frac{d-h}{m}
sowie
f = \vartheta^2 + h^2
\quad\textnormal{und}\quad
F = \frac{1}{2} (\alpha^2 - \gamma^2 - f)
(ii) Berechne die beiden Lösungen t± der quadratischen Gleichung [\ast].
(iii) Dann haben die Eckpunkte der beiden Vierecke diese Koordinaten („t“ jeweils als t± lesen):
A (t + s + d : 0)
B (t + h : m (t + h))
C (t : m t)
D (t + s : 0)
wobei s = \sqrt{c^2 - m^2 t^2}.
Aus den Koordinanten der Eckpunkte kann man natürlich alle Informationen gewinnen, die man haben möchte, also Abstände, Innenwinkel usw.
Ich habe mit dem Ansatz von Peter_57 noch auf die Schnelle eine Seite vollgekritzelt und bin zu der Erkenntnis gelangt, dass sein Gleichungssystem ebenfalls lösbar ist. Vom Rechenaufwand dürfte es sogar vergleichbar sein. Sein Ansatz als solcher gefällt mir persönlich allerdings besser als meiner, weil er koordinantenunabhängig ist.
Geht um die analytische Berechnung der Position eines Lemniskatengetriebes
Hört sich aufregend an
Gruß
Martin