Das ist schon ganz schön harter Tobak - selbst für mich als
EU-Skeptiker.
Kopp-Verlag sagt schon alles, das ist die Hauptspielwiese der überwiegend rechtsgestrickt Durchgeknallten…
http://de.wikipedia.org/wiki/Kopp_Verlag
Das ist schon ganz schön harter Tobak - selbst für mich als
EU-Skeptiker.
Kopp-Verlag sagt schon alles, das ist die Hauptspielwiese der überwiegend rechtsgestrickt Durchgeknallten…
http://de.wikipedia.org/wiki/Kopp_Verlag
Alles Propaganda!
Hallo Zerschmetterling,
Du schreibst:
und dann denk mal drüber nach, was so
ein Exportüberschuss, wie ihn Deutschland hat eigentlich
bedeutet, wenn der Haupthandelspartner die EU ist.
Genau das ist der übliche Propagandanebel.
Erstens gehen inzwischen fast 45 Prozent der deutschen Exporte in Länder außerhalb der EU, Tendenz steigend:
http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article…
Zweitens: Wieso sollte die EU für den Export deutscher Güter nötig sein? Exportieren andere wohlhabende Nicht-EU-Staaten weniger? Exportiert die Schweiz weniger Uhren und Pharmazeutika usw., Exportiert Schweden weniger Saabs und Volvos usw., weil sie nicht zur EU gehören? Natürlich nicht. Und so gut wie die Schweiz oder Schweden könnte Deutschland mit seinen Exporten natürlich auch ohne EU ebenfalls dastehen. Alle anderen Behauptungen, wie sehr Deutschland angeblich die EU „braucht“ und von ihr „profitiert“ ist nur Propaganda, Ideologie, „Des-Kaisers-neue-Kleider“, „Political Correctness“, wenn Du so willst.
Warum wohl spricht Helmut Schmidt in Bezug auf die EU von einer „historischen Last“ für Deutschland, mit der seiner Meinung nach auch die „nachgeborenen Deutschen“ leben müssten, wenn doch Deutschland doch angeblich von der EU „profitiert“? Dann wäre es ja wohl keine „Last“ für Deutschland zur EU zu gehören.
Aber: natürlich hat Helmut Schmidt in diesem Punkt recht. Natürlich ist die EU für Deutschland eine Last. Die Frage ist nur, ob wirklich, wie Schmidt meint, auch nachgeborene Deutsche mit dieser historischen Last namens EU leben müssen (und inwieweit sie dazu in Zukunft bereit sein werden).
Gruß Jasper.
Es sei hier (nur so nebenbei) angemerkt, daß Schweden seit 1995 ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union ist, sowie daß die Automarke SAAB seit vorigem Jahr nicht mehr „exportiert“ wird, da sie in Konkurs gegangen ist.
Und natürlich ist Deutschland als ein Land, dessen Wirtschaft primär am Export orientiert (zu geringer Binnenmarkt) ist auf ein „grenzenloses Europa“ (ohne Zoll- und sonstige Schranken) ziemlich angewiesen, zumal viele der „deutschen“ Unternehmen große Teile ihrer Produktion in „kostengünstigere“ Staaten der EU outgesourct haben.
Gruß
nicolai
Es sei hier (nur so nebenbei) angemerkt, daß Schweden seit
1995 ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union ist,
Stimmt. Aber Norwegen nicht - da hatte ich die beiden Länder in diesem Punkt verwechselt.
die Automarke SAAB seit vorigem Jahr nicht mehr „exportiert“
wird, da sie in Konkurs gegangen ist.
Aber SAAB-Flugzeuge verkaufen sich prächtig.
Und natürlich ist Deutschland als ein Land, dessen Wirtschaft
primär am Export orientiert (zu geringer Binnenmarkt) ist auf
ein „grenzenloses Europa“ (ohne Zoll- und sonstige Schranken)
ziemlich angewiesen,
Nein, ist es nicht unbedingt. So gut wie die Schweiz könnte auch Deutschland auch ohne EU dastehen. Was richtig und sinnvoll - und vor allem ausreichend - wäre, wäre höchstens eine Freihandelszone in Europa. Aber diese EU braucht Deutschland wirklich nicht. (Und der Rest Europas auch nicht.)
Denn: Warum spricht denn Helmut Schmidt bezüglich der EU von der „historischen Last“, mit der seiner Meinung nach sogar die „nachgeborenen Deutschen“ leben müssten, wenn Deutschland doch angeblich so von der EU „profitiert“? Dann wäre es ja wohl keine „Last“, oder?
Gruß Jasper
selbst gedacht ist halb gewonnen
Erstens gehen inzwischen fast 45 Prozent der deutschen Exporte
in Länder außerhalb der EU, Tendenz steigend:
Nix Tendenz. Das liegt vor allem an der schwächelnden Wirtschaft in einigen EU-Ländern.
Zweitens: Wieso sollte die EU für den Export deutscher Güter
nötig sein?
Keine Ahnung, aber irgendwas wird schon daran sein, wenn die Unternehmen davon profitieren. Natürlich neigt der Wutdeutsche dazu, zu ignorieren, daß Dinge, die gut für Unternehmen sind, tendenziell auch gut für den Rest des Landes sind (wenn er Unternehmen nicht gleich als grundsätzliches Übel betrachtet) und natürlich würde die Rückkehr der Zollformalitäten & Konsorten einen einmaligen positiven Effekt am Arbeitsmarkt erzeugen, weil natürlich tausende Menschen eingestellt werden müssten, die sich mit dem Mist herumschlagen, aber irgendwie erscheint mir beides nicht der richtige Ansatz zu sein.
Exportieren andere wohlhabende Nicht-EU-Staaten
weniger? Exportiert die Schweiz weniger Uhren und
Pharmazeutika usw., Exportiert Schweden weniger Saabs und
Volvos usw., weil sie nicht zur EU gehören? Natürlich nicht.
Wieso „natürlich nicht“? Ich kann das nicht beurteilen und schon gar nicht quantifizieren. Du?
Und so gut wie die Schweiz oder Schweden könnte Deutschland
mit seinen Exporten natürlich auch ohne EU ebenfalls dastehen.
Alle anderen Behauptungen, wie sehr Deutschland angeblich die
EU „braucht“ und von ihr „profitiert“ ist nur Propaganda,
Von brauchen war nie die Rede, wohl aber von profitieren.
Warum wohl spricht Helmut Schmidt in Bezug auf die EU von
einer „historischen Last“ für Deutschland, mit der seiner
Meinung nach auch die „nachgeborenen Deutschen“ leben müssten,
wenn doch Deutschland doch angeblich von der EU „profitiert“?
Helmut Schmidt ist entgegen der landläufigen Meinung keine moderne Mischung aus Adam Smith, Albert Einstein, Aristoteles, Thomas Edison, Robert Koch, Nils Bohr, Leonardo da Vinci und Paul Bocuse. Will sagen: der Mann hat nicht per se mit allem recht, was er von sich gibt.
Aber: natürlich hat Helmut Schmidt in diesem Punkt recht.
Natürlich ist die EU für Deutschland eine Last.
Natürlich? Oder meinst Du, daß das Deine Meinung ist und Helmut Schmidt mehr an Beweis ist als jeder andere fordern darf?
Gruß
C.
Stimmt. Aber Norwegen nicht - da hatte ich die beiden Länder
in diesem Punkt verwechselt.
Toll, und die Hauptexportartikel Norwegens sind Erdöl und Erdgas. Wie viel fördern wir nochmal davon?
So gut wie die Schweiz könnte
auch Deutschland auch ohne EU dastehen. Was richtig und
sinnvoll - und vor allem ausreichend - wäre, wäre höchstens
eine Freihandelszone in Europa.
Stimmt, gleiche Standards, einheitliche Rechte und keine Verluste beim Währungstausch sind wirtschaftlich ebenso unbeutend wie eine extreme Aufwertung einer neuen nationalen Währung es wäre.
Denn: Warum spricht denn Helmut Schmidt bezüglich der EU von
der „historischen Last“, mit der seiner Meinung nach sogar die
„nachgeborenen Deutschen“ leben müssten, wenn Deutschland doch
angeblich so von der EU „profitiert“? Dann wäre es ja wohl
keine „Last“, oder?
Ist Helmut Schmidt neuerdings der Papst und erhält seine Weisheiten direkt von Gott? Sooft wie der in seiner Amtszeit daneben gelegen hat, ist er jetzt nicht unbedingt die beste Quelle.
TET
Hallo,
Es sei hier (nur so nebenbei) angemerkt, daß Schweden seit 1995 ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union ist,
Stimmt. Aber Norwegen nicht - da hatte ich die beiden Länder in diesem Punkt verwechselt.
Macht nichts. Informiere Dich einfach mal, wie stark Norwegen (und andere Staaten) in die EU integriert ist. Stichworte zum Suchen können EWR und Europäischer Binnenmarkt sein. Am Schengen-Raum nimmt es auch teil und es zahlt sogar Beiträge in die EU.
die Automarke SAAB seit vorigem Jahr nicht mehr „exportiert“ wird, da sie in Konkurs gegangen ist.
Aber SAAB-Flugzeuge verkaufen sich prächtig.
Na gut, solche Flugzeuge verkaufen sich immer. „Unsere“ Panzer werden wir dafür auch ohne EU in Saudi-Arabien los.
Und natürlich ist Deutschland als ein Land, dessen Wirtschaft primär am Export orientiert (zu geringer Binnenmarkt) ist auf ein „grenzenloses Europa“ (ohne Zoll- und sonstige Schranken) ziemlich angewiesen,
Nein, ist es nicht unbedingt. So gut wie die Schweiz könnte auch Deutschland auch ohne EU dastehen.
Nö, wir haben und hatten eben nicht so ein Bankgeheimnis. Ansonsten finde ich diese Rosinenpickerei nicht richtig. Wenn schon Scheiz, dann auf allen Gebieten. Das würden die Deutschen natürlich dann doch nicht wollen. Daneben ist eben die Schweiz nicht reines Drittlandsgebiet, sondern durchaus auf vielen Ebenen in die EU integriert. Hier kann man mal ein bißchen rumlesen: http://www.europa.admin.ch/ Und da wird deutlich, dass die Schweizer, das eben machen, weil sie davon profitieren.
Was richtig und sinnvoll - und vor allem ausreichend - wäre, wäre höchstens eine Freihandelszone in Europa. Aber diese EU braucht Deutschland wirklich nicht. (Und der Rest Europas auch nicht.)
Na doch, ein bißchen mehr als Freihandel darf schon sein.
Denn Warum spricht denn Helmut Schmidt bezüglich der EU von der „historischen Last“, mit der seiner Meinung nach sogar die „nachgeborenen Deutschen“ leben müssten, wenn Deutschland doch angeblich so von der EU „profitiert“? Dann wäre es ja wohl keine „Last“, oder?
Naja, auch 70 Jahre lang nicht alle paar Jahr mit den Nachbarn die Köppe einhauen ist ein ziemlich großer Profit. Sieht man natürlich als Nachgeborener nicht, weil man glaubt, das wäre das Selbstverständlichste auf der Welt.
Kat, Rußpartikelfilter, bleifreies Benzin, Gurte, ABS, Geschwindigkeitsbeschränkungen etc. pp. sind auch alles eine Last beim Autofahren. Es würde sicher auch ohne gehen. Schneller auf jeden Fall.
Klar ist Manches eine Last. Aber in der Masse und auf Dauer ist vielleicht doch der Profit größer. Deswegen wäre vielleicht die Frage, was wir davon haben schon der falsche Ansatz, wenn man dabei denkt, dass es etwass Zusätzliches sein muss. Dann müsste man erstmal den Ausgangspunkt definieren. Und möglicherweise wäre dann auch die Abwesenheit von etwas ein Profit. So wie die Abwesenheit von Umweltverschmutzung, Unfällen oder schwereren Verletzungen wohl auch als Gewinn angesehen werden kann.
Grüße
Hallo Jasper!
Erstens gehen inzwischen fast 45 Prozent der deutschen Exporte in Länder außerhalb der EU, Tendenz steigend:
Über die Hälfte des Exports entfällt auf die EU und der kleinere Rest auf den gesamten übrigen Globus. Die Bedeutung des innergemeinschaftlichen Handels ist für alle EU-Mitglieder überragend.
Wieso sollte die EU für den Export deutscher Güter nötig sein?
Nötig im Sinne von förderlich und nützlich.
Hast du schon mal als Mittelständler in die Schweiz exportiert, erstmal Vorführgeräte hin – und wieder zurückgeschafft, geliefert, Rücklieferungen und Neulieferungen bearbeitet? Die Prozeduren an der Grenze selbst mitgemacht? Womöglich mit Gerätschaften, von deren Existenz der Zoll noch nie hörte, die in keinem noch so ausführlichen Verzeichnis zu finden sind? Ich hab’s hinter mir und sage dir: Muß ich nicht mehr haben! Für Großunternehmen mit der entsprechenden Infrastruktur sind die Abwicklungsfragen bei über Jahre laufenden Lieferungen vielleicht gar nicht so entscheidend. Unsere Wirtschaft ist aber weit überwiegend mittelständisch und die wäre nicht gut bedient, müßte sie sich bei Lieferungen in die Niederlande oder nach Dänemark mit jeweils speziellen Vorschriften und Verfahren beschäftigen. Oder frage einen Lkw-Fahrer, wie spaßig es früher war, z. B. an der polnischen Grenze ganze Tage zubringen zu müssen. Dafür wurden beiderseits der Grenze viele Menschen mit blödsinniger, offenkundig entbehrlicher Abwicklung beschäftigt, riesige Vermögen sinnlos verblasen und keiner hatte etwas davon. Wie kann man soetwas wieder herbeisehnen?
Exportieren andere wohlhabende Nicht-EU-Staaten weniger? Exportiert die Schweiz weniger Uhren und harmazeutika usw.
Das weiß ich nicht, hat ja niemand ausprobiert. Aus eigenem Erleben ist mir aber geläufig, wie umständlich der Warenverkehr mit Nicht-EU-Ländern ist, z. B. Lieferungen aus oder in die USA. Laufende Lieferungen weniger großer Unternehmen gehen am Problem vorbei. Große Unternehmen mit weltweiter Infrastruktur und über den Globus verteilten Produktionsstätten stehen zwar im Blickpunkt der Öffentlichkeit, sind aber für unsere Volkswirtschaft nicht die entscheidenden Spieler. Die vielen Unternehmen, die nur Fachleute und die Beschäftigten am Firmensitz kennen, die zahllosen kleinen Maschinenbauer und Spezialitätenhersteller aller Gebiete bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft. Ohne sie liefe kein Auto vom Band, gäbe es keine Beschläge an den Fenstern, hätte der Zahnarzt keine Werkzeuge, funktionierte keine Stromversorgung, gäbe es einen großen Teil aller Entwicklungen nicht, würden Arbeitsplätze und Steueraufkommen auf das Niveau eines Drittweltlandes fallen. Diese Mittelständler brauchen allesamt die EU (siehe Beispiel zum Schluß).
Exportiert Schweden weniger Saabs und Volvos usw., weil sie nicht zur EU gehören?
Dir ist offensichtlich entgangen, daß Schweden Mitglied der EU ist. Wirklich abgeschottet von der EU ist kein Land Europas.
Alle anderen Behauptungen, wie sehr Deutschland angeblich die EU „braucht“ und von ihr „profitiert“ ist nur ropaganda…
Natürlich ist es für grenzüberschreitend agierende Unternehmen ein Vorteil, wenn sie praktisch wie im Inland handeln können, wenn ihnen mit der EU ein Binnenmarkt mit einer halben Milliarde Verbrauchern zur Verfügung steht. Der nationale Flickenteppich wäre für Mittelständler – das Gros unserer Wirtschaft – nicht zu bewältigen. Hinzu kommt als mindestens ebenso wichtige Komponente die Harmonisierung nationaler Vorschriften innerhalb der EU. Für jeden Hersteller käme es einer Katastrophe gleich, müßte er unterschiedliche ungarische, französische und italienische Vorschriften berücksichtigen. Wer mal technisches Gerät in die USA exportierte – hab ich 20 Jahre lang gemacht – weiß, wovon ich rede, wenn man fehlende Harmonisierung beklagt. Dir wüchsen augenblicklich graue Haare, müßtest du sowas für 2 Dutzend verschiedene europäische Länder zelebrieren. Stückzahlen gingen in den Keller und Kosten flögen dir um die Ohren. Oder melde ein Patent in den USA an. Auch das habe ich hinter mir und es funktionierte nur, weil ich damals Angestellter eines Unternehmens mit Niederlassungen in den USA und amerikanischen Staatsbürgern auf der Gehaltsliste war. Damals wurde ein Kollege in die USA geschickt, um ein dringend benötigtes, sündhaft teures Bauteil zu kaufen, mit Lötkolben und Draht im Hotelzimmer zum unauffälligen Schlüsselanhänger umzubauen, um das Zeug überhaupt außer Landes und hier durch den Zoll zu kriegen – Vorgehensweise in einem der größten deutschen Unternehmen. Mensch, wir sind sowas von verwöhnt in der EU!
Ein anderer Gesichtspunkt der EU ist aber noch wichtiger als Warenverkehr und Geld: Solange die Geschichtsschreibung zurück reicht, war Europa ein kriegerischer Ort. Eine Generation ohne Krieg, ohne Verstümmelte, ohne Zerstörung – sowas gab es gar nicht. Als ich in den 50er zur Schule ging, hatte ich in der Kaiserzeit geborene Lehrer, die 2 Weltkriege erlebt hatten und immer noch von der Erbfeindschaft mit Frankreich fabulierten. Als bei mir Ende der 60er Wehrdienst zum Thema wurde, mußte man sich gründlich überlegen, den „Dienst am Vaterland“ zu verweigern (nur schwul oder Kirchenaustritt war ähnlich verwerflich). Man handelte sich einen üblen gesellschaftlichen Makel ein, weil in vielen Menschen tief verwurzelt steckte, man müsse das Land gegen die Nachbarn verteidigen. Der Blödsinn, sich gegenseitig zu bedrohen und bei erstbester Gelegenheit zu überfallen, ist erst vorbei, seit konkurrierende Machtblöcke in Europa gemeinsam wirtschaften. Man müßte von allen guten Geistern verlassen sein, die eigenen Kunden, Lieferanten, Teilhaber und Träger der eigenen Währung und der eigenen Werte zu bekämpfen. Die Volkswirtschaften sind inzwischen so eng verflochten, daß man gefälligst nur noch Interesse am gegenseitigen Wohlergehen zu haben hat. Die EU ist nicht nur eine Freihandelszone und Wirtschaftsgemeinschaft, es ist eine Wertegemeinschaft. Es wird nicht akzeptiert, wenn in einem Mitgliedsland wichtige Rechte wie z. B. die Pressefreiheit eingeschränkt werden. Und schließlich kommt auch in anderen existentiellen Bereichen niemand weiter, wenn er nur in der nationalen Nase bohrt, etwa in der Fischerei, in der Gewässerreinhaltung u. v. m.
Warum wohl spricht Helmut Schmidt in Bezug auf die EU von einer „historischen Last“ für Deutschland, mit der :seiner Meinung nach auch die „nachgeborenen Deutschen“ leben müssten…
„Historische Last“ hat doch nichts mit Geld zu tun! Uns muß bewußt bleiben, zu welchem Kulturbruch Deutsche bereit waren, mitmachten oder wegsahen. Der kollektive Hirnriß, der vor ziemlich genau 80 Jahren begann, konnte sich unter geeigneten Voraussetzungen ausbreiten. Es liegt in der Verantwortung der nachgeborenen Deutschen, hellwach zu bleiben, daß sich soetwas nicht wiederholt.
wenn doch Deutschland doch angeblich von der EU „profitiert“? Dann wäre es ja wohl keine „Last“ für eutschland zur EU zu gehören.
Es gibt auch andere als finanzielle Lasten, z. B. eine historische Last, eine Belastung des Gewissens – absolut kostenlos, aber dennoch spürbar und drückend, jedenfalls für Leute mit einem Horizont, der über das eigene Portemonnaie hinaus geht.
Die Frage ist nur …auch nachgeborene Deutsche mit dieser historischen Last namens EU leben müssen
Wie alles Menschengemachte ist auch die EU mit ihren Vorgängern Ergebnis der Geschichte. Dadurch wird die EU aber nicht zur Last. Sie ist im einstigen Dauerkrisenherd Europa der Friedensfaktor schlechthin. Die Bürger der EU genießen Freizügigkeit und die Wirtschaftstreibenden der EU sind nicht durch Regeln und Grenzen vieler Kleinstaaten behindert. Willst du vielleicht eine Umweltpolitik, die ohne EU in einigen Ländern kaum stattfände und in den anderen Ländern wirkungslos bliebe? Willst du wirklich auf die Europäische Gerichtsbarkeit verzichten, die auch bei uns hier und da Fehlentwicklungen bereinigt? Willst du womöglich auf ein einfach und preisgünstig zu erlangendes Europäisches Patent verzichten? Willst du auf das Europäische Verbundnetz der elektrischen Energieversorgung verzichten (dann würde es in Europa öfter mal zappenduster)? Willst Du Gasleitungen an den Grenzen kappen? Willst du auseinander driftende Rechtsordnungen, die dir das Leben schwer machen? Vermutlich nicht, aber was sonst?
Wie alle anderen Länder kommt Deutschland isoliert nicht zurecht, ist in vielfältiger Weise vom Rest Europas existentiell abhängig. Bei gegenseitiger Abhängigkeit ist es nur vernünftig, sich in technischen Normen und rechtlich aneinander anzupassen, gemeinsam zu entscheiden, gemeinsam zu wirtschaften, gegenseitig Einfluß zu nehmen.
Jedes Konstrukt hat seine Schwächen und seine Dauerbaustellen; die EU ist dabei keine Ausnahme. Deshalb ist die EU aber doch nicht schlecht oder womöglich entbehrlich. Wir leben in Europa auf einer Insel der wohlhabenden Seligen, friedlich und in lauter Demokratien. Glaubst du, es ginge uns besser, wenn jeder sein eigenes Süppchen kochte und der Warenverkehr von Heeren Uniformierter drangsaliert, behindert, verlangsamt und verkompliziert würde? Ohne die EU gäbe es keine Fische in der Elbe, weil sie schon in Prag zum Güllekanal verkommen wäre. Ohne terminierte Vorgaben der EU würden wir in Teilen Mecklenburgs bis heute in die Feldmark kacken (ungeklärte Abwässer dorthin leiten), statt Kläranlagen zu bauen.
Manche Leute wenden ein, es gäbe dauernd Streit in der EU, man müsse immer Kompromisse eingehen. Das ist zutreffend, aber friedlich ausgetragener Streit und der schließlich gefundene Kompromiß sind die Basis jedes Gemeinwesens, kennzeichnen den Umgang gleichberechtigter Partner in einer Demokratie. Ist Mist, aber egal ob in der Ehe, in der Gemeinde oder zwischen Staaten hat noch niemand etwas Besseres gefunden.
Praktisches, gerade stattfindendes Beispiel: Ein Mittelständler entwickelt eine neuartige Maschine, kümmert sich während der Serienreifmachung um die Einhaltung aller einschlägigen Vorschriften von elektrischer Sicherheit bis Unfallverhütung und um Schutzrechte. Für den vertretbaren Aufwand etwa bei Spritzgußwerkzeugen ist die Stückzahl wichtig. Regional ein bißchen unterschiedlich wird im Mittel mit einem Absatz von 1 Maschine pro 10.000 Einwohner gerechnet. Für D wäre von 8.000 Maschinen auszugehen, in der EU aber 50.000 Stück – eine ganz andere Hausnummer! Der immerhin 6stellige Entwicklungsaufwand ist nur ein einziges Mal zu leisten, weil von Lettland bis Portugal die gleichen Vorschriften gelten. Die Qualitätszertifizierung des Unternehmen gilt in der gesamten EU, ebenso wie die stattfindende Prüfung des Produkts durch den TÜV. Der Mittelständler reserviert ein paar Regalmeter für die in alle EU-Sprachen übersetzten Betriebsanleitungen, aber ansonsten ist ihm herzlich egal, ob er eine Maschine nach Buxtehude, Riga oder Lissabon liefert. Von der Unfallverhütung bis zum Schutzrecht ist alles wie Inland. Weil zudem der größere Teil der EU eine gemeinsame Währung hat, gibt’s auch von daher weder Risiken noch Kosten. Das alles wäre ohne die EU nicht möglich, mindestens aber sehr viel teurer, langwieriger und personalintensiver. Vermutlich würde der nicht mehr so ganz junge Mittelständler den europaweiten Verkauf ohne EU gar nicht erleben. Das Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern und Umsatz im nur 2stelligen Mio-Bereich wird außerhalb der kleinen Gemeinde, die von der Gewerbesteuer lebt, kaum jemand zur Kenntnis nehmen. Aber es ist einer von abertausenden kleinen Herstellern, die in ihrer Gesamtheit den Kern unserer Wirtschaft bilden, die allesamt von Harmonisierung im europaweiten Markt leben.
Von all dem konnten unsere Altvorderen nicht einmal träumen. Die führten Kriege, um Zugriff auf Märkte zu bekommen.
Was – außer unbegründeten Vorurteilen – hast du gegen die EU?
Gruß
Wolfgang
Was für ein Gesülze (owT)
Ja zur Volksabstimmung über den Verbleib in der EU - auch in Deutschland!
Helmut Schmidts Rede vom 4. Dezember 2011
Hallo Wolfgang,
1.) ein Land muss nicht in einem Konstrukt namens EU Mitglied sein, um eine erfolgreiche Exportnation zu sein.
Japan, Südkorea, Taiwan gehören ja auch nicht zu einer „Asiatischen Union“, sondern sind, jeder für sich, jeweils erfolgreiche Exportnationen. Und das könnte Deutschland auch sein. Klar: Man braucht für Import/Export entsprechende Handelsabkommen mit anderen Ländern, das schon. Aber das war’s auch schon. Das die EU dafür nötig sei ist, wie gesagt, nur eines: Verordnete Ideologie, Propaganda, so ähnlich wie früher in der DDR.
2.) Helmut Schmidt hat in seiner Rede mit „historischer Last“ keineswegs nur die zu Recht beschworene „Pflicht zur Erinnerung“ gemeint, sondern vielmehr auch die Konsequenz für die Gegenwart, die eben, seiner Meinung nach, auch die „nachgeborene deutsche Generation“ zu tragen habe. Und diese „Last der Gegenwart als Konsequenz der historischen Last“ ist eben die EU. Warum wohl z.B. hatte Dänemark die Souveränität sein Volk darüber abstimmen zu lassen, ob es den Euro überhaupt will, Deutschland aber nicht? Und warum hat Deutschland nicht die gleiche Souveränität wie etwa Großbritannien zumindest darüber zu diskutieren, ob es überhaupt noch zur EU gehören will? Wenn doch Deutschland angeblich so toll von der EU „profitiert“?
Hier ist die ganze Rede von Helmut Schmidt vom 4. Dezember 2011:
http://www.spd.de/presse/Pressemitteilungen/21498/20…
Hier zwei Reaktionen darauf:
_ S.P.O.N. - Der Schwarze Kanal: Deutsche, aufs Sünderbänkchen
Wenn gar nichts mehr hilft, kommt der Verweis auf die Vergangenheit: Altkanzler Schmidt vergleicht die Bundesregierung schon mit der deutschen Regierung vor dem ersten Weltkrieg. Den Merkel-Gegnern gehen die rationalen Argumente aus.
Ein Kommentar von Jan Fleischhauer_
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/s-p-o-n-de…
Thilo Sarrazin im „Zeit“-Interview:
_(…)
ZEIT: Sie schreiben: »Soweit die Politik meint, aufgrund politischer Erwägungen wegen der deutschen Schuld am Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust besondere Opfer im Sinne einer ›europäischen Solidarität‹ bringen zu müssen, sollte auch dies offen diskutiert und klar ausgewiesen werden.« Warum gehören die Wörter »Holocaust« und »deutsche Schuld« in ein Buch über den Euro?
Sarrazin: Weil es diesen Subtext in der Diskussion gibt. Man leitet aus der deutschen Schuld eine besondere Verpflichtung für Europa ab.
ZEIT: Wer ist »man«?
Sarrazin: »Man« ist zum Beispiel Eugenio Scalfari in der ZEIT. Scalfari, laut Ihrer Zeitung »Italiens großer linksliberaler Publizist«, gab Ihnen vor wenigen Wochen ein Interview. Darin sagte er: »Wenn Deutschland eine Finanzpolitik betreibt, die den Euro scheitern lässt, dann wären die Deutschen für das Scheitern Europas verantwortlich. Das wäre die vierte Schuld nach den Weltkriegen und dem Holocaust. Deutschland muss jetzt seine Verantwortung für Europa übernehmen.« Da haben wir den Nexus von Euro und Holocaust.
ZEIT: Aber das ist ein Publizist, kein aktiver Politiker. Niemand, der aktuell regiert, vertritt die Holocaust-Begründung!
Sarrazin: Auch Helmut Schmidt zog in seiner Rede auf dem SPD-Parteitag im Dezember 2012 eine ähnliche Linie. Sie schien dann erneut auf bei Peer Steinbrück in meiner Diskussion mit ihm bei Günther Jauch. Natürlich leben wir Deutschen alle mit diesem Subtext. Ich lebe auch damit. Aber deshalb sage ich auch ganz eindeutig: Es kann nicht sein, dass wir bald siebzig Jahre nach dem letzten Weltkrieg mit dieser Begründung für die Schulden anderer Länder aufkommen sollen, und genau darauf laufen zum Beispiel Euro-Bonds hinaus.
(…)_
Guten Abend!
Glückwunsch zur passenden Überschrift (Gesülze) für deinen Beitrag.
Ja zur Volksabstimmung über den Verbleib in der EU - auch in
Deutschland!
Mit nur einer besonderen Ausnahme in Art. 29 sieht das Grundgesetz Volksentscheide nicht vor. Man müßte also erst die Verfassung ändern. Man kann aber mit Gewißheit davon ausgehen, daß es eine parlamentarische Mehrheit für das Ziel einer Verfassungsänderung zur Einführung von Volksentscheiden nicht gibt.
Von daher hast du deine Forderung richtig überschrieben: Gesülze.
Gruß
Wolfgang
Moin Wolle,
Glückwunsch zur passenden Überschrift (Gesülze) für deinen
Beitrag.
du meinst also, dass dieser Ultra meinen Beitrag diskreditiert habe? Dem werd ich’s zeigen…
Man kann aber mit Gewißheit davon ausgehen,
daß es eine parlamentarische Mehrheit für das Ziel einer
Verfassungsänderung zur Einführung von Volksentscheiden nicht
gibt.
Naja, Mehrheiten konnten sich früher auch ändern. Das nannte man Demokratie.
Was ich an deinem [Zensur] lustig fand, war die Auffassung, dass durch den freien Handel und die Vereinheitlichung die Allgemeinheit profitiere. Gerade vor kurzem wurde nämlich über eine Rekord-Arbeitslosigkeit in der EU berichtet. Wie kommt das denn? Sag bloß, dass es im Wesentlichen die Exportnationen sind, die davon profitieren. Und dass in den anderen Staaten die dortige Wirtschaft nicht in Schwung kommt. Und schon haben sie eingesetzt, die neuen Arbeitnehmer-Wanderungsbewegungen…
Hi!
1.) ein Land muss nicht in einem Konstrukt namens EU Mitglied
sein, um eine erfolgreiche Exportnation zu sein.
Japan, Südkorea, Taiwan gehören ja auch nicht zu einer
„Asiatischen Union“, sondern sind, jeder für sich, jeweils
erfolgreiche Exportnationen.
Noch nie etwas von APEC, ASEAN oder PECC gehört, stimmt’s?
Deswegen ist es unnötig, den Rest zu lesen, wenn nicht einmal Basisfakten vorhanden sind.
Grüße,
Tomh
PS: Und Deutschland „alleine“ gegen USA und Japan … viel Spaß
Hallo Tomh,
Noch nie etwas von APEC, ASEAN oder PECC gehört, stimmt’s?
Noch nie was vom Unterschied zwischen einem Freihandelsabkommen bzw. einer Freihandelszone und einer politischen (Zwangs-)Union mit dem Ziel eines zentralistisch verwalteten, europäischen Superstaates wie der EU gehört, stimmt’s?
Deswegen ist es unnötig, den Rest zu lesen, wenn nicht einmal
Basisfakten vorhanden sind.
Ganz genau. Und deshalb empfehle ich Dir für ebenjene Basisfakten das Lesen folgender Wikipedia-Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Asiatisch-pazifische_wi…
http://de.wikipedia.org/wiki/ASEAN
http://en.wikipedia.org/wiki/PECC
http://de.wikipedia.org/wiki/Freihandelsabkommen
PS: Und Deutschland „alleine“ gegen USA und Japan … viel
Spaß
Auch das ist Propagandaschwachsinn. Der wirtschaftlich Erfolg eines Landes jeweils pro Einwohner gerechnet hat nicht das Geringste mit dessen Größe bezüglich Landmasse oder Einwohnerzahl zu tun, sondern vielmehr mit der Qualität seiner Exportprodukte. Eine der erfolgreichsten Exportnationen der Welt, Südkorea, hat „nur“ 50 Millionen Einwohner. Glaubst Du, Südkorea muss sich mit Japan, Taiwan, Thailand usw. zu einem asiatischen „Superstaat“ zusammenschließen, um gegen die USA „bestehen“ zu können? Blödsinn.
Hallo Jasper!
Zunächst einige Anmerkungen zu „historischer Last“, für die du Helmut Schmidt und diverse Journalisten bemühst. Kein Mensch kommt aus sener Geschichte heraus. Dein Elternhaus, vermögend oder auch nicht, dein Erbgut, deine Prägungen, Talente, Krankheiten und Schwächen kannst du nicht abschütteln. Außerdem machst du Erfahrungen und lernst daraus. Du schleppst all das mit und gibst manches davon an Kinder und Enkel weiter. Das gilt aber auch für ein ganzes Volk mit seiner Geschichte, seiner Gesetzgebung, der Organisation seines Gemeinwesens, der Struktur seiner Wirtschaft, seiner Mentalität und seiner Erfahrungen. Dabei zeigen die Erfahrungen in Europa, daß Nationalismus und mangelhafte Zusammenarbeit zu Katastrophen führten. Von daher ist es wenig hilfreich, andere Länder in anderen Kontinenten anzuführen, um über Deutschland und die EU zu diskutieren. Andere leben in anderer geographischer Lage, mit anderem kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und geschichtlichen Hintergrund.
Wir können uns nicht von der Geschichte lossagen, die u. a. vom gegenseitigen mißtrauischen Belauern verschiedener europäischer Mächte bestand. Nicht nur, aber auch deutsches Großmachtstreben gehörte dazu. Schuldfragen will ich hier nicht stellen, es mündete jedenfalls in Kriegen. Das alles fand erst durch europäische Zusammenarbeit sein Ende, bei der man schrittweise den gegenseitigen Nutzen mit gemeinsamen Interessen erkannte. Ohne enge Zusammenarbeit hätten wir auch heute eine Situation, in der D als Macht im Zentrum Europas von allen anderen mißtrauisch belauert würde. Immerhin machten sämtliche Nachbarn übelste Erfahrungen mit einem auf Abgrenzung bedachten Deutschland. Niemand in Europa, auch niemand in Deutschland, kann sich solche Situation je wieder wünschen.
Allein schon die geographische Lage als der zentrale Verkehrsknotenpunkt mit 9 unmittelbaren Nachbarn, über den ein beträchtlicher Teil des Handels vieler Staaten Europas läuft, macht enge Zusammenarbeit zwingend. Ob Energieversorgung oder Umweltschutz, Straßen, Schienen- und Luftverkehr, Normen, Qualitätskriterien, rechtliche Rahmenbedingungen, Polizei und Katastrophenschutz oder das gesamte Kommunikationswesen – ohne enge Zusammenarbeit geht gar nichts.
Durch enge Zusammenarbeit entsteht kein „zentralistischer Superstaat“, wie manche Leute behaupten. Vielmehr gilt das Subsidiaritätsprinzip. Einen Teil seiner Souveränität gibt man in jeder Gemeinschaft auf. Im Vordergrund stehen gemeinsame Interessen, zu deren gemeinsamer Wahrnehmung man sich freiwillig einordnet. In einer Ehe ist dir i. a. nicht freigestellt, mit wem du in die Kiste steigst und als Mitglied im Schützenverein, wo jeder eine grüne Jacke trägt, kommst du mit braun kariert nicht gut an. Daß Bürger in Deutschland nicht gefragt wurden, ob sie die Montanunion, später EWG und EU und schließlich den Euro wollten, liegt an unserer Verfassung, die Volksentscheide (mit einer Ausnahme in Art. 29) nicht vorsieht. Das ließe sich ändern, brächte man dafür die parlamentarische Mehrheit zustande. Ist aber nicht erkennbar.
Das Zusammenleben in der EU funktioniert. Es funktioniert besser als jemals in der Geschichte Europas. Auf Usedom hindert dich kein Grenzer, von Deutschland nach Polen zu spazieren. In manchen Orten etwa an der deutsch-holländischen Grenze bemerkt niemand etwas von Grenze. Wozu auch, es wäre nur hinderlich für das Leben der Menschen. Wer in Frankfurt an der Oder über eine Brücke geht, ist in Slubice und merkt eigentlich nichts davon. Ähnliches gilt für Orte an den Grenzen zu Frankreich oder Tschechien. Alle arbeiten eng zusammen, leben zusammen, viele gehen täglich zur Arbeit über die Grenze, die sie gar nicht mehr wahrnehmen. Der engstirnige Kram mit Grenzen und Abgrenzungen wäre nur lästig. Die Menschen studieren und arbeiten ungeachtet der Grenzen, heiraten ungeachtet der Nationalität. In den Grenzregionen wachsen ganze Gemeinden zusammen. Mancherorts gehen die Polizisten der Nachbargemeinden gemeinsam Streife. Du glaubst hoffentlich selbst nicht, daß du dort mit der Idee, abzuschotten und nur ein bißchen Handel zuzulassen, einen Blumentopf gewinnen kannst. Im Rest der Republik auch nicht. Wir sollten alle froh sein, das überkommene Denken der Altvorderen überwunden zu haben. Mancher Alte, der früher Wehrmachtsuniform trug und in Polen die Sau ‘rausließ, inzwischen aber von seiner polnischen Pflegekraft vor dem Altersheim bewahrt wird, will an damaliges Denken und Handeln nicht so gerne erinnert werden.
Unsere Vorfahren brauchten U-Boote, Panzer und Bomber, um sich vom Nordkap bis Gibraltar, von Riga bis Lissabon zu bewegen. Reisen quer durch Europa stehen heute jedermann frei und mit einiger Wahrscheinlichkeit wird man nicht mal nach dem Personalausweis gefragt. Das ist eine schier unglaublich tolle Freiheit, die du in Frage stellen willst. Was für eine verquere Ideologie ist das? Mit Freiheit hat sie jedenfalls nichts zu tun. Du willst Menschen einengen und drangsalieren, gräbst Gedankengut früherer Jahrhunderte aus, das sich nicht bewährt hat, nur furchtbar viel Elend brachte.
Manche Leute trauern der D-Mark nach, fabulieren von früherem Wachstum, Exportweltmeister o. ä. Zu Zeiten des Wirtschaftswunders (bei dem wie heute z. B. in China hohe Wachstumsraten aufgrund niedriger Ausgangszahlen erzielt wurden; mitnichten ein Wunder) war die Freude über brummenden Export berechtigt. Aber dauerhaft hohe Exportüberschüsse gegenüber den Haupthandelspartnern sind kein Zeichen nachhaltig tragfähigen Wirtschaftens, wenn die Überschüsse die Defizite anderer Länder abbilden. Wir können kein Interesse an dauerhaft defizitär wirtschaftenden Handelspartnern haben. Deshalb sind z. B. die Stabilitätskriterien im Euro-Raum zwar der Höhe nach willkürlich, dem Grunde nach aber sinnvoll. Jeder Handwerker oder Händler weiß, daß er von seinen Kunden keinen dauerhaften Nutzen hat, wenn die immer mehr Schulden machen. Der Stolz auf Exportüberschüsse ist daher ein fragwürdiges Vergnügen. Vielmehr sitzen wir mit den Haupthandelspartnern in einem Boot. Wenn es den Haupthandelspartnern dreckig geht, geht es uns bald darauf nicht besser. Das ist übrigens langfristig keine Frage der Währung. Weil alle Güter, wenn auch über Umwege, letztlich dem privaten Konsum dienen, können wir nur das Interesse haben, daß es den Menschen unserer Handelspartner möglichst gut geht.
Daß etwa Griechenland und Spanien Diktaturen waren, ist noch gar nicht lange her. Vom ehemaligen Ostblock ganz zu schweigen. Für unser eigenes Wohlergehen ist es wichtig, daß gefährliche Fehlentwicklungen nicht hingenommen werden. In instabilem Umfeld und/oder wo es zu vielen Menschen schlecht geht, kann man nicht auf eigenes Wohlergehen hoffen, müssen größere Teile des erarbeiteten Vermögens dem Wirtschaftskreislauf entzogen und in Rüstung gesteckt werden. Solche Situationen nicht zu verhindern, wäre alles andere als klug.
In dem Zusammenhang muß man fragen, wozu jedes einzelne Land der EU eigene Streitkräfte braucht. Rüstungsprojekte werden schon seit Jahrzehnten gemeinsam bearbeitet und auch bei den Streitkräften gibt es eine Art Arbeitsteilung. Das läßt sich ausbauen und damit sehr viel Geld sparen. Auch im zivilen Bereich gibt es etliche Projekte, die kein Land alleine schultern kann. Das europäische Navigationssystem ist ein Beispiel, ein anderes ist Airbus, mancherorts einer der größten Arbeitgeber.
Es sollte deutlich geworden sein, daß wir die enge Verflechtung mit den Ländern Europas brauchen, zur Friedenssicherung und für dauerhafte Stabilität in Europa, zur Harmonisierung der Rahmenbedingungen für florierenden Handel, im Interesse des buchstäblich naturgemäß nur länderübergreifend funktionierenden Umweltschutzes sowie im Interesse der Freizügigkeit europäischer Bürger. Nationales Genöhle braucht niemand. Es brachte nur Katastrophen. Europäer sollten alles für noch engere Zusammenarbeit tun, damit aus der EU die Vereinigten Staaten Europas werden.
Stichhaltig begründete Gegenargumente sehe ich nicht. Es ist übrigens ein gemeinsames Kennzeichen sämtlicher EU-Gegner, daß keiner zu den Gründen seiner Vorbehalte steht und nicht mit nachvollziehbaren Argumenten herausrückt. Einer wurde von osteuropäischen Banditen beklaut und meint, deshalb müsse man die politischen Mühen von mehr als einem halben Jahrhundert zerschlagen. Der nächste mag sich nicht von Uropas Großdeutschlandphantasien trennen. Wieder andere reden von Überfremdung, betrachten aber die eigene Freizügigkeit als Selbstverständlichkeit. Bei uns in McPomm gehen Leute mit der Behauptung auf Stimmenfang, der Ausländeranteil (im einstelligen Prozentbereich, aber das sagen sie nicht) wäre für die Arbeitslosigkeit im zweistelligen Prozentbereich ursächlich. Genau die gleichen Leute beauftragen eine billige polnische Firma zum Dachdecken. Ich kenne hier die Pappenheimer, deren Sprüche und ihr Handeln. Auch du stehst nicht zu den Gründen deiner Vorbehalte, bietest statt dessen die Interpretation von Aussagen irgendwelcher irrelevanter Leute und führst Südkorea an.
Gruß
Wolfgang
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wenn man hier nur Sternchen vergeben könnte…!
Was ich an deinem [Zensur] lustig fand, war die Auffassung,
dass durch den freien Handel und die Vereinheitlichung die
Allgemeinheit profitiere. Gerade vor kurzem wurde nämlich über
eine Rekord-Arbeitslosigkeit in der EU berichtet.
Soll das ernsthaft ein Argument dafür sein, daß es unserer Wirtschaft besser ginge, wenn zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten unserer Nachbarländer noch Handelshemmnisse hinzukämen?
Sie lasen soeben: The Return of Gesülze (owT)
Auf Wiedersehen, EU!
Soll das ernsthaft ein Argument dafür sein, daß es unserer
Wirtschaft besser ginge, wenn zu den wirtschaftlichen
Schwierigkeiten unserer Nachbarländer noch Handelshemmnisse
hinzukämen?
Hm? Unserer Wirtschaft geht es doch prima. Mal abgesehen davon, dass unsere Regierung es skandalöserweise nicht hinbekommt, einen ausgeglichen Bundeshaushalt zu präsentieren, sind Steuereinnahmen und Beschäftigung auf ziemlich hohem Niveau. In den südlichen Euroländern dagegen ist es die Arbeitslosigkeit, die sich einem Rekordniveau nähert.
Wie kommt’s? Ist recht einfach. Früher hat der Staat in diesen Ländern eben genau so wie heute Geld ausgegeben. Das Ergebnis waren Inflation und Abwertung. Das war wiederum eine gute Basis für Investitionen dort. Außerdem strömten die Touristen. Ein klassischer Ausgleichsmechanismus.
Heute strömen die Touristen in die Türkei, wo es so billig ist. Und dort wird auch investiert. Der Ausgleichsmechanismus fehlt. Die Länder müssten sich der deutschen Sparpolitik (die eigentlich gar keine ist) anschließen. Das schaffen sie aber nicht, denn die Wähler zahlen es Sparpolitikern heim. Sie wollen weiter, dass der Staat Geld ausgibt.
So, und jetzt gebe ich dir tatsächlich Feuer frei. Ich bin nämlich auf deine Gegenargumente gespannt.
Guten Abend!
Punktgenau lieferst du die Bestätigung für meine Aussage, daß die Gegner der EU keine Argumente haben. Falls du Sachliches beizutragen hast, bin ich gerne dabei. Zu intellektueller Auseinandersetzung mit Wehrlosen habe ich aber keine Neigung.
Gruß
Wolfgang